Der heilige Märtyrer Johannes von Nepomuk
(Aus dem „Marianischen Festkalender“, Regensburg 1866)
Dieser Heilige wurde um das Jahr 1330 zu Nepomuk, einem böhmischen Städtchen zehn Meilen von Prag, geboren. Seine Eltern waren Bürgersleute und lebten lange Zeit ohne Leibeserben. Da wendeten sie sich an die liebreiche Gottesmutter und baten sie um ihre Fürsprache bei Gott, dass er ihre Ehe mit einem Kind segne. Ihr Gebet wurde erhört. Sie bekamen ein Kindlein, das sie Johannes nannten.
Aber der kleine Johannes war sehr schwächlich und wollte schon bald nach der Geburt wieder sterben. Die bekümmerten Eltern nahmen abermals ihre Zuflucht zu Maria, der gütigen Mutter. Sie trugen das Kund zu einem ihrer Gnadenbilder und flehten um seine Genesung. Auch diesmal wurde sie erhört. Das Kind erlangte durch Mariens Fürbitte die vollkommene Gesundheit. Johannes wuchs auf in Unschuld und Frömmigkeit, denn er war ein Pflegekind Mariens, die er schon im zarten Alter mit größter Andacht verehrte.
Da er große Geistesfähigkeiten besaß, studierte er und wurde Priester. Ausgezeichnet durch Wissenschaft und Frömmigkeit, wurde er zuerst Prediger in der Pfarrkirche zu Prag, dann Domherr und Prediger daselbst. Seine Beredsamkeit drang tief in die Herzen der Zuhörer und brachte bewunderungswürdige Früchte. Hohe und Niedere, Gelehrte und Ungelehrte, Sünder wie Fromme durchdrang sein Wort mit wunderbarer Gewalt, und augenscheinlich besserten sich die Sitten der Hauptstadt. Selbst König Wenzeslaus, dieser dickhäutige Sünder, wurde erschüttert und tat eine Zeit lang Buße. Johannes gewann so sehr seine Gunst, dass er ihm ein Bistum und eine Probstei anbot, was beides aber der Heilige, dem es weder um Ehren noch Reichtum zu tun war, ausschlug. Dagegen unterzog er sich mit Freuden dem Amt eines Almosenpflegers des königlichen Hauses, indem ihm dieses Amt Mittel bot, ein Vater der Armen und Kranken zu werden.
Wenzels Bekehrung war leider von keiner Dauer. Er fiel bald wieder in seine alten Laster zurück und frönte der Wollust und Trunkenheit mehr als je. Dabei entwickelte sich in seinem Charakter ein schaudererregender Hang zur Grausamkeit, er wurde der Schrecken seiner Umgebung. Niemand wagte, ihm zu widersprechen oder ihm die Wahrheit zu sagen, so sehr fürchteten alle seine Wildheit. Gerade das Gegenteil von ihr war die fromme und gottesfürchtige Königin Johanna, die den heiligen Johannes zum Beichtvater hatte. Sie kommunizierte alle acht Tage, betete stundenlang kniend in der Kirche, besuchte die Kranken und war so zarten Gewissens, dass sie wegen des geringsten Fehlers, den sie aus Versehen beging, sogleich im Beichtstuhl sich darüber anklagte. Alle Untertanen bewunderten ihre Andacht, ihre Geduld und ihre Wohltätigkeit. Nicht so der rohe Wenzel. Er konnte nicht begreifen, warum seine Gemahlin so oft beichtete. Es kam ihm der Gedanke, die Königin muss insgeheim eine große Sünderin sein und gleich ihm auf verbotenen Wegen gehen. Sein Argwohn brachte ihn so weit, dass er ihren Beichtvater Johannes aufforderte, ihm die Beicht seiner Gemahlin zu offenbaren. Da der Heilige eine solche, alles Recht verletzende Forderung mehrmals standhaft abwies, ergrimmte der König, und ließ ihn auf die Folter spannen und seinen Leib mit Fackeln brennen.
Johannes bestand diese Qual festen Sinnes. Maria, die heilige Jungfrau, ihren und ihres Sohnes Namen er anrief, stärkte ihn. Der Heilige, der auch längere Zeit im Kerker lag, aber dann wieder in Freiheit gesetzt wurde, ahnte wohl, dass er sein Leben bald durch den Martertod beschließen werde. Um sich für den letzten Kampf zu stärken, nahm er wieder seine Zuflucht zu Maria, der Königin der Märtyrer. Er machte eine Wallfahrt nach Bunzlau, wo ein berühmtes Marienbild war, und flehte voll Vertrauen zur göttlichen Mutter, dass sie ihm in dem bevorstehenden Tod beistehen möge. Sein Gebet wurde erhört. Als ihn abends bei seiner Rückkehr der König vom Fenster aus auf der Straße erblickte, rief er ihn vor sich und schrie ihm entgegen. „Höre, Pfaffe, du musst sterben, wofern du mir nicht sagst, was dir die Königin gebeichtet hat. Ich schwöre dir bei Gott, du musst Wasser saufen!“ Der Heilige würdigte ihn keines Wortes mehr, sondern schüttelte nur schweigend sein Haupt. Darüber wurde Wenzel noch rasender, und ließ ihn in ein Nebengemach schleppen, wo man ihn bis zur Nacht verwahrte.
Als es dunkel geworden war, führten ihn die Henker auf die Moldaubrücke, und warfen ihn, gebunden an Händen und Füßen, in den Strom. Dies geschah am 29. April 1383. Da Gott den Heiligen mit großen Wundern verherrlichte, setzte ihn Benedikt XIII. in die Zahl der Heiligen.
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