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Die Botschaft der Thérèse von Lisieux

in Unsere Fürsprecher 10.05.2013 23:28
von blasius (gelöscht)
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KLEINE THERESE VON LISIEUX



Morgen feiern wir den Gedenktag einer Zeugin Christi, die mir – und Millionen anderer Menschen – gezeigt hat, warum unsere Heiligen so heilsam sind für uns. Das Zeugnis dieser jungen Frau ist in einfacher Sprache gehalten, und vermag dabei auf‘s Äußerste zu berühren, und Jesus spürbar zu machen. Therese von Lisieux ist nicht nur jung, sie ist uns auch zeitlich nahe, und das Brennen ihrer Seele, oder etwas zurückhaltender ausgedrückt, ihre Mission der Liebe kann uns in jeder noch so schwierigen Situation helfen.

Willst du beten? Dann mach keine großen Worte, sondern nutze einfach den Schwung des Augenblicks, dem Vater und dem Sohn zu danken.

Willst du umkehren? Dann lies die Worte der Heiligen über die Barmherzigkeit, und du wirst die Größe der Gnade, die unser Herr für jede einzelnen Menschen bereit hält, etwas mehr ermessen können.

Willst du Jesus, dich selbst und die Menschen lieben? Dann mach dich ganz klein, setz dich auf den letzten Platz, sei mit ganzem Herzen für alle da – und Jesus wird mit dir sein.

Willst du dich Jesus hingeben? Dann kenne die Worte der kleinen Therese, wenn sie über ihren König und Geliebten spricht, und denke daran, wenn du das nächste Mal Eucharistie feierst.

Wenn es eine Zeugin Christi gibt, die uns in jeder Lebenslage Mut machen kann, dann ist es die kleine Heilige Therese. Sie ist die Jeanne d’Arc an unserer Seite, die uns zur Freiheit befreit (Gal 5,1). Sie ist Johannes der Täufer an unserer Seite, der unerbittlich für die Wahrheit streitet. Sie ist es vor allem auch, die uns auch in der größten Verdammnis versichert, wie winzig die schrecklichsten Verfehlungen der gesamten Menschheit (!) im Vergleich zum Ozean der göttlichen Barmherzigkeit sind…

Ihre größten Taten hat Therese von Lisieux für die Zeit nach ihrem Tod erwartet, denn sie war sich der Liebe Jesu und ihrer Kraft zur Rettung einer unüberschaubaren Zahl von Seelen sicher. Für die kleinen und großen Angelegenheiten unseres Seelenlebens ist sie unsere größte Fürsprecherin – heilige kleine Therese, tiefer Dank gebührt dir für dein Zeugnis unseres Herrn Jesus Christus!

Für diejenigen Leser, die sich mit der Heiligen Therese von Lisieux eingehender beschäftigen möchten, finden sich am Ende dieses Beitrags Literaturtipps. Wer gleich einen Überblick über das Leben der kleinen Therese gewinnen will, ist zur Lektüre des nachfolgenden Textes eingeladen, der mit freundlicher Genehmigung des Verlags Christliche Innerlichkeit, Wien, erscheint.



Mit leeren Händen

Die Botschaft der Thérèse von Lisieux

Von der Ferne betrachtet erlebt Thérèse die letzte Periode des körperlichen Zerfalls ihres Vaters im Frühling 1894 im Schweigen und im Frieden. Umgeben von der liebevollen Sorge von Céline und Léonie stirbt M. Martin am 29. Juli. Er hat seine Letzte Ruhe gefunden, und [Anm.: die damals einundzwanzigjährige] Thérèse fühlt ihn sich sehr nahe.

Papas Tod macht auf mich nicht den Eindruck eines Todes, sondern eines wirklichen Lebens. Nach sechsjähriger Abwesenheit finde ich ihn wieder. Ich fühle, wie er um mich herum ist, mich anschaut, mich beschützt (Brief 170).

Am 14. September verlässt Céline alles und tritt ihrerseits aus Liebe zu Jesus in die Gemeinschaft des Karmel von Lisieux ein. Vier leibliche Schwestern in einer kleinen Kommunität… Das ist ein einzigartiger Fall in der Geschichte des Karmel! Thérèse hat nichts dagegen, und ihre Freude ist riesig!

Meine liebe Céline, fürchte nichts. Jesus wird Dich nicht enttäuschen … Ich habe Deinetwillen so viel gelitten, dass ich hoffe, kein Hindernis für Deine Berufung zu sein. Ist unsere Liebe nicht wie das Gold im Feuerofen geläutert worden? (Brief 168).

In Célines Gepäck befindet sich der Fotoapparat, dem wir die vielen Bilder von Thérèse verdanken: die Priorin Agnès erwies sich als der modernen Technik gegenüber sehr aufgeschlossen! Céline bringt auch ein kleines Heft mit, das im Leben Thérèses eine große Rolle spielen wird. Es enthält eine Auswahl der schönsten Texte des Alten Testamentes. Den jungen Karmelitinnen von Lisieux war es nämlich nicht gestattet, das ganze fremdartige Alte Testament zu lesen, und Thérèse hatte daher nur über die liturgischen Texte und geistlichen Bücher zu ihm Zugang. So ist dies ein schöner Reiseproviant, den Céline da mitbringt, und Thérèse, eine begeisterte Leserin der Heiligen Schrift, stürzt sich mit Heißhunger darauf!

Plötzlich ist da ein ganz neuer kleiner Weg!

Kurze Zeit danach, aber sicher vor Ende 1894, macht Thérèse ihre geniale Entdeckung, als sie das Heftchen studiert: sie findet darin ihren berühmten kleinen Weg! Ohne nun wirklich eine objektive exegetische Analyse der betreffenden Texte zu machen, erhält sie von Gott während des Lesens eine Antwort auf ihre Suche: Thérèse verdankt ihre Entdeckung in erster Linie einer persönlichen Erleuchtung durch den Heiligen Geist, der sie diese Texte mit dem Herzen verstehen lässt (Mt 13,15). Der Text ist für sie die Linse, die den ganzen Schatz des Glaubens projiziert! In diesem Moment der Gnade entdeckt Thérèse durch die oberflächliche Hülle der Texte hindurch klar die Kraftlinien der Offenbarung. Sie erfährt, wie die Ströme göttlichen Lebens den Strom ihrer eigenen Existenz nähren. In einer echten geistlichen Lesung geschieht es, dass Gott ihr persönliche Botschaften für das Leben mitteilt.

Nur wenige Monate vor ihrem Tod erzählt sie in ihren Schriften von ihrem Eureka, ihrem ich habe es gefunden [s. unten Punkt 5] ! Die Fassung trägt dort die Spuren einer im Vergleich mit dem ursprünglichen Ausgangspunkt bereits ausgefeilten Ausdrucksweise: aber seither sind auch tatsächlich zweieinhalb Jahre vergangen! Ihr Bericht (C 214-216) ist zu lang, um ihn hier im vollen Wortlaut wiedergeben zu können. Wir wollen aber die fünf Hauptpunkte anführen, die man darin leicht unterscheiden kann.

1. Zunächst spricht Thérèse von ihrem früheren Wunsch, den wir bereits gut kennen: Ich wollte immer eine Heilige sein.

Der neue kleine Weg (dies ist der Ausdruck, den Thérèse selbst gebraucht), den sie soeben entdeckt hat, enthüllt von Beginn an seinen funktionalen Charakter. Er ist kein Ziel an sich; er ist ein Zwischenstadium, ein Mittel, das anderswohin führt. Das Ziel ist die Heiligkeit, die gänzliche Entfaltung der Liebe.

2. Wer aber kann diese Liebe entfalten? Von sich aus kann Thérèse es nicht. Parallel zu ihrem einstigen Wunsch steht nun die alte Feststellung ihres Unvermögens.

Ich habe mir immer gewünscht, eine Heilige zu sein; aber ach! wenn ich mich mit den Heiligen verglich, stellte ich stets fest, dass zwischen ihnen und mir derselbe Unterschied besteht wie zwischen einem Berg, dessen Gipfel sich in den Wolken verliert, und dem unscheinbaren Sandkorn.

Ihr ganzes Leben hindurch haben wir gesehen, wie in ihr Wunsch und Unvermögen kämpfen, so wie beim verzweifelten Kampf Jakobs mit Jahwe (Gen 32)! Einer solchen Erklärung von Thérèse könnte man entgegenhalten, dass sich sowohl die übergroße Heiligkeit der anderen relativieren als auch Thérèses demütige Selbsteinschätzung ein wenig anheben ließe. Aber hier würde das zu nichts führen! Wesentlich ist das subjektive, persönliche Empfinden von Thérèse. Von diesem ausgehend entwirft sie ihren Weg. (Oder genauer: den Demütigen schenkt Gott Sein Licht.) Und weil es hier um eine Lebensfrage geht, in der viele Gläubige ihre eigene Erfahrung zum Teil wiedererkennen, konnte die Antwort der Heiligen von Lisieux ein solches weltweites Echo in der Kirche finden.

3. Wir sehen weiters die Strahlkraft eines Menschen, der seit langem unter dem Licht der göttlichen Offenbarung gelebt hat und der die Art, wie Gott uns führt, immer besser versteht: eine innere Gewissheit verbietet ihr, sich der Unruhe oder der Entmutigung hinzugeben.

Statt zu verzagen, sagte ich mir: der liebe Gott flößt keine unerfüllbaren Wünsche ein, ich darf also trotz meiner Kleinheit nach der Heiligkeit streben.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass Thérèse im eigentlichen Augenblick ihrer Entdeckung bereits so klar formulierte Gedanken gehabt hat. Zweifelsohne handelte es sich um eine plötzliche und befreiende Eingebung, die wie ein Same in das längst dafür bereitete fruchtbare Erdreich fiel. In ihr lebte die Überzeugung, die zu einem fixen Bestandteil von ihr selbst geworden war: Durch eigene Kraft werde ich es niemals schaffen, und dennoch verbietet mir mein Herz davon abzustehen! In ihren eigenen Worten:

Es ist mir unmöglich, mich größer zu machen, ich muss mich ertragen, wie ich bin, mit all meinen Unvollkommenheiten. Aber ich will das Mittel suchen, um in den Himmel zu kommen, (konkret möchte Thérèse sagen: um den Gipfel der Heiligkeit zu erreichen), auf einem kleinen Weg, einem recht geraden, recht kurzen, einem ganz neuen kleinen Weg.

4. Im Wissen um ihre unabwendbare Kleinheit, die alles versucht hat, und überzeugt von der Ohnmacht ihrer Liebe, kommt Thérèse auf ihrer Suche nach einer Lösung der Heiligen Schrift näher, das heißt also, Gott selbst. Die Form der Hingabe von 1893 war ihr nicht tief, nicht strahlend genug, um sie völlig zufriedenzustellen. Es ging ihr alles noch nicht schnell und sicher genug. Deshalb sucht Thérèse nun nach einem Fahrstuhl, mit dem es unweigerlich aufwärts geht, einem geistigen Fahrstuhl zu der höchsten Heiligkeit!

Fahrstuhl, das ist das Bild, das sie verwendet, also etwas ganz Neues! Auf ihrer Reise nach Rom hatte Thérèse in den Hotels, in denen sie wohnte, Fahrstühle gesehen; in der heutigen Zeit würde sie vielleicht von einer Rolltreppe, einer Seilbahn oder einer Rakete sprechen. Dem Fahrstuhl, mit dem man ohne Anstrengung hinaufgelangen kann, setzt sie die Treppe gegenüber, auf der man mühsam hinaufsteigen muss. Auf der Treppe hat sie es nicht geschafft …

5. Thérèse wird schließlich die befreiende Antwort finden! Als sie in dem kleinen Heft den Text aus dem Buch der Sprüche 9,4 liest, fühlt sie sich besonders berührt: Wenn einer ganz klein ist, so komme er zu mir. Klein … da fühlt sich Thérèse persönlich angesprochen! Kleinsein: danach strebte das kleine Sandkorn schon seit langem, im Sinn von Demut. Doch Kleinsein in der Heiligkeit, auch mit diesem Problem schlägt sie sich schon seit langem herum. Und nun kann sie sich gerade in ihrem Kleinsein Gott nahen, Er möchte ihr etwas sagen… So wendet sich Thérèse vertrauensvoll, das heißt mit einem hoffnungsvollen Herzen, an Ihn, und ganz offen macht sie sich weiter auf die Suche nach dem, was Gott ihr bezüglich Seiner Selbst und ihres Aufstiegs auf den Gipfel ihrer Heiligkeit offenbaren will. Und was liest sie einige Seiten weiter? Dort findet sie einen funkelnden Diamanten, wie sie noch nie einen solchen hat leuchten sehen, Jes 66,12-13: Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch, ich werde euch auf meinen Armen tragen und auf meinen Knien schaukeln.

Wir haben die Texte so zitiert, wie Thérèse sie in ihrem Heft vorgefunden hat. Die Jerusalemer Bibel übersetzt: Wer unerfahren ist, kehre hier ein. Die Ökumenische Übersetzung der Bibel führt an: Gibt es einen unerfahrenen Menschen? Er soll herkommen. Der Ausdruck ganz klein scheint in diesen Texten nicht auf, auch nicht die persönliche Formulierung zu mir. In dieser Fassung wäre Thérèse über den Text wahrscheinlich hinweggegangen, ohne das Licht, das ihr darin so hell aufgeleuchtet ist, zu bemerken. Oft kommt Gott im Zufall zu uns! Bei einer anderen Übersetzung hätte Thérèse auf ihre Entdeckung noch warten müssen… Oder sie hätte sie an einer anderen Stelle gemacht… Denn die Zeit war reif, und Thérèse hätte das, was sie nun versteht, ein andermal bekommen! Gott hätte ihr auf eine andere Weise dieselbe Botschaft enthüllt.

Wie strahlend ist das Licht, das ihr aus dem Jesaja-Text aufleuchtet! Ach! niemals sind zartere, lieblichere Worte erfreuend in meine Seele gedrungen; der Fahrstuhl, der mich bis zum Himmel emporheben soll, Deine Arme sind es, o Jesus!

Wiederum also spricht sie in Symbolen: die Arme Jesu. Thérèse drückt damit aus, dass Gott, und nicht der Mensch aus eigener Kraft, sie zur Heiligkeit führen wird. Um welchen Preis?

Dazu brauche ich nicht zu wachsen, im Gegenteil, ich muss klein bleiben, ja, es mehr und mehr werden.

Bis sie ganz klein ist! Dann wird Gott ihr alles schenken. Wie eine Mutter ihrem Kind!

Nun hat Thérèse es endlich verstanden! Nun hat sie begriffen, dass ihre vorrangige Aufgabe darin besteht, aufnahmefähig, ganz empfänglich und ganz offen für die erlösende, sorgende und erhaltende Liebe zu sein, die aus dem mütterlichen Herzen Gottes kommt! Thérèse muss sich nicht mehr selbst retten! Sie akzeptiert, dass sie gerettet ist, geheiligt ist und dass sie sich deshalb vertrauensvoll Gott überlassen kann, der uns Seine unverdiente und überströmende Liebe anbietet. So steigt aus ihrem Herzen das Loblied empor:

O mein Gott, Du hast meine Erwartung übertroffen, und ich will das Lied Deiner Barmherzigkeit singen!

Vertiefen wir uns noch weiter in den Inhalt dieser an Bildern so reichen Schrift. Gott wird darin als dem Menschen gegenüber sehr aufmerksam beschrieben, Er lädt ihn ein, sich – so wie er ist – Seiner großen und unentgeltlichen Zärtlichkeit in aller Freiheit zu öffnen. Wenn der Mensch im Glauben und in Dankbarkeit nachgiebig näherkommt, dann berührt der Herr ihn mit Seiner schöpferischen und einigenden Liebe, die ihn wertvoll und noch liebenswerter macht, Gott selbst ähnlicher. Die Gnade des Geistes, das lebendige Wasser (vgl. Joh 4, 10-14), das Erquickung und Leben bringt, das ihn durchdringt. Ich werde euch tragen – wie eine Mutter das Kind ihrer Liebe! In der Mitte der Beschreibung von Thérèse strahlt die Wirklichkeit der göttlichen Barmherzigkeit auf, Gott, der ein Herz hat für den, der elend ist. Gott, der sich zu dem herabneigt, der klein und bedürftig ist.

Der erwachsene Mensch seinerseits kann den Mut haben, vor Gott in seiner ganzen geistigen Armut zu erscheinen, ohne Fatalismus oder Angst, sondern voll Vertrauen. Um zu den Geladenen zu zählen – oder besser, weil ja alle geladen sind, um sich der Gabe Gottes öffnen zu können -, muss sich der Mensch als ganz klein erkennen. Zu dieser Haltung der Demut kommt man, wenn man sich aufrichtig betrachtet, so wie man ist und so wie man von Gott geliebt ist. Bei einer Vertiefung dieser Haltung gelangen wir vor Gott zu einer blinden Hingabebereitschaft; in einer Blindheit, die ein helles Licht vor diesem Gott und Vater ist, wie es uns die Propheten und Sein Sohn geoffenbart haben.

Dies ist der Kern dessen, was Thérèse intuitiv erfasst hat, als sie ihren kleinen Weg entdeckt hat. Sie nennt ihn ganz neu, da sich nach einem langen und mühsamen Marsch durch den dunklen Wald und das Dickicht nun vor ihr plötzlich ein gerader und lichter Weg auftut, den sie ohne Zögern und ohne Furcht vor einem Irrtum sofort einschlägt. Ganz neu ist dieser kleine Weg auch deshalb, weil er sich über die Epoche des Jansenismus hinwegsetzt und die Menschen direkt mit Jesus verbindet, der gesagt hat: Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe (Lk 4,18-19).

Bei ihrer Entdeckung steckt die Vorstellung, die Thérèse hat, noch im Anfangsstadium. In den folgenden Jahren wird sie ihre neue und befreiende Sicht der Dinge voll verarbeiten und lernen, die Konsequenzen ihres absoluten Vertrauens im konkreten Leben in die Tat umzusetzen sowie ihre Botschaft für die anderen in eine prophetische Form zu bringen.

Wie stark verändert sich nun ihr Leben! Alle Sorge um sich selbst ist von Thérèse abgefallen. Ihr Streben nach Heiligkeit ist völlig frei geworden. Gott neigt sich ihr zu! Gott kommt ihr entgegen! Der Weg ist offen und klar.

In Thérèses Herzen erklingt ein Lied: Jesus wird mein Leben vollenden, Jesus wird mich heilig machen. Ich werde mein Bestes geben, ich werde tun, was ich kann, aber nicht ich werde es machen, der Herr wird es in mir und durch mich tun… Und wenn ich einen Fehler begehe, so wird Er alles gut machen. Vielleicht in diesem Leben, so nach und nach, oder in einer machtvollen Offenbarung Seiner Gnade – wie damals in der Weihnachtsnacht. Oder in dem Augenblick, wo wir einander für immer begegnen, wenn ich die Fülle des Lebens erlange…

Thérèse weiß es mit blendender Gewissheit: das ist mein Weg. Der endgültige Weg, dem ich folgen werde! Wenn ich ihn konsequent gehe, dann wird er dort enden, wo Gott es haben will: in dieser Fülle der Teilhabe an Seinem eigenen Leben der Liebe, das Er jedem Menschen im einzelnen vorherbestimmt hat. Gott wird mir diese Liebe schenken, die ich allein aus eigener Kraft nicht erreichen konnte, und Er wird dieser Liebe die Sprache und die Zeichen der Liebe aufprägen, vor allem das Zeichen des Vertrauens.

Das Evangelium erzählt, dass man eines Tages Kinder zu Jesus brachte, damit Er sie berühre. Die Jünger stießen sich daran: Kinder! Also wirklich, der Herr hat Wichtigeres zu tun! – und sie wiesen sie rüde ab. Nun wurde Jesus Seinerseits unwillig und sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran. Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen (Mk 10, 13-15). In dieser Sicht des Evangeliums beschließt Thérèse, klein zu bleiben. So wird sie in aller Reinheit und Einfachheit das Reich Gottes aus den Händen des Herrn in Empfang nehmen können.

Bleiben wir noch einen Augenblick bei zwei interessanten Details. Wir haben gesehen, wie Thérèse fortan ihren Weg in dem Wunsch zusammenfasst, ganz klein zu sein – entsprechend dem Wort, das sie in den Sprichwörtern 9,4 gefunden hat. In den folgenden Jahren wird sie sich gern die ganz Kleine nennen. Das ist ihr Ideal, ihr Slogan, ihr Leitmotiv. Und sie unterstreicht gern die beiden Worte: was bei ihr oft bedeutet, dass es sich um ein Zitat handelt, hier also um den stillschweigenden Bezug auf den großen Text der Heiligen Schrift, der ihre neue Sicht ausgelöst hat. In diesen beiden Worten drückt sie die ganze Dynamik des Vertrauens auf das treue Erbarmen Gottes aus!

Erbarmen: seit ihrer großen Entdeckung hat dieses Wort bei Thérèse noch einen weiteren aufschlussreichen Unterton. Natürlich kannte sie das Wort seit langem, sie war ihm beim Lesen häufig begegnet, sie betete es oft im Chor bei den Psalmen. Aber vor Ende 1894 kam von ihr her kein Echo darauf. Es weckte in ihr keine Resonanz. In all ihren Schriften, die vor dieser Zeit entstanden sind – an die 350 Seiten an Briefen, Gedichten und Theaterstücken -, kommt das Substantiv Erbarmen nur einmal vor, und ebenso nur einmal das Adjektiv barmherzig. Nach ihrer Entdeckung finden wir allein im ersten Teil ihrer Autobiographie (das Manuskript A umfaßt an die zweihundert Seiten) das Wort barmherzig etwa zwanzig Mal! Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über!

Und als sich an diesem kalten Winterabend 1895 die kleine Schwester Thérèse vom Kinde Jesu und vom Heiligen Antlitz daran macht, den Prolog zu ihrer Autobiographie beim Schein ihrer kleinen Petroleumlampe zu schreiben, da steigt aus ihrem Herzen ein Lied auf zum Lob dieses Erbarmens, das sie klarer denn je wie einen roten Faden den Stoff ihrer Lebensgeschichte durchziehen sieht. An diesem Faden wird sie sich festhalten. Wie an einer reichen Verheißung hängt ihre Zukunft daran: die zweiunddreißig Monate, die sie noch hier auf dieser Erde zu leben hat.

Kleine Theologie des göttlichen Erbarmens

1895 ist für die junge Karmelitin ein wunderbares Jahr! Das glücklichste, das sonnigste in ihrem ganzen Leben! Sie ist nun zweiundzwanzig Jahre alt und lebt bereits seit sieben Jahren im Kloster. Sie fühlt sich dort völlig zu Hause. Das Ordensleben fordert sie, und ihre Gesundheit ist nicht die beste (sie hat ein bisschen mit dem Hals zu tun), aber noch nie hat sie ihre Berufung so einfach gesehen und gleichzeitig so reich an Perspektiven. Aus Liebe leben – im Februar schreibt sie ein langes Gedicht dazu! Lesen wir einige Strophen:

Aus Liebe zu leben heißt maßlos verschenken,
nicht Trost erbetteln im trüben Hienieden.
Ich möchte stets schenken, ohne zu zählen,
ganz fest überzeugt, dass Liebe nicht rechnet! …

Dem göttlichen Herzen, das zärtlich verströmt,
gab alles ich hin. Wie lauf ich so leicht nun!
Ich kenne seitdem keinen anderen Reichtum,
als leben einzig aus Liebe.

Aus Liebe zu leben heißt wagen zu tragen
unsterblichen Schatz in sterblicher Schale.
Du, Gott, Du bist Liebe, doch ich reine Schwäche,
so unendlich noch ferne dem Morgensterne.

Und doch, wenn ich falle auch Stunde um Stunde,
erbarmend, umarmend eilst stets Du zu mir,
um mich zu erheben, voll Gnade vergebend,
so lebe ich weiter aus Liebe.

(Gedicht 17, aus: Ernst Gutting, Nur die Liebe zählt, Seite 91/92)

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#2

RE: Die Botschaft der Thérèse von Lisieux

in Unsere Fürsprecher 10.05.2013 23:34
von blasius (gelöscht)
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In der Kommunität geht es Thérèse gut. Ihre Talente sind anerkannt, und sie kann sie auch nützen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, darf sie malen, und in gewisser Weise ist sie die Dichterin der Kommunität geworden. Gibt’s ein Jubiläum, eine Einkleidung oder eine Profess, dann wendet man sich an die Adresse: Schwester Thérèse! Für den Namenstag der Priorin, der Laienschwestern oder für die Weihnachtsrekreationen schreibt Schwester Thérèse auch manchmal ein kurzes Theaterstück! In etwas mehr als vier Jahren verfasst sie acht Theaterstücke (davon zwei sehr bedeutende über Jeanne d’Arc, das Ideal ihrer vierundfünfzig Gedichte. Und nun bittet Schwester Agnès sie, ihre Jugenderinnerungen niederzuschreiben! Dazu pflegt sie manchen Briefverkehr. Und vor allem …

Und vor allem hat Thérèse alle Hände voll zu tun mit ihren Novizinnen! Als Agnès im Februar 1893 Priorin wurde, bat sie ihre zwanzigjährige Schwester, für Marie de Gonzague, die offizielle Novizenmeisterin, Noviziatsgehilfin zu sein. Thérèse betrachtet sich als den kleinen Hüterhund (Brief 167) der Hirtin! Am Anfang ist ihre Arbeit nicht besonders schwer. Schwester Marthe ist die einzige Novizin; sie ist nicht sehr gescheit, versteht sich aber gut mit Thérèse. Sechs Monate später tritt Schwester Marie-Madeleine ein, so wie Schwester Marthe als Laienschwester: die Priorin weist sie an, sich jeden Sonntag eine halbe Stunde lang mit Thérèse zu unterhalten, aber jeden Sonntag tut die verschlossene Gesprächspartnerin alles, um sich vor dem Gespräch zu drücken! In der Zwischenzeit hätte Thérèse, da sie schon drei Jahre Profeß hat, das Noviziat verlassen sollen – ohne jedoch je das Stimmrecht im Kapitel zu bekommen, weil es bereits zwei ihrer Schwestern im Konvent gibt -, aber sie bittet, im Noviziat bleiben zu dürfen, was ihr auch wegen ihres jugendlichen Alters gewährt wird! Sie wird bis zu ihrem Tod darin bleiben….

Ab Sommer 1894 wird es für die Noviziatsgehilfin ernst! Im Juni tritt Marie de la Trinité ein, eine sehr lebhafte Pariserin, die Thérèse sehr gern mag, die einzige ihrer derzeitigen und künftigen Novizinnen, die jünger ist als sie… Drei Monate später kommt Céline – die vierte Martin! – und elf Monate später ihre Kusine Marie Guérin!

Was für eine Freude ist es für sie, als die Priorin Agnès sie fragt, ob sie besonders für einen jungen Seminaristen, Maurice Bellière, beten und opfern wolle! Ein zukünftiger Priesterbruder! Thérèse, die niemals kleine Brüder gehabt hat (unter den vier verstorbenen Kindern ihrer Familie befanden sich zwei Buben), ist überselig! Sie schreibt:

Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, Ihnen mein Glück zu schildern… Niemals in diesen Jahren hatte ich diese Art von Glück verkostet. Ich fühlte, in diesem Bereich war meine Seele neu, es war, als hätte man zum erstenmal bisher vergessene Saiten berührt(C 266).

Im Licht ihrer kürzlichen Entdeckung ihres ganz neuen kleinen Weges sieht Thérèse alles in einen Ozean göttlichen Erbarmens getaucht! Natürlich legt sie, als es Anfang 1895 darum geht, ihre Jugenderinnerungen niederzuschreiben, den Akzent auf das Erbarmen des Herrn !!!………. (A 4)

Die drei Rufzeichen, gefolgt von den zehn Punkten, lassen darauf schließen, dass dieses Erbarmen besser ist als alles, was man davon sagen kann!

Der Prolog zu ihrer Autobiographie (A 3-9) ist eine tiefe Meditation. Thérèse betrachtet ihr Leben als Gegenstand eines großen Geheimnisses. Aber dieses Geheimnis ist nicht unergründlich. Es ist durchsichtig und vertraut geworden. Und es begegnet dir ganz unerwartet, ohne dass du es vermutest. Es geht nicht darum, würdig zu sein, sondern dass es Jemanden gibt, dem dies zur Freude gereicht. Thérèse beruft sich dabei auf den heiligen Paulus (Röm 9,15-16): Gott schenkt Erbarmen, wem Er will, und erweist Gnade, wem Er will. Also kommt es nicht auf das Wollen und Streben des Menschen an, sondern auf das Erbarmen Gottes.

Warum gibt es dieses Geheimnis in Gott? Woher kommt es, dass manche offensichtlich mehr Nutzen daraus ziehen als andere? Warum, so fragt sich Thérèse, wird einem Paulus, einem Augustinus – und sie hätte sich ihnen anschließen können, aber sie denkt nicht einen Augenblick daran – so überreiches Erbarmen zuteil, während andere niemals außerordentliche Gnaden empfangen? Warum gibt Gott in Seinem Herzen manchen einen solchen Vorzug?

Diese Prädestination war für die junge Kontemplative lange Zeit ein Problem. Nun hat sie ein Licht erhalten, das sie so ein ganz klein wenig zufriedenstellt. Der Herr hat sie durch das Buch der Natur belehrt. Thérèse liebte dieses Buch! Eines Tages hatte sie Céline geschrieben:

Wenn Jesus in der Ordnung der Natur so wunderbare Dinge unter unseren Füßen ausstreut, geschieht es nur, um uns zu helfen, die verborgensten Geheimnisse zu erraten, die Er in den Seelen wirkt und die einer höheren Ordnung angehören… (Brief 134).

Hier hat ihr die Natur von neuem etwas über die tiefen Absichten Gottes enthüllt. Thérèse entdeckt in der Vielzahl der bunten Blumen ein Bild für den Heilsplan Gottes mit den Menschen. Jeder, ob klein oder groß, verherrlicht den Herrn auf seine Weise. Die Kleinen sind deshalb nicht weniger vollkommen. Wenn sie sich voll entfalten, sind sie in den Augen Gottes vollkommen – so wie jede Blume schön ist. Was ist denn die Vollkommenheit in den Augen Gottes? Thérèse gibt darauf eine meisterliche Antwort: Die Vollkommenheit besteht darin, dass wir sind, wie Er uns haben will – und also auch schließlich, mit Hilfe Seines Erbarmens so zu werden, wie Er uns haben will. Man kann dies nicht klarer ausdrücken. Seit kurzem ist die Heiligkeit problemlos für sie geworden!

Und es folgt noch eine zweite, tiefere, „theresianischere“ Antwort. Die Kleinen sind berufen, die Güte Gottes noch heller auszustrahlen! Das ist ihre besondere Mission. Das Wirken der Gnade kann im kleinsten genauso fruchtbar werden wie im begabtesten Menschen, wenn er sich immer Gott zuwendet.

Ich begriff, dass die Liebe unseres Herrn sich ebenso gut in der einfachsten Seele, die in nichts Seiner Gnade widersteht, offenbart, wie in der erhabensten.

Ja, ohne diese Ärmsten könnte sich Gott nicht groß genug zeigen,es würde scheinen, dass der liebe Gott nicht tief genug herabsteigen würde.

Aber indem Er sich so tief herabneigt – wie zu einem Kind oder einem ganz einfachen Menschen, sagt Thérèse -, zeigt Gott Seine unendliche Größe.

Unsere Armut kann Sein Erbarmen nicht aufhalten!

So wie die Sonne zugleich die Zedern und jede kleine Blume bescheint, als wäre nur sie auf der Erde, so befasst sich unser Herr mit jedem einzelnen Menschen, als ob er seinesgleichen nicht hätte. Und wie in der Natur alle Jahreszeiten so geordnet sind, dass an dem ihm bestimmten Tag das bescheidenste Gänseblümchen erblühen kann, so wirkt alles zusammen zum Wohl einer jeden Seele.

Dann kommt Thérèse auf ihre persönliche Geschichte zurück. Was würde das Schreiben einer Autobiographie anderes bedeuten, als die Wohltaten Gottes zu erzählen, das ganz und gar freie Entgegenkommen Jesu? Sie denkt nicht daran, dabei ihre eigene Mitarbeit hervorzustreichen; seit sie in der Spielbank der Liebe spielt, sind ihre Gewinne nicht mehr offengelegt:

Sie erkannte, dass nichts in ihr es vermochte, den göttlichen Blick auf sich zu ziehen, und dass Sein Erbarmen allein alles, was es in ihr an Gutem gibt, gemacht hat …

Der neue Zugang zur Liebe findet seinen Ausdruck, als Thérèse festhält, dass es der Liebe eigen ist, sich herabzuneigen. Das gilt nicht für jede Liebe. In meiner Zuneigung zu einem Freund gibt es kein Hinabneigen, wir befinden uns auf demselben Niveau; im Gegenteil, in der Bewunderung für ihn hebe ich meine Augen zu ihm empor; die Haltung des Herabsteigens würde die Freundschaft eher behindern. Ebenso ist die freundschaftliche Liebe der Drei Personen, die in Gott Eins sind, frei von jedem Herabneigen. Aber wenn Gott den Menschen liebt – und daran denkt Thérèse -, so ist das wesenhaft eine Liebe zwischen ungleichen Partnern, wo der Größere dem Kleineren die Hand hinstreckt. Gott ist es, der den Menschen aus Liebe ins Sein ruft, der ihn liebevoll begleitet und es ihm durch die Offenbarung möglich macht, Ihn wieder zu lieben, nicht als den unzugänglichen Gott, sondern als einen schöpferischen und offenen Vater, einen Bruder, der rettet.

In der Umarmung Gottes

Alles ist Gnade (IGL 60), sagt Thérèse. Aber in jedem Leben gibt es Umstände, wo man nicht auf Anhieb das Gnadenwirken einsieht. Erst wenn einige Zeit verstrichen ist, erkennt man im Lichte Gottes, wie Er uns mit Seiner Liebe begleitet hat, auch in den gewöhnlichsten oder schmerzlichsten Situationen. Die Gnade ist also wie eine Grundierung, die nach einer langen Zeit durch die obere Farbschicht hindurchleuchtet. So kann die Vergangenheit ein anderes Gesicht erhalten. Man durchschaut seine Vergangenheit nie endgültig.

Wenn Thérèse sich nun regelmäßig mit ihrer Vergangenheit befasst, so wird sie sich immer mehr dessen bewusst, dass ihr ganzes Leben von Gott geführt ist. Das freie Erbarmen Gottes, schreibt sie, ist das Geheimnis meiner Berufung, meines ganzen Lebens und vor allem der Vorrechte Jesu auf meine Seele. (A 4).

Thérèse hätte sich von Gott abwenden können, ihre Zeit verlieren, vielleicht auch den Weg verlassen, auf dem Gott sie haben wollte. Sie sagt von ihrer Reise nach Alençon : Ich wurde gefeiert, verwöhnt, bewundert… Ich gestehe, dieses Leben hatte Anreiz für mich. Das Herz lässt sich leicht blenden, und ich betrachte es daher als eine große Gnade, dass wir nicht in Alençon blieben; unsere Freunde dort waren zu weltlich, sie verstanden es allzu gut, die irdischen Vergnügungen mit dem Dienst für Gott in Einklang zu bringen (A 67). Und zu ihrer intensiven Freundschaft mit Jesus: Mit einem Herzen wie dem meinen hätte ich mich fangen und mir die Flügel beschneiden lassen (A 80).

Nun erkennt sie voll Dankbarkeit, dass ihr Herz von seinem ersten Erwachen an zu Gott erhoben war (A 84). Und wie sehr wendet sich dieses Herz jetzt erst Gott zu, in ihrem Leben des Gebetes, das sie allein zur Ehre Gottes und aus Liebe zu Ihm Gott geschenkt hat, wo sie berufen ist, dieser einzigen Liebe jede andere Liebe, zu Menschen und zu Dingen, unterzuordnen und sie zu leben

Wenn sie über all das nachdenkt, kommt Thérèse die Gestalt Magdalenas in den Sinn. Sie fühlt sich ihr im Grunde ihres Herzens so nahe. Mit einer Natur wie der meinen… wäre ich sehr böse geworden und vielleicht gar verloren gegangen (A 19).

Es ist keineswegs mein Verdienst, dass ich mich der Liebe zu den Geschöpfen nicht ergeben habe, da ich einzig durch die große Barmherzigkeit des lieben Gottes davor bewahrt wurde!… Ich erkenne an, dass ich ohne Ihn ebenso tief hätte fallen können wie die heilige Magdalena, und das unergründliche Wort Unseres Herrn an Simon hallt mit großer Innigkeit in meiner Seele wider… Ich weiß: Wem weniger vergeben wird, der liebt weniger (Lk 7,47), ich weiß aber auch, dass Jesus mir mehr vergeben hat als der hl. Magdalena, denn Er hat mir im voraus vergeben, indem Er mich vor dem Fall bewahrte (A 80/81).

Thérèse ist überzeugt, dass man mehr liebt, wenn man die Steine des Anstoßes wegräumt, als wenn man jemandem nach dem Fall hilft, sich wieder zu erheben. Das hat Gott für sie getan, indem Er die Fallen und die Steine wegräumte, an denen sie hätte straucheln können. Infolgedessen fühlt sie sich von Christus mehr geliebt, der nicht für die gekommen ist, welche von ihrer eigenen Tugend überzeugt sind, sondern für die Sünder (vgl. Mt 9,13).

Was folgert sie daraus? Er will, dass ich Ihn liebe, weil Er mir nicht nur vieles, sondern alles vergeben hat. Er wartete nicht, bis ich Ihn sehr liebte, wie die hl. Magdalena, sondern Er wollte, dass ich weiß, wie Er mich mit einer Liebe von unsagbarer Vorsorge geliebt hat, damit ich Ihn jetzt bis zum Wahnsinn liebe!… Ich habe sagen hören, es sei noch nie vorgekommen, dass eine reine Seele mehr geliebt hätte als eine reuige, oh! wie gern möchte ich dieses Wort Lügen strafen!… (A 81/82).

Eine intuitive Erkenntnis des göttlichen Erbarmens, von der alles getragen wird, hat ihr geholfen, diese große Spitzfindigkeit zu entlarven! Die Reinheit ihres Herzens macht sie arm und demütig, und sie ist sich dessen bewusst, dass sie alles empfangen hat.

Thérèse schreibt weiterhin regelmäßig in ihr Heft, was für sie eine lange und fruchtbare Betrachtung bedeutet. Die Vergangenheit wird wach und erweckt in ihr eine neue Begeisterung und tiefe Dankbarkeit. Indem sie sich ihren Erfahrungen stellt, hört sie Gott, der zu ihr spricht.

Der Dreifaltigkeitssonntag, 9. Juni 1895, ist ein strahlender Frühlingsmorgen! Und im Herzen Thérèses wird sich während der Eucharistiefeier eine wunderbare Begegnung vollziehen. Plötzlich empfängt sie – in aller Stille bereits durch ihre kürzliche Entdeckung der mütterlichen Liebe Gottes und durch die Rückschau auf das Wirken Gottes in ihrem Leben vorbereitet - die Gnade, klarer denn je zu verstehen, wie sehr Jesus sich danach sehnt, geliebt zu werden (A 185/186).

Wie sehr sehnt Jesus sich danach, geliebt zu werden. So schreibt sie es nieder. Aber die grammatikalische Wendung im Passiv beinhaltet eine Überraschung. Geliebt zu werden bedeutet bei Jesus, dass man Ihm erlaubt, uns aktiv zu lieben. Und für uns bedeutet lieben, dass wir uns von Ihm lieben lassen. Jesus wird geliebt, wenn Er dich ganz lieben kann, du liebst Jesus, wenn du dich ganz lieben lässt.

Thérèse erklärt es uns so: Ich dachte an jene Seelen, die sich der Gerechtigkeit Gottes als Opfer anbieten, um die für die Schuldigen vorgesehenen Strafen abzuwenden und auf sich zu lenken (A 186).

Dies ist also der Ausgangspunkt für ihre Eingebung! Die strenge Gerechtigkeit Gottes wurde in dieser vom Jansenismus gefärbten Zeit tatsächlich sehr geschätzt. Ein Buch über die Spiritualität des Karmelordens mit dem schönen Titel Schatz des Karmel empfahl die Ganzhingabe seiner selbst an die Gerechtigkeit und sah darin sogar eines der Ziele des Ordens. (Pater Piat sagte zurecht, dass gewisse Seiten in diesem Werk von einem allzu strengen, ja sogar unterdrückenden Geist zeugen.) Im Karmel von Lisieux gab es Ordensfrauen, die diese großherzige Ganzhingabe vollzogen hatten. An diesem Morgen, als Thérèse sich plötzlich gedrängt fühlt, sich Gott noch intensiver zu schenken, denkt sie in einer ersten Reaktion an diese Art der Hingabe, empfindet jedoch keinerlei Sympathie dafür. Wie sollte sie, ein kleines Geschöpf, eine so erdrückende Leidenslast auf ihre zerbrechlichen Schultern nehmen können?

Das Licht, das sie an diesem Morgen blendet, ist so freundlich. Alles ist in diese Sonne göttlichen Erbarmens getaucht, die für sie seit Monaten am Horizont immer höher aufgeht. Und mit glühender Liebe betet sie: O mein Gott, soll denn nur Deine Gerechtigkeit Seelen empfangen, die sich als Schlachtopfer darbringen?… Bedarf denn Deine erbarmende Liebe ihrer nicht ebenso?… Von allen Seiten wird sie verkannt, verworfen; die Herzen, an die Du sie verschwenden möchtest, kehren sich den Geschöpfen zu und erbetteln von ihrer erbärmlichen Zuneigung das Glück, statt sich in Deine Arme zu werfen und Deine unendliche Liebe anzunehmen… O mein Gott! Soll Deine verschmähte Liebe nunmehr in Deinem Herzen verbleiben? Fändest du Seelen, die sich Deiner Liebe als Ganz- Brandopfer darböten, ich meine, Du würdest sie schnell verzehren; mir scheint, Du wärest glücklich, die Fluten unendlicher Zärtlichkeit, die in Dir sind, nicht länger zurückzudrängen… O mein Jesus, laß mich dieses glückliche Opfer sein, verzehre Dein Brandopfer mit dem Feuer Deiner göttlichen Liebe!… (A 186).

Schwester Thérèse opfert sich auf

Nach der Feier der Eucharistie macht sie sich daran, einen Akt der Hingabe zu verfassen. Das zeigt, wie ernst ihr dieser Entschluss ist: es handelt sich dabei um eine endgültige Schenkung! Dieses Dokument bezeichnet einen feierlichen und besonderen Moment auf ihrem geistigen Weg.

Die Übereinstimmung des kleinen Weges der Kindschaft und dieser Selbsthingabe ist verblüffend. Es wäre weit gefehlt zu meinen, dass die geistige Kindschaft die eine Sache wäre und die Hingabe an die erbarmende Liebe eine andere. Von nun an gibt es eine innere Einheit im Leben Thérèses, alles kreist um dieselbe Achse, und die Hingabe fügt sich nahtlos in ihr Verständnis vom kleinen Weg.

Sehen wir uns diesen Akt näher an. Er beginnt wie folgt: O mein Gott! Glückselige Dreifaltigkeit, ich verlange danach, Dich zu lieben und dahin zu wirken, dass Du geliebt wirst… Ich verlange danach, Deinen Willen vollkommen zu erfüllen… mit einem Wort, ich verlange danach, heilig zu werden, aber ich fühle meine Ohnmacht, und ich bitte Dich, o mein Gott! sei Du selbst meine Heiligkeit (Selbstbiographie, Anhang, Seite 280).

Das Ziel (die Heiligkeit), die gegebene Situation (ihr Unvermögen) und die Lösung (das heiligende Wirken Gottes selbst) sind nichts Neues: diese Wirklichkeiten waren in der entscheidenden Stunde, wo Thérèse ihren kleinen Weg vor mehr als sechs Monaten entdeckte, ein zentrales Thema.

Dann spricht die junge Karmelitin von der Grundlage für die vertrauensvolle Bitte, die sie an Gott richtet und die nichts anderes ist als das Geschenk und die Verdienste der Menschheit Jesu, verherrlicht von der Liebe und den Verdiensten Mariens, der Engel und der Heiligen. Im Bewusstsein, dass der Vater uns alles geben wird, worum wir im Namen Jesu bitten (Joh 16,23), argumentiert Thérèse – so wie bei der Erklärung ihres kleinen Weges – damit, dass die großen Wünsche in ihrem Herzen doch nicht ohne Sinn sein können: Ich weiß es, o mein Gott! Je mehr Du geben willst, umso mehr steigerst Du das Verlangen. (Sie entlehnt diesen Gedanken bei Johannes vom Kreuz.) Ich fühle in meinem Herzen unermessliche Wünsche, und voll Vertrauen bitte ich Dich, zu kommen und von meiner Seele Besitz zu ergreifen (Anhang 281).

Nach einer Abschweifung – Gebet der Liebe, des Dankes und der Hoffnung – erneuert Thérèse ihr früheres Vorhaben, in völliger Abhängigkeit von Gottes zuvorkommendem Erbarmen zu leben, dem sie sich ohne Vorbehalt anvertraut, und sie verspricht dies als ein Gelübde vollkommener geistlicher Armut: Ich will keine Verdienste für den Himmel anhäufen, ich will einzig um Deiner Liebe willen arbeiten, in der alleinigen Absicht, Dich zu erfreuen, Dein Heiligstes Herz zu trösten und Seelen zu retten, die Dich ewig lieben werden. Am Abend dieses Lebens werde ich mit leeren Händen vor Dir erscheinen, denn ich bitte Dich nicht, Herr, meine Werke zu zählen. Alle unsere Gerechtigkeiten sind befleckt in Deinen Augen. Ich will mich also mit Deiner eigenen Gerechtigkeit bekleiden und von Deiner Liebe den ewigen Besitz Deiner selbst empfangen. Ich will keinen anderen Thron und keine andere Krone als Dich, o mein Viel-Geliebter!… (Anhang 281).

Thérèse weiß, dass das erbarmende Eingreifen Jesu all unsere eigenen Bemühungen um vieles übersteigt: In einem Augenblick kannst Du mich bereit machen, vor Dir zu erscheinen.

Und dann folgt die eigentliche Hingabe, der konsequente Schritt, nachdem sie die erbarmende Liebe Gottes erforscht hat: Um in einem Akt der vollkommenen Liebe zu leben, weihe ich mich als Ganz- Brandopfer Deiner barmherzigen Liebe und bitte Dich, mich unablässig zu verzehren, die Ströme unendlicher Zärtlichkeit, die in Dir beschlossen sind, in meine Seele überfließen zu lassen, damit ich eine Märtyrerin Deiner Liebe werde, o mein Gott!… Möge dieses Martyrium, nachdem es mich vorbereitet hat, vor Dir zu erscheinen, mir endlich den Tod geben und meine Seele sich ohne Verzug aufschwingen in die ewige Umarmung Deiner barmherzigen Liebe… Ich will, o mein Viel-Geliebter, mit jedem Schlag meines Herzens Dir diese Weihe erneuern, unzählige Male, bis ich, wenn die Schatten schwanden, Dir in einem ewigen Von-Angesicht-zu-Angesicht meine Liebe beteuern darf!… (Anhang 282).

Thérèse hat sich in einem gewaltigen Akt liebenden Vertrauens über die Grenzen ihrer Armut und die ihrer Zeit hinweggesetzt und sich dem erbarmenden Herzen des Allerhöchsten zugewandt, in dem Verlangen, all die leeren Hände, die sich Ihm entgegenstrecken, mit umfassender Hoffnung zu füllen.

In einem gewissen Sinn verlangte der kleine Weg nach einer solchen Hingabe. Sie ist gleichsam das Herz des kleinen Weges und der Ausdruck in Form eines Gebetes. In Verbindung mit dieser Hingabe kann man sehr gut von Fortschritt, Tiefenwachstum sprechen, in dem Sinn, dass Thérèse ihren kleinen Weg tiefer lebt und versteht – es sind ja in der Tat sechs Monate vergangen. Besser denn je hat Thérèse die erbarmende Liebe Gottes verstanden, besser denn je geht sie ganz darin auf, und diese Hingabe wird zu ihrer zweiten Natur.

Drei Dinge sind hier nun festzustellen:

Die symbolische Sprache, die Thérèse in ihrem Akt der Hingabe und in A 186-187 verwendet, unterscheidet sich wesentlich von ihrer Beschreibung des kleinen Weges. Dort gebraucht Thérèse Bilder wie Sandkorn, Gipfel des Berges, Kind, Fahrstuhl und die Arme, die sie tragen. Abgesehen von den Armen (die nicht tragen, sondern in die hinein man sich wirft) kommen all diese Begriffe im Akt ihrer Hingabe nicht vor. Da spricht sie von Fluten, die überströmen, vom Opfer, das vom Feuer verzehrt werden muss – und auch davon, daß man sich mit der göttlichen Gerechtigkeit bekleiden muss, von einem Thron und von einer Krone, die Gott selber sein wird. Aber der Inhalt, um den es geht, der Kern der Erfahrungen, ist derselbe. Von nun an ist in den Augen Thérèses die Liebe Gottes ihrem Wesen nach barmherzig und das Erbarmen wesentlich von der Liebe geprägt. Jedenfalls kann man feststellen, dass der Ausdruck erbarmende Liebe in Thérèses Wortschatz nicht mehr oft aufscheinen wird. Für sie würde das eine Art Pleonasmus bedeuten, wenn sie in zwei Worten dasselbe ausdrücken wollte, was man in einem Wort sagen kann! Künftighin genügt ihr ein einziges Wort: Liebe! Schlicht und einfach Liebe, denn in ihren Augen ist die Liebe, die Gott zu uns hat, in ihrem Wesen barmherzig. Als Thérèse am Ende des ersten Teiles ihrer Autobiographie eine Liste der denkwürdigen Ereignisse in ihrem Leben erstellt, nennt sie den 9. Juni 1895 ganz einfach: meine Hingabe an die Liebe.

Um nun an ein Ende zu kommen: Von pastoraler Sicht her gesehen bedeutet der Geist, in dem Thérèse diese Hingabe an die erbarmende Liebe vollzieht, nicht eine Art magische Formel, einen kleinen geistlichen Trick: nämlich diese Hingabe ein für alle Mal auszudrücken, und damit Schluss bis ans Ende ihrer Tage! Nein, die vertrauensvolle Ausrichtung auf Gott hin muss ganz zum Teil ihres Lebens werden, wie der Herzschlag, von dem Thérèse spricht. Mehr als in bloßen Worten muss die Hingabe im konkreten Leben immer wieder erneuert werden, sie fordert ein freudiges und unermüdliches Herausgehen aus sich selbst, und dass man sich vertrauensvoll Gott schenkt. Denn so wird man Sein tiefstes Wesen besser verstehen! Gott will die Liebe sein! Seine Ekstase ist die Liebe, das Leben der Heiligsten Dreifaltigkeit, Sein Mysterium, das Geheimnis, warum Er alles ins Dasein rief, ohne etwas dafür zu verlangen, und das der Erlösung und des Himmels.

Die Fluten der Gnade

Ihre Hingabe an die Liebe ist für Thérèse ein Höhepunkt und gleichzeitig der Anfang eines neuerlichen Aufstiegs. 1895 ist für sie wirklich das Jahr des göttlichen Erbarmens! Dieser 9. Juni hat all ihre Kräfte freigesetzt! Die Dämme sind tatsächlich gebrochen, und die Fluten der göttlichen Liebe, die sie in ihrem Akt der Hingabe angesprochen hat, überströmen die Erde ihrer Seele. Es ist eine Festzeit, die vor Leben prickelt! Eine Überfülle an Freude und an Gotteserfahrung. Denn noch niemals war das Leben der Kontemplativen von einer solch fühlbaren Gegenwart Gottes beherrscht. Die Wüste von einst hat sich verwandelt. Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler; ich mache die Wüste zum Teich und das ausgetrocknete Land zur Oase (Jes 41,18). Im Herzen Thérèses fließen die Ströme lebendigen Wassers, welche Jesus versprochen hat (Joh 7,38-39).

Diese Periode im Leben von Thérèse trägt eindeutig mystische Charakterzüge. Sechs Monate nach ihrer Weihe an die Barmherzigkeit erwähnt sie diese neue Sintflut: Sie wissen, welche Ströme oder vielmehr Ozeane von Gnaden meine Seele überflutet haben… Oh! Seit jenem glücklichen Tag will mir scheinen, dass die Liebe mich durchdringt und mich ganz umgibt; mir scheint, diese erbarmende Liebe erneuert mich in jedem Moment, sie reinigt meine Seele und lässt in ihr nicht die Spur von Sünde zurück (A 186/187).

Das heißt, in Gottes Hand zu leben! Was ist ihre einzige Reaktion darauf? Jetzt habe ich keinen Wunsch mehr außer dem einen, Jesus bis zum Wahnsinn zu lieben (A 183).

Wie sehr fehlt aber bei diesem Wunsch jeder persönliche Ehrgeiz und jeder Wille, eigenständig zu handeln! Der Weg zur Heiligkeit ist klar vorgezeichnet: Ich hege immer dasselbe verwegene Vertrauen, eine große Heilige zu werden, denn ich zähle nicht auf meine Verdienste, da ich gar keine besitze, sondern hoffe auf Den, der die Tugend, die Heiligkeit selbst ist. Er allein, der sich mit meinem schwachen Bemühen begnügt, wird mich bis zu sich erheben und mich heilig machen, indem Er mich mit Seinen unendlichen Verdiensten bedeckt (A66/67).

Wie sehr ist ihre Hoffnung auf Gott hin ausgerichtet und nicht in ihr selbst begründet, sondern in der Liebe, die Jesus zu uns hat – Jesus, der imstande ist, unsere Fehler und Schwächen aufzubrechen und uns offen zu machen für Seine Geschenke. Sich gänzlich Ihm zu überlassen, das ist es, wovon sie träumt!

Ich sehne mich nicht mehr nach dem Leiden oder dem Tod, wenngleich mir beide teuer sind. Doch nur die Liebe allein zieht mich noch an… Jetzt leitet mich nur noch die Hingabe, ich habe keinen anderen Kompass! Um nichts kann ich mehr mit Inbrunst bitten als darum, dass sich der Wille des lieben Gottes an meiner Seele vollkommen erfülle (A 183).
Copyright 1995 Verlag Christliche Innerlichkeit, Wien.
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Therese von Lisieux –
die wichtigsten chronologischen Daten
einer modernen Heiligen

2. Januar 1873
Therese Martin wird in Alençon/Normandie geboren.
4. Januar 1873
Taufe in der Kirche Nôtre-Dame in Alençon
28. August 1877
Tod der Mutter: Therese erwählt ihre Schwester Pauline zur
zweiten Mutter.
15. November 1877
Vater Louis Martin und seine 5 Töchter ziehen von Alençon
nach Lisieux um und bewohnen künftig das Haus „Les Buissonnets“.
1879
Im Spätjahr oder Anfang 1880 erste heilige Beichte
13. Mai 1883
Pfingsten – Lächeln der Muttergottes – Therese wird von
schwerer Erkrankung geheilt.
8. Mai 1884
Erste heilige Kommunion
14. Juni 1884
Firmung durch Bischof Hugonin von Bayeux
25. Dezember 1886
Nach der Mitternachtsmesse „Gnade der Bekehrung“
29. Mai 1887
Pfingsten – Therese erhält von ihrem Vater die Erlaubnis mit
15 Jahren in den Karmel von Lisieux eintreten zu dürfen.
31. August 1887
Bekehrung und Hinrichtung des Mörders Pranzini
20. November 1887
Therese bittet bei einer Audienz in Rom Papst Leo XIII. um
Genehmigung zum Eintritt in den Karmel.
9. April 1888
Eintritt in den Karmel in Lisieux
10. Januar 1889
Einkleidung unter dem Vorsitz von Bischof Hugonin von Bayeux
12. Februar 1889
Vater Martin wird in eine Anstalt für Geisteskranke nach Caen
gebracht.
8. September 1890
Feierliche Profess
8.-15. Oktober 1891
Exerzitien von Pater Alexis Prou, der Therese auf ihrem Weg
bestärkt
Dezember 1891
Beginn ihrer Lungenerkrankung: Therese erhält die Erlaubnis,
täglich zu kommunizieren.
29. Juli 1894
Tod ihres Vaters
Januar 1895
Beginn der selbstbiografischen Aufzeichnungen „Geschichte
einer Seele“
9. Juni 1895
Fest der Hl. Dreifaltigkeit: Aufopferung an die göttliche Liebe
2./3. April 1896
Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag: Erster Blutsturz in
der Zelle des Karmel
6. April 1897
Mutter Agnes von Jesus beginnt die letzten Äußerungen von Therese
aufzuzeichnen.
8. Juli 1897
Therese wird ins Krankenzimmer des Karmel verlegt
30. Juli 1897
Empfang des Sakraments der Krankensalbung
19. August 1897
Letzte heilige Kommunion
30. September 1897
Nach einem zwei Tage dauernden Todeskampf stirbt Therese
gegen 19.30 Uhr.
4. Oktober 1897
Beisetzung auf dem Friedhof von Lisieux
30. September 1898
Die ersten 2000 Exemplare von „Geschichte einer Seele“ verlassen
die Druckerei St. Paul in Bar-le-Duc.
1899-1902
Erste Gebetserhörungen und Heilungen. Pilger kommen an
das Grab von Therese auf dem Friedhof in Lisieux.
14. August 1921
Proklamierung des heldenmütigen Tugendlebens von Therese
durch Papst Benedikt XV.
29. April 1923
Seligsprechung durch Papst Pius XI.
17. Mai 1925
Heiligsprechung durch Papst Pius XI.
13. Juli 1927
Das Fest der heiligen Therese wird für die ganze Kirche vorgeschrieben.
14. Dezember 1927
Papst Pius XI. erklärt die heilige Therese zur Patronin der
Missionen.
21. September 1929
Papst Pius XI. erklärt Therese zur Patronin der Christlichen
Arbeiter-Jugend (CAJ).
30. September 1929
Grundsteinlegung für die Basilika in Lisieux
1. Juli 1937
Benediktion der Basilika durch den Päpstlichen Legaten Kardinal
Pacelli, den späteren Papst Pius XII.
3. Mai 1944
Papst Pius XII. erklärt die heilige Therese zur zweiten Patronin
Frankreichs (neben der heiligen Jeanne d’Arc).
Juni 1944
Lisieux wird durch Luftangriffe der Alliierten schwer getroffen.
1947
50. Todesjahr der Heiligen: Der Schrein mit ihren Gebeinen
wandert zur Verehrung durch fast alle französischen Diözesen.
11. Juli 1954
Feierliche Weihe der Basilika von Lisieux
1973
Feier des 100. Geburtstages der Heiligen mit großen Festlichkeiten
in Lisieux und in aller Welt
19. Oktober 1997
Erhebung der heiligen Therese zur Kirchenlehrerin
1. Oktober
Liturgischer Festtag für die ganze Kirche

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http://zeitzubeten.org/christliche-spiri...se-von-lisieux/

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