Nach der dreihundertjährigen Verfolgung der Kirche durch die römischen Tyrannen sehen wir den von Jesus Christus gepflanzten Baum sich zu einer nie geahnten Kraft und Blüte entfalten. Eine glänzende Reihe heiliger und gelehrter Männer zierte die Bischofsstühle in allen Ländern und verteidigte die von Christus überlieferte Wahrheit gegen die Arianer und anderen Ketzer der damaligen Zeit. Zu diesen Leuchten der katholischen Kirche gehört auch der heilige Severin, Bischof von Köln.
Severin entstammte einer adeligen Familie zu Bordeaux in Frankreich. In seiner Jugend hatte er das große Glück, ein Schüler und Freund des heiligen Bischofs Martin von Tours zu sein. Da der bischöfliche Stuhl zu Köln unbesetzt war, der damals zu Gallien gehörte, sah man sich nach einem Mann um, der streng am katholischen Glauben festhielt, die Wahrheit gegen die Irrlehre der Arianer zu verteidigen wusste, durch tugendhaften Wandel sich auszeichnete und mit Eifer für seine Herde wirkte. Niemand wusste einen würdigeren, als den heiligen Severinus. Um das Jahr 365 wurde er zum Bischof von Köln gewählt.
Die erste Sorge Severins war, das verderbliche Unkraut der gottlosen Irrlehre überall auszurotten und trotz Mühen und Gefahren erreichte er glücklich sein Ziel. Die Wundergabe, mit der ihn Gott bei seinem apostolischen Werk ausgestattet hatte, unterstützte sein Bekehrungswerk. Die Blinden, die er sehend, die Kranken, die er gesund machte, öffneten auch den geistig Blinden die Augen und führten die Irrenden zur Wahrheit zurück.
Während der heilige Bischof das Reich Gottes in den Herzen seiner Bistumsangehörigen befestigte, sorgte er auch mit regem Eifer dafür, dass würdige Gotteshäuser erbaut und mit seeleneifrigen Priestern ausgestattet wurden. Auf der Burgstraße vor der Hohenpforte des alten Kölns, unweit des Rheinufers, erbaute er die Kirche zu Ehren der heiligen Cornelius und Cyprianus. Im Jahr 376-78 stiftete er ein Münster von Chorgeistlichen und bestimmte zu dessen Unterhalt fast den ganzen Umfang der Dörfer, Weiler und Gärten, die zu beiden Seiten der Burgstraße lagen und sich bis zur hohen Pforte hin erstreckten.
Eine heilige Sehnsucht trieb einst den frommen Bischof, seinen edlen Freund und Lehrer, den heiligen Martinus, zu besuchen. Er fand ihn auf dem Sterbebett, vernahm noch seine liebreichen Ermahnungen an die umstehenden Mönche, sah seine geläuterte Seele im glückseligen Tod dahinscheiden und hörte den himmlischen Lobgesang der Engel, die die auffahrende Seele zu den ewigen Wohnungen begleiteten. Welch ein sehnliches Verlangen mochte in seiner Seele erwachen, mit seinem geliebten Freund am Thron des Allerhöchsten wieder vereinigt zu werden.
Noch einmal wollte der heilige Severin seine teure Heimat Bordeaux wiedersehen. Er reiste hin und wurde vom heiligen Amandus, der damals Bischof von Bordeaux war, mit brüderlicher Liebe aufgenommen, aber Gott gefiel es, ihn aus dieser Zeitlichkeit zur ewigen Ruhe abzuberufen um das Jahr 399, nachdem er fast ein halbes Jahrhundert den bischöflichen Stuhl von Köln geziert hatte.
Amandus ließ den Leichnam des heiligen Severin in der Domkirche zu Bordeaux beisetzen, aber die Einwohner von Köln ruhten nicht, bis sie einen ansehnlichen Teil der Reliquien ihres verehrten Bischofs erhalten hatten. Bei der Ankunft der ehrwürdigen Gebeine fiel ein langerwünschter Regen, der nach dreijähriger Dürre der Hungersnot ein Ende machte. Das dankbare Volk verehrte von nun an den Heiligen in öffentlichen Andachten und empfahl sich in Nöten seiner Fürbitte. Das Sprichwort: „Der Heilige ist wieder zu Hause“ pflanzte sich über die Grenzen des Bistums in die Nachbarländer fort.
Als im Jahr 799 Papst Leo III. durch Köln nach Westfalen zog, um Kaiser Karl den Großen gegen seine Bedränger um Hilfe anzurufen, besuchte er das Grab des heiligen Severin und sagte zu seinen Begleitern: „Severin, der Schützer dieses Ortes, ist hier zu Hause; ich darf nicht vorübergehen, ohne ihn zu verehren.“ Durch dieses Beispiel und durch den verbreiteten Ruf des wundervollen Beistandes des heiligen Severinus vermehrte sich der feierliche Besuch dieser Kirche. Die Kölner versammelten sich allwöchentlich an den Montagen beim Grab ihres geheiligten Schutzpatrons, um durch ihn die Gnade und Hilfe Gottes in ihren Nöten für die ganze Woche zu erbitten.
Der Erzbischof Wischfried im 10. Jahrhundert und danach Herrmann I. und II. erneuerten und vergrößerten das Gebäude und die Kirche erhielt den Namen ihres Erbauers. Mochte im Lauf der Zeit manche Umwandlung an dem ehemaligen Stift vorgenommen werden, die uralte montägige Andacht der Bürger Kölns ist beibehalten und mit einer Nachmittagsandacht erhöht worden. Möge Köln stets in seinem heiligen Glauben erhalten werden durch die Fürbitte seines ehrwürdigen Patrons, des heiligen Severin.
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Liebe Grüße, Blasius