v. Hw. Prof. Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Staunenswert und großartig sind die Geheimnisse des Weltalls! Immer wieder entdecken die Astronomen neue Gestirne und große Galaxien; umfassen mehrere hundert Milliarden Sterne, und insgesamt soll es mehr als eine Billion solcher Galaxien geben …
O Gott, wie groß bist Du, der Du all dies erschaffen und geordnet hast!
Denn wie auch immer man sich im Einzelnen die Entstehung und Ausbreitung des Universums erklärt: alles vollzieht sich nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die der Ausdruck einer alles Geschaffene übersteigenden Weisheit sind. Nicht blinder Zufall regiert das All, und die Erde ist trotz ihrer relativen Kleinheit nicht irgendein unwichtiger Punkt im All, sondern Gottes liebevolle Vorsehung lenkt und leitet alles, und für Gott sind gerade wir Menschen etwas Besonderes, die er nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat!
So gesehen überrascht es nicht, dass die alten Kulturvölker des Ostens in der Erforschung und Beobachtung der Gestirne eine geheimnisvolle Verbundenheit mit dem Göttlichen wahrgenommen haben. Wenn uns das Matthäusevangelium von den Sterndeutern im Osten berichtet, die sich aufgemacht haben, um den neugeborenen König der Juden zu suchen, dann zeigt uns dies die göttliche Führung dieser Weisen, als sie dem einzigartigen Stern gefolgt sind, der aufgegangen war (vgl. Mt 2,1–2).
Wo aber finden sie den Erlöser, den menschgewordenen Sohn Gottes? Nicht in einem Königspalast, sondern in einem ärmlichen Haus! Doch ihr Glaube sagt ihnen, dass sie hier richtig sind, und sie beugen die Knie vor dem großen König des Alls, der uns Menschen ganz nahe gekommen ist in der Kleinheit und Hilfsbedürftigkeit eines Kindes.
Diese großen Gelehrten, die wir als die „Heiligen Drei Könige“ verehren, waren demütige Menschen. Sie rechneten mit dem Unbegreiflichen und hatten des Staunen über die Wunder Gottes noch nicht verlernt. Die Weisen aus dem Morgenland stehen für die große Schar jener Menschen, die im Laufe der Geschichte aus den Ländern der Heiden kommen sollten, um das Jesuskind anzubeten. Denn das Heil kommt von den Juden (vgl. Joh 4,22), doch es ist nicht auf das jüdische Volk beschränkt. Ja, die Volkszugehörigkeit allein macht es noch nicht aus, ob jemand die Rettung und das Heil durch Gott erfährt, denn es bedarf der wahren Kindschaft Abrahams im Glauben und nicht nur der Beschneidung nach, wie der Apostel Paulus vor allem im Galaterbrief ausführt.
Haben wir unseren Weg zu Gott schon gefunden? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir diesen Weg auch dann, wenn wir das Ziel vor uns haben, immer wieder neu beschreiten müssen? Gott kennt unser Herz, und sein Heiliger Geist leitet auch uns. Er zeigt sich uns im Wort der Heiligen Schrift und in den Weisungen der Kirche; er offenbart sich uns in den Wundern der Schöpfung und ist uns nahe in den vielen Begegnungen unter uns Menschen. Es gilt, jenem Stern der Wahrheit zu folgen, der uns im Gewissen aufleuchtet. Dieses weist uns den Weg, sodass wir an Jesus Christus, den einzigen Erlöser aller Menschen, glauben und ihn im Leben bezeugen!
Mögen durch uns viele Menschen zu Jesus Christus finden! Die Kirche Christi ist missionarisch, in voller Achtung der Gewissensfreiheit von Nichtglaubenden und Andersgläubigen. Gott selbst bereitet uns im Himmel ein wunderbares Fest, und zu diesem Fest sind alle eingeladen. Seien wir Boten der Freude für die Menschen um uns; sie haben ein Recht darauf, dass wir ihnen die Botschaft des Heiles bezeugen und weitergeben.
Im Rahmen der Dreikönigsaktion sind in diesen Tagen wieder die Sternsinger unterwegs: Sie sammeln Spenden und bringen „Hilfe unter einem guten Stern“. Auf diese Weise werden verschiedene Projekte vor allem in den Missionsländern unterstützt. Am heutigen Tag wird außerdem von Missio – also den Päpstlichen Missionswerken – die Dreikönigssammlung für die Priesterausbildung in der Welt durchgeführt. Ein herzliches Dankeschön allen, die solche Aktionen ermöglichen und die dafür spenden!
Von überallher werden die Menschen im Reiche Gottes kommen, von Osten und von Westen (vgl. Mt 8,11; Lk 13,29), und alle werden sie Gott anbeten im Geist und in der Wahrheit (vgl. Joh 3,23–24). Denn der große, unbegreifliche Gott ist für uns Menschen als Kind geboren worden, und dieses Kind voller Liebe dürfen wir als unseren Erlöser und Retter ehren und ihm Lob, Anbetung, Dank und Bitten entgegenbringen! Amen.
http://www.stjosef.at/predigten/a-ersche..._herrn_2017.htm