Lieber Stefan,
hier habe ich zu meinem letzten Beitrag was gefunden:
http://www.kathtube.de/player.php?id=19960
Die Engelserscheinungen und die Sühnekommunion im Jahre 1916
Während die ersten drei Engelserscheinungen im Jahre 1915 noch unbestimmt bleiben sowie unter den zukünftigen Seherkindern nur Lucia betreffen, sind die ebenfalls drei Erscheinungen im Jahre 1916 wesentlich konkreter. Die erste Erscheinung geschieht, nachdem die drei Hirtenkinder Lucia, Jacinta und Francisco ihr Mittagbrot gegessen und den Rosenkranz gebetet haben. Lucia erzählt: „Wir hatten ein Weilchen gespielt und siehe, ein starker Wind schüttelte die Bäume und ließ uns schauen, was da vor sich ging, denn es war ein ruhiger Tag. Wir sahen dann jene Gestalt, von der ich schon erzählte, über den Olivenhain auf uns zukommen.... Wie sie sich uns näherte, konnten wir ihr Aussehen erkennen: Ein Jüngling von 14 bis 15 Jahren, noch weißer als der Schnee, die Sonne machte ihn durchsichtig, als wäre er aus Kristall, und er war von großer Schönheit".
Halten wir an dieser Stelle einen Augenblick inne. Die Erscheinung des Engels entspricht offenbar keineswegs irgendwelchen ikonographischen Stereotypen, die im
Unbewußten der Seherkinder geruht hätten und dann durch irgendeinen inneren Impuls in der Phantasie sichtbar geworden wären. Eine solche Theorie scheitert an den geschichtlichen Fakten. Der Engel stellt sich nicht, wie man von den damals üblichen künstlerischen Darstellungen annehmen könnte, mit Flügeln dar, sondern
(wie in den biblischen Osterberichten) als lichtumstrahlter Jüngling; das griechische Wort für „weiß" im Neuen Testament können wir auch mit „strahlend" übersetzen.
Die ersten Worte des Engels, die sich an die Seherkinder richten, entsprechen genau den ersten Worten der Gottesmutter bei der Erscheinung am 13. Mai 1917:
„Habt keine Angst!" Darauf folgt die Vorstellung: „Ich bin der Engel des Friedens!"3 Gemeint ist damit, daß seine Sendung darin besteht, den Frieden zu fördern, den
Frieden der Waffen (wir sind damals mitten im Ersten Weltkrieg) und den Frieden der Menschen mit Gott. Bei der zweiten Erscheinung bekundet sich der Engel als Schutzengel Portugals4.
Der Engel beugt seine Stirn bis zum Boden und lädt die Seherkinder ein, dreimal die folgenden Gebetsworte zu wiederholen: „Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für alle, die nicht glauben, Dich nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht lieben". Danach erhebt er sich und sagt: „So sollt ihr beten. Die Herzen Jesu und Mariens hören auf eure Bitten"5.
Lucia bemerkt daraufhin: „Seine Worte gruben sich so tief in unser Gedächtnis, daß wir sie niemals mehr vergaßen"6.
Bei der zweiten Erscheinung, an einem Brunnen im Hof der Familie von Lucia, lud der Engel die Kinder ein, dem Allerhöchsten ständig „Gebete und Opfer" darzubringen. „Bringt alles, was ihr könnt Gott als Opfer dar, als Akt der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er verletzt wird und als Bitte um die Bekehrung der Sünder. ... Vor allem nehmt an und tragt mit Ergebung die Leiden, die der Herr euch schicken wird"7.
Nachdem die Kinder über eine gewisse Zeit hin das vom Engel gelehrte Gebet regelmäßig verrichtet haben, erscheint der Engel ein drittes Mal an dem erwähnten Berghang mit einem Kelch in der Hand; „darüber (so berichtet Lucia) schwebte eine Hostie, von der einige Bluttropfen in den Kelch fielen. Der Engel ließ den Kelch in
der Luft schweben, kniete sich zu uns und ließ uns dreimal wiederholen:
Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich opfere Euch auf den kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus,
gegenwärtig in allen Tabernakeln der Welt, zur Sühne für die Schmähungen, Sakrilegien und Gleichgültigkeiten, durch welche Er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste seines heiligsten Herzens und durch die des Unbefleckten Herzen Mariens, erflehe ich von Euch die Bekehrung der armen Sünder"8.
Danach empfingen die Kinder die heilige Kommunion:
Lucia in der Form der Hostie, Francisco und Jacinta hingegen das Heilige Blut aus dem Kelch. Dabei spricht der Engel: „Empfangt den Leib und trinkt das Blut Christi, der durch die undankbaren Menschen so furchtbar beleidigt wird. Sühnet ihre Sünden und tröstet Euren Gott".
Danach kniete sich der Engel auf die Erde und wiederholte dreimal mit den Kindern das Gebet an die Dreifaltigkeit.
„Warum hat Gott diesen drei Kindern einen Engel gesandt? Die Antwort kann nur lauten: Dieser himmlische Bote sollte nach dem Willen Gottes der Vorläufer der Himmelskönigin sein; er sollte sie auf ihre Sendung als Vertraute Mariens vorbereiten. Was aber soll die mystische Kommunion, die die Kinder aus Engelshand empfangen durften, bedeuten? Lucia empfing nur die heilige Hostie, Francisco und Jacinta aber durften aus dem Kelch das Kostbare Blut trinken. Darf man etwa annehmen, daß dies so geschah, um anzudeuten, daß diese beiden Kinder schon bald das Opfer ihres Lebens bringen und den Kelch des Leidens trinken sollten nach der Absicht der Gottesmutter? Wie Jesus die beiden Zebedäussöhne Jakobus und Johannes gefragt hat: ,Könnt ihr den Kelch trinken, den Ich trinken werde?' (Mk 10,38), so wurden gleichsam diese beiden Kinder... gefragt, ob sie mit Christus und seiner schmerzensreichen Mutter den Kelch des Leidens im Geist der Sühne zu trinken bereit seien. Sie waren dazu bereit, wie sich in ergreifender Weise bei ihrer Todeskrankheit und bei ihrem bereitwilligen Sterben zeigte"9.
Die Erfahrung der Seherkinder ist auch für uns bedeutsam. Die Engel führen uns zur Anbetung, gerade auch während der Meßfeier. Diese Anbetung zeigt sich auf besonders deutliche Weise in der knienden Mundkommunion, welche die Kinder praktizierten und wofür uns der Heilige Vater ein leuchtendes Beispiel gibt bei den Papstmessen für die Gläubigen, denen er selbst die heilige Kommunion reicht. Daß die heiligen Engel bei der Meßfeier und bei der Anbetung des Allerheiligsten besonders gegenwärtig sind, ist schon die Überzeugung der alten Kirche, wie beispielsweise der heilige Kirchenvater Johannes Chrysostomus bezeugt, der den Ehrentitel des „eucharistischen Lehrers" trägt (doctor eucharisticus). Er berichtet von einer Vision über die Anbetung der Engel beim eucharistischen Opfer. Eine große Schar von Engeln, „eingehüllt in glänzende Gewänder", habe sich „rings um den Altar" tief zu Boden geneigt, „so ähnlich etwa wie man Soldaten dastehen sehen kann in Gegenwart des Königs"10.
LG
Kristina