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18. Oktober Heiliger Justus Märtyrer (Kinder-Tod)

in Unsere Fürsprecher 18.10.2019 08:04
von Blasius • 3.822 Beiträge




Heiliger Justus von Autisiodor Märtyrer

Das Leben und Sterben des hl. Justus wird in einer Schrift erzählt, die schon über tausend Jahre alt ist. Die Geschichte in unsere Sprache übersetzt lautet also: „Es fängt an das Leiden des hl. Märtyrers Justus. Zur Zeit, da der allmächtige Gott die Zahl der Heiligen anwachsen ließ, und Justus neun Jahre alt war, sprach dieser zu seinem Vater Justinus: „Mein Vater, ich habe einen Traum gehabt, daß ein reicher Mann, Namens Lupus, meinen Oheim Justinian in der Stadt der Ambienser im Sklavendienst gefangen hält.“ – Der Vater sprach zum Sohn: „Was wollen wir also machen?“ – Da nun Justin in der Stadt Autisiodor einen Menschen um Geld zu dingen suchte, welcher ihn begleiten sollte, den Bruder aufzusuchen, sprach Justus zu ihm: „Ich bin bereit mit dir zu gehen.“ – Darauf sagte seine Mutter Felicia: „Sohn Justus, wie könntest du einen so weiten Weg antreten? Es könnte dir etwas widerfahren.“ – Er antwortete: „Wenn Gott will, werde ich gehen, und wenn es ihm gefällt, werde ich zurück kommen.“ – Und Justin sagte: „Nimm Brot und Geld und wir wollen unter Christi Leitung die Reise machen, welche wir beschlossen haben.“

Ungefähr um die dritte Stunde gingen sie fort aus der Stadt Autisiodor und sie kamen gegen Abend, als der Tag sich neigte, zu dem Kastell Melodun. Hier saß am Tor des Kastells ein Blinder und Lahmer und rief: „O seliger Justus, erquicke meine Seele, denn ich leide die Plage des Hungers.“ Der Knabe sagte zu seinem Vater: „Nimm das Brot und erquicke ihn“ und zog sich dann ein Kleidungsstück ab und legte es dem Armen an; der Vater aber fing an ihn darüber zu schelten. Justus antwortete: „Es steht geschrieben: Selig, wer sich erbarmt über den Dürftigen und Armen, in schlimmer Zeit wird ihn befreien der Herr.“ – Und in der Frühe gingen sie hinaus und setzten die Reise fort. Und als sie nach der Stadt Paris kamen, trafen sie einen sehr guten Mann, Hippolyt mit Namen. Er fragte sie, aus welcher Provinz sie wären; jene aber sagten, „aus der Stadt Autisiodor, wir suchen einen Gefangenen“; und es sagte Hippolyt zu ihnen: „Kommt in mein Haus, ich will euch erquicken mit Wein und Honigwasser.“

Als sie gesättigt waren und die Reise fortsetzten, kamen sie an den Fluss Isara, fanden aber kein Schiff; da sprach Justus zu seinem Vater Justin: „Sieh`, durch Anordnung der Barmherzigkeit Gottes kommt ein Mensch den Fluss herab, wir wollen ihn bitten, daß er uns überfahre.“ Und indem sie so redeten, kam er und sie sagten zu ihm: „Freund, tue den Gefallen, daß du uns über den Fluss fährst; du bekommst Fährgeld dafür und Gewinn für deine Seele.“ Aber er fragte, wer und woher sie seien; und da sie ihm die Mitteilung machten, daß sie ausgehen, einen Gefangenen zu suchen, schiffte er sie umsonst über den Fluss. Und indem sie die angefangene Reise beschleunigten, kamen sie zu der vorgemeldeten Stadt Ambianis und fragten nach dem Handelsmann Lupus oder wo sein Haus wäre. Und da sie ihn gefunden hatten, sagten sie zu ihm: „Unser Anverwandter ist in dieses Gebiet als Gefangener zugeführt worden, und wir haben gehört, er sei bei dir. Aber er fragte, woher oder wer es sei oder was für einen Namen er habe, welchen sie suchten. Darauf antwortete Justinus: „Wir sind Christen aus der Stadt Autisiodor, und mein Bruder, den wir suchen, heißt Justinianus.“ – Und Lupus sprach zu ihnen: „Kommt in mein Haus und ich will euch Herberge geben und euch meine Sklaven zeigen, und wenn ihr den erkennt, den ihr sucht und das Lösegeld zahlt, könnt ihr euren Bruder heim führen.“

Und da sie zur Abendstunde in das Haus des Lupus gegangen waren, führte er ihnen sein zwölf Sklaven vor. Allein der Gesuchte ward unter ihnen nicht gefunden, erst im Umschauen erblickte Justus den Justinian, welchen er suchte, wie er die Lampe hielt, und sagte: Siehe der Sklave, welcher das Licht anzündet, ist unser.“ Aber dieser sprach: „Woher kennst du mich? Ich habe dich noch nie in dieser Gegend gesehen.“ Und indem er dieses redete, war ein junger Soldat des Verfolgers Riciovarus zugegen; der stand alsbald auf und brachte die Geschichte zu dem Tyrannen und sprach: „Es sind gewisse Menschen in der Stadt Ambianis, die sich auf Zauberkünste verstehen und bekennen, daß sie Christen seien; was ist mit ihnen zu machen?“ – Aber er sprach: Geht und führt sie schnell zu mir, und wenn sie sich weigern zu kommen, sollen sie in den Kerker geworfen werden, bis sie mir vor Augen gebracht werden.“ – Da die Diener fort gingen in die oben erwähnte Stadt und das Haus des Lupus aufsuchten, fanden sie jene nicht mehr daselbst, weil Lupus vorher in der Nachtzeit zu ihnen gesagt hatte: „Steht auf und nehmt den Menschen, der eich angehört, und euer Geld, damit nicht die Vorgesetzten euch ergreifen.“ Und da die Diener dem Riciovarus so meldeten, daß jene schon aus der vorgemeldeten Stadt entwichen wären, sagte der Tyrann zu ihnen: „Es sollen vier Knechte sich aufmachen und sie schnell zu Pferd verfolgen, damit sie umkehren müssen und, wenn sie widerstreben, getötet werden.“

Als die Knechte sie verfolgten, fanden sie dieselben bei der Quelle Sirica. Und es sprach zuerst Justinianus zu seinem Bruder Justinus: „Wir wollen ein wenig ausruhen, da wir Wasser hier haben, und wollen Speise nehmen, damit wir besser die Reise fortsetzen können.“ – Und Justus sagte zu ihnen: „Esset geschwinder, weil der Gebieter Riciovarus vier Reiter schickt, die uns zurück führen oder töten sollen. Während ihr Speise nehmt, will ich acht haben, und wenn sie kommen, mit ihnen reden; ihr aber geht in die Höhle und verberget euch.“ – Und wie er dieses sagte,sah er sie von weitem kommen, und sein Vater und dessen Bruder zogen sich in die Tiefe der Höhle zurück. Und die Diener des Herrschers kamen herbei und fragten den Justus, wo die Alten seien oder was für Göttern sie opferten. Aber er antwortete, er sei ein Christ; und da er seine Angehörigen nicht verraten wollte, sagte einer zum andern: „Zieh das Schwert und haue ihm den Kopf ab, und wir wollen ihn dem Herrscher bringen.“ Justus aber betete: „Gott Himmels und der Erde, nimm meinen Geist auf, weil ich unschuldig und eines reinen Herzens bin.“ Und da der Kopf abgeschnitten war, wurden die Diener von großem Schrecken ergriffen. Sie flohen davon und erzählten dem Tyrannen Rciovarus, wie der Hergang gewesen sei.“

Da die Verfolger sich entfernt hatten, gingen die Angehörigen des seligen Justus aus der Höhle und fanden den Leichnam. Und es sagte Justinus zu seinem Bruder Justinianus: „Was machen wir mit diesem Leib?“ Sie fanden ein altes Gemäuer mit Efeu überzogen, hier beerdigten sie sorgfältig den Körper; das Haupt aber trugen sie mit sich fort. Und sie reisten eilig und langten am dritten Tag in der Stadt Autisiodor an. Und es sprach Felicia, seine Mutter. „Wo ist mein Sohn Justus?“ – Und Justinianus sein Oheim antwortete: „Es hat sich ereignet, daß er gestorben ist.“ – Sie sprach: „Ich sage dir Dank, Gott Himmels und der Erde, der du die unschuldige reine Seele aufgenommen hast“; und sie setzte hinzu: „O seliger Sohn Justus, bitte für mich, der du verdient hast, das Märtyrertum zu erlangen!“ Aber indem sie dieses betete und weinte, hing der Kopf des Märtyrers in Leinwand eingetan im Haus. Da nun die Zeit der Nacht da war, da leuchtete durch göttliche Einwirkung das ganze Haus.

In jenen Tagen aber war Bischof jener Stadt ein Priester Gottes, Namens Amator. Er ist ganz früh aufgestanden zu den Metten und sagte zu seinen Brüdern: „Ich habe große Lichter gesehen über dem Haus des Justinus, wovon die ganze Stadt hell geworden; geht geschwind und erforscht, was dies gewesen. Da gingen drei Priester hin und fragten den Justinus, was das für eine Bedeutung mit dem Licht habe, das in der Nacht über seinem Haus erschienen sei. Und es sagt Justinus zu ihnen: „Mein Sohn Justus ist umgekommen in ferner Gegend; die Diener des Gebieters Riciovarus haben uns gemeinsam verfolgt, und indem wir uns geflüchtet haben, ergriffen sie meinen Sohn, hauten seinen Kopf ab und kehrten zurück. Und wir haben seinen Leib am nämlichen Ort begraben, neben der Quelle Sirica im Gebiet Bellovac, und wir haben sein Haupt genommen, damit seine Mutter ihn küssen könne. Und da es in unser Haus gebracht war, ist um die dritte Stunde der Nacht ein Licht vom Himmel gekommen, davon das Haus und die ganze Stadt durch Fügung Gottes erleuchtet ward.“

Erstaunt meldeten dies die Priester, welche vom Bischof gesandt waren, den Brüdern und dem hl. Amator selbst, und jubelnd über ein so schönes Wunder sagten sie Dank dem allmächtigen Gott. Und der Bischof befahl, daß sie eine Tragbahre und Leuchter nehmen und das Haupt zur Kirche tragen und beerdigen in der Gruft des Hauses Gottes, wo der Bischof selbst einst zu ruhen vorhatte.Und um das Zeugnis des guten Werkes zu vollenden, so war in jener Stadt ein Mädchen von 16 Jahren, von Geburt an blind, und es rief und sprach: „Heiliger Justus, bitte zu deinem Gott, an den ich auch glaube und den ich bekenne, daß er das Licht meinen Augen gebe.“ Und alsbald wurden durch göttliche Kraft ihre Augen geöffnet, und es sahen die Priester die Herrlichkeit Gottes und alle lobten und priesen Gott, weil ihnen ein großes Wunder gezeigt worden. An ihn glauben die Völker, ihm sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.“

Du siehst in dieser Legende, wie ein Kind von übernatürlicher wunderbarer Seelenstärke durch gewaltsamen Tod seinen Eltern entrissen wird. Gewöhnlich sieht man einen unmäßigen Jammer bei den Eltern, wenn ihnen ein Kind stirbt, gar wenn es das einzige ist; dieser unmäßige Jammer ist aber gerade ein Zeichen, wie wenig der christliche Glaube wahrhaftig und lebendig in solchen Eltern wohnt.Sieh` an der Mutter des hl. Justus, wie eine Christin den Tod des Kindes aufnimmt; sie weinte wohl, aber vor Allem dankte sie Gott, daß er das Kind, da es noch unschuldig war, zu sich genommen und für die Ewigkeit gesichert habe, und sie sah von nun an das Kind an als ihren Fürsprecher im Himmel. Mich dauert kein Kind, wenn es stirbt, sei es mir auch noch so lieb gewesen; es ist ja gerade durch seinen frühen Tod vor dem vielen Leid und Kummer bewahrt, was das spätere Leben bringt, und ist bewahrt vor dem größten Unglück, vor der Sünde und ewiger Verdammung. Es mag wohl sein, daß Gott deshalb fast die Hälfte der Menschen schon in der Kindheit sterben läßt, um sie auf diese Weise für den Himmel zu retten. Ach, fast jedem Menschen kommt zuweilen der schmerzliche Wunsch: wäre ich doch als Kind gestorben! – Missgönne doch deinem eigenen Kind nicht, wenn ihm Gott das Glück eines frühen Todes beschert hat!

Die Reliquien vom hl. Justus sind aber in viele Hauptkirchen verteilt worden und stehen in großer Verehrung. In manchen Kirchen hat am heutigen Tag auch das Brevier eine eigene Lesung über den hl. Justus, und in der Messe wird gebetet: „Gott, der du den seligen Justus, dem alter nach ein Kind, dem Glauben nach aber groß, durch den Sieg des Leidens zur ewigen Herrlichkeit geführt hast: verleihe, bitten wir, daß seine verehrungswürdige Fürsprache uns helfe und wir Genossen der ewigen Herrlichkeit werden, durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.“ –

aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 4 Oktober bis Dezember, 1872, S. 101 – S. 106

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Liebe Grüße, Blasius


zuletzt bearbeitet 18.10.2019 08:05 | nach oben springen


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