Apostelgeschichte 6,8-15
Die Verhaftung des Stephanus
8 Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.
9 Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten;3
10 aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.
11 Da stifteten sie Männer zu der Aussage an: Wir haben gehört, wie er gegen Mose und Gott lästerte.
12 Sie hetzten das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, drangen auf ihn ein, packten ihn und schleppten ihn vor den Hohen Rat.
13 Und sie brachten falsche Zeugen bei, die sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, gegen diesen heiligen Ort und das Gesetz zu reden.
14 Wir haben ihn nämlich sagen hören: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diesen Ort zerstören und die Bräuche ändern, die uns Mose überliefert hat.
15 Und als alle, die im Hohen Rat saßen, auf ihn blickten, erschien ihnen sein Gesicht wie das Gesicht eines Engels.
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift
Stephanus - der erste Märtyrer
Wenn man fragt, was wir am 26.12. feiern, so werden wohl die allermeisten sagen, den 2. Weihnachtsfeiertag. Die Kirche aber feiert an diesem Tag den heiligen Stephanus, den ersten Martyrer der Kirche. Auch dieser Tag ist ein Geburtstag, die Geburt des ersten Jüngers Jesu zum neuen, ewigen Leben.
Über Stephanus berichtet die Apostelgeschichte ausführlich im 6. und 7. Kapitel. Er ist einer der sieben Diakone, die in der Urgemeinde von Jerusalem zur Unterstützung der Apostel gewählt und durch Handauflegung der Apostel in ihr Amt eingesetzt wurden. Stephanus ragt besonders hervor durch die Weisheit seiner Rede und die Wunder, die er wirkt. Daher ist er dem Hohen Rat der Juden ein Dorn im Auge und sie lassen ihn verhaften. Vor dem Hohen Rat hält er eine bedeutende Rede, in der er Jesus Christus als den Messias bezeugt, den das Volk Israel seit alters her erwartet.
Der Hohe Rat verurteilt ihn daraufhin zum Tod durch Steinigung. Er ist der erste, der wegen seines Zeugnisses für Jesus Christus sein Leben gibt. Er sieht den Himmel offen und Christus zur Rechten des Vaters stehen. Christus ist es, der ihn erwartet. Durch sein Martyrium wird er Christus gleich in seinem Tod. Wie Christus am Kreuz betet er: "Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Herr rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Wie Jesus am Kreuz zum Vater, so betet nun Stephanus in seiner Todesstunde zu Christus. Der Märtyrer leidet nicht nur wie Christus oder mit Christus, Christus selbst leidet in ihm und sein Leiden wird im Märtyrer neu gegenwärtig.
Nach dem Tod des Stephanus entsteht eine große Verfolgung der Gemeinde von Jerusalem, was für die Christen dort großes Leid bedeutete, was aber auch dazu geführt hat, dass die Jünger durch ihre Flucht aus Jerusalem nun in der ganzen Welt das Evangelium verkündeten. Stephanus steht am Angelpunkt dieser neuen Entwicklung. In Zukunft wird es sich immer wieder bewahrheiten: Das Blut der Märtyrer ist der Same neuen Lebens der Kirche.
Wenn die Kirche das Fest des ersten Märtyrers auf den Tag nach Weihnachten legt, so zeigt sie uns, dass Weihnachten mehr ist als ein sentimentales Familienfest. Die Geburt des Sohnes Gottes im Stall von Betlehem verlangt nach der Geburt Gottes in uns, ruft zur Nachfolge, zur Bereitschaft, für diesen Jesus Zeugnis zu geben, wenn es sein muss auch durch die Hingabe des eigenen Lebens.
Schon von alters her betrachtet die Kirche den Tod der Heiligen als deren Geburtstag zum ewigen Leben und feiert daher die Gedenktage der Heiligen an deren Todestag. Wenn Stephanus den Himmel offen und Christus zur Rechten des Vaters stehen sieht, so ist das nicht nur symbolisch zu sehen. Stephanus sieht den Ort, zu dem hin er unterwegs ist, sieht, was nach dem Tod auf ihn wartet. Der Himmel ist offen, nicht nur, damit wir ihn sehen, sondern damit wir auch dorthin gelangen können.
Der Tod des Heiligen als Geburt zum Leben. Stephanus war der erste Christ, der verstorben ist, nachdem Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung den Zugang zum Leben geöffnet hat. Stephanus war somit der erste, der die Geburt zum neuen und ewigen Leben erfahren durfte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass nach der irdischen Geburt des Herrn die erste himmlische Geburt eines Menschen gefeiert wird.