Unter allen Heiligen gibt es meines Wissens nur einen einzigen Kaiser.
Es ist Kaiser Heinrich II., den Gott, wie es im Kirchengebet heißt,
von der Höhe der irdischen Kaiserwürde in das himmlische Reich versetzte.
Als des Bayernherzogs Heinrich ältester Spross und Stammhalter kam Heinrich auf einem Schloss in der Nähe von Regensburg am 6. Mai 972 zur Welt. Der Vater führt in der Geschichte einen zwar nicht gerade entehrenden, aber immerhin aufschlussreichen Zunamen, denn man nennt ihn heute noch Heinrich den Zänker. Das kleine Beiwort sagt sehr viel. Ständig lag sich der Mann mit dem Kaiser in den Haaren, weil es ihn selbst nach der Krone gelüstete. Da gab es Krach und Krieg, und des Sohnes Kindheit war überschattet mit Flucht und Verbannung. Weil aber nichts von ungefähr, sondern alles von oben her kommt, hatte auch Heinrichs unerfreuliche Jugend den Vorteil, dass er, fern der Heimat, in Hildesheim bei dem vortrefflichen Bischof Bernward eine gediegene Erziehung erhielt. Ein zweiter heiliger Bischof, Wolfgang von Regensburg, hat nachher Heinrichs Ausbildung vollendet.
Später heiratete Heinrich die Grafentochter Kunigunde von Luxemburg, auch eine Heilige, und mit dreiundzwanzig Jahren wurde er Herzog der Bayern, der im Gegensatz zu seinem verstorbenen zänkischen Vater ein treuer Reichsvasall war und seinem Vetter, dem Kaiser Otto III., durch dick und dünn Gefolgschaft leistete. Als aber Otto kinderlos starb, wusste Heinrich seinen berechtigten Erbanspruch auf den Kaiserthron schnell und entschlossen gegen zwei Mitbewerber durchzudrücken, und am 8. September 1002 bestieg er im Dom zu Aachen den Krönungsstuhl Karls des Großen. Einige Zeit danach setzte ihm der Papst zu Rom auch die Kaiserkrone aufs Haupt.
Zweiundzwanzig Jahre lang leitete Heinrich die Geschicke der deutschen Volksstämme, und man kann wohl sagen, dass er in dieser Zeit kaum aus dem Sattel kam, denn er nahm die Herrscherpflichten ernst, und überall war gerade damals eine starke Hand nötig, weil das Reich wegen der Uneinigkeit der Fürsten auseinanderzufallen drohte. Auf diese Stunde warteten längst an den Landesgrenzen, Gewehr bei Fuß, die Feinde, um in Deutschland einzurücken. Auch an persönlichen Bitterkeiten fehlte es dem Herrscher nicht, er musste gegen die eigenen Brüder und Schwäger zu Feld ziehen, und falsche Freunde erfüllten sein Herz mit schmerzvollem Argwohn gegen die heilige Gattin Kunigunde. Kein Heiliger hat es im Leben leicht, selbst dann nicht, wenn er Kaiser ist. Wohl ist Heinrich der Schwierigkeiten, die sich ihm entgegentürmten, kraftvoll Herr geworden, aber man kann verstehen, dass er zuweilen den Kopf hängen ließ und, dem frommen Zug des Herzens folgend, gern den goldenen Kaisermantel mit einer schwarzen Mönchskutte vertauscht hätte.
In einer solchen Stimmung der Niedergeschlagenheit übernachtete Heinrich einst in einem Kloster, und es überkam ihn bei dieser Gelegenheit die Sehnsucht nach Ruhe mit solcher Wucht, dass er inständig um die Aufnahme in den Orden bat und keine Einwendungen gegen den Plan zulassen wollte. Da rief der Abt die Brüder zusammen und fragte, wie es Brauch ist, in ihrer Gegenwart den Kaiser, ob er bei seinem Entschluss beharre und nach der Vorschrift der Regel unbedingten Gehorsam gelobe. Laut und freudig gab Heinrich sein Jawort, und dann sagte der Abt, und es war sehr klug, was er sagte, dann also sagte er: „Wohl, ich nehme dich als Bruder Heinrich in unsere Gemeinschaft auf, aber zugleich befehle ich dir, in der Welt zu bleiben und das Reich zu regieren, das Gott deiner Sorge anvertraut hat.“ So musste auch Heinrich wie jeder andere den eigenen Kreuzweg bis ans Ende gehen.
Kaiser Heinrich war also ein guter, tüchtiger Herrscher, bedächtig und überlegt, sanft, mild und leutselig. Wo aber Unrecht geschah, konnte er ohne Erbarmen richten und strafen, wie es sich gehört. Der lieben Mutter Gottes war er innig zugetan. Viele Kirchen hat er errichtet, unter denen der Dom zu Bamberg und das herrliche Münster zu Basel die schönsten sind. Kaiser Heinrich der Heilige, der am 13. Juli 1024 starb, wird für immer eine Zierde Deutschlands sein.
MIT DANK AUS: https://www.marianisches.de/heilige-des-tages/
Liebe Grüße, Blasius