Evangelium nach Lukas 13,1-9.
Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte.
Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht?
Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.
Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht?
Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.
Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.
Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?
Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.
Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Juliana von Norwich (1342-nach 1416), englische Inklusin
Offenbarungen von göttlicher Liebe, Kap.39
Umkehren und nicht sterben
Die Sünde ist die schärfste Peitsche, die eine erwählte Seele überhaupt treffen kann. Sie zerbricht jeden, ob Mann oder Frau, und entwürdigt ihn vor sich selbst so sehr, dass er glaubt, nichts anderes zu verdienen als die Hölle – bis zu dem Augenblick, da er, vom Heiligen Geist berührt, von Reue erfasst wird und erlebt, dass in der göttlichen Barmherzigkeit seine Bitterkeit sich in Hoffnung verwandelt. Sobald er sich dann dem Leben der heiligen Kirche zuwendet, beginnen seine Wunden zu heilen und seine Seele wird lebendig. Der Heilige Geist lenkt ihn hin zur Beichte, damit er in freier Entscheidung seine Sünden gestehe, ungeschminkt und freimütig, zutiefst traurig und beschämt, das schöne Bild Gottes beschmutzt zu haben. Er erhält von seinem Beichtvater für jede Sünde seine Busse zugeteilt, wie es durch die Unterweisung des heiligen Geistes in der heiligen Kirche festgelegt ist. Und diese Demütigung gefällt Gott sehr.
Unser Herr behütet uns mit überaus großer Sorgfalt, selbst wenn wir uns wegen unserer Sünden nahezu verstoßen und verworfen vorkommen und dies verdient zu haben glauben. Die Demut, zu der wir auf diese Weise gelangen, hebt uns in den Augen Gottes hoch empor. Die göttliche Gnade erwirkt eine so große Zerknirschung im Sünder, eine so große Anteilnahme an Gott, einen solchen Durst nach ihm, dass er, plötzlich von Sünde und seelischem Schmerz befreit, bis zur Seligkeit erhoben wird – wie es großen Heiligen zuteil wurde.
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