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Die Beteiligung der Heiden am Leiden Christi

in Schon gewusst ? 08.04.2020 07:02
von Blasius • 3.922 Beiträge



Beteiligung der Heiden am Leiden Christi

1 Die Beteiligung der Heiden am Leiden Christi
1.1 Das Heil kommt von den Juden
1.2 Christus wollte für die Juden und für die Heiden leiden
1.3 Das Reich Gottes ist auf die Heiden übertragen worden
1.4 Sei nicht hoffärtig, sondern fürchte dich!

Das Heil kommt von den Juden
Die göttliche Vorsehung hat das Judenvolk erwählt, um in demselben den Glauben an den künftigen Erlöser zu erhalten, und durch dasselbe ihn auch in der Heidenwelt nicht ganz verschwinden zu lassen. Zu diesem Zweck hat Gott dieses Volk zu seinem Volk gemacht, es durch Wunder gebildet, durch Wunder groß gezogen, durch Wunder erhalten, in ihm seine Verheißungen und Weissagungen nieder gelegt, ihm sein Gesetz und den Gottesdienst gegeben, und versprochen, daß aus ihm der Erlöser der Welt hervor gehen werde. Darum schreibt der heilige Paulus von den Juden: „Die meine Verwandten sind dem Fleische nach, welche die Israeliten sind, denen die Kindschaft, die Herrlichkeit, der Bund, die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen angehören, denen die Völker (gehören), und aus denen dem Fleisch nach Christus stammt, der da ist über Alles, Gott, hoch gelobt in Ewigkeit.“ (Röm. 9, 3-6) Das Heil der Welt sollte von den Juden ausgehen, und den Heiden mitgeteilt werden, wie auch Christus, der Herr, selbst zum himmlischen Weib am Brunnen Jakobs gesprochen: „Das Heil kommt von den Juden“ (Joh. 4, 22); und wie er dem kanaanäischen Weib erklärt hat: „Ich bin nur gesendet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Matth. 15, 24) Der Herr hat auch den Aposteln während seines Lebens nicht erlaubt, den Heiden oder Samaritern zu predigen; denn das heilige Evangelium sagt: Diese Zwölf sendete Jesus aus, gebot ihnen und sprach: „Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in die Städte der Samariten; sondern geht vielmehr zu den verlorenen Schafe des Hauses Israel.“ (Ibid. 10, 5 u 6) Erst nach seiner Auferstehung gab Christus den Aposteln die Sendung auch an die Heiden und an die ganze Welt: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mark. 16, 15); und so haben es die Apostel auch gehalten. Nachdem am Pfingstfest jenes Feuer der Liebe, von welchem Christus gesprochen hatte, durch den heiligen Geist vom Himmel herab gekommen war, begann Petrus seine Predigt zu Jerusalem, von welcher die Apostelgeschichte sagte: „Welche nun sein Wort vernahmen, die wurden getauft. Und es wurden an jenem Tage bei dreitausend Seelen hinzu gefügt.“ (Act. Apost. 2, 41) Sie erzählt noch weiter: „Der Herr aber vermehrte zugleich täglich die Anzahl derjenigen, welche selig werden sollten.“ (Ibid. 47) Von Jerusalem aus verbreiteten die Gesandten Christi das heilige Evangelium durch Judäa, durch Galiläa, durch Samaria, und Petrus war auch der Erste, welcher dasselbe zu Cäsarea den Heiden verkündigte, auf dessen Bericht darüber die Judenchristen bekannten: „Also auch den Heiden hat Gott die Buße verliehen zum Leben!“ (Ibid. 11, 18) Hierauf teilten die Apostel den Erdkreis unter sich, führten Juden und Heiden ohne Unterschied in die Kirche Christi ein, und erfüllten so die Weissagung: „Über die ganze Erde geht aus ihr Schall, und bis an die Enden des Erdkreises ihr Wort“ (Ps. 18, 5; Röm. 10, 18); daß der heilige Paulus schon von seiner Zeit an die Christen von Rom schreiben konnte: „Euer Glaube wird in der ganzen Welt verkündigt“ (Röm. 1, 8); und an die Kolosser: „Das Wort der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen ist, wie es auch in der Welt ist, bringt Früchte, und nimmt zu, gleichwie unter euch.“ (Kol. 1, 5 u. 6) Die Erlösung ist also von den Juden auf die Heiden übergegangen. Das sollte nun durch das Leiden des Herrn selbst vorbedeutet werden, und zu dieser Vorbedeutung musste die Bosheit der Juden selbst dienen.

Christus wollte für die Juden und für die Heiden leiden

Als Jesus mit seinen zwölf Aposteln zum letzten Osterfest nach Jerusalem hinauf zog, sprach er zu ihnen: „Seht! Wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen. Sie werden ihn den Heiden ausliefern, daß sie ihn verspotten, geißeln und kreuzigen, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.“ (Matth. 20, 18 u. 19) Diese Weissagung ist buchstäblich in Erfüllung gegangen; Judas und die Häscher haben den Herrn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert; die Hohenpriester und Schriftgelehrten haben ihn zum Tode verurteilt und dem heidnischen Landpfleger Pilatus ausgeliefert: Pilatus hat ihn von seinen heidnischen Soldaten und Henkersknechten geißeln, mit Dornen krönen, verspotten und kreuzigen lassen. Der göttliche Heiland ist also zuerst von den Juden und dann von den Heiden dem Leiden überliefert worden; die Juden haben den Anfang, die Heiden die Fortsetzung und das Ende gemacht. In der Ordnung, in welcher das Erlösungswerk des Herrn vor sich gegangen ist, sollte auch die Zuwendung der Erlösungs-Früchte an die Menschheit stattfinden; es sollte das Evangelium von den Juden auf die Heiden übergehen, wie die Juden den Urheber desselben den Heiden überantwortet haben. Es war darum angemessen, daß der Herr nicht bloß von den Juden, sondern auch von den Heiden, und zwar zuerst von den Juden, und dann auch von den Heiden in das Leiden und in den Tod geführt wurde.
Christus, der Herr, wollte für die Heiden, wie für die Juden, leiden, und dadurch, daß er von jenen, wie von diesen litt, die Früchte seines Leidens für Alle verdienen. Darum hat er auch auf dem Kreuz für Alle gebetet. Es sollten aber auch die Heiden, wie die Juden, dem auferstandenen Heiland um so dankbarer im Glauben sich anschließen, ihn um so mehr lieben, ihm um so eifriger dienen, je schwerer sie sich an ihm versündigt hatten.

Das Reich Gottes ist auf die Heiden übertragen worden
Für die verstockten und verhärteten Juden aber sollte da das furchtbare Gottesgericht an den Tag treten, welches der Prophet Daniel mit den Worten geweissagt: „Es wird sein Volk nicht sein, das ihn verleugnen wird“ (Dan. 9, 26; Röm. 11, 11 u. 12); und dessen Erfüllung der heilige Apostel Paulus mit den Worten bestätigt: „Durch ihre Sünde ist den Heiden das Heil geworden. – Ihre Sünde ist der Welt Reichtum, und ihre Minderung der Heiden Reichtum.“ (Deut. 32, 21; Os. 1, 10; 2, 24; IS. 65, 1) Die Juden haben den Messias von sich weg gestoßen, und den Heiden ausgeliefert; sie haben getan, wovor sie der Herr in der Parabel von den mörderischen Winzern gewarnt hatte, welche die Knechte des Herrn des Weinberges misshandelt und seinen geliebten Sohn, den er zuletzt zu ihnen gesendet, getötet haben. (Luk. 20, 9-15) Sie haben auf die Frage des Herrn: „Was wird nun der Herr des Weinberges ihnen tun? (Matth. 21, 40) in ihrer Antwort: „Er wird die Elenden elendig zu Grunde richten, und seinen Weinberg an Andere verpachten“ (Ibid. 41); ihr eigenes Urteil gesprochen; und es ist an ihnen die Weissagung des Herrn, die er an dieses Gleichnis knüpfte, erfüllt worden: „Darum sage ich euch: das Reich Gottes wird von euch genommen, und einem Volk gegeben werden, das die Früchte desselben hervor bringt.“ (Ibid. 43) Das Reich Gottes ist auf die Heiden übertragen worden. Im Leiden und Sterben des göttlichen Heilandes bereitete sich dieses geheimnisvolle Gottesgericht vor, für die Juden zur Entfernung von der Verwaltung des göttlichen Weinberges, für die Heiden zur Berufung. Die Juden haben den Pilatus, die Heiden zur Mitschuld an dem Gottesmord gleichsam genötigt; sie sollten damit gestraft werden, daß, wie sie den Messias durch sie getötet haben, auch das Reich des Messias durch sie von ihnen genommen würde. Es war darum geziemend, daß beide Parteien bei diesem Gottesgericht gegenwärtig und beteiligt wären.

Sei nicht hoffärtig, sondern fürchte dich!

Auf solche Weise konnten und können nun auch weder die Juden den Heiden, noch die Heiden den Juden den Gottesmord ausschließlich zur Last legen; sondern es galt und gilt von Allen, was der heilige Paulus zu den bekehrten Heiden von den Juden gesagt hat: „Wenn einige Zweige von ihnen abgebrochen sind, und du als wilder Ölbaum auf sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des edlen Ölbaumes teilhaftig geworden bist; so erhebe dich nicht über die Zweige; erhebst du dich aber, (so wisse:) nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel dich. Du wirst nun sagen: Die Zweige wurden abgebrochen, damit ich eingepfropft würde. Gut! Wegen des Unglaubens sind sie abgebrochen worden; du aber stehst durch den Glauben; sei nicht hoffärtig, sondern fürchte dich! Wenn Gott der natürlichen Zweige nicht schonte, so möchte er etwa auch deiner nicht schonen. Sieh also die Güte und Strenge Gottes; die Strenge Gottes gegen die Gefallenen, die Güte Gottes gegen dich, wenn du im Guten verharrst; sonst wirst auch du ausgehauen werden.“ (Röm. 11, 17-23)

Wenn ferner nicht bloß die Juden, sondern auch die Heiden bei dem Leiden und bei dem Tode des göttlichen Erlösers als mitwirkende Ursachen gegenwärtig und beteiligt waren; so musste dieses Erlösungswerk und dann die Auferstehung des Herrn um so erwiesener, um so offenkundiger, um so unleugbarer und für die ganze Welt um so überzeugender sich darstellen, und konnte auch von den Heiden nicht etwa als eine jüdische Erfindung angesehen werden. Auch darum geziemte es sich, daß die Heiden selbst daran tätigen Anteil nahmen.
Überdies wollte Christus, der Herr, für die Heiden, wie für die Juden, leiden und sterben; daher musste seine Liebe und Erbarmung um so größer und um so wunderbarer erscheinen, wenn ihm dieses Leiden und diesen Tod mit den Juden auch die Heiden antaten. Alle müssen mit dem heiligen Paulus voll Vertrauen bekennen: „Es erweist Gott seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus, als wir noch Sünder waren, zur (bestimmten) Zeit für uns gestorben ist. Um so mehr werden wir nun, da wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, durch ihn gerettet werden vom Zorn. Denn wenn wir, als wir noch Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, um so mehr werden wir als Versöhnte selig werden in seinem Leben.“ (Röm. 5, 8 u 9 u 10) –

aus: Georg Patiss SJ, Das Leiden unsers Herrn Jesu Christi nach der Lehre des heiligen Thomas von Aquin, 1883, S. 218 – S. 222

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