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Der heilige Paulus erster Einsiedler 15. Januar 2020

in Unsere Fürsprecher 15.01.2020 11:04
von Blasius • 3.793 Beiträge



Heiliger Paulus, erster Einsiedler

Um die Zeit, wo das Heidentum dem blutigsten Kampf gegen das immer weiter sich ausbreitende Christentum kämpfte und Tausende von Christen des grausamsten Martertodes starben, zogen sich ,,vom Geist Gottes getrieben, Männer in die tiefste Einsamkeit der Wüste zurück, um zu beten für ihre leidenden Brüder, um zu büßen für die Sünden der lasterhaften Heiden und die Welt mit dem Glanz ihrer Tugenden zu erleuchten. Der erste dieser frommen Einsiedler war der heilige Paulus, geboren in der ägyptischen Landschaft Unterthebais. Er war erst fünfzehn Jahre alt, als er Vater und Mutter verlor. Von früher Jugend an diente er Gott in Einfalt des Herzens, die Furcht Gottes war sein Wegweiser auf der Bahn der Tugend. Zur Zeit der Verfolgung des Decius floh er in die Wüste. Nach einer langen Wanderung gelangte er an den Fuß eines Felsens, wo er einer Felsenhöhle gewahr wurde, deren Eingang verschlossen war. Er öffnete den Eingang, um zu sehen, wie es in der Höhle aussehe. Er fand einen geräumigen Saal, welcher oben offen und von den schattigen Zweigen und Blättern eines großen Palmbaumes überwölbt war, der vor der heißen Mittagssonne schirmte. Eine Quelle lautern, frischen Wassers sprudelte aus der Grotte hervor und ward zum Bach, der nach kurzem Lauf in die Tiefe sich senkte. Hier in dieser geräumigen Höhle schlug nun Paulus seine Wohnung auf. Die Quelle lieferte ihm Wasser zum Trank, der Palmbaum mit seinen breiten Blättern und saftigen Früchten Kleidung und Nahrung. Paulus zählte erst 22 Jahre, als er in die Wüste trat. Er wollte hier den Sturm der Verfolgung vorüber gehen lassen und dann wieder zu den Menschen zurück kehren; allein Gott hatte eine andere Absicht mit ihm. Im Gebet und in der Betrachtung verlieh ihm der Herr die süßesten Tröstungen, und das einsame Leben ward ihm zur Wonne, so daß er den festen Entschluss faßte, nicht mehr in die Welt zurück zu kehren und hier für die Kinder der Welt unabläßig zu beten. Bis zum 43sten Jahre lebte er bloß von der Frucht des Palmbaumes; sein übriges Leben hindurch wurde er, wie einst der Prophet Elias, von einem Raben ernährt, der ihm täglich die Hälfte eines Brotes brachte. Was der Heilige die 90 Jahre, die er in der Wüste lebte, getan hat, ist nur Gott bekannt. Gewiß tat er das Vollkommenste; denn er vollbrachte den Willen Gottes, und wer dieses tut, der vollbringt das Höchste.

Doch sollte ein so heiliges Leben der Welt nicht unbekannt bleiben. Der große Heilige Antonius, damals 90 Jahre alt, wurde von eitlem Ruhm versucht. Er bildete sich ein, Niemand habe so lang wie er Gott in der Einsamkeit gedient. In diesem Gedanken vertieft vernahm er die Stimme Gottes, die ihm befahl, einen seiner Diener in der Wüste aufzusuchen. Antonius machte sich des andern Tages früh auf den Weg. Als er so einsam dahin wanderte, stellte sich ihm eine fürchterliche Gestalt in den Weg: Antonius machte das Kreuzzeichen und sogleich verschwand die Truggestalt. Nun wanderte der Heilige beharrlich auf diesem Wege weiter und sah nach zwei Tagen und zwei Nächten eine Wölfin, welche keuchend vor Durst einen Bergrücken entlang dahin lief. Er sah ihr nach, bis er sie aus den Augen verlor, nahm dann dieselbe Richtung und kam dann an eine dunkle Höhle, wo er den Schimmer eines Lichtes wahrnahm, der ihn zur Wohnung des heiligen Paulus führte. Nach langem Klopfen an der Türe öffnet ihm Paulus und empfängt ihn herzlich. Die beiden heiligen Greise umarmen sich und nennen sich, von Oben erleuchtet, gegenseitig mit Namen. Nachdem sie sich auf einen Stein in der Höhle niedergelassen, sagte Paulus: „Da siehst du einen Menschen, der am Ende seiner Laufbahn in weißen Haaren bald zu Staube werden soll.“ Darauf fragte er, ob die Menschen in der Welt immer noch dem Irdischen nachjagen und die Götzen anbeten. Während des Gespräches kommt der Rabe geflogen und setzt sich auf einen Zweig des Palmbaumes, von da fliegt er auf die Erde nieder, legt zu den Füßen der Heiligen ein ganzes Brot und schwingt sich wieder in die Luft. Lächelnd sprach der Heilige zu dem staunenden Freund: „Siehe, wie gut unser Gott ist! Seit sechzig Jahren sendet er mir täglich ein halbes Brot auf diese Weise; heue, da du gekommen bist, sendet er ein ganzes, um zu zeigen, wie er sorge für die, so ihm dienen.“ Alsbald dankten sie Gott, sprachen ihr Tischgebet uns setzten sich ander Quelle nieder; hier brachen sie das Brot, aßen und tranken von der Quelle, und begaben sich dann in die Wohnung zurück, wo sie unter Gebet und heiligen Unterredungen die nacht durchwachten. Des andern Tages in der Frühe sprach Paulus zu Antonius: „Seit langer Zeit, mein Bruder, kenne ich deinen Aufenthalt in der Wüste und Gott hat mit versprochen, daß du gleich mir dein Leben zu seinem Dienst anwenden werdest. Die Stunde meines Todes ist nahe; geh, wenn du magst, und hole, um meinen Leib zu bedecken, den Mantel, welchen dir der Bischof Athanasius gegeben hat.“

Der Bischof Athanasius, der mit seinem Mantel den heiligen Antonius beschenkt hatte, war ein unermüdlicher Verfechter des wahren Glaubens gegen die arianischen Ketzer, und um zu zeigen, daß auch er es mit dem Glauben des heiligen Athanasius halte und also ein treuer Anhänger der heiligen, katholischen Kirche sei, wollte Paulus in dessen Mantel gehüllt begraben werden.
Der heilige Antonius machte sich sogleich auf den Weg, um den Willen des heiligen Greises zu erfüllen. Als er seiner Zelle nahte, eilten ihm zwei seiner Schüler entgegen: „Mein Vater“, sprachen sie zu ihm, „wo bist du so lange gewesen?“
„Ich bin nur ein elender Sünder“, entgegnete er, „unwürdig, ein Diener Gottes genannt zu werden. Ich habe Elias, ich habe Johannes den Täufer gesehen, nicht genug, ich habe Paulus im Paradiese gesehen.“

Ohne weiter zu sprechen, trat er in seine Zelle, nahm den Mantel und trat sogleich den Rückweg an, denn er fürchtete, den heiligen Paulus nicht mehr am Leben zu treffen. – Seine Befürchtung war nicht unbegründet. – Kaum war er einige Stunden auf dem Wege, als er die Seele des heiligen Einsiedlers Paulus mitten unter den Engeln, Aposteln und Propheten zum Himmel aufsteigen sah. Er warf sich mit dem Gesicht auf die Erde und weinte bitterlich. Dann stand er auf und setzte seinen Weg fort.

In der Höhle angelangt, sah er den Leib des Heiligen auf den Knien mit empor gerichtetem Haupt und zum Himmel ausgebreiteten Händen. In der Meinung, Paulus lebe noch, kniete er sich an seine Seite und begann zu beten. Da er aber keinen Seufzer aus dem Munde des heiligen hörte, wie dies bei ihm gewöhnlich war, ward er von seinem Tode überzeugt. Er dachte also nur daran, dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Er umwickelte nun den Leichnam mit dem Mantel des Athanasius und trug ihn auf den Schultern unter Psalmen-Gesang aus der Höhle.

Als er nun das Grab machen wollte, fehlte es ihm an einem Werkzeug. Gott aber, auf den er sein Vertrauen gesetzt, kam ihm zu Hilfe. Er sah zwei Löwen von ferne aus der Wüste herbei eilen und und ihm ihre Dienste anbieten. Sie legten sich neben dem Leib des Heiligen nieder und wedelten mit dem schweif; dann brüllten sie laut, um zu bezeugen, daß sie seinen Tod beweinen. Hierauf begannen sie mit ihren Tatzen die Erde aufzuwühlen, bis sie eine Grube gemacht, groß genug, einen menschlichen Leichnam aufzunehmen. Nachdem sie ihre Arbeit vollendet hatten, nahten sie sich traulich dem Antonius, spielten mit ihren Ohren, senkten ihre Köpfe, leckten ihm Hände und Füße.Ihm dünkte es, als bäten sie ihn um seinen Segen. Er wandte sich zu Jesu Christo mit diesen Worten: „Herr, ohne dessen Willen kein Vogel stirbt, kein Blatt vom Baume fällt, gib diesen Löwen, was du weißt, daß ihnen gut sei.“ Nun winkte er ihnen, segnete sie, und die furchtbaren Totengräber entfernten sich sogleich.

Als die Löwen fort waren, ließ Antonius den Leichnam in die Grube hinab und bedeckte ihn nach dem Gebrauch der Kirche mit Erde. Hierauf begab er sich sogleich wieder in seine Zelle zurück und nahm darin das Gewand aus Palmblättern mit, welches sich Paulus mit eigenen Händen gemacht hatte. Stets bewahrte er es als ein kostbares Kleinod und zog es an den Feiertagen von Ostern und Pfingsten an.
Der Tod des heiligen Paulus, des Patriarchen der Wüste, fand im Jahre 342 im 113. Lebensjahr statt; er wird abgebildet mit Palmblättern bekleidet, einen Raben, der Brot im Schnabel hält, zur Seite. –

aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 74 – S. 78


Liebe Grüße, Blasius


zuletzt bearbeitet 15.01.2020 11:13 | nach oben springen


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