Aus einer Predigt von Kardinal Kurt Koch
Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass die Wurzel aller Freude ein tiefes Einverständnis des Menschen mit sich selbst ist.
Wirklich freuen kann sich nur, wer sich selbst so annehmen kann, wie er ist; und nur wer sich selbst annehmen kann, kann auch die anderen Menschen und die Welt annehmen. Damit stellt sich freilich die weitere Frage, wie wir Menschen denn dazu kommen, uns selbst anzunehmen und unserem Leben zuzustimmen.
Ebenfalls aus eigener Erfahrung wissen wir, dass wir dies allein überhaupt nicht können. Wir sind vielmehr nur in der Lage, uns selbst anzunehmen, wenn wir zuerst von einem Anderen angenommen werden, der uns zuspricht: „Es ist gut, dass du lebst. – Es ist schön, dass es dich gibt!”
So zu mir zu sprechen, dass es wirklich wahr ist und mich mit Freude erfüllt, kann freilich nur Gott, der Schöpfer meines Lebens. Damit leuchtet die wirklich frohe Botschaft des christlichen Evangeliums auf:
Gott findet uns Menschen so wichtig, dass er selbst für uns Mensch geworden ist und gelitten hat.
„Gut, dass es dich gibt”: Diese Zusage hat Gott mit letztem Ernst am Kreuz seines Sohnes zu uns gesprochen. Der gekreuzigte Christus ist die konkrete Zusage Gottes, die für jeden Menschen gewiss macht, dass er für Gott so sehr ein Ernstfall ist, dass er dessen eigenes Todesschicksal auf sich nimmt.
Das Kreuz Jesu ist die göttliche Gutheißung meines Lebens, die nicht einfach mit verbalen Liebeserklärungen geschieht, sondern mit einem Akt von solcher Radikalität, dass Gott das Leben seines eigenen Sohnes für uns Menschen investiert hat. Gerade als Kreuzesbotschaft ist der christliche Glaube wirklich Evangelium, ja die einzig frohe Botschaft, die tragfähige Freude zu schenken vermag: Wer bis in den Tod hinein geliebt ist, der darf sich wirklich geliebt wissen und darüber froh werden.
http://www.der-fels.de/2011/12_2011.pdf