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Freimaurer

in Diskussionsplattform Freigeist und Freimaurerei 17.11.2014 17:04
von Kristina (gelöscht)
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http://pius.info/lexikon/7315-freimaurer

(Aus: Mitteilungsblatt SPEZIAL vom Nov. 2012)

Das ganz große Problem bei vielen Intellektuellen in Deutschland ist, dass sie beim Stichwort „Freimaurer“ sogleich abwinken: „Lass mich in Ruhe mit diesen Weltverschwörungstheorien“. Tatsächlich gibt es viel mehr unseriöse Literatur über die Freimaurer, als eine wirklich intellektuelle und objektive Auseinandersetzung. Weil die extremen Verschwörungstheoretiker hinter jedem fünfzackigen Stern das Böse vermuten, unter jedem Pyramiden-Dach einen Logenmeister wohnen sehn, wird das ganze Thema Freimaurer oft als die krude Welterklärungsformel des einfältigen Mannes abgetan, der allzu gern schwarz-weiß malt: „An allem sind doch die Freimaurer schuld“.

Genau dieses Bild soll der folgende Artikel korrigieren, durch eine seriöse Thematisierung der Frage: Wer sind die Freimaurer und was haben sie in der Kirche bewirkt? Der erste Teil (Geschichte bis Brauchtum) ist ein aktualisierter Auszug aus dem Lexikon für Theologie und Kirche von 1932. Der zweite Teil behandelt den Einfluss der Freimaurerei auf die Kirche. Dabei geht es nicht darum, diese oder jene Person als Freimaurer auszuweisen (Stichwort „War Bugnini Freimaurer?“), sondern anhand der Texte des Konzils und der nachkonziliaren Sakramentenpraxis den Einfluss der Loge in der Kirche zu belegen.

I. Definition

Die Freimaurerei ist eine kosmopolitische Vereinigung zur individuellen sittlichen Veredlung des Menschen und zur Schaffung eines allgemeinen Menschheitsbundes auf Grundlage des Humanitätsprinzips und absoluter Toleranz mit Hilfe geheimer ritueller Handlungen als symbolischer Mittel zur tatsächlichen Verwirklichung dieser Ziele.


Bild: Freimaurerritual am 29. September in der Michaelskirche von Hamburg. Der masonische Altar ist vor dem Hauptaltar der Kirche in Richtung Volk aufgestellt. Zuerst führt Bernd-Dieter Hessling, der „Meister vom Stuhl“ der Loge „Absalom zu den drei Nesseln“, den Hammer (das bedeutet er ist der Vorsitzende der Festarbeit). Die Hamburger Loge wurde 1737 vom holländischen Freimaurer Charles Sarry als „Loge d‘Hambourg“ gegründet, gemeinsam mit einigen jungen Deutschen. Sie hielten sich genau an die englischen Regeln, wie sie in Andersons ‚Alten Pflichten‘ aufgeschrieben worden waren.



II. Ursprung

Seit 1175 hatte England von Frankreich den gotischen Stil übernommen. Dessen Aufriss und Aufbau, Lehre von den Gewölben usw. hüteten die freien Steinmetzen als Geheimnis. Sie organisierten sich ihrer Freizügigkeit wegen zunächst nicht in örtlichen Zünften wie die übrigen Handwerke, sondern in einer das ganze Land umfassenden religiösen Bruderschaft unter dem Schutz Johannes‘ des Täufers. In den Bauhütten oder Logen dieser Fraternity of freemasons [Bruderschaft der Freimaurer] wurde den dort beschäftigten Brüdern (fellows) gewerbliche und bautechnische wie religiös-sittliche und soziale Belehrung erteilt, beides unter geheimnisvollen symbolischen Bräuchen. Als seit 1356 auch eigene Steinmetzzünfte entstanden, wurden diesen die gewerblichen und bautechnischen Dinge überwiesen, während die Fraternity die religiös-sittliche und soziale Erziehung pflegte und seit 1475 auch Nicht-Handwerker als Brüder aufnahm.

In der Glaubensspaltung hob 1547 Eduard VI. mit den religiösen Bruderschaften auch diese Fraternity auf, aus der schon seit den Tagen Elisabeths der katholische Geist gewichen war. Ihre Überreste organisierten sich darauf neu als „Society of freemasons“. Sie wirkte weiterhin als Erziehungsgemeinschaft, aber nicht mehr wie die Fraternity mit dem Ziel der Erziehung zur Seligkeit, sondern zur Geselligkeit und feinen Bildung.

Zunächst drangen alchimistische und kabbalistisch-abergläubische Ideen in sie ein und wurden unter dem alten Brauchtum als kostbares Geheimnis gehütet und gepflegt. Vom Beginn des 17. Jahrhunderts an wurde sie dann der fruchtbarste Boden für den aus der Reaktion gegen die religiösen Streitigkeiten des 16. Jahrhunderts entstandenen Deismus. (siehe Erklärung des „Deismus“ auf S. 27)

Nun trennten sich die seit 1650 immer stärker humanisierten Logen der Society auch örtlich von den Bauhütten des Werkmaurertums, nahmen weitere Kreise von Nichtsteinmetzen auf und symbolisierten ihr Brauchtum im Sinne des Aufbaus des Menschheitstempels der Humanität — des geistigen Aufbaus des Salomonischen Tempels.

Das Bestreben, den Deismus weiter zu verbreiten und tiefer zu verankern und auf Grundlage des natürlichen Sittengesetzes, der Religion, in der alle Menschen übereinstimmen, eine „Partei der anständigen Leute“ jenseits aller religiösen Streitigkeiten als dogmenlose, rein geistige Kirche zu schaffen, führte am 24. 6. 1717 (Fest Johannes des Täufers) zum Zusammenschluss der vier Londoner Logen zur ersten spekulativen Großloge unter Leitung eines Großmeisters, damit zur Gründung der modernen Freimaurerei. Die Brüder jener ersten Großloge waren weltanschaulich Deisten, politisch Whigs, Anhänger des Hauses Hannover, und Gegner der Tories, der Anhänger der Stuart.


III. Entwicklung

1.) Die angelsächsische Freimaurerei

Durch Beitritt adeliger Kreise gewann die Freimaurerei in England schnell an Zahl und Bedeutung und zählte 1772 schon 160 Logen. Seit 1765 bis heute stehen Mitglieder des königlichen Hauses an leitenden Stellen. Innere Zwistigkeiten wurden 1813 durch Gründung der United Grand Loge of England [Großloge von England] (Sitz London) beendet. Ihr gehören sämtliche englischen Logen an. Seit 1730 verbreitete sich das Logenwesen in Nordamerika. Hier nahm die Freimaurerei eine ungeheure Ausdehnung, wirkt sehr im Sinne der Wohltätigkeit und zählte 1931 18.000 Logen mit 3.509.000 Brüdern. — Die angelsächsische Freimaurerei trägt im Allgemeinen einen konservativen Zug, setzt sich durchweg aus Vertretern der verschiedenen protestantischen Bekenntnisse zusammen, fordert grundsätzlich den Glauben an ein höchstes Wesen als weltordnende geistige Urkraft, ist im übrigen religiös tolerant, nimmt auch die Bekenner der verschiedenen Religionssysteme der englischen Kolonien als gleichberechtigte Brüder auf und sieht ihr Hauptziel in der Pflege der Menschlichkeit und Wohltätigkeit.

2) Die romanischen Länder

Im Gegensatz dazu ist die Freimaurerei der romanischen Länder politisch und durchweg religions- und kirchenfeindlich, besonders die Freimaurerei Frankreichs, die im 18. Jahrhundert allen romantischen und phantastischen Strömungen zugänglich gewesen war (Ausbildung der Hochgradsysteme). Immer offenkundiger zielte sie auf Errichtung der Weltdemokratie und Vernichtung von Kirche und Papsttum ab (ganz besonders der „Gand Orient de France“, der „Großorient von Frankreich“).

Am 10. 9. 1877 beseitigte der Großorient von Frankreich die alte freimaurerische Verpflichtung zum Glauben an den Weltbaumeister und die Unsterblichkeit der Seele (worauf die Großlogen von Irland, Schottland, England und Kanada allen Verkehr mit dem Großorient von Frankreich abbrachen — die deutsche Großloge hatte sich bereits 1871 von ihm getrennt), entfernte aus den Logen Kruzifix und Bibel, behandelt seitdem auch gehässig antikirchlich die Fragen der Ehe und Erziehung, des Vereins- und Ordenswesens und wurde in den romanisch sprechenden Ländern Vorkämpfer der Freidenkerbewegung. Sein atheistisch-republikanisches Kulturideal zeigte sich deutlich auf dem internationalen Pariser Freimaurerkongress 1889.

Vom Großorient von Frankreich war geistig abhängig die Freimaurerei Italiens, wo die Großmeister Mazzini und Garibaldi die Beseitigung der weltlichen Macht des Papstes, ihre Nachfolger Adriano Lemmi und Ernesto Nathan die Verweltlichung des gesamten Schulwesens durchsetzten.

Unter gleichem Einfluss stehen die Logen von Spanien und die Logen Portugals (alle neuzeitlichen staatlichen und kirchlichen Umwälzungen Portugals waren Werk der Freimaurerei), ferner die Freimaurerei Belgiens, Südslawiens, Rumäniens, der Schweiz, der südamerikanischen Staaten und Mexikos.

Bei den Kirchenverfolgungen in Mexiko und Spanien wirkte neben der Freimaurerei auch der Bolschewismus.

3) Die Freimaurerei in Deutschland

Die Freimaurerei der germanischen Länder vertritt größtenteils ein dogmenloses Christentum oder einen mehr oder weniger orthodoxen Protestantismus, ist vielfach national, aber meist unpolitisch und pflegt besonders die freimaurerische Philosophie.

Die deutsche Freimaurerei, 1737 in Hamburg gegründet, (275-Jahrfeier im September 2012, Bilder siehe Umschlag) rühmt sich vieler großer Förderer: Friedrich d. Großen, Herder, Wieland, Goethe, Joh. H. Voß, Fichte, G. A. Bürger, Chamisso, Mozart, Freiligrath, Matthias Claudius, Zschokke. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es in gewissen intellektuellen Kreisen der damaligen Zeit einfach zum guten Ton gehörte, der Loge anzugehören.

In den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts war sie in zwei Lager gespalten. Die drei altpreußischen Großlogen (Große National-Mutterloge „Zu den 3 Weltkugeln“, die Große Landesloge der Freimaurerei von Deutschland und die Große Loge von Preußen „Zur Freundschaft“), also zwei Drittel der deutschen Freimaurerei, vertraten Anfang des 20. Jahrhunderts den Nationalismus, lehnten die humanitäre Freimaurerei ab und forderten das Bekenntnis zum Christentum, während die übrigen sechs Großlogen dem humanitären Standpunkt der Welt-Freimaurerei huldigten.

Seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts sind innerhalb der europäischen Freimaurereien grenzüberschreitende Verständigungsversuche zu verzeichnen. Sie artikulierten sich auf großen Freimaurer-Kongressen, wurden in Publikationen propagiert und verfestigten sich in weltweiten Organisationen wie dem Bureau international de relations maçonniques (Weltgeschäftsstelle, seit 1903), der Association maçonnique internationale (A.M.I., seit 1921) sowie der Ligue Internationale de Francs-Maçons (Allgemeine Freimaurer-Liga).

Der Freimaurerei verwandt sind der Druidenorden, der Illuminaten-Orden, die Bnai Brit und die Odd Fellows; eine Vorstufe ist die Rotary-Bewegung.



IV. Die Religion der Freimaurerei

Abgesehen von den französischen Logen ist die Freimaurerei grundsätzlich nicht religionslos. Das mag erstaunlich klingen, ist aber in Anbetracht ihres Ursprungs aus dem Protestantismus verständlich. Wohl kam sie angesichts des unaufhörlichen Streites innerhalb des englischen Protestantismus im 17. Jahrhundert zur Abneigung gegen alles Kirchenwesen und infolge ihres deistischen Ursprungs zur Ablehnung der übernatürlichen Religion; aber sie behielt doch eine Gottesidee bei: „Ein Maurer ist durch seine Berufspflicht gehalten, dem Sittengesetz zu gehorchen; wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein Stumpfsinn, Gottesleugner noch ein irreligiöser Wüstling sein.“ (Kap. 1 der Alten Pflichten des Konstitutionsbuches von 1723)


Bild: Das Fest des "Höchsten Wesens" am 8. Juni 1749 in Paris, von den Revolutionären verpflichtend eingeführt.

Bezüglich des Gottesbegriffes galt von Anfang an absolute Toleranz; Gott wird als das Numinose, als die von Ewigkeit her weltordnende Urkraft und der ewige Urgrund aller Dinge gedacht; abgelehnt wird der naturalistische, materialistische Atheismus.

Das Gebet ist daher den Logenversammlungen durchaus nicht fremd, dogmatischen Erörterungen wird aber kaum Beachtung geschenkt. Als Höchstes gilt die Befolgung des angeborenen Sittengesetzes, das in seiner Motivierung von manchen ernsteren Freimaurern in Verbindung mit dem Gottesbegriff gebracht, durchweg aber als autonom hingestellt wird.

Zu den letzten Dingen (Tod, Jenseits) wird keine Stellung genommen. Das private religiöse Bekenntnis der einzelnen Brüder soll grundsätzlich durch die freimaurerische Weltanschauung nicht gebunden werden; tatsächlich aber wird durch die dogmatische Toleranz der Freimaurerei die Bekenntnistreue konfessionell eingestellter Brüder auf die Dauer untergraben. Der katholischen Kirche stehen sämtliche Richtungen ablehnend, zum großen Teil feindlich gegenüber.



V. Brauchtum der Freimaurerei

Das auf die Symbolik der Werkmaurerei zurückgehende, geheimgehaltene Brauchtum der Freimaurerei – die Agenden usw. werden nur an Brüder, z. T. nur an Brüder in höheren Graden übergeben – gilt als ihr äußeres, das seelisches Erleben desselben als ihr inneres Geheimnis.

Die in Form des Quadrates oder langgezogenen Rechtecks errichtete Loge mit je einem Fenster im Osten, Süden und Westen hat im Osten den Sitz des Meisters als der Säule der Weisheit, im Westen neben den beiden Säulen am Eingang der Tür die Sitze der zwei Aufseher als der Säulen der Stärke und Schönheit, an den Seiten die Sitze der Brüder.

Der mit Symbolen bemalte Teppich auf der Mitte des Fußbodens ist die Arbeitstafel für die Aufgenommenen und stellt dar das „Allerheiligste, aus dem die Brüder Nahrung für Geist und Herz ziehen sollen“; er ist im Osten, Westen und Süden von drei Kandelabern mit brennenden Kerzen als Symbolen der „Drei kleinen Lichter der Freimaurerei“: der Sonne, des Mondes und des Meisters vom Stuhl, umstanden.

Auf dem Tisch vor dem Sitz des Meisters, dem „Altar“, liegen die „Drei großen Lichter der Freimaurerei“: Bibel (Licht über uns — Gottheit), Winkelmaß (Licht in uns — Gewissen) und Zirkel (Licht um uns — Menschheit).

Die Brüder tragen Schurzfell und sind in manchen Logen mit dem Hut bedeckt. Die Aufnahmeriten in die einzelnen Grade, wobei in den Logen sämtlicher Systeme die strenge Pflicht der Geheimhaltung auferlegt wird, versinnbildlichen den Weg des suchenden Menschen zur Vollendung durch die „königliche Kunst der Freimaurerei“ auf dem dreifachen Weg der Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredlung zur Schönheit, Stärke und Weisheit.

Deshalb bei der Lehrlingsaufnahme: Ablegen allen Schmuckes und Metalls, Herumführen um den Teppich mit verbundenen Augen und teilweiser Entkleidung, Setzen der Spitze des geöffneten Zirkels auf die entblößte linke Brust; bei der Gesellenaufnahme: Schauen in den Spiegel und Eingliederung in die Brüderkette; bei der Meisteraufnahme: Niederlegen des Aufzunehmenden in den geöffneten Sarg und Aufheben desselben durch den leitenden Meister unter Vortrag der Hiramslegende.

Dem aufgenommenen Lehrling gibt der leitende Meister als Geheimzeichen das „Gutturale“ und als Geheimwort: „Jakin — der Herr wird dich erheben“, dem Gesellen das „Pectorale“ und das Wort: „Boas — der Herr wird dich stärken“, dem Meister das „Stomachale“ und das Wort: „Mac Benac — Er lebet im Sohne“; die Geheimzeichen erinnern an die in den Eiden angedrohten Strafen. Im Meistergrad wird auch das große Notzeichen mitgeteilt (die gefalteten Hände werden mit den Handflächen nach vorne vor die Stirn gelegt und gerufen: „Zu mir, ihr Kinder der Witwe von Naphtali“), das gelegentlich in den Kriegen eine Rolle spielte. Sämtliche Logen arbeiten auf Grund der drei Johannesgrade; darüber hinaus haben viele Großlogen Hochgradsysteme, einige mit antikirchlichen Riten, so vor allem der „Chevalier Kadosch“, der dreißigste Grad des besonders in der romanischen Freimaurerei verbreiteten „Ancient et accepted Scottish Rite“.



VI. Kirche und Freimaurerei

1) Die Verurteilungen

Die Freimaurerei lehnt die katholische Kirche als wahre Kirche Christi ab, leugnet den absoluten Charakter des Christentums und birgt, weil rationalistisch und überwiegend anthropozentrisch, die Gefahr vollständiger religiöser Gleichgültigkeit und selbst des Freidenkertums, das sich tatsächlich in der romanischen Freimaurerei zur eigentlichen Gottfeindlichkeit auswuchs.

Deshalb verurteilt die katholische Kirche die Freimaurerei und verbietet den Beitritt zu ihr unter Exkommunikation. So die Bulle Klemens‘ XII. „In eminenti“ vom 28. 4. 1738 und Benedikts XIV. „Providas“ vom 17 .5. 1751. Eine dritte Verordnung erging unter Pius VII. am 13. 8. 1814 durch Kardinal Consalvi.

Leo XII. in „Quo graviora mala“ vom 13. 3. 1825 und Gregor XVI. in „Mirari vos“ vom 15. 8. 1832 bestätigten diese Verfügungen. Pius IX. wandte sich in acht Allokutionen und Hirtenschreiben gegen die Freimaurerei, besonders im „Syllabus“ vom 8. 12. 1864 und in der Allokution „Multiplex inter“ vom 25. 9. 1865. Leo XIII. erließ gegen sie die Enzyklika „Humanum genus“ vom 20. 4. 1884 und Schreiben vom 8. 12. 1892, dem 20. 6. 1894 und 2. 9. 1896.

Das Kirchenrecht von 1917 [CIC can. 2335] bestimmt: „Die Anhänger der Sekte der Freimaurerei und gleichartiger Vereinigungen, die gegen Kirche und rechtmäßige Staatsgewalten arbeiten, ziehen sich ipso facto die dem Apostolischen Stuhl einfach vorbehaltene Exkommunikation zu.“

2.) Die Aufhebung der Verurteilung nach dem Konzil

Auf Initiative von Kardinal Franz König kam ein langjähriger Dialog zwischen der katholischen Kirche und der Freimaurerei zustande, der am 5. Juli 1970 in der gemeinsamen Lichtenauer Erklärung seinen Ausdruck fand.

Sprecher und Verhandlungsführer der Freimaurer war der damalige Großmeister der Großloge von Österreich, der Linzer Neurologe Dr. Kurt Baresch. In der von sechs Freimaurern aus den humanitären Großlogen von Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie drei Kirchenvertretern unterzeichneten Erklärung wurde festgehalten, dass die Freimaurerei keine Religion sei und keine Religion lehre, da die Freimaurer keine gemeinsame Gottesvorstellung besitzen.

Die großen Religionen verbinde „die zunehmende, weltweite Bedrohung ihrer Existenz durch Verneinung der Menschenwürde und Menschenrechte und durch pseudoreligiöse Ideologien“.

„Es wird die Auffassung vertreten, dass die päpstlichen Bullen, die sich mit der Freimaurerei befassen, nur noch eine geschichtliche Bedeutung haben und nicht mehr in der Zeit stünden. Eine Verurteilung der Freimaurerei durch das Kirchenrecht sei aus den in der Erklärung angeführten Gründen von einer Kirche nicht länger zu rechtfertigen, die zudem „nach Gottes Gebot lehrt, den Bruder zu lieben“.

Kurt Baresch verfasste über die Gespräche mit Kardinal König einen Bericht, der 1983 in Wien unter dem Titel „Katholische Kirche und Freimaurerei“ erschien.

Auf Grund dieses Verständnisses wurde 1983 im Rahmen des neuen Kirchenrechtes die Exkommunikation der Freimaurer im Codex Iuris Canonici (CIC, Kodex des kanonischen Rechts) gestrichen und in der Apostolischen Konstitution „Sacrae Disciplinae Leges“ am 25. Januar 1983 verkündet.

Der veränderte CIC trat am 27. November 1983 in Kraft.

3.) Die Intervention von Kardinal Josef Ratzinger

Auch wenn die Freimaurer im neuen CIC nun nicht mehr (wie im CIC, Version von 1917) ausdrücklich erwähnt werden, stellte der damalige Kardinal Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) einen Tag vor Inkrafttreten des novellierten CIC, am 26. November 1983, in seiner Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation ohne Rücksicht auf den Versöhnungsgedanken der Lichtenauer Erklärung fest, dass ein Katholik, der zum Freimaurer wird, sich weiterhin in den Stand der schweren Sünde begebe und von der Eucharistie ausgeschlossen sei, da die grundsätzliche Unvereinbarkeit von Freimaurerei und katholischer Kirche ebenfalls im neuen Codex Iuris Canonici (CIC) weiterbestehe, ohne jedoch ausgesprochen zu sein.

(Den Text der Erklärung von Kardinal Ratzinger finden Sie auf unserer Homepage: www.pius.info.)

4.) Die Freimaurerei und das Konzil

Das Lexikon für Theologie und Kirche schließt den Beitrag über die Freimaurer mit einer Verharmlosung: „Die weltanschaulichen Kämpfe der Zukunft werden weniger mit der Freimaurerei als zwischen Christentum und marxistischem Freidenkertum, zwischen katholischer Kirche und Kommunismus geführt.“ Diese folgenschwere Unterschätzung des Einflusses der Freimaurerei auf die Kirche zeigt die Wirksamkeit des Prinzips der Geheimhaltung.

Die Freimaurer hatten seit ihrer Gründung zweihundert Jahre auf die Verbreitung ihrer Ideen in der Gesellschaft hingearbeitet. Die katholische Kirche war – vor allem durch die Verurteilung der Maurerei und die Kirchenstrafe der Exkommunikation – das letzte große Bollwerk gegen das freimaurerische Gedankengebäude der Weltverbrüderung.

Das Eindringen der drei Grundprinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit lässt sich anhand der Texte des Konzils und der nachkonziliaren Art und Weise der Glaubensverkündigung und Sakramentenpraxis nachweisen.

1.) Das Prinzip der Freiheit

Während auch in der Freimaurerei selbst der Begriff der Freiheit in mehrere Richtungen gedeutet werden konnte, wurde er im Konzil in der Form der Religionsfreiheit rezipiert.

Dieser Begriff ist jedoch in höchstem Maße zweideutig, da die Kirche eine wahre Religionsfreiheit kennt, welche stets gelehrt wurde und die darin besteht, dass in Glaubensfragen niemand gezwungen werden darf.

Die falsch verstandene Religionsfreiheit, wie sie im Konzil grundgelegt wurde, besteht in einer religiösen Gleichgültigkeit des Staates gegenüber den unterschiedlichen Weltanschauungen. Dies wird im Konzil mit einem Naturrecht auf die irrige Weltanschauung begründet und gehört daher zu den schwerwiegendsten Irrtümern.

Diese falsche Religionsfreiheit besteht in der „Lehre vom Recht auf öffentliche Verbreitung des Irrtums“ und wurde als Folge der absolut gesetzten Freiheit des Menschen in der Konzilserklärung „Dignitatis humanae“ Nr. 2 festgeschrieben.

Diese Auffassung stößt jedoch selbst in den nichtkatholischen Staaten, in denen wir heute leben, an ihre Grenzen. So geht der deutsche Staat offen gegen Salafisten vor, welche staatsgefährdende Aktionen setzten. Dies dürfte er nach „Dignitatis humanae“ nicht, sobald sich die Salafisten oder andere Religionsanhänger auf die seit dem Konzil geltende Lehre vom „Recht auf öffentliche Verbreitung des Irrtums“ (fälschlich als „Religionsfreiheit“ bezeichnet) berufen.

Extreme Position

Jedes der drei Prinzipien ist nach dem Konzil in einer gemäßigten und in einer extremen Form aufgetreten, wobei sich beide Parteien auf das Konzil berufen.

Die extreme Forderung der Freiheit ist der innerkirchlich Ruf nach Befreiung von jeglicher Art von kirchlichen Zwängen. Als solche sieht der aufgeklärte Mensch die rigide Sexualmoral der Kirche (Verbot von Kondomen, Empfängnisverhütung...), die Vorgaben des „Zwangszölibates“, das Verbot des Frauenpriestertums, das Verbot von homosexuellen Handlungen, das Verbot des Sakramentenempfanges für öffentliche Ehebrecher.

Diese Thesen sind zwar in keiner Weise in den Konzilstexten ausgesprochen, dennoch berufen sich ihre Befürworter auf den „Geist des Konzils“. Damit meinen sie das „Prinzip der Freiheit des Menschen“, das zweifellos im Konzil grundgelegt wurde. Diese Freiheit wiederum deuten sie im weitesten Sinn als die Freiheit von jedem Zwang.

Das führt in der Folge zu einem Zwiespalt innerhalb der Konzilsanhänger. So gibt es mittlerweile zwei Lager, die sich – obwohl beide sich auf das Konzil berufen – gegenseitig bekämpfen. Der neu ernannte Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Müller, vertritt beispielsweise das gemäßigte Lager und ist aktiver und ausgewiesener Gegner der extremen Position, wie sie zum Beispiel von Hans Küng vertreten wird.

2) Das Prinzip der Gleichheit

Diese zweite Grundsäule der freimaurerischen Weltanschauung fand in den Konzilstexten ihren Ausdruck im Ökumenismus. Unter Ökumene im ursprünglichen Sinn versteht man eine Bewegung von Christen, die eine weltweite Einigung der verschiedenen christlichen Gemeinschaften anstrebt. Ökumene im weiten Sinn, gemäß den nachkonziliaren Religionstreffen, ist jene Geisteshaltung, die davon ausgeht, dass alle Weltreligionen und Weltanschauungen gleichberechtigte Wege des Heiles sind. Beim Letzteren handelt es sich um eine der wichtigsten Ideen der Maurer. Sie entstand unter dem Eindruck der innerchristlichen Religionskriege und ist das bekannteste Beispiel des aufgeklärten Denkens des 18. Jahrhunderts. Lessing, selber Freimaurer, hat ihr ein Theaterstück gewidmet, welches die Gleichberechtigung der Religionen auf die drei monotheistischen Glaubensrichtungen Christentum, Islam und Judentum anwendet: Die Ringparabel in „Nathan der Weise“.

Anderson, der Gründervater der Maurerei, hat dieses Prinzip der Gleichberechtigung aller Religionen in seinen Gründungskonstitutionen von 1717 festgehalten: „Es wird jetzt für zweckmäßiger erachtet, die Maurer nur der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine eigenen Ansichten zu lassen.“ Damit sind zwei Dinge angesprochen: Jeder darf „nach seiner Façon“ glauben, und es soll eine neue Weltreligion begründet werden. Diese besteht darin, alle Religionen gleichberechtigt im Dienste der Menschheit arbeiten zu lassen.

Diese Idee wurde in folgenden Konzilsdokumenten festgehalten: im Ökumenismusdekret (Unitatis redintegratio), im Dekret Nostra aetate, das Lobenshymnen auf die fremden Religionen enthält, sowie in der zweideutigen Formulierung von Lumen Gentium 8. Statt zu sagen, die Kirche Christi ist die katholische Kirche heißt es im Text: „Die Kirche Christi ist verwirklicht in der katholischen Kirche“. Das lässt natürlich die Frage offen: Ist die Kirche Jesu Christi vielleicht noch in anderen Gemeinschaften verwirklicht?

Den traurigen Höhepunkt des Ökumenismus im weiten Sinn stellte in der nachkonziliaren Zeit das Religionstreffen in Assisi am 27. Oktober 1986 dar, bei dem der Papst zur Feier heidnischer Riten einlud und ihnen auch die katholischen Kirchen zur Verfügung stellte. In der Kirche San Pietro wurde sogar eine Buddhastatue auf den Altar gestellt.


Bild oben: Die Religionstreffen. Besser könnte man die Lehre von der 29.10.12 19:39 Gleichberechtigung aller Religionen nicht ausdrücken. Bild rechts: Der Film „Geist der Loge“ zeigt am Beispiel des Religionstreffens von Rom 1999 wie sehr das Papsttum für die Ziele der Loge vereinnahmt wird. (Zu beziehen bei Sarto-Verlag)

Die Idee der Gleichberechtigung aller Religionen findet seither in den alljährlich veranstalteten Religionstreffen ihren Ausdruck.

Extreme Position

Auch hier findet sich wieder eine extreme Position: die Propagierung der absoluten Gleichheit innerhalb der Kirche, also keine Unterscheidung zu treffen zwischen Mann und Frau, Priester und Laien, lehrender Kirche und Volk, Heiligen und gewöhnlichen Menschen. Auch die nach dem Konzil verbreitete und von Karl Rahner grundgelegte Lehre vom anonymen Christentum (Allerlösungstheorie) ist im Grunde nichts anders als die konsequente Anwendung der absoluten Gleichheit auf das Menschengeschlecht. Eine Unterscheidung in „Gotteskinder“ und „Kinder der Sünde“ würde automatisch eine Diskriminierung bedeuten.

So heißt es im Konzil (Gaudium et spes):

„Wenn die Kirche auch den Atheismus eindeutig verwirft, so bekennt sie doch aufrichtig, dass alle Menschen, Glaubende und Nichtglaubende, zum richtigen Aufbau dieser Welt, in der sie gemeinsam leben, zusammenarbeiten müssen. Das kann gewiß nicht geschehen ohne einen aufrichtigen und klugen Dialog. Deshalb beklagt sie die Diskriminierung zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, die gewisse Staatslenker in Nichtachtung der Grundrechte der menschlichen Person ungerechterweise durchführen.“ (GS 21)



3.) Die Brüderlichkeit

Durch die Lehre des Ökumenismus wurde die Kirche ihres eigentlichen Zieles beraubt, der Verkündigung der Wahrheit und der Bekehrung aller Menschen zu Christus. Da nach dieser neuen Auffassung alle Wege zu Gott führen, ist der Missionsgedanke hinfällig.

Damit ist das Sendungsbewusstsein der Kirche ebenso verschwunden wie ihr Alleinstellungsmerkmal, der „alleinseligmachende Weg des Heils“ zu sein. Zwangsläufig musste der Kirche eine neue Zielsetzung gegeben werden.

Diese Zielsetzung ist der Mensch.

Der Mensch als das neue Ziel

So fordert es das Gebot der Brüderlichkeit. Die Zentrierung der katholischen Kirche auf den Menschen ist im Konzil praktisch allumfassend in der Konstitution „Gaudium et spes“ (GS) formuliert und ist seither in der nachkonziliaren Verkündigung allgegenwärtig. Der Text von „Gaudium et spes“ ist in großen Teilen so formuliert, dass es ein gottgläubiger Freimaurer nicht besser hätte sagen können.

Das Grundprinzip der Hinordnung auf den Menschen wird an vielen Stellen klar formuliert:

„Es geht um die Rettung der menschlichen Person, es geht um den rechten Aufbau der menschlichen Gesellschaft. Der Mensch also, der eine und ganze Mensch, mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen steht im Mittelpunkt unserer Ausführungen. Die Heilige Synode bekennt darum die hohe Berufung des Menschen, sie erklärt, dass etwas wie ein göttlicher Same in ihn eingesenkt ist, und bietet der Menschheit die aufrichtige Mitarbeit der Kirche an zur Errichtung jener brüderlichen Gemeinschaft aller, die dieser Berufung entspricht. “ (GS 3)

„Es ist fast einmütige Auffassung der Gläubigen und der Nichtgläubigen, dass alles auf Erden auf den Menschen als sein Ziel und seinen Gipfel hinzuordnen ist.“ (GS 12)

„Gleichzeitig wächst auch das Bewußtsein der erhabenen Würde, die der menschlichen Person zukommt, da sie die ganze Dingwelt überragt und Träger allgemeingültiger sowie unverletzlicher Rechte und Pflichten ist. Es muß also alles dem Menschen zugänglich gemacht werden, was er für ein wirklich menschliches Leben braucht“ (GS 26)

Der Mensch steht auch im Mittelpunkt der Offenbarung:

„Christus, der neue Adam, macht eben in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe dem Menschen selbst den Menschen voll kund.“ (GS 22)

Im Abschnitt 57 werden dann die Christen aufgefordert, „zusammen mit allen Menschen am Aufbau einer menschlicheren Welt mitzuarbeiten“. Eine Welt, in der der Mensch Mittelpunkt und Ziel ist und in der alle zur Verwirklichung des irdischen Paradieses beitragen sollen, entspricht vollumfänglich dem Weltbild der Freimaurer.

Paul VI. stimmte anlässlich der Mondlandung einen Hymnus an, der genauso gut aus dem Munde eines Freimaurers hätte stammen können:

„Ehre sei dem Menschen, Ehre dem Denken, Ehre der Wissenschaft, Ehre der Technik, Ehre der Arbeit, Ehre der menschlichen Kühnheit. Ehre sei dem Menschen, dem König der Erde und heute Fürsten des Himmels.“

a) Die Liturgie als Dienst Gottes am Menschen

Auch die nachkonziliare Verkündigung und Sakramentenspendung ist ganz auf den Menschen ausgerichtet.

Die gesamte liturgische und sakramentale Umformung in der Zeit nach dem Konzil lässt sich zusammenfassen in einer Zielsetzung, nämlich der Ausrichtung auf den Menschen hin.

Während dem katholischen Messopferbegriff Gott zugrunde liegt, wobei der Priester, begleitet vom gläubigen Volk, das vollkommene Opfer Jesu Christi darbringt, ist die nachkonziliare Mahlfeier ganz auf den Menschen ausgerichtet. Sämtliche nach außen sichtbare Änderungen (Landessprache, Volksaltar, Wegfall des „Sühnopfer-Begriffes“ usw.) dienen dem Ausdruck dieses neuen Zieles. So schreibt das Deutsche Liturgische Institut auf seiner Homepage:

„So ist Gottesdienst zu verstehen als Gottes Dienst am Menschen.“

Und weiter: „Sie können nicht aufhören, von ihrer Hoffnung zu singen und zu träumen, und sehen darin einen unersetzlichen Dienst an der Menschheit. Sie feiern nicht, um dem Alltag zu entfliehen, sondern um ihn in der Kraft Gottes zu bestehen im Dienst am Nächsten.“

b) Sakramente als Feiern der Brüderlichkeit

In den Sakramenten sieht man heute in allererster Linie Gemeinschaftsfeiern der Menschen, die indirekt noch die Gemeinschaft mit Gott fördern. Als wichtigste Wirkung der Taufe wird beispielsweise die Aufnahme in die Pfarrgemeinde betrachtet. Auch die übrigen Sakramente werden immer mehr im Sinne der vom Konzil grundgelegten Brüderlichkeit, als Ausdruck des „Für-einander-da-Seins“, umgedeutet. So hört man bei Begräbnisfeiern praktisch nichts mehr von Fegefeuer, Tod, Gericht, Jenseits, Hölle. Statt dessen wird betont, wie wichtig es ist, in schwerer Stunde menschlichen Trost zu spenden. Der moderne Firmunterricht befasst sich mit gesellschaftlichen Problemen, mit Rassismus, Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit und mit inhumanen Lebensbedingungen in Afrika. Der Priester wird definiert als Gemeindevorsteher. Der katholische Begriff vom Priester, der kraft seiner übernatürlichen Weihe Sünden vergibt und das Messopfer darbringt, rückt immer mehr in den Hintergrund. Die menschliche Komponente ist mittlerweile so dominant, dass der Priester oft nur noch als gläubiger Sozialarbeiter verstanden wird. Von daher ist auch die Forderung nach dem Frauenpriestertum zu erklären. Wenn der Priester nur ein christlicher Weltverbesserer ist, dann ist nicht einzusehen, warum diese Tätigkeit einer Frau versagt werden soll.

c) Die Brüderlichkeit in der Hierarchie: Die Kollegialität

Eine Ausprägung der Brüderlichkeit innerhalb des Klerus - vor allem unter den Bischöfe - ist die neue Lehre von der Kollegialität. Sie umfasst nicht nur die Ortsbischöfe, welche durch die vermeintlich „demokratischen“ Vorgaben der Bischofskonferenzen ihrer Selbständigkeit mehr oder weniger beraubt werden, sondern auch die Rolle des Papsttums.

Eine weiter Form der innerkirchlichen Brüderlichkeit kann in dem Bestreben gesehen werden, eine autoritätsfreie, demokratische Kirche zu begründen (siehe auch das Prinzip Gleichheit). Dies wird heute an der Basis der Kirche flächendeckend verwirklicht. Überall finden sich Laienräte und Pfarrgemeinderäte, mehr und mehr verschwindet das wesenhaft hierarchische Weihepriestertum und wird durch gleichgestellte Laien ersetzt.

Die extreme Position geht hier noch weiter und fordert die vollständige Umstrukturierung der Kirche in eine demokratisch organisierte Gemeinschaft.

So berufen sich auch jene Stimmen, die eine vollständige Änderung der Auffassung vom Papstamt anstreben – der Papst soll zum Bruder unter Gleichgestellten werden – auf die vom Konzil grundgelegte Brüderlichkeit und Gleichheit.

d) Das Ziel der Kirche als Gemeinschaft

Von der Brüderlichkeit ausgehend, wird auch die Kirche als Gemeinschaft neu definiert. War sie vor dem Konzil der einzige Weg zum Vater, dem sich jeder durch Taufe und Glaube anzuschließen hatte, so handelt es sich nunmehr um das Volk Gottes, eine Gemeinschaft von Menschen, die sich auf einem Pilgerweg befindet. Diese „Volk-Gottes-Ekklesiologie“ wird dem katholischen Begriff der Kirche als der alleinseligmachenden Religion entgegengestellt.

Die Kirche sieht sich nunmehr auf einem Glaubensweg unter vielen, den die brüderlich vereinte Gemeinschaft von Christgläubigen geht, und zwar inmitten der großen Menschheitsfamilie Gleichberechtigter auf anderen Glaubenswegen.

Das neue Ziel ist nicht die Rettung der Seelen vor der ewigen Verdammnis, sondern die Mitarbeit an der humanen Menschheitsfamilie. So heißt es in Gaudium et Spes:

„Von da wird klarer in Erscheinung treten, dass das Volk Gottes und das Menschengeschlecht, dem es eingefügt ist, sich gegenseitig dienen, so dass die Sendung der Kirche sich als eine religiöse und gerade deswegen höchst menschliche erweist.“ (GS 11)

„dann werden sie mit der notwendigen Hilfe der göttlichen Gnade wahrhaft neue Menschen und Erbauer einer neuen Menschheit. (GS 32)

„Gleichzeitig wächst die Überzeugung, dass die Menschheit nicht nur ihre Herrschaft über die Schöpfung immer weiter verstärken kann und muss, sondern dass es auch ihre Aufgabe ist, eine politische, soziale und wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, die immer besser im Dienst des Menschen steht und die dem Einzelnen wie den Gruppen dazu hilft, die ihnen eigene Würde zu behaupten und zu entfalten.“ (GS 9)

Denen also, die der göttlichen Liebe glauben, gibt er die Sicherheit, dass allen Menschen der Weg der Liebe offensteht und dass der Versuch, eine allumfassende Brüderlichkeit herzustellen, nicht vergeblich ist. (GS 38)

Bei den Lobreden auf das Ziel der Menschheit wird zudem ein folgenschwerer Fehler begangen. In den Texten des Konzils wird die Erbsünde verschwiegen. Zwar wird zugegeben, dass die Vernunft des Menschen „infolge der Sünde zum Teil verdunkelt und geschwächt ist“ (GS 15), der Begriff der Erbsünde und die vier aus ihr resultierenden Wunden werden nicht erwähnt.

Das hat eine grenzenlose Selbstüberschätzung des Menschen zur Folge, wie sie auch im Text von Gaudium et spes zum Ausdruck kommt. Der Mensch glaubt, die Errichtung der vollkommenen Menschheitsfamilie aus eigener Kraft bewerkstelligen zu können.

Heute, 50 Jahre nach diesem fatalen Irrtum, sind die Folgen greifbar. Durch die Erbsünde, vor allem die Geneigtheit des Menschen zum Bösen hin, sieht man statt der angekündigten neuen Menschheitsfamilie extreme Korruption, Habgier, Machtstreben, Missbrauch, Ausbeutung ganzer Kontinente, Oligarchismus, Krieg, globaler Waffenhandel, Menschenhandel, Pornographie, hemmungslose Bankenspekulation auf Nahrungsmittel, Raubkapitalismus, Politikbetrug, rücksichtslose Gier nach Rohstoffen, Wirtschaftskriminalität, Genversuche usw. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen.

Die letztliche Ursache all dieser Übel ist die Leugnung der Erbsünde. Denn der Mensch, der sich von Natur aus gut glaubt, lehnt die übernatürlichen Heilsangebote der Kirche (Gebet, Buße, Reue, Beichte, Sühne) ab. Somit gibt es für ihn kein göttliches Korrektiv und die Gesellschaft fällt immer tiefer in die Perversion. (Abtreibung, Homosexualisierung der Gesellschaft, Tötung auf Verlangen, Versuche an menschl. Erbgut usw.)

5.) Die Freimaurerei in der nachkonziliaren Zeit

Entscheidend für die nachkonziliare Zeit ist die Tatsache, dass mit der geistigen Umformung der katholischen Kirche gemäß den Ideen der Loge auch die europäische Politik für den Plan der großen Weltverbrüderung gefügig gemacht wurde.

Es ist dies die Grundidee der Maurer, einen Tempel der Menschheit zu errichten, in dem es keinen Krieg, keine Unterdrückung und keinen religiösen oder andersgearteten Fanatismus mehr gibt, nur „tolerante, aufgeklärte Gut-Menschen.“

Damit wird die Freimaurerei zu einem Teil jenes Planes, bei dem die Menschheit sich selbst erlöst – ohne Gott – und so die Urversuchung Luzifers in Erfüllung gebracht werden soll: „Ihr werdet sein wie Gott.“ (Gen. 3,5) Damit erhalten das Weltgebäude der Menschheit und eine zukünftige, damit verbundene mögliche Weltregierung den wesenhaften Zug des Reiches des Antichristen.

Von Europa aus verbreitet sich die Idee der Welteinheit in vielen Facetten. Das Weltkulturerbe, die Weltbank, Weltgesundheitsorganisation (WHO), Weltklimakonferenz, Welternährungsorganisation, Internationaler Währungsfond sind nur einige der Organisationen, welche dieses neue Ziel bereits in ihrem Namen tragen.

Die Kirchenvertreter und die Neue Weltordnung (NWO)

Es ist geradezu erschreckend, wie sehr die vom Geist der Loge geprägten Kirchenvertreter an diesem Ziel der neuen Weltregierung mitarbeiten.

In einem Tagesschau-Interview vom 7. 7. 2009 sagte Erzbischof Robert Zollitsch: „Es geht darum, dass die Welt durch die Globalisierung eine große Einheit geworden ist. Wir gehen immer mehr einer Weltgesellschaft entgegen, und da braucht es Leitplanken, etwa für die Finanzflüsse, da braucht es Leitplanken für die Gestaltung der Wirtschaft im Sinne der sozialen Marktwirtschaft, und da muss jemand da sein, der für diese Leitplanken sorgt. Deswegen verlangt der Papst eine Art Weltregierung, ein Gremium, das Verantwortung dafür trägt und diese Verantwortung auch wahrnehmen kann und dazu auch die entsprechenden Vollmachten hat. Man kann hier wirklich daran denken, wie die Vereinten Nationen weiterentwickelt werden - im Sinne einer Weltregierung, die Gesamtverantwortung trägt und wahrnimmt und dann auch die entsprechenden Kompetenzen und Vollmachten hat, das durchzusetzen.“


Bild: In der neu definierten Kirche des Konzils steht der Mensch im Mittelpunkt.

Für die Strategen der Weltregierung gilt es nun, die übrigen „fanatischen“ Weltanschauungen in der Weise zu entkernen, dass sie den Maßgaben der Toleranz genügen. Der arabische Frühling, der sich zur Zeit in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrika abspielt, hat daher als Katalysator die westlichen Regierungen. Dabei spielt jedoch nicht allein die Weltverbessungsideologie der Freimaurer eine Rolle („Demokratie für alle“), sondern auch die handfesten Interessen an der Kontrolle der Rohstoffe.

Auch China und Indien sind in dieses Weltgebäude zu integrieren. China wird dabei nicht so sehr als Feind, denn als Vorbild gesehen. Der Kommunismus hat ebenfalls den Menschen an Gottes Stelle gesetzt, wenn auch nicht – wie in der westlichen Welt – den sich individuell selbst verwirklichenden Menschen, sondern das Kollektiv. Die Menschenrechtsverletzungen, welche sich aus dem Gegensatz „persönliche Meinungsfreiheit“ und „Meinung des kommunistischen Kollektives“ ergeben, spielen für die Bewertung von Seiten der westlichen Welt eine untergeordnete Rolle, da die Wirtschaftsinteressen jede Kritik überlagern.

Technische Machbarkeit der NWO

Die Idee von einer Weltregierung rückt auch wegen der technischen Machbarkeit in immer greifbarere Nähe. Der Informationstransfer durch Internet und Computer hat ein gewaltiges Ausmaß erreicht. Erschreckend sind die Datenbankbestände, die mittlerweile schon von jedem Bürger angelegt werden oder zumindest angelegt werden können. Die Überwachungsmöglichkeiten sind durchaus vorhanden, werden aber, weil sie (noch) in Konflikt mit der Rechtsstaatlichkeit stehen, zumindest in Deutschland nur beschränkt angewendet – soweit man das beurteilen kann. EU-Gesetze könnten hier durchaus bedrohliche Änderung schaffen.

Ein besonders erstaunliches Phänomen, das die Züge einer unbekannten Größe im Hintergrund annimmt, ist die Gleichschaltung der Medien. In der Berichterstattung in Wort, Bild und Ton hat sich ein Codex etabliert, der vorgibt, was politisch korrekt ist. Dies gilt vor allem für die Massenmedien.

Auch das Unrecht des Nationalsozialismus am jüdischen Volk (Shoa) findet seine Einbindung in das System der neuen Weltordnung. Dabei wird es, wie Bundespräsident Gauck es formulierte, als „das absolut Böse“ eingestuft, das im Namen der Menschheit niemals wiederholt werden darf und die Erinnerung daran bekommt als solches einen gewissen „religiösen“ Status.

6.) Konfliktpotential

Katholiken, welche der Umerziehung im Sinne der Loge nicht gefolgt sind, könnten durchaus in Konflikt mit den freidenkerischen Regierungen kommen. Diese Katholiken halten an der Tatsache fest, dass es nur EINEN wahren Glauben, nämlich den an Jesus Christus, den wahren Sohn Gottes, gibt. Sie glauben daran, dass die katholische Kirche die einzige, wahre Religion ist.

Dies allein dürfte insofern nicht zum Konfliktfall führen, als die traditionstreuen Katholiken diesen Glauben zwar festhalten, jedoch prinzipiell jede Zwangsmission ablehnen. Auch das Anwenden von Gewalt als Mittel der Mission ist für den christlichen Glauben (im Gegensatz zum Islam) undenkbar.

Wohl wird versucht, den traditionstreuen Katholiken „Intoleranz“ nachzuweisen, weil sie auch das jüdische Volk nicht als vom Heilsangebot Jesu Christi ausgeschlossen betrachten (im Gegensatz zur Lehre vom „separaten Heilsweg“), aber auch hier ist jenseits der Unkenntnis der Massenmedien die freie Meinungsäußerung noch gewährleistet.

Wohl aber werden sich unweigerlich Konflikte zwischen der katholischen Morallehre und dem „tolerant aufgeklärten Menschen“ herauskristallisieren, ja, sie haben sich schon längst ergeben.

A.) Religionsfreiheit und Menschenrechte

Da sind zunächst die ambivalenten Begriffe der Religionsfreiheit und der Menschenrechte. Die Doppeldeutigkeit des Wortes „Religionsfreiheit“ wurde bereits erklärt (S.31). Der Begriff der „Menschenrechte“ ist nicht minder widersprüchlich. Die katholische Kirche hat die wahren Menschenrechte lange vor den Aufklärern formuliert. Zum einen gibt es keine bessere Formulierung der Menschenrechte als die Zehn Gebote Gottes, die – würden sie von jedermann befolgt – das Antlitz der Erde erneuern würden. Zum anderen hat bereits der Dominikanermönch Bartholomé de Las Casas die Menschenrechte der Neuzeit begründet, als er den Ausdruck 1552 in einem Schreiben zur Verteidigung der peruanischen Ureinwohner an den mit der Sklavenfrage befassten „Indienrat“ verwendete. Er spricht von den „Prinzipien der Rechte der Menschen“ („las reglas de los derechos humanos“). Damit gilt er auch geschichtlich als der eigentliche Begründer der Menschenrechte.

Die „Menschenrechte der Aufklärer“ hingegen wurden formuliert als bewusster Gegensatz zu den Geboten Gottes. Man wollte sich von der Kirche nichts mehr vorschreiben lassen und die sittliche Vervollkommnung des Menschen selbst in die Hand nehmen. Sie sind also ihrem Ursprunge nach die Abwendung von Gott und die Hinwendung zum Menschen. Der Mensch steht im Mittelpunkt, Gott spielt keine Rolle mehr.

Diese Abwendungsbewegung von Gott ist für einen überzeugten Katholiken niemals zu akzeptieren.

Zudem muss man festhalten, dass die Verwirklichung der angestrebten, gerechten Welt ohne göttliche Hilfe unmöglich ist. (vgl. Leugnung der Erbsünde, S. 39).

B.) Angriff auf Gottes Gebote

Es gibt mittlerweile viele Angriffe auf die Gebote Gottes (siehe S. 31: Extreme Position der Freiheit). Am bedrohlichsten ist jedoch der immer lauter werdende Ruf nach Anerkennung der Homosexualität als frei bestimmter Form der menschlichen Sexualität. Dies wird im Sinne der Freiheit als Toleranz dargestellt, die jeder Bürger an den Tag zu legen hat.

Aufgrund der unglaublichen Aggressivität, mit der die Anhänger dieser Ideologie vorgehen, kann es durchaus für Katholiken wieder Zeiten der gesellschaftlichen Brandmarkung geben. Wenn beispielsweise das „Recht auf freie sexuelle Orientierung“ als Grundrecht für alle EU-Staaten erlassen wird (wie dies bereits vorgesehen ist), dann kann und wird es sein, dass ein Priester, der die katholische Morallehre vertritt, Repressalien zu erwarten hat, weil er ein vermeintliches „Grundrecht“ leugnet. Das Einbrechen von immer hochrangigeren Kirchenvertretern in diesem Punkt ist nur der Vorbote einer kommenden Zeit.

7.) Schlussfolgerung

Die Ideen der Loge sind gesellschaftlich omnipräsent, der überzeugte Katholik vom sozialen Umfeld her geradezu in sie eingetaucht.

Die Antwort hierauf kann nicht das Sich-Zurückziehen auf eine gesellschaftliche Randgruppe sein, denn auch davor wird die Ideologie der Freidenker nicht Halt machen.

Wie das Beispiel Hamburg zeigt, fühlt sich die Loge mittlerweile so gefestigt, dass sie ohne Weiteres früher als streng geheim eingestufte Rituale in aller Öffentlichkeit zu zelebrieren bereit ist. Ein Grund hierfür mag auch die Tatsache sein, dass nach dem Zusammenbruch der Kirche auch die Freimaurerei ihr Feindbild und damit einen Großteil ihrer Aufgabenstellung verloren hat, gemäß dem Wort von Gertrud von LeFort an die katholische Kirche: „Die dich lästern, leben nur von Dir.“

Auch wenn das, was vor dreihundert Jahren in der Loge geboren wurde, sich zu einem gewaltigen Ungeheuer ausgewachsen hat: Der Kampf wird zu kämpfen sein, und Christus wird siegen.

Die Antwort auf sämtliche Pläne der Selbsterlösung der Menschheit und auf den Bau des Tempels der Toleranz und Freiheit ohne Jesus Christus ist von vornherein gegeben: „Du bist Petrus, das heißt Fels. Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.“ (PAS)


1Joh 5,10 Wer an den Sohn Gottes glaubt, trägt das Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner, weil er nicht an das Zeugnis glaubt, das Gott für seinen Sohn abgelegt hat.
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