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Richard Dawkins - "Missionar" gegen den Glauben
Richard Dawkins, der "Missionar" gegen den Glauben, wird 70.
Er hält sich für einen hellen Kopf, und das gesteht er auch anderen zu, sofern sie - wie er selbst - bekennende Atheisten sind. Sein radikaler Kampf gegen alles Religiöse hat ihn zum Bestsellerautor und gern eingeladenen, weil auf Krawall gebürsteten und quotenfördernden Talkshow-Gast gemacht. Am Samstag wird der in Kenia geborene britische Zoologe Richard Dawkins 70 Jahre alt. Seinen Geburtstag feiert er zweifelsohne auf dem Höhepunkt seiner Popularität.
Seit seiner Streitschrift „Der Gotteswahn“ ist der populärwissenschaftlich schreibende Biologe und Religionskritiker in aller Munde. Kürzlich hat er nachgelegt: mit dem Buch „Die Schöpfungslüge. Warum Darwin recht hat.“
Was ist es, das Dawkins zu einem viel diskutierten Autor macht? Sicherlich nicht die Originalität seiner Thesen. Dawkins' Werke reaktivieren einen grobschlächtigen Naturalismus, der die Existenz aller Phänomene leugnet, die sich nicht naturwissenschaftlich beweisen lassen. Immer wieder attackiert er eine naive Bibelgläubigkeit - ohne dabei zuzugestehen, dass er damit allenfalls Überzeugungen evangelikaler Kreise, keineswegs aber die christliche Theologie als Ganze trifft. Sein mechanistisch verarmtes Weltbild lässt fast die ganze philosophische und theologische Tradition der letzten Jahrhunderte unberücksichtigt, und seine Einlassungen zu Begriffen wie Geist, Freiheit und Kausalität sind geradezu haarsträubend trivial. […]
Bemerkenswerter als Dawkins' Theorien ist die Radikalität, mit der er seine Auffassungen in der Öffentlichkeit vertritt. Schon in früheren Werken verteidigte er die Evolutionstheorie vehement gegen Vorstellungen, die in der Entstehung der Arten eine Zielgerichtetheit erkennen wollten. Insbesondere bekämpfte er jede Form von Kreationismus und „intelligent design“. Ein Universum, in dem Gott existiert, sähe ganz anders aus, als das Universum, in dem wir leben - deshalb hält Dawkins die Existenz Gottes für „unwahrscheinlich“.
In den vergangenen Jahren aber kämpfte er gegen die Religion im Allgemeinen. So stellt er in seinem Essay „Viruses of the Mind“ Religion als „gedankliches Virus“ dar. Religionen seien ein kulturelles Konstrukt, das sich auf Grund gewisser Eigenschaften besonders schnell verbreitet und in den Köpfen der Menschen festsetzt. Es ist ein Kampf gegen die Religion im religiösen Gewand. Die Gruppe der „Brights“, der Dawkins als missionarisch bewegter Projektleiter vorsteht, sieht sich im Besitz der allein selig machenden Wahrheit. Das Weltbild der „Brights“ kennt nur Wahr und Falsch, und wer sich nicht eindeutig zum Atheismus bekennt, stellt sich dem evolutionären Fortschritt der Menschheit in den Weg.
Wer Dawkins liest, erkennt bald, dass man nicht religiös sein muss, um ein fanatischer Eiferer zu sein. […]
Von Guido Bee (KNA)