Der Mensch hat vielerlei Not zu durchkosten, aber nie eine größere als die Sterbenot. Einem Lebewesen kann naturgemäß nichts mehr zuwider sein, als nicht mehr zu sein und zu wirken. Aber kein Lebewesen der großen Gottesschöpfung durchlebt diese Not so bewusst wie der Mensch. Das erhöht seine Sterbenot. Darum hatte Gottes weise Schöpferliebe ursprünglich den Tod vom Menschen abgewehrt, indem er ihm den Baum des Lebens pflanzte. Durch die Sünde ist der Tod über die Menschen gekommen, und nun folgt ihm das Gericht. All das erhöht des sündigen Menschen Sterbenot. Es ist ihm daher ein besonders starker Trost, dass Gottes Offenbarung den Gotteskindern verheißt, es werde in der neuen Welt keinen Tod mehr geben, weil Christus ihn in den ewigen Feuerpfuhl verbannen wird.
Bis dahin muss jedoch noch gestorben werden, und selbst das erlöste Gotteskind ist davon nicht befreit. Aber für den Christen hat der Tod sein Antlitz gewendet. Ihm naht er nicht mehr als Sündenstrafe, vielmehr als die große Bewährungsstunde, in der er unmittelbar reif werden soll für unsterbliches, ewiges Leben. Vorausgesetzt, dass es ein Sterben in Christus, dem Sieger, ist. Wer angesichts des bitteren Todes aus tiefgläubigem Herzen zum Vater im Himmel spricht: „Es ist vollbracht. Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist“, der wird in gleicher Stunde mit Christus im Paradies sein.
Aber ach, oftmals ist man alles andere gewesen denn Gotteskind. Armer, sündiger Mensch, der dem Begehren des Fleisches entsprochen hat. Dann freilich wird Sterben düster und schwer. Recht drückend kann die Sterbenot dem sterbenden Christen werden.
Besitzen wir aber nicht eine Mutter? Sterbende Krieger haben so oft in ihrer leiblichen Not nach der Mutter gerufen, auch wenn das kühle Grab diese schon lange aufnahm. Taten sie es nicht, weil sie wussten, dass in allerletzter Not nur Mutterhände und Mutterliebe zu helfen vermag? Sollten dann sterbende Gotteskinder in leiblich-seelischer Not nicht nach der Gnadenmutter rufen wollen, nach jener himmlischen Frau, in deren unübertrefflichem Mutterherzen, das ja soviel vermag, sie besser sich gebettet und behütet wissen als in der besten irdischen Mutter Herz?
Man versteht daraus, dass Maria dazu berufen ist, beim Sterben ihrer Gnadenkinder einen besonderen Platz einzunehmen. Nie fand es stärkeren Ausdruck als darin, dass jedem Ave, das gebetet wird, der Ruf beigegeben ist: „Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.“ Mutter der Sterbenden, die du einst dem siegreichen Sterben deines Sohnes beigesellt worden bist, sei auch unsere Hilfe in letzter Not!
Kirchengebet
Wir bitten Dich, o Herr und Gott, verleihe uns, Deinen Dienern, die Freude beständiger Gesundheit des Geistes und des Leibes und lass uns auf die glorreiche Fürsprache der seligen allzeit reinen Jungfrau Maria von der jetzigen Trübsal befreit werden und die ewige Freude genießen. Amen.
Zur Geschichte de Festes: Die Verehrung Mariens als „Hilfe der Sterbende“ ist biblisch begründet. Denn die Mutter Maria stand bei dem Tod ihres Kindes unter dem Kreuz und war ein stiller menschlicher Trost für den sterbenden Heiland.
Wer könnte uns Christen, uns Glieder am mystischen Leib Christi, in unserer eigenen Todesnot besser und wirksamer beistehen, als die Mutter Jesu? In Wirklichkeit zeigt die Geschichte der Marienverehrung oft und oft die sichtbare Hilfe Mariens in der schwersten Stunde, im Scheiden von dieser Welt.
Bekannt ist, dass am 18. November 1823 dieses Fest für ganz Sizilien erlaubt wurde. Unbekannt ist allerdings die nähere Veranlassung dazu. Von dort aus verbreitete sich dieses volkstümliche Fest besonders in Italien und Frankreich und auch in anderen Ländern, selbst bis nach Südamerika, wo es besonders in Brasilien gefeiert wird.
(„So feiert dich die Kirche“, Prof. Dr. Carl Feckes, Maria im Kranz ihrer Feste, Steyler Verlagsbuchhandlung, 1957)
Liebe Grüße, Blasius