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18. Januar Heilige Margareta von Ungarn, Königstochter (Freiwilligkeit im Leiden)

in Unsere Fürsprecher 18.01.2020 09:54
von Blasius • 3.923 Beiträge



BILD: Spanish School (18) - Heilige Margareta von Antiochien , 1700–1720

Die hl. Margareta war die Tochter eines mächtigen Königs in Ungarn. Sie kam sehr jung in ein Kloster, und führte hier ein außerordentlich gottseliges Leben. Sie wollte aus Liebe zur Verdemütigung durchaus nicht eine Königstochter genannt werden; und wenn man sie doch so nannte, so schmerzte sie dieses, wie wenn man einem gewöhnlichen Menschen einen Spottnamen sagt. Sie wollte deshalb auch nicht öfters von ihren Eltern besucht werden, indem sie das Ansehen und die Ehre solcher Besuche scheute. Manchmal sagte sie: „Wenn mir Gott doch nur die Gnade erwiesen hätte, daß ich, statt eine angesehene Königstochter zu sein, die Tochter eines armen Landmannes wäre; dann könnte ich ungestörter Gott dienen.“

Ihre Kleidung war von gröberem und geringerem Zeug, als die Kleider der übrigen Klosterleute; neue Kleider wollte sie keine, sondern nähte sich solche aus alten abgelegten Stücken zusammen. Wenn sie von ihren Eltern kostbares Tuch zugeschickt bekam, so schenkte sie es den Armen, und tauschte dafür ihre schlechten Kleider ein und zog diese an. Sie trug dieselben so lange geflickt und zerrissen, bis sie ganz unbrauchbar waren. Sie machte sich aus der Haut eines Igels einen Gürtel in der Weise, daß die Stacheln nach innen gekehrt waren, und diesen Gürtel behielt die an, wenn sie sich schlafen legte; und an ihren Schuhen ließ sie die Spitzen der Nägel durch die Sohlen schlagen, so daß sie beim gehen und Stehen davon gestochen wurde.

Bei dem Essen saß sie manchmal, während die Andern ihre Speise verzehrten, mit verschleiertem Antlitz und betete in der Stille. Wenn man ihr etwas Besseres vorsetzen wollte, wurde sie unwillig darüber und nahm es nicht an, sondern begehrte nur gemeine Nahrung. Einen großen Teil des Jahres hindurch fastete sie in Wasser und Brot, so daß sie nichts anderes genoss. Fleisch aß sie gar nie, außer wenn sie scher krank war.

Wenn sie aber krank wurde, so verbarg sie dieses lange als möglich, um einesteils den andern keine Unruhe und Mühe zu machen, andernteils nicht zum Fleischessen genötigt zu werden. Jedes Jahr vom grünen Donnerstag an bis Ostern ging sie in kein Bett, sondern brachte in unaufhörlicher Andacht zu, geißelte sich dabei bis auf das Blut, was sie auch sonst oft tat. Gegen die andern Klosterfrauen betrug sie sich wie die untertänigste Magd. Sie fegte die Kirche, die Zellen, den Speisesaal, die Küche. Sie spülte das Geschirr, schuppte die Fische ab, so daß ihr manchmal im Winter die Hände erfroren und die Haut aufriß und das Blut heraus lief.

Ganz besonders eifrig war sie im Krankendienst; sie brachte ihnen das Essen, machte das Bett, reinigte Alles, hob die Kranken aus dem Bett, legte sie zurecht; trug diejenigen, welche es wünschten, zu dem Gottesdienst in die Kirche; trug das Wasser und Holz, wenn ein Bad für sie hergerichtet werden sollte. Sie ließ sich durch keine Unreinlichkeit oder üblen Geruch hiervon abschrecken. Mehrere Mädchen hatten den Kopf voll Ausschlag und Ungeziefer; die hl. Margareta kämmte und salbte sie. Eine Magd hatte eine Art von Aussatz an sich; auch diese reinigte sie und tat ihr alle Dienste. Desgleichen besorgte sie bei den Kranken, z. B. wenn sich eines erbrechen musste, alles das, wovor manchmal der ärmste Dienstbote einen Ekel hat.

Es lag eine Kranke im Kloster, welche ein Übel hatte ähnlich der Cholera, wobei der Geruch fast unausstehlich war; zugleich war aber dieser Zustand sehr langwierig. Die hl. Margareta erbat sich von der Vorsteherin des Klosters die Erlaubnis, jenen Kranken abwarten (= pflegen) zu dürfen. Dieses wurde ihr zugestanden unter der Bedingung, daß sie noch eine Person zum Beistand nehme. Aber diese konnte den Geruch nicht aushalten, und die hl. Margareta forderte sie selbst auf, ihr allein den Dienst zu überlassen.

Wenn die Vorsteherin etwas anordnete, war die hl. Margareta die erste, welche es besorgte und durch ihr Beispiel die andern aneiferte. Einmal legte die Vorsteherin den meisten Klosterjungfern die Strafe auf, auf dem Boden ihr Mittagsmahl zu halten, und zwar nur mit Wasser und Brot, weil sie das vorgeschriebene Fasten gebrochen hatten. Da begehrte die hl. Margareta auch an der Strafe Teil nehmen zu dürfen, obschon sie keinen Teil an der Verfehlung hatte.

Drei Fürsten begehrten sie zur Ehe, der damalige Herzog von Polen, der König von Böhmen und der König von Sizilien. Sie weigerte sich jedesmal, den Antrag anzunehmen, und als man ihr sagte, der Papst könne sie von dem Klostergelübde freisprechen, so gab sie zur Antwort, eher werde sie sich die Nase und die Lippen abschneiden, wenn man sie zur Ehe zwingen wolle, als ihren jungfräulichen Stand aufgeben.

Dieses Leben wird dir streng vorkommen, und ich möchte nicht jedem Leser oder Leserin zumuten, solche Härte gegen sich selbst auszuüben. Aber die Wege Gottes sind unergründlich, und Gott allein weiß, was jedem Menschen not tut und was ihn am sichersten zum Leben führen könnte, wenn nur der Mensch sich führen läßt. Und so setzt Gott viele Menschen in solchen Stand und Verhältnisse, wo sie gezwungen sind, Ähnliches zu tragen, wie die hl. Margareta freiwillig übernommen hat.

Der du dieses liest, bist vielleicht arm und von geringem Stand; und arme Leute haben manche Beschwerden und Plagen, wovon andere wenig wissen. Aber da ist nun ein großer und mächtiger Unterschied, wie man Solches trägt. Wenn du alles, was dich beschwert, eben trägst in Murren gegen Gott und die Menschen, so ist dein Leiden eine sündhafte Pein, und eine peinliche Sünde, und nützt dir so wenig als die Qual dem Verdammten nützt. Oder wenn du sie trägst ohne Gott, weil du eben musst, so nützt sie dir auch nicht viel. Der Ochs zieht am Joch, das Pferd liegt auf dem Schlachtfeld mit zerschmettertem Bein, rafft sich auf und stürzt wieder nieder, und stirbt erst nach langer langer Qual; und das kranke Tier in der Wildnis wird lebendig gefressen von Ameisen und Schlangen: was hilft dieses Elend dem Tier? Sieh` aber, wenn du das, was die Gott auferlegt, christlich trägst, dann ist es dir eben so verdienstlich, als wenn du solches wie die hl. Margareta freiwillig übernommen hättest, und dein Lohn wird so groß sein wie der ihrige. Ich will dir nun zeigen, was das heißt, christlich tragen.

Sie wünschte lieber aus dem Bauernstand zu sein, um nicht als Königstochter geehrt zu werden. Du bist vielleicht aus geringerem Stand, und Niemand achtet deiner. Das soll dir recht sein, und du sollst denken, mein Heiland hat auch Knechtsgestalt angenommen und geringe Leute zu seinen Freunden gewählt. Ich will mir es gar nicht anders wünschen.

Die hl. Margareta kleidete sich mit ganz unansehnlicher Kleidung. Vielleicht kannst du dich aus Dürftigkeit auch nur ganz unansehnlich kleiden. Vielleicht hast du dich an Feiertagen schier geschämt, in die Kirche zu gehen wegen deines armen Kleides, kaum gut genug für den Werktag. Nimm das willig so an, und denk`, ich gefalle Gott in meinem kümmerlichen Kleid viel besser, wenn ich zufrieden damit bin, als wenn ich gekleidet wäre in lauter Gold und Seide.

Du hast gelesen, wie die hl. Margareta ihren Leib absichtlich hart hielt und ihm weh tat. Manchmal kommt das von selbst. Sieh`, wenn du auf dem Weg bist und hast Blattern an den Füßen, und jeder schritt tut dir weh`- oder die Sonne brennt dich auf dem Feld bei harter Arbeit – oder du stehst in kalter Küche mit aufgebrochenem Wintergefröst und es friert dich bis in die Seel` hinein; da denk`: „Alles meinem Gott zu lieb, wie Gott will und so lang Gott will.“

Die hl. Margareta hat ihrem Mund nicht leicht etwas Gutes zukommen lassen. Viele Leute aber müssen fasten, weil sie bitterlich arm sind. Du armer Mensch bist vielleicht im Rebgebirg zuHaus oder im rauhen Schwarzwald – und es geht manche Woche herum, wo ihr nicht einmal ein Stück Brot im Haus habt, sondern nur alte Kartoffeln und das nicht einmal genug; und ans Fleischessen dürft ihr auch an Sonntagen nicht denken. Nimm dieses in Demut von Gott an und laß keine Unzufriedenheit i Herzen aufsteigen und keinen Neid, weil es andere besser haben. Sieh`, dann ist das, was du entbehrst, ein heiliges Fasten und wird dir reichlich belohnt werden am ewigen Hochzeitsmahl im Himmel.

In vielen andern Beschwerden sonst noch findest du bei der hl. Margareta das Vorbild. Bist du krank, so plag` deine Leute nicht mit nutzlosem Jammern und Klagen, und trag still mit Gott allein, was du doch nicht ändern kannst. Ist aber Jemand krank, dem du abwarten musst, und es ist Manches übelriechend, unreinlich und sonst widerwärtig: überwinde den Ekel, und laß dich nicht verdrießlich machen, sondern wart` ihm ab in Liebe und umGottes willen.

Musst du Strafe leiden, ohne daß du es verdient hast, kannst du keine Versorgung durch eine Heirat bekommen, musst du durch schweren Dienst dein Brot erwerben: so denk daran, daß eine Königstochter alles dieses freiwillig gewählt, und so darfst du noch viel gewisser glauben, daß dir dieses Geschick am heilsamsten ist, als wenn du selbst es gewählt hättest. Es kommt nur darauf an, daß du in das, was du äußerlich nicht ändern kannst, innerlich einwilligst und dich darin ergibst, weil es Gott so gefügt hat.

Sieh`, in solcher Weise könnten viele tausend Menschen, die in Armut und Unglück sind, ein schönes heiliges Leben führen und eine hohe Seligkeit verdienen, wie die hl. Margareta; sie dürften nur das, was sie doch nicht ändern können, in Demut und Geduld ertragen; das würde ihnen Gott so hoch anrechnen, wie wenn sie freiwillig schwere Büßungen sich ausgesucht hätten.

Betrachte nun dein eigenes Kreuz, das dich gerade drückt, und halte Rat mit deiner eigenen Seele, wie du es von nun an tragen wollest. – Sei es groß oder klein, oder sei es erst zukünftig, so trag es von jetzt an mit einem wahrhaft frommen Herzen, so lange Gott für gut findet, es auf dir liegen zu lassen. –

aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 1 Januar bis März, 1872, S. 137 – S. 141

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Liebe Grüße, Blasius

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