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#1

André Frossard, "Es gibt eine andere Welt"

in Buchempfehlungen 17.12.2016 13:47
von Hemma • 589 Beiträge

Media Maria Verlag
ISBN 978-3-9454010-6-4

Ein Auszug aus dem letzten Kapitel

Die, die euch sagen: „Es gibt keinen persönlichen Gott“, irren, und es ist nicht nur die Person Gottes, die sie nicht kennen wollen, es ist ihre eigene, die sie dazu verurteilt, endlos umherzuschwirren auf der Suche nach ihrer Identität, denn diese findet sich nur in Gott, und er allein weiß ihren Namen…

Denen, die mit den Achseln zucken und behaupten, nichts von Gott zu wissen, indem sie sagen: „Er ist der <ganz andere>, er ist nicht zu erkennen“ glaubt ihnen nicht.
Dass er „anders“ ist, als wir es sind, das ist ein Glück für die Schöpfung und eine Chance für die Menschheit…

Er ist nicht der „ganz Andere“. Wir sind nach seinem Bild geschaffen, und es hieße, den Unverstand mit der Undankbarkeit zu verbinden, ihm nicht dafür Dank zu sagen…

Die, die euch sagen: „Der Gedanke Gottes ist zerstörend, denn er lenkt uns von den Werken der Gerechtigkeit ab, die wir hier zu vollbringen haben“ bringen eine Absurdität zum Ausdruck, denn ebenso gut könnte man sagen, dass der heilige Franz von Assisi oder der heilige Vinzenz von Paul bessere Menschen gewesen wären, wenn sie weniger zu Gott gebetet hätten.

Der Mensch ist ein Wesen, das dem ähnelt, worauf er schaut, und wenn er seinen Blick von Gott abwendet, kann es geschehen, dass er einige Zeit gut bleibt, aber ebenso, dass er nicht zögert, zum Mörder seines Bruders zu werden. Man hat darauf verzichtet, die Opfer der seit dem Beginn dieses Jahrhunderts im Namen der bloßen Menschlichkeit vollbrachten „Werke der Gerechtigkeit“ zu zählen.

Die, die euch sagen: „Alles ist in der Natur gegeben, es gibt sonst nichts als die Geschichte und die Selbstbestimmung des Menschen“ irren sich, denn sie fallen in den dünkelhaften Irrtum von Babel zurück, und schicken sich an, uns auf diesem Fundament eine Welt ohne Hoffnung und ohne Freiheit zu bauen.

Wenn sie hinzufügen: „Es gibt nichts nach dem Tod, alles ist damit zu Ende, es gibt für uns kein ewiges Leben“, irren sie sich abermals, sofern sie ungläubig sind. Sofern sie aber Christen sind, widersprechen sie sich selbst und können sich nicht mehr Christen nennen. Denn man kann nicht von Anfang an wiederholen: „Gott ist die Liebe“ und plötzlich mit Bestimmtheit erklären, dass er nichts und niemanden liebt und nicht einmal sich selbst.
Denn würden die Geschöpfe, die durch IHN in ihrem Leben eine Liebestat getan haben, und wäre es nur eine einzige und wäre es nur ein Blick des Mitleids für einen Hund gewesen, für immer verschwinden, so müsste man annehmen, dass Gott etwas von seiner Liebe verlieren könnte, was aus dem einfachen Grund undenkbar ist, weil er EINER ist und sich nicht teilen kann. Wer Liebe übt, bezeugt damit die Existenz Gottes, selbst wenn er ihn nicht kennt.
Und der Tod ist nicht der Zustand dauernder Abwesenheit, den man sich vorstellt, wenn man sich vergegenwärtigt, dass das eigene Grab jahrhundertelang mit Blumen geschmückt wird.
Die Friedhöfe sind nur die Kleiderkammern der Auferstehung. Der Tod ist nicht mehr als ein Augenblick, ein praktisch nicht existierender Moment, der den Schatten vom Licht der Seligpreisungen aus dem Evangelium scheidet: „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ – „Selig, die weinen, denn sie werden getröstet werden.“ Kaum dass das Vorspiel beendet ist, das sich auf dieser Erde vollzieht, erfüllt sich das Versprechen.

Denn es gibt eine andere Welt.

Ihre Zeit ist nicht unsere Zeit, ihr Raum ist nicht unser Raum. Aber sie existiert.
Man kann sie nicht orten, man kann ihr keinen Platz an irgendeinem Ort unseres mit den Sinnen wahrnehmbaren Universums zuweisen: Ihre Gesetzte sind nicht unsere Gesetze. Aber sie existiert.

Ich habe sie, mit den Augen des Geistes, wie ein stummes Wetterleuchten, eine Transzendenz, die sich offenbart, aus der Kapelle in der Rue d´Ulm hervorbrechen sehen, wo sie – wer hätte es ahnen können! – auf so geheimnisvolle Weise eingeschlossen war. In einem solchen Fall sieht der Geist mit blendender Klarheit, was die Augen des Körpers nicht sehen, wenn sie auch geweitet sind durch die gespannte Aufmerksamkeit und in ihnen nachher eine gewisse Sinnesempfindung übrig bleibt, die ich in meinem Buch als „eher blau“ bezeichnet habe. Ich habe diese zwei Worte mit Bedacht hervorgehoben, um deutlich zu machen, dass es sich um eine leicht farbige Erscheinung gehandelt hat.

Es liegt beinahe ein dauernder Widerspruch darin, von dieser anderen Welt zu sprechen als einer, der hier ist und dort ist wie das Himmelreich des Evangeliums, die sich ohne Worte verständlich und ohne Bilder sichtbar machen kann, die sich gänzlich überraschend offenbart und nicht in die Irre führt. Aber sie existiert.
Schöner als das, was wir Schönheit nennen, und es wäre ein großer Irrtum, wollte man sie sich schemenhaft und farblos vorstellen, so als wäre sie weniger konkret als unsere wahrnehmbare Welt. Das Gegenteil ist wahr: Sie ist von einer wunderbaren Fülle und Dichte, es ist eine Welt ohne Leere, die sich zu der unseren verhält wie das lückenlose Nebeneinander der kostbaren Mosaiksteinchen zum durchbrochenen Bild eines Spitzengewebes. Deshalb kann man nur in Bildern von ihr sprechen. Su unzugänglich sie auch sind, Zeugnis zu geben von ihrem Reichtum und ihrem Glanz, so haben sie doch gegenüber jeder anderen Sprache, die ebenso wenig angemessen wäre, den Vorteil der Farbigkeit und der Bescheidenheit.

Diese spirituelle Welt hat eine Aussage- und Beweiskraft, die im buchstäblichen Sinne nuklear ist. Sie ist die letzte Wirklichkeit, die macht, dass die Dinge das sind, was sie sind, denn das Wirkliche endet nicht mit dem, was wir davon wahrnehmen oder zu errechnen vermögen: Besser könnte man sagen, dass es dort anfängt, wo wir glauben, dass es endet.

Auf diese andere Welt, auf welche die Auferstehung des Leibes ausgerichtet ist, bewegen wir uns alle hin…
In ihr werden wir die widerfinden, die wir verloren zu haben glauben und die gerettet sind. Wir werden nicht in irgendeiner ätherischen Form dort eintreten, sondern im vollen Leben, und wir werden dort jene unerhörte Freude erleben, die sich vervielfältigt durch all das ringsum von ihr verbreitete Glück und das Offenbarwerden des letzten Geheimnisses der göttlichen Ausstrahlung…

Das, was ich euch von ihm gesagt habe, habe ich nur geschrieben, damit ihr ihn mehr liebt, falls ihr ihn liebt, und falls ihr ihn nicht kennt, damit ihr wenigstens über das Wesen nachdenkt, dem sich unbewusst jeder menschliche Geist, jede Seele entgegen wirft oder wie immer man jene lautere Anlage zum Göttlichen in uns nennen möge, die durch alle Jahrhunderte auf dieser Erde ohne Ruhe, ohne Unterlass alles bestreitet und bestreiten wird, was nicht ER ist, den sie findet oder vielmehr wiederfindet, wenn sie das Wagnis des Glaubens auf sich genommen hat.
Denn der Mensch der von der Liebe herkommt, kehrt zur Liebe zurück kraft des Glaubens und der Hoffnung, durch das Leid und den Tod. Und nichts kann ihn daran hindern.

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zuletzt bearbeitet 17.12.2016 13:50 | nach oben springen


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