Am 20. Oktober 1682 wurde Crescentia Höß in Kaufbeuren (Bayern, Kreis Schwaben) geboren. Der Vater war Leinweber und ernährte mühsam seine acht Kinder, wiewohl er ungemein fleißig arbeitete. Doch war er mit den Seinigen im einfachen Stand zufrieden, war fromm und beherzigte das Leiden Christi. Die Mutter Lucia hatte besondere Liebe zu den Armen und Kranken. Das Töchterchen Anna (den Namen Crescentia erhielt sie erst im Kloster) übertraf noch die tugendhaften Eltern. Oft verließ sie ihre Gespielen und betete in der Kirche oder in einem Winkel des Hauses. Wenn während des Essens ein Armer kam, so bat sie, ihm ihre Nahrung geben zu dürfen. Schon mit sieben Jahren durfte sie die erste heilige Kommunion empfangen. Sie hatte ja das Jesuskindlein und ihren heiligen Schutzengel als Lehrer. Bei den Arbeiten half sie der Mutter und erlernte vom Vater auch die Weberei.
Jedoch war ihr Sinn auf das Kloster der Regular-Terziarinnen (Franziskanerinnen) in ihrer Vaterstadt Kaufbeuren gerichtet. Diese nannten zwar Anna ihren kleinen Engel, aber ins Kloster wollten sie selbe doch nicht aufnehmen wegen ihrer Armut; sie selbst waren auch sehr arm. Gott aber half ihr doch ins Kloster. Der edle protestantische Bürgermeister hatte dem Frauenkloster eine große erwünschte Wohltat erwiesen. Diesen Anlaß benützte er und bewirkte die Aufnahme der frommen Jungfrau.
Bei der heiligen Profeß erhielt sie den Namen Crescentia und den Vornamen Maria, wie alle im selben Kloster: also Maria Crescentia. Vom Eintritt an wurde sie streng behandelt, und ließ man sie fühlen, daß sie nichts mitgebracht hätte. Dies ertrug sie mit Freude, Demut und Geduld und verrichtete in genauem Gehorsam auch die härtesten Arbeiten. Zudem setzte der böse Geist ihr arg zu und mißhandelte sie sogar, Gott wollte dies bis zu einem gewissen Grad gestatten, half ihr aber jedesmal zum Sieg. Die zu strenge Oberin mußte nun abtreten und die neue Oberin anerkannte die Unschuld und die Tugenden der verfolgten Crescentia, ernannte sie zur Pförtnerin und dann zur Novizenmeisterin. Nach deren Verscheiden wurde Crescentia selbst einstimmig zur Oberin gewählt und gewann als eine herzensgute Mutter die Liebe aller. Klug und eifrig versah sie ihr Amt, leitete mehr durch ihr heiliges Beispiel, als durch heilsame Ermahnungen alle zum Fortschritt in der Vollkommenheit an und brachte auch das zeitliche des Klosters in besseren Stand durch den Segen Gottes.
Sie erhielt auch besondere Erleuchtungen und Visionen. Ihr weiser, von oben erleuchteter Rat wurde von allen Seiten, sogar von hohen und fürstlichen Personen schriftlich und mündlich erbeten und bewundert, dabei blieb sie gleich demütig. Viele Leiden schickte ihr nun Jesus der himmlische Bräutigam. Sie lag sogar da, an Händen und Füßen gelähmt und zusammen gekrümmt. Doch tröstete sich die Braut Christi mit der Betrachtung seiner Leiden und opferte alles den armen Seelen auf. Viele solche erschienen ihr, baten sie um Hilfe, und andere dankten ihr für ihr Gebet und ihre Bußwerke. Crescentia verfaßte auch das schöne Lied „O süße Hand Gottes“ und verschied im Rufe der Heiligkeit am 5. April 1744 im 62. Lebensjahr. Auf ihre Fürsprache hin geschahen viele Wunder. Deshalb wurde sie am 2. August 1801 vom Papst Pius VII. für ehrwürdig erklärt und am 7. Oktober 1900 vom Papst Leo XIII. im St. Petersdom zu Rom feierlich selig gesprochen, wobei viele Pilger, zumal Terziaren, aus Bayern zugegen waren.
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 254-255
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Liebe Grüße, Blasius