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#1

Aufklärung, der anderen Art ! Die „Meditation“

in Diskussionsplattform (2) 29.06.2014 07:23
von MariaMagdalena (gelöscht)
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Stichwort „Meditation“

von P. Bernward Deneke FSSP



Woran denken wir, wenn von „Meditation“ die Rede ist? Den meisten von uns fällt dazu vermutlich ganz anderes als eine christliche Gebetsweise ein. Wir haben uns zu sehr an die zahllosen „Meditationsangebote“ aus fernöstlich und esoterisch angehauchten Zirkeln gewöhnt, haben zudem auch innerkirchlich den tendenziösen Gebrauch des Wortes im Zusammenhang mit Exerzitien und Fortbildungen („Meditationsveranstaltung. Bitte in leichter Kleidung und mit Wolldecke kommen!“) zu lange hingenommen, als daß wir „Meditation“ unmittelbar christlich verstehen könnten. Und doch ist das ursprünglich und eigentlich Gemeinte ein durchaus legitimes Kind der kirchlichen Tradition. Mehr noch: Es kommt der Meditation sogar ein herausragender Platz in der Geschichte der christlichen Frömmigkeit wie der klassischen Theologie zu.

Zunächst ist es ja merkwürdig, daß es sich um ein lateinisches (nicht etwa um ein indisches) Wort handelt. Allein dieses Faktum scheint mehr auf das christliche Altertum oder Mittelalter als auf den Fernen Osten hinzudeuten. Außerdem führt uns auch die Frage nach der tatsächlichen Bedeutung von meditatio auf den rechten Pfad. Vielleicht sind wir schon der Erklärung begegnet, das Wort meditari leite sich von medium („Mitte“) ab, man habe es in der deutschen Sprache am besten mit „sich in die (eigene) Mitte versenken“ wiederzugeben. Dementsprechend erklärt ein katholischer Autor Meditation als einen „Vorgang in unseren Tiefenschichten, im Innersten unseres Inneren“. Zugegeben, das klingt sehr spirituell. Recht prosaisch mutet demgegenüber die knappe Auskunft eines lateinischen Wörterbuches an, das Verbum meditari bedeute „nachsinnen, sich vorbereiten, einüben“. Aber diese Bedeutung ist die richtige.

Meditatieren meint also Sich-Üben und Nachsinnen. Im ursprünglichen, christlichen Verständnis ist der Meditierende jemand, der „sich“ am heiligen Wort der göttlichen Offenbarung oder der kirchlichen Tradition „übt“. Kostbare Texte aus den Psalmen und Propheten, aus den Evangelien und Briefen des heiligen Paulus oder den Hymnen und Orationen der Liturgie gibt es ja in großer Fülle. Sie bieten sich unserer Meditation an.

Und wie „funktioniert“ das? Eine Bedienungsanleitung wie für ein technisches Gerät dürfen wir hier selbstverständlich nicht erwarten. Aber einige Grundregeln dafür, wie eine Meditation vor sich geht, lassen sich sehr wohl angeben. Etwa folgendermaßen: Ein gläubiger Mensch wird still, sammelt sich vor Gott und beginnt, einen kurzen Abschnitt des Gotteswortes aufmerksam wieder und wieder zu lesen. Dabei lernt er das Gelesene zunächst auswendig und dann in wachsendem Maße auch „inwendig“. Aus seinem Nachsinnen wird Gebet, aus dem Gebet neues Eindringen in den Inhalt und Vordringen zum dreifaltigen Gott. Es entsteht ein Zwiegespräch; Gott spricht zum Menschen, und der Mensch spricht zu Gott, vermittelt durch das Medium des heiligen Wortes der Schrift.

Nach der mittelalterlichen Ausdrucksweise begibt sich der Meditierende auf einen Weg, der, von der lectio (Lesung) ausgehend, zur meditatio (im Sinne von „Übung“ und „Besinnung“) und oratio (Gebet), schließlich durch Gottes Gnade auch zur contemplatio (andauernde Beschauung) führen soll. Der ganze Vorgang ist unter dem Namen „Meditation“ zusammengefaßt. Sein Urbild erkennen wir in Maria, die alle Worte und Ereignisse des Heilsgeschehens in ihrem Herzen bewahrte und erwog (Lk 2,19 u. 51).

Es ist leicht verständlich, daß eine solche Übung, beharrlich und hingebungsvoll gepflegt, als Frucht zugleich eine innige Vereinigung mit Gott und eine große Vertrautheit mit dem Wort der Offenbarung hervorbringen wird. Leider ist sie schon seit Jahrhunderten weithin durch andere Betrachtungsmethoden verdrängt und ersetzt worden. Und die Überschwemmung des kirchlichen Lebens mit den Fluten fernöstlicher Religiosität hat es dann sogar mit sich gebracht, daß wir uns, wenn von „Meditation“ die Rede ist, eher auf die Fährte Buddhas oder Willigis Jägers als auf die der erleuchteten, heiligen Geisteslehrer der katholischen Tradition gesetzt fühlen. Jetzt aber ist die Zeit gekommen für eine Ehrenrettung der Meditation!


( Quelle http://petrusbruderschaft.de/pages/archi...-meditation.php )


Oves meae vocem meam audiunt, et ego cognosco eas, et sequuntur me: et ego vitam aeternam do eis, et non peribunt in æternum, et non rapiet eas quisquam de manu mea
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