30. Juni - Hl. Paulus
Am Tage nach Peter und Paul (29.6.) wird des hl. Paulus gedacht.
Der Auferstandene hatte Paulus zum Glaubensboten bestimmt, und zwar insbesondere für die Heidenvölker; dies offenbarte Er ihm vor Damaskus in Syrien. - Der wieder sehend gewordene Paulus begab sich nach Arabien (s. 25.1.). Wohl im Anschluß an seine Rückkehr nach Damaskus empfing er die Taufe. Dann begann der hl. Paulus, in den Synagogen von Damaskus zu verkündigen, daß der ihm erschienene Jesus der von den Propheten verheißene Christus und der Sohn Gottes ist. Daraufhin wollten die Juden der Stadt den hl. Paulus töten. Doch er entkam ihnen mit Hilfe der Damaszener Christen.
Nach seinem zweiten Aufenthalt in Damaskus kehrte Paulus, wohl im Jahre 39, nach Jerusalem zurück, wo er dank Barnabas’ (11.6.) Hilfe dem Petrus sowie dem Herrenbruder Jakobus (11.5.) begegnete. In Jerusalem trat Paulus öffentlich auf; den christlichen Gemeinden Judäas und des übrigen Palästina blieb er persönlich unbekannt. Dann, einen halben Monat nach seiner Ankunft, wurde der Plan eines Anschlages griechischsprachiger Juden ruchbar (vgl. 26.12.). Daraufhin zog der hl. Paulus auf göttliche Weisung von Jerusalem fort und begab sich in seine Heimatstadt Tarsus. Möglicherweise lehrte er in den dortigen Synagogen und legte so den Grundstein für die Christianisierung der Stadt (vgl. 14.5.).
Nachdem der hl. Barnabas zu Beginn der vierziger Jahre in die syrische Hauptstadt Antiochia entsandt worden war, begab er sich von dort aus nach Tarsus. Er suchte den hl. Paulus auf und nahm ihn mit nach Antiochia, wo sie ein Jahr lang gemeinsam wirkten. Es ist vorstellbar, daß Paulus dort von Barnabas zum Presbyter, d.h. Priester, geweiht wurde. - In die Gemeinde von Antiochia wurden nicht allein bekehrte Juden aufgenommen. So dürfte Paulus sich in jener Stadt mit seiner Predigt auch an Heiden (vgl. 6.2., 18.10.) gewandt haben, womit die Bestimmung zum Völkerapostel, gemäß der Offenbarung des Auferstandenen, sich zu verwirklichen begann.
Von Antiochia aus unternahmen Barnabas und Paulus eine Reise nach Jerusalem, um eine Spendensammlung dorthin zu bringen. Diese Reise könnte gegen Ende der Regierungszeit von Herodes Agrippa I. (s. 28.12.) unternommen worden sein, also in den Jahren 43 oder 44. - Trifft diese Datierung zu, dann hatten die Zwölf zu jener Zeit Palästina wohl gerade erst verlassen, um das Evangelium in aller Welt zu verkündigen.
Zusammen mit dem hl. Markus (25.4.), den sie aus Jerusalem mit nach Antiochia genommen hatten, brachen die hll. Barnabas und Paulus wahrscheinlich zu Beginn der zweiten Hälfte der vierziger Jahre zu einer Missionsreise nach Zypern auf. Ohne Markus, der vorzeitig nach Jerusalem zurückkehrte, reisten sie weiter nach Kleinasien, um schließlich nach Antiochia zurückzukehren. Die Leitung des Unternehmens hatte Barnabas, doch war Paulus offenbar der bedeutendere Prediger.
Im Jahre 49, auf dem Apostelkonzil zu Jerusalem, wird Paulus zum Apostel erhoben worden sein, so daß er ebenso wie Barnabas dem Lieblingsjünger Johannes (27.12., 6.5.), dem Herrenbruder Jakobus und selbst dem Simon Petrus als gewissermaßen Ebenbürtiger gegenüberstand.
Paulus blieb nur kürzere Zeit in Antiochia, dann brach er zu einer zweiten Missionsreise (50 - 52) auf, bei der er selbst die Leitung übernahm, während Barnabas als Glaubensbote nach Zypern segelte. Paulus wählte den hl. Silas als Begleiter aus. - Durch Kleinasien (vgl. 24.1.) hindurch zog Paulus nach Troas und setzte dort nach Mazedonien über. Von Philippi aus wandte er sich nach Süden. Der hl. Paulus predigte in Athen auf dem Areopag. Nach längerer apostolischer Tätigkeit in Korinth kehrte er nach Antiochia zurück.
Nicht lange danach brach der hl. Paulus zu seiner dritten Missionsreise (53 - 58) auf, die ihn wiederum durch Kleinasien nach Griechenland führte. Paulus wirkte drei Jahre lang in Ephesus (54 - 57), dann reiste er über Mazedonien nach Korinth und von dort aus nach Jerusalem.
Während des Aufenthaltes in Jerusalem kam es zu einem Tumult im Tempel, bei dem Paulus von den dort versammelten Juden getötet worden wäre, wenn römische Soldaten ihn nicht in Schutzhaft genommen hätten. Als Gefangener des auf ein Lösegeld hoffenden Statthalters Antonius Felix (52 - 60) wurde der hl. Paulus zwei Jahre lang zu Caesarea festgehalten (58 - 60). Der Heilige forderte schließlich als römischer Bürger, vor ein kaiserliches Gericht in Rom gestellt zu werden, so daß ihn Porcius Festus (60 - 62), Felix’ redlicher Nachfolger, zu Schiff dorthin sandte. - St. Paulus segelte als Gefangener nach Rom und stand dort zwei Jahre lang unter Hausarrest (60 - 62).
Wahrscheinlich wurde Paulus 62 freigesprochen. Er wird danach sein schon länger geplantes Vorhaben einer Missionsreise nach Hispanien in die Tat umgesetzt haben. - Während seit 64 die neronische Verfolgung wütete, kehrte St. Paulus offenbar noch einmal nach Ephesus und Mazedonien zurück. Er suchte Kreta auf sowie das wahrscheinlich in Epirus gelegene Nikopolis. Über Troas, Milet und Korinth könnte er dann zu Schiff, vielleicht schon als Gefangener, nach Rom gelangt sein. Darauf folgte, wohl im Jahre 67, eine zweite Gefangenschaft zu Rom, die mit der Hinrichtung des Völkerapostels endete.
Als römischer Bürger wurde der hl. Paulus mit dem Schwert hingerichtet. Die Enthauptung soll an der Via ostiense bei Aquae salviae vollzogen worden sein (vgl. 21.1., 22.1.). Der Mund Pauli, so heißt es, sprach noch drei Mal den allerheiligsten Namen Jesus aus (vgl. 5.1.), während das abgetrennte Haupt auf dem Boden aufschlug, wobei drei Quellen hervorbrachen. Über diesen steht heute die Kirche S. Paolo alle Tre fontane.
Die Reliquien des Völkerapostels wurden während der Zeit der Verfolgung durch den römischen Staat zeitweise zusammen mit denen des hl. Petrus zu S. Sebastiano ad Catacumbas an der Via appia verwahrt. Dann kamen sie nach S. Paolo fuori le Mura (s. 18.11.), während die Petrus-Reliquien nach Alt - St. Peter (s. 18.11.) zurückkehrten.
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