Imprimatur, 17. September 1908
Herausgegeben von Josef Ackermann, Pfarrer
aus dem Buch
“Belehrungen über das Fegeuer nebst einem vollständigen Gebetbuche um Troste der Armen Seelen“
Die kirchliche Lehre von den armen Seelen
1. Es gibt arme Seelen
Daß es ein Fegfeuer und in diesem leidende Seelen gibt, lehrt uns klar und deutlich das unfehlbare Wort Gottes. Schon in den Schriften des alten Bundes treffen wir folgende Stelle:
Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden (2. Makk. 12,43)
Eingefügt von mir:
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P2G.HTM
958 Die Gemeinschaft mit den Verstorbenen. „In ganz besonderer Anerkennung dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die Kirche der [Erden]pilger von den anfänglichen Zeiten der christlichen Religion an das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt und hat, ‚weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden‘ (2 Makk 12,45), auch Fürbittgebet für sie dargebracht" (LG 50). Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden.
Wo befinden sich aber jene Seelen, welchen durch unser Gebet kann Hilfe geleistet werden? Nicht im Himmel, da die Seligen unserer Fürbitte gar nicht bedürfen. Auch in der Hölle können sie nicht sein, weil den Verdammten in keiner Weise mehr geholfen werden kann.
Es muß daher im Jenseits neben Himmel und Hölle noch einen dritten Ort geben, an dem sich die Seelen befinden, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Diese Leidenstätte nennen wir Reinigungsort oder Fegfeuer.
Jesus Christus, die ewige Wahrheit, tat eines Tages folgenden Ausspruch:
Wahrlich, sage ich dir, du wirst von da (aus dem Schuldgeständnisse) nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast. (Matth. 5,26)
Aus diesen Worten ziehen die heiligen Väter Hieronymus und Ambrosius den Schluß, daß es einen Seelenkerker geben muß, aus dem man entlassen wird, sobald man sich seiner Sündenschuld entledigt hat. Dieser ist nicht die Hölle, aus welcher es keine Erlösung gibt, folglich ist er das Fegfeuer.
Eingefügt von mir:
Schuldbekenntnis (römisch-katholisch)
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.
Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld,
durch meine große Schuld.
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
alle Engel und Heiligen,
und Euch, Brüder und Schwestern,
für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.
Bei einem andern Anlaße sprach der göttliche Lehrmeister:
Wer wider den Heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben werden.(Matth. 12,32)
Aus diesem Ausspruche des Herrn folgern die Heiligen Augustin, Gregorius und Bernardus das Dasein des Fegfeuers. Im andern Leben, sagen sie, werden also Sünden vergeben. Weil dieses aber weder im Himmel noch in der Hölle möglich ist, so muß es einen dritten Ort geben. Wo es geschehen kann, nämlich ein Fegfeuer.
Im ersten Korintherbriefe des heiligen Paulus lesen wir die Stelle:
Wie das Werk eines jeden sei, wird das Feuer erproben. Er selbst aber wird selig werden, jedoch so wie durch Feuer (1. Kor. 2,13)
Nach Ansicht verschiedener Gottesgelehrten, die auf dem Konzil von Florenz sich über den Sinn dieser Schriftstelle aussprachen, sind unter diesem Feuer die Peinen des Reinigungsortes zu verstehen.
Weil die heilige Schrift, die ich nach der Erklärung der katholischen Kirche auffasse, es mich lehrt, so glaube ich an das Dasein eines Reinigungsortes in der andern Welt, der Fegfeuer genannt wird. Diese Lehre darf ich nicht verwerfen, somit begehe ich eine Todsünde, und es trifft mich das Verwerfungsurteil des Herrn,
welches lautet:
Wer nicht glaubt, der wird verdammt werden (Mark. 16,16) Ja, es besteht ein Fegfeuer, und in diesem büßen arme Seelen die läßlichen Sünden ab, die sie in die Ewigkeit mit hinüber genommen haben. Auch jene Sündenstrafen, welche sie durch schwere oder läßliche Sünden sich verdient und ihnen dem minder vollkommenen Empfang des Bußsakramentes geblieben waren, haben sie hier zu erleiden. An das Dasein des Fegfeuers glaube ich fest und ohne den mindesten Zweifel und bin bereit, für diesen Glauben mein Leben einzusetzen.