Mit dem 2. Vatikanischem Konzil ist eigentlich eine neue Zeit angebrochen...
Doch nicht alle sind dem wohlwollend gestimmt.
Im Vergleich dazu vor 2.000 Jahren:
Auch damals ist mit Jesus eine neue Zeit angebrochen, wo die Liebe Gottes mehr hervorbrach.
Doch nicht jeder konnte damit etwas anfangen...
So wie damals sich das Heil auf alle Menschen ausbreitete scheint mit dem Konzil eine Einladung an ALLE Menschen zu gehen, eine Einladung, sich Gott zu öffnen und das Heil zu suchen...
Und ich muss unweigerlich an das Gleichnis von der Hochzeit denken...
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Hier ein Artikel aus einer religiösen Zeitschrift:
Wenn man aus einem Zimmer hinaustritt, so kann man, gegebenenfalls, mit diesem Zimmer zugleich das Haus verlassen. Steht dieses Haus an einer Grenze, so verlässt man mit dem Zimmer auch das Land und, im entsprechenden Fall, gleichzeitig noch den Kontinent. Mit diesem Beispiel beschreibt ein deutscher Philosoph den Schritt, den die Menschheit im letzten Jahrhundert getan hat. Ginge ein Mensch des 19. Jahrhunderts einige tausend Jahre zurück, in eine alte Kultur, so würde er die meisten Geräte und Werkzeuge wieder finden, die auch er verwendet. Ebenso wäre einem Menschen der Jungsteinzeit in unseren alten Bauernhöfen so ziemlich alles bekannt. Käme allerdings ein Mensch vom Beginn des 20. Jahrhunderts in unsere Zeit, so würde er vor etwas völlig Fremden stehen: Autos, Flugzeuge, High - Tech, Computer, ebenso die Gesellschaftsform und die soziologische Strukturen - nichts von alldem wäre ihm vertraut.
Es wäre nun höchst erstaunlich, hätte das nicht auch Auswirkungen auf Kirche, Glauben und unsere Frömmigkeit. An sich ist das mächtige Schiff der Kirche nicht sonderlich beunruhigt von den Wellen und Wogen der jeweiligen Mode einer Zeit. Die Kirche lebt jedoch in der Zeit und - ohne dem Zeitgeist nachzulaufen - bleibt sie doch in all den verschiedenen Strömungen bei den Menschen. Die gewaltige Verwandlung der Menschheit im 20. Jahrhundert (wie sie bereits mit dem Ende des Mittelalters begann und sich über Humanismus, Aufklärung usf. entwickelte, soll hier nicht verfolgt werden) stellte natürlich auch die Kirche vor eine neue Wirklichkeit. Sich dafür zu öffnen, das Steuern auf das Meer dieser neuen Zeit, das geschah im II. Vatikanischen Konzil.
Das Reich Gottes ist wie ein Sauerteig, der das Mehl durchsäuert (vgl. Mt 13,33). So existiert das Christliche nicht für sich selbst in dieser Welt, sondern es ist eine Wirksamkeit, diese Welt zu durchformen, eine Art und Weise dieser Welt zu sein, nämlich die Weise der Wahrheit und der Liebe. Das „christliche“ Abendland ist untergegangen. Das heißt die christlichen Grundwerte der Offenbarung prägen nicht mehr die Kultur. Wo das Christentum noch in der Tradition lebendig ist, was für die Weitergabe des Glaubens sehr wichtig ist, bildet es trotzdem keinen integrierten Bestandteil unserer postmodernen Kultur, die von Fernsehen und modernem Lebensstil geprägt ist. Es ist zu vermuten, dass das ausgesprochen nichtchristliche unserer modernen Welt noch stärker hervortreten wird.
Wohin weist die Kirche? In einen Rückzug, in ein Sonderdasein, das sich rein halten möchte? In einen Kampf gegen eine säkulare Welt?
Das Konzil gibt eine klare Wegweisung, die man in den letzten Jahrzehnten lebendig erspüren kann. Es ist die Öffnung zur Welt. Es ist die Einladung zum Dialog und die Einladung, diese neue Zeit als Aufgabe zu ergreifen. Es ist die Einladung zu einer Offenheit, zu einer personalen Verantwortlichkeit, die sich nicht scheut, in Demut die eigene Schwäche zu bekennen und mit Entschiedenheit die absolute Gültigkeit der durch Christus offenbarten Werte zu vertreten.
Personale Verantwortlichkeit bedeutet, dass man sich nicht auf das Urteil des allgemein Üblichen stützen kann. Diese Freiheit erfordert jedoch eine besondere Verwurzelung in Gott, ohne die Opposition zu unberechtigter Autonomie und letztendlich zu subjektiver Willkür wird. Diese ganz persönliche Begegnung mit Gott scheint mir im letzten Konzil und in den seither verfassten päpstlichen Dokumenten das Zentrum und das Herz zu sein. Dieses Konzil weist in besonderer Weise auf die lebendige Beziehung mit dem lebendigen Gott hin, was den Konzilstexten oft einen tief mystischen Gehalt gibt.
Gott ist in unserer Zeit sehr nahe. Aus der Begegnung mit ihm gewinnen wir als Christen den Standort in der Welt, Christus den Felsen, der in den Stürmen standhält. Von Christus haben wir unsere Identität als Christen. Es braucht eine starke Identität, einen gesunden Stolz auf unseren Gott, um weder kleinmütig die Wahrheit zu verbergen noch - zum Selbstschutz - überheblich alle zu verurteilen, die eine andere Weltanschauung vertreten. Christus ist für jede Zeit Weg, Wahrheit und Leben, ob man es sehen kann oder nicht.
lg
Hiti