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#1

Die Tugend der Demut

in Predigten 26.04.2013 23:55
von blasius (gelöscht)
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Liebe Mitleserinnen und Mitleser,

diese Worte sind der göttlichen Wahrheit sehr nahe:

Zitat:

Die Tugend der Demut

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die Ora­tio­nen der heu­ti­gen hei­li­gen Messe dre­hen sich darum, daß das, was wir in der öster­li­chen Feier began­gen haben, im Leben und in den Sit­ten wirk­sam blei­ben möge. Das ist ein all­ge­mei­nes Gesetz im Chris­ten­tum: Was onto­lo­gisch, im Sein von Gott geschenkt wurde, das muß ethisch, im Leben bewährt wer­den. Wir müs­sen also in der Kraft der öster­li­chen Begna­dung Tugen­den ent­wi­ckeln, Fer­tig­kei­ten im Guten, die Kunde geben von dem, was Gott in uns gewirkt hat. Zu die­sem Zweck wol­len wir heute und an den kom­men­den Sonn­ta­gen uns mit den Haupt­tu­gen­den des christ­li­chen Lebens befas­sen.

An ers­ter Stelle wol­len wir uns heute der Demut wid­men. Diese Tugend ist erst mit dem Chris­ten­tum in die Welt gekom­men. Die vor­christ­li­che, aber auch die nach­christ­li­che Welt will von Demut nichts wis­sen. Sie zeigt trot­zige Selbst­be­haup­tung und arro­gan­tes Selbst­be­wußt­sein, nicht aber Demut. Demut ist die frei­wil­lige Selbst­er­nied­ri­gung wegen der erkann­ten eige­nen Schwä­chen. Sie besteht aus zwei Kom­po­nen­ten, ein­mal aus der Erkennt­nis des Ver­stan­des, daß der Mensch hin­fäl­lig und schwach ist, und aus der Erzie­hung des Wil­lens, die aus die­ser Erkennt­nis die Fol­ge­run­gen zieht und sich dem­ent­spre­chend ver­hält.

Chris­tus hat diese Tugend mehr als ein­mal emp­foh­len. „Ler­net von mir, denn ich bin sanft­mü­tig und demü­tig von Her­zen!“ Diese Demut hat er in sei­nem gan­zen Leben gezeigt, von der Men­schwer­dung bis zur Kreu­zi­gung. Seine Jün­ger hat er auf diese Tugend ver­wie­sen. „Wenn ihr nicht wer­det wie Kin­der, wer­det ihr nicht in das Him­mel­reich ein­ge­hen. Wer sich ver­de­mü­tigt wie die­ses Kind, der ist der Größte im Him­mel­reich.“

Um diese Tugend zu durch­leuch­ten, wol­len wir drei Fra­gen stel­len und sie zu beant­wor­ten ver­su­chen.

1. Wie erlangt man Demut?

2. Wie ver­hält sich der Demü­tige?

3. Was hat der Demü­tige zu erwar­ten?

Ers­tens: Wie erlangt man Demut? Man erlangt Demut, indem man Got­tes Majes­tät und die eigene Nich­tig­keit betrach­tet. Got­tes Majes­tät leuch­tet uns aus sei­ner Schöp­fung ent­ge­gen. Wenn wir den gestirn­ten Him­mel über uns und das mora­li­sche Gesetz in uns betrach­ten, um mit Imma­nuel Kant zu spre­chen, dann erfah­ren wir etwas von der Majes­tät Got­tes, der all das wun­der­bar erschaf­fen hat. Er hat die unbe­lebte und er hat die belebte Welt geschaf­fen; er hat uns nach Leib und Seele, wenn auch durch Zwi­schen­ur­sa­chen, her­vor­ge­bracht und erhält uns im Dasein. „Was ist der Mensch, daß du sei­ner gedenkst! Wenn ich den Him­mel betrachte, das Werk dei­ner Hände, die Gestirne, die du mit dei­nem Fin­ger gemacht hast: Was ist der Mensch, daß du sei­ner gedenkst!“

Auch die Ver­gäng­lich­keit unse­res Lebens und alles Geschaf­fe­nen kann uns zur Demut füh­ren. Ver­gäng­lich ist alles auf die­ser Erde. Das Ver­mö­gen – Wie rasch ist es ver­nich­tet und wie schnell ist es auf­ge­zehrt von einer Infla­tion! Die Ehre, die uns Men­schen geben – Worte! Heute rufen sie „Hosi­anna!“ und mor­gen schreien sie „Cru­ci­fige!“ Die kör­per­li­che Gestalt – Der Mensch ist Krank­hei­ten und dem Tode unter­wor­fen, wie schnell weicht die Schön­heit und die Gesund­heit! Auch auf die Gnade und die guten Werke kön­nen wir uns nichts ein­bil­den, denn sie sind Geschenke Got­tes. Unsere Ver­dienste sind Got­tes Gabe. Und die Gna­den, die wir von Gott emp­fan­gen, begrün­den auch unsere Pflicht zur Rechen­schaft. Denn einst wer­den wir Rechen­schaft able­gen müs­sen für all die Gna­den, die Gott uns geschenkt hat und die wir selbst erbe­tet und erfleht haben. Es besteht also kein Anlaß, sich etwas ein­zu­bil­den. Die Ver­gäng­lich­keit alles Irdi­schen pre­digt die Demut.

Die zweite Frage lau­tet: Wie ver­hält sich der Demü­tige? Ers­tens: Er liebt die Ernied­ri­gung. Er liebt die Ernied­ri­gung! Daß uns Ernied­ri­gun­gen tref­fen, ist ja wohl unver­meid­lich, aber daß man dann nicht trot­zig oder wild wird, son­dern sich in die Ernied­ri­gung schickt, das ist ein Zei­chen der Demut. Der Demü­tige liebt die Ernied­ri­gung, er ernied­rigt sich selbst, er sucht sich nicht die ers­ten Plätze an der Tafel oder im Saale aus, er will nicht Ehren­zei­chen und Aus­zeich­nun­gen erlan­gen, son­dern er ist zufrie­den, wenn er am letz­ten Platze steht. Er liebt die Ernied­ri­gung. Er hängt sein Herz – das ist das zweite – nicht an irdi­sche, an ver­gäng­li­che Dinge. Gerade weil er die Nich­tig­keit des Irdi­schen durch­schaut, ver­traut er nicht auf die irdi­schen Schätze, die Rost und Mot­ten ver­zeh­ren. Er weiß, daß diese Dinge ihm eine Gefahr sein kön­nen für das ewige Leben, daß Reich­tum, Ehrun­gen und all die irdi­schen Freu­den, die es nun ein­mal gibt, ihn von der Sorge für die Gewin­nung des ewi­gen Lebens abbrin­gen kön­nen, denn allzu leicht hält sich der Mensch an das Vor­der­grün­dige und ver­gißt das Blei­bende. Der Demü­tige ver­traut – drit­tens – auf Gott. Er weiß: Alles, was ihm zufällt, kommt von Gott. Alle Kraft, aller Mut, alle Tüch­tig­keit ist ihm geschenkt, und weil er auf Gott ver­traut, des­we­gen fürch­tet er nicht die Men­schen. Was Men­schen ihm antun kön­nen, das ist für ihn nicht zum Fürch­ten, etwa Demü­ti­gun­gen. Die Demü­ti­gun­gen, die Men­schen ihm berei­ten kön­nen, liebt er ja. Des­we­gen ist der Demü­tige ein uner­schüt­ter­li­cher Mensch. Er läuft nicht dem Bei­fall nach, er sucht nicht durch Nach-dem-Munde-Reden die Lobsprü­che der Welt zu gewin­nen, son­dern wenn ihn Ver­ach­tung, wenn ihn Zurück­set­zung, wenn ihn Boy­kott und Dif­fa­mie­rung tref­fen, so freut er sich dar­über und ist Gott dank­bar, daß er ihn gewür­digt hat, mit ihm seine Schmach zu tei­len. So ver­hält sich der Demü­tige.

Drit­tens: Was hat der Demü­tige zu erwar­ten? Wozu führt die Demut den Men­schen? Die Demut und nur sie führt ihn zur Voll­kom­men­heit. Es gibt keine Voll­kom­men­heit ohne Demut. Hei­lig­keit hat immer als erste Tugend die Demut in ihrem Gefolge. Der hei­lige Phil­ipp Neri wurde ein­mal vom Papst zu einer Nonne, zu einer Klos­ter­frau geschickt, die im Rufe der Hei­lig­keit stand. Phil­ipp Neri machte sich auf den Weg, zu Fuß, wie es damals im 16. Jahr­hun­dert üblich war. Er begab sich zu der Klos­ter­frau und for­derte sie auf, seine ver­schmutz­ten Stie­fel zu rei­ni­gen. Sie wies das Ansin­nen empört ab. Auf dem Absatz drehte sich Phil­ipp Neri um und erklärte dem Papst: „Die ist keine Hei­lige, denn sie besitzt keine Demut.“

Die Demut führt auch zur Erhö­hung. „Ange­schaut hat der Herr die Nied­rig­keit sei­ner Magd. Siehe, von nun an wer­den mich selig­prei­sen alle Geschlech­ter.“ So hat Maria, die demü­tige Jung­frau, gesun­gen. Ja wahr­haf­tig, wer sich nicht um seine Ehre küm­mert, wer Ehre und Unehre Gott über­läßt, für den sorgt Gott, und er wird den Demü­ti­gen erhö­hen, wenn nicht auf die­ser Erde, dann im Jen­seits. Aber der Demü­tige wird in jedem Falle erhöht. „Wer sich selbst ernied­rigt, wird erhöht wer­den.“ So hat der Herr ver­hei­ßen. Das ist eine sei­ner Ver­hei­ßun­gen, von denen wir ja immer in den Lita­neien beten, daß wir wür­dig wer­den mögen sei­ner Ver­hei­ßun­gen. Wir wer­den ihrer wür­dig, wenn wir uns selbst ernied­ri­gen, frei­lich nicht in einer buck­li­gen Demut. Es gibt auch eine fal­sche Ver­de­mü­ti­gung, eine gesuchte, eine unechte; etwa, wenn man von sei­nem eige­nen Feh­ler fort­wäh­rend spricht und sich als den größ­ten Sün­der bezeich­net. Dahin­ter steckt oft Hof­fart, Ange­be­rei, die lau­ernde Erwar­tung, der Gesprächs­part­ner werde einem das Gegen­teil ver­si­chern. Nein, der Demü­tige redet von sich über­haupt nicht ohne Not­wen­dig­keit, weder gut noch schlecht. Er han­delt so, daß seine Per­son über­haupt nicht in Frage kommt. Der Demü­tige fin­det See­len­frie­den. „Ler­net von mir, denn ich bin sanft­mü­tig und demü­tig von Her­zen, dann wer­det ihr Ruhe fin­den für euere Seele.“ Natür­lich, wer nicht dem Ruhm und dem Bei­fall nach­jagt, der ist ruhig und bleibt ruhig, den kann nichts mehr erschüt­tern, den erfüllt eine uner­schüt­ter­li­che Ruhe, weil er nicht mit lech­zen­der Zunge den Lobsprü­chen und den Prei­sen und den Aner­ken­nun­gen der Men­schen nach­jagt. „Ihr wer­det Ruhe fin­den für euere Seele!“

Der Demü­tige fin­det auch schnell Ver­zei­hung sei­ner Sün­den. Erin­nern wir uns an den Zöll­ner, der im Tem­pel hin­ten ste­hen blieb und an seine Brust klopfte: „Herr, sei mir Sün­der gnä­dig!“ Er ging gerecht­fer­tigt nach Hause. Ein ein­zi­ger Akt der Reue, einer tie­fen, ech­ten, ehr­li­chen, demü­ti­gen Reue hat ihm die Ver­zei­hung sei­ner Sün­den beschert.

Und end­lich gewinnt der Demü­tige ewi­ges Leben. Der Herr ver­heißt denen, die arm im Geiste sind, das Him­mel­reich. Arm im Geiste heißt eben erken­nen, daß man aus eige­ner Kraft nicht fähig ist, Gro­ßes zu schaf­fen, daß alles von Gott geschenkt wer­den muß, daß wir die Hände auf­hal­ten müs­sen, damit er sie fülle. Arm im Geiste, das heißt demü­tig sein, und der Demü­tige gewinnt das Him­mel­reich.

Auch eine beson­dere Kennt­nis der himm­li­schen Dinge ist dem Demü­ti­gen eigen. „Ich preise dich, Vater des Him­mels und der Erde,“ heißt es im Matt­häu­sevan­ge­lium, in dem soge­nann­ten johan­nei­schen Jubel­ruf des Herrn, „ich preise dich, Vater, Herr des Him­mels und der Erde, daß du die­ses vor Klu­gen und Wei­sen ver­bor­gen, Klei­nen aber geof­fen­bart hast.“ Ja wahr­haf­tig, wer sich vor Gott klein macht, dem schenkt er die Erkennt­nis hei­li­ger Dinge. Das kann man oft fest­stel­len, wie ein­fa­che Men­schen, die aber demü­tig sind, eine wun­der­bare Erkennt­nis in reli­giö­sen Fra­gen besit­zen, viel mehr als vor­nehme, gebil­dete, die mit ihrem Geis­tes- und Wis­sens­schatz impo­nie­ren wol­len. Hir­ten waren es, demü­tige Hir­ten, denen der Engel die Bot­schaft brachte, nicht vor­nehme Schrift­ge­lehrte und ange­se­hene Pha­ri­säer in der Haupt­stadt Israels.

So ist also die Demut, meine lie­ben Freunde, eine der Grund­tu­gen­den, wenn nicht die Grund­tu­gend des gan­zen Tugend­ge­bäu­des. Wer zur Voll­kom­men­heit strebt, muß sich um Demut bemü­hen. „Demut ist die frei­wil­lige Selbst­er­nied­ri­gung wegen der erkann­ten eige­nen Schwä­chen.“ So hat der hei­lige Bona­ven­tura diese Tugend defi­niert. Wir wol­len uns daran hal­ten. Wir wol­len das, was wir im Oster­ge­sche­hen emp­fan­gen haben, sicher machen und schüt­zen, bewäh­ren und erhal­ten, indem wir uns um diese köst­li­che Tugend bemü­hen, die das Kenn­zei­chen des katho­li­schen Men­schen ist.

Amen.

http://www.glaubenswahrheit.org/predigte.../1987/19870426/

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