5. August - Maria Schnee
Den Hintergrund des Festes der Einweihung der Kirche Maria Schnee bildet eine Legende, die besagt, daß ein nächtlicher Schneefall im heißen Monat August den Bauplatz für die geplante Marienkirche auf dem Esquilin anzeigte: Ein römischer Patrizier namens Johannes wollte seinen Besitz der Muttergottes schenken und träumte von einem Hügel, den Schnee bedeckte.
Dazu hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: „Dort errichte mir eine Kirche!“ Johannes begab sich zum Papst und erfuhr von diesem, daß er dasselbe geträumt hatte. Da wurde dem Heiligen Vater gemeldet, es sei Schnee auf dem Esquilin gefallen. - Die Marienkirche wurde durch den häresieverdächtigen Papst Liberius (s. 2.5., 29.7.), der im Anschluß an die ununterbrochene Kette heiliger Päpste seit Petrus regierte, 358 eingeweiht.
Das Gebäude der Marienkirche aus dem 4. Jahrhundert wurde im Gedenken an das dritte ökumenische Konzil von Ephesus 431, das die Gottesmutterschaft Mariens ausdrücklich anerkannte (s. 9.2), durch einen prächtigen Neubau, nämlich St. Maria maior, S. Maria Maggiore, ersetzt. Diesen weihte St. Sixtus III. (432 - 440) an einem 5. August ein. St. Pius V. (5.5.), dessen Gebeine in eben dieser Kirche ruhen, nahm das Fest der Einweihung der Kirche Maria Schnee 1568 in den römischen Festkalender auf. - Groß St. Marien ist die Stationskirche (vgl. 12.12.) am ersten Sonntag im Advent (vgl. 27.11.), an Heiligabend (24.12.) und bei der ersten und der dritten (vgl. 5.1.) Weihnachtsmesse (25.12.), am Festtag des Lieblingsjüngers Johannes (27.12.), am Karmittwoch und am Ostersonntag (s. 7.4.) sowie mittwochs in den Quatemberwochen. Sie ist eine der vier Patriarchalkirchen Roms neben St. Peter (s. 18.11.), St. Paul vor den Mauern (s. 18.11.) und der Lateranbasilika (s. 9.11.).
Am 24. Mai 2003 fand in St. Maria maior die erste Feier der hl. Messe im überlieferten Ritus in einer päpstlichen Basilika nach etwa drei Dezennien der liturgischen Verwüstung statt. Das Pontifikalamt wurde sozusagen über den Reliquien des heiligen Papstes Pius V. zelebriert, der den Priestern auf ewig das Recht zugesprochen hat, diesem Ritus zu folgen. Der Zelebrant, Kardinal Castrillón Hoyos, verkündete während der Predigt, daß die traditionelle Messe zu den anerkannten Riten der Kirche gehöre. Von Abschaffung oder Verbot war nicht die Rede.
Am 24. Mai wird in Italien das Fest der Maria Ausiliatrice, Maria Hilfe der Christen bzw. Maria Hilf, begangen. Dieses geht ursprünglich zurück auf die Anrufung der Muttergottes in der Lauretanischen Litanei (s. 31.5.) als Auxilium christianorum, Hilfe der Christen, ab etwa 1500. Der später mit dem Irrlehrer Luther (vgl. 5.7.) befreundete kursächsische Hofmaler Lucas Cranach d.Ä. (geb. 1472, gest. 1553) schuf wohl 1514 für die Dresdner Heiligkreuz-Kirche ein Bildnis, das Maria als Auxiliatrix christianorum, als Helferin der Christen, zusammen mit ihrem göttlichen Kinde darstellt.
Unter dem lutherischen Kurfürsten Johann Friedrich I. dem Gutmütigen (1532 - 1547) wurde das Bild aus der Kirche entfernt. So gelangte es in die Dresdner Kunstsammlung. - 1611 bot Kurfürst Johann Georg I. (1611 - 1656) dem in diplomatischer Mission zu ihm entsandten Bruder des Kaisers, dem katholischen Erzherzog Leopold V., als Geschenk ein Gemälde seiner Wahl aus der Dresdner Kunstsammlung an. Leopold V. entschied sich für das Bild von Maria, der Helferin der Christen. Da er, obwohl ohne Weihen, nominell Erzbischof von Passau (1598 - 1625) war, nahm der Erzherzog das Bild mit dorthin, wo er dann vor ihm zu beten pflegte. Nach seinem Amtsverzicht 1625 nahm Leopold V. das Bild mit nach Innsbruck. Doch hatte der Bistumsadministrator und Domdekan Freiherr Marquard von Schwendi schon einige Jahre zuvor durch einen Hofmaler eine Kopie des Gemäldes anfertigen lassen, vor dem er stets seine abendliche Andacht hielt. Als sich wunderbares Licht bei diesem Bild wiederholt zeigte, was auch Zeugen bestätigten, ließ der Domdekan 1622 eine Kapelle auf dem Schulerberg errichten, in die er das Gnadenbild überführte. 1627 wurde anstelle der Kapelle eine steinerne Kirche erbaut. Angehörige des Kapuzinerordens (vgl. 21.7.) übernahmen dort die Seelsorge, während die Stätte zum beliebten Wallfahrtsort aufstieg. Der Schulerberg heißt seitdem Mariahilf-Berg.
1680 wirkte der 2003 seliggesprochene Kapuzinerpater Marco d’Aviano in Passau. Während der bald darauf hereinbrechenden Türkengefahr pilgerte Kaiser Leopold I. (1658 - 1705) nach Passau zum Gnadenbild Marias, der Helferin der Christen. Marco d’Aviano aber gab „Maria Hilf“ als Losung für die Entscheidungsschlacht am Kahlenberg 1683 (s. 12.9.) aus. Aus Dankbarkeit angesichts des Sieges entstanden in Süddeutschland später zahlreiche Mariahilf-Kirchen sowie ihr geweihte Bruderschaften. - Nachdem die Kapuziner 1803 durch die Säkularisierung ihres Klosters aus Passau vertrieben worden waren, wollten französische Soldaten die Wallfahrtskirche zerstören. Napoleon I. (1799 - 1815) untersagte dies, nachdem er selbst das Gnadenbild aufgesucht hatte. Die Wallfahrten zum Gnadenbild auf dem Passauer Mariahilf-Berg blühten im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder auf, die Kapuziner kehrten 1890 zurück.
Pius VII. (1800 - 1823) aber nahm das Fest Maria Ausiliatrice, Maria Hilfe der Christen, das auch Schutzmantelfest genannt wird, in den Festkalender Italiens auf, da er am 24. Mai 1814 aus napoleonischer Gefangenschaft (vgl. 22.5.) nach Rom zurückkehren konnte. - Erwähnt sei, daß im 19. Jahrhundert der hl. Don Bosco (31.1.) zu den eifrigen Verehrern der Maria Ausiliatrice gehörte, denn er erkannte, wie schwach und bedroht der katholische Glaube bereits zu jener Zeit war.
http://pius.info/tagesheiliger/3271-5-august-maria-schnee