Die heilige Katharina von Siena
Gleich der reinen Lilie blüht
Das jungfräuliche Gemüt,
Das dem Himmel sich geweiht,
Und sich an die Engel reiht.
1. Gott geheiligte Jungfrauen sind wie schneeige Lilien im Garten Gottes. Sie stehen gleich den geistigen Engeln, und haben vor ihnen das Verdienst starkmütiger Siege über Fleisch und Blut und Satans feurige Pfeile. Die Heilige Schrift nennt sie "die Erstlinge der Menschen, die ein neues Lied singen vor Gottes Thron, und dem Lamm folgen, wohin immer es geht." (Offenbarung 14) Und allerdings gebührt jungfräulichen Seelen, die alle Eitelkeiten und Lüste dieser Welt mit Füßen treten, und Gott durch ein heiliges Gelübde sich zum Opfer bringen, vorzügliche Ehre, zumal da ihre klösterliche Jungfräulichkeit meist von Demut, Abtötung, Gehorsam, Liebe und allen Tugenden des Evangeliums geschmückt ist.
2. Zu den glorreichsten Zierden dieser heiligen Jungfrauen gehört die heilige Katharina von Siena. Früh von der himmlischen Schönheit der Gnade angezogen, weihte sie bereits in ihrem siebenten Lebensjahr dem Herrn sich als ewige Jungfrau, und hatte, ihr Gelübde zu erfüllen, schwere Kämpfe sowohl mit ihren Eltern, als mit den heftigsten Anfechtungen Satans zu bestehen. Aber in unerschütterlicher Treue zu ihrem himmlischen Bräutigam besiegte sie Eltern, sich selbst und den bösen Geist. Dabei übte sie Bußwerke, die Erstaunen, ja Schauder erregen. Ebenso wunderbar jedoch waren auch die außerordentlichen Gnaden, mit denen der himmlische Bräutigam dies Brandopfer seiner göttlichen Liebe begnadete, und sie zur innigsten Vereinigung mit sich erhob.
3. Üben wir doch in unseren Sünden die Buße, die die Heiligen in ihrer Unschuld übten. Wenige sind unter den tausendmal Tausenden jungen Männern und jungen Frauen zum erhabenen Stand der Jungfräulichkeit berufen. Und dennoch ist die Welt so verkehrt, dass sie alsbald ein Geschrei erhebt, wenn eine von Gottes Gnade angezogene Seele diesem himmlischen Beruf folgt, als wäre sie ein unglückseliges Opfer. Gibt es nicht selbst in der Welt vielfältige Verhältnisse, die den Menschen zu einem ehelosen Leben verpflichten? Sind aber nicht alle, die auf das ewige Leben Anspruch erheben, zu standesmäßiger Keuschheit verpflichtet? Oder empfing die Welt ein anderes Evangelium, als gottgeweihte Personen? Wahrlich, nur die sich Gewalt antun, reißen das Himmelreich an sich! "Strebt voll Eifer nach Frieden mit allen und nach der Heiligung, ohne die keiner den Herrn sehen wird." (Hebräer 12,14)
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