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http://www.aktion-leben.de/fileadmin/dok...Sexualmoral.pdf
Was die Kirche lehrt
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Fragen der Sexualmoral
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Nähern wir uns nun den eigentlichen und inneren Gründen der kirchlichen Lehre zur Sexualmoral, wie sie aus den Dokumenten des Lehramtes zu uns spricht:
Im Zusammenhang mit den Fragen der Sexualmoral taucht immer wieder der ganz grundlegende Begriff einer „göttlichen Ordnung" auf.
Hier liegt wohl der Schlüssel für das Verständnis der Lehre der Kirche über den inneren Sinn und die rechte Ordnung jener Akte, durch welche das Leben weitergegeben wird. Wir wollen versuchen zu verstehen, dass diese Lehre nicht päpstlicher Willkür entspringt, sondern
dass dahinter tatsächlich eine tiefe Schau vom Wesen des Menschen steht und
dass sie in engem Zusammenhang steht mit seinem wahren Wohl.
In einer Ansprache an Moraltheologen vom 12. November 1988 sagte Papst
Johannes Paul II.:
„Es geht nämlich nicht um eine vom Menschen erfundene Lehre: sie ist vielmehr von der
Schöpferhand Gottes in die Natur der menschlichen Person eingeschrieben und von ihm in der Offenbarung bekräftigt worden."
(O. R. 25.11.1988)
Für das zeitliche und für das ewige Wohl des Menschen ist es gut und notwendig, in jener Ordnung zu stehen, die von Gottes Schöpferhand in seine Natur eingeschrieben ist. Diese Ordnung aber vermag der Mensch zu erkennen, denn die lex aeterna, das ewige göttliche Gesetz, der Plan, nach welchem Gott die Schöpfung geschaffen und geordnet hat, findet ihren Niederschlag und ist der Vernunft des Menschen zugänglich im natürlichen Sittengesetz.
Das II. Vatikanische Konzil lehrt darüber:
„Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss (...) Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist und gemäß dem er gerichtet werden wird."
(Gaudium et spes, 16)
Unter dem Anspruch dieser Ordnung steht das Leben des Menschen als Ganzes, sowie auch jede einzelne seiner sittlichen Handlungen. Jede Handlung, die dieser Ordnung zuwider ist, nennen wir unmoralisch, weil sie „ungeordnet" ist.
Ein Beispiel soll verdeutlichen, welche Bedeutung die natürliche Ordnung für den Menschen hat:
* Nach Gottes Willen wohnt den Geschöpfen ein doppeltes Streben inne: das Streben, sich selbst zu erhalten (Nahrungstrieb), und das Streben,
*die eigene Art zu erhalten (Fortpflanzungstrieb). Dies gilt sowohl in der Planzen
und Tierwelt, als auch beim Menschen. Wenn wir das eine Streben mit dem anderen vergleichen, finden wir eine interessante Ähnlichkeit:
*Der Essenstrieb wird beim Tier rein instinktiv geregelt. Anders ist es beim
Menschen: Der Würde des Menschen entspricht es, dass die Vernunft die Herrschaft über den Trieb innehat.
● Gemäß der natürlichen Ordnung dient das Essen, wie wir gerade gesehen haben, primär
zur Erhaltung des Individuums, zur Ernährung und zum Aufbau des Leibes. Außerdem
ist es für den Essenden mit einer gewissen Lust verbunden, in welcher er nicht zuletzt einen Anreiz zum Essen findet.
Es ist dem Menschen allerdings möglich, diese natürliche Ordnung zu pervertieren. Wenn im Essen nur die Lust um ihrer selbst willen gesucht wird, gerät das Essen aus der rechten Ordnung und wird zum Fressen. Wo aber die Ernährung aus ihrem natürlichen Sinngefüge gelöst wird, wo Essen zum Fressen und Trinken zum Saufen wird, da degeneriert schließlich der Mensch auf Dauer nicht nur körperlich, sondern auch seelisch, wie die modernen Zivilisationskrankheiten in Verbindung mit unnatürlichen Ernährungsgewohnheiten bezeugen. Wer wird also nicht einsehen, dass es im Bereich des Essens gut für den Menschen ist, in der rechten natürlichen Ordnung zu sein?!
Ganz ähnlich aber verhält es sich auch im Bereich der Geschlechtlichkeit:
● Gemäß der natürlichen Ordnung dient die Geschlechtskraft primär zur Erhaltung und Fortpflanzung des Menschengeschlechtes.
Wenn man diese Kraft pervertiert, dann richtet sie sowohl den Einzelnen als auch - wie die
Kulturgeschichte der Vergangenheit zeigt - ganz Völker moralisch und physisch zugrunde.
Was das Lehramt der Kirche uns sagen will und uns in ihrer authentischen Lehre vorlegt ist genau dies: die rechte natürliche und gottgewollte Ordnung der Geschlechtlichkeit zum Wohl des einzelnen Menschen und der Gesellschaft. Wer diese Lehre mit offenem Herzen und bereitem Willen zu vernehmen weiß, der wird bemerken, wie auch hieraus das „Evangelium vom Leben" spricht.
Nun werden wir gut verstehen, was uns Papst Paul VI. in der Enzyklika „ Humanae vitae" lehren möchte:
Im Bereich der Geschlechtskraft gibt es Sinngehalte, die von Natur aus miteinander verknüpft
sind und die der Mensch nicht eigenmächtig voneinander lösen darf. Diese Sinngehalte sind:
- die Fortpflanzung und
- die liebende Hingabe und Vereinigung der Eheleute.
Zunächst schreibt der Papst über den Aspekt der „liebenden Hingabe".
A Die liebende Hingabe
Noch bevor Papst Paul VI. in seiner Enzyklika „Humanae Vitae" auf das wahre Wesen der
menschlichen Liebe zu sprechen kommt, betont er die Wichtigkeit einer „Gesamtschau des
Menschen":
„... man muss vielmehr den ganzen Menschen im Auge behalten, die gesamte Aufgabe, zu der er berufen ist; nicht nur seine natürliche und irdische Existenz, sondern auch seine übernatürliche und ewige."(HV 7)
Liebe
Über die wesentlichen Eigenarten echter ehelicher Liebe lesen wir folgende Aussagen, die sich himmelhoch von so manchem unterscheiden, was man h eute oft zum Stichwort „Liebe" hört:
„In diesem Licht wird die besondere Eigenart und Forderung der ehelichen Liebe deutlich. Es kommt sehr darauf an, dass man davon die rechte Vorstellung hat.
- An erster Stelle müssen wir sie als vollmenschliche Liebe sehen; das heißt als sinnenhaft und geistig zugleich. Sie entspringt darum nicht nur Trieb und Leidenschaft, sondern auch und vor allem einem Entscheid des freien Willens, der darauf hindrängt, in Freud und Leid des Alltags durchzuhalten, ja dadurch stärker zu werden: so werden dann die Gatten ein Herz und eine Seele und kommen gemeinsam zu ihrer menschlichen Vollendung.
- Weiterhin ist es Liebe, die aufs Ganze geht, jene besondere Form personaler Freundschaft, in der die Gatten alles großherzig miteinander teilen, weder unberechtigte Vorbehalte machen noch ihren eigenen Vorteil suchen. Wer seinen Gatten wirklich liebt, liebt ihn um seiner selbst willen, nicht nur wegen dessen, was er von ihm empfängt. Und es ist seine Freude, dass er durch seine Ganzhingabe bereichern darf.
- Die Liebe der Gatten ist zudem treu und ausschließlich bis zum Ende des Lebens; so wie sie Braut und Bräutigam an jenem Tag verstanden, da sie sich frei und klar bewusst
durch das gegenseitige eheliche Jawort aneinander gebunden haben. Niemand kann behaupten, dass die Treue der Gatten - mag sie auch bisweilen schwer werden -
unmöglich sei. Im Gegenteil, zu allen Zeiten hatte sie ihren Adel und reiche Verdienste. Beispiele sehr vieler Ehepaare im Lauf der Jahrhunderte sind der Beweis
dafür: Treue entspricht nicht nur dem Wesen der Ehe, sie ist darüber hinaus eine Quelle innigen, dauernden Glücks.
- Diese Liebe ist schließlich auch fruchtbar, da sie nicht ganz in der ehelichen Vereinigung aufgeht, sondern darüber hinaus fortzudauern strebt und neues Leben wecken will. ‘Ehe und eheliche Liebe sind ihrem Wesen nach auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft ausgerichtet. Kinder sind gewiss die vorzüglichste Gabe für die Ehe und tragen zum Wohl der Eltern selbst sehr bei.’
(Gaudium et spes, 50)" (HV 9)
„Verantwortliche Elternschaft"
Eheliche Liebe, welcher eines dieser Merkmale fehlt, kann in Wahrheit keine vollgültige eheliche Liebe sein! Weil aber wahre eheliche Liebe nach dem oben Gesagten immer auch fruchtbar ist, entfaltet die Enzyklika nun verschiedene Aspekte dessen, was „verantwortliche Elternschaft" bedeutet. Beachten wir vor allem folgende Aussage:
„Endlich und vor allem hat verantwortungsbewusste Elternschaft einen inneren Bezug zur
sogenannten objektiven sittlichen Ordnung, die auf Gott zurückzuführen ist, und deren Deuterin das rechte Gewissen ist. Die Aufgabe verantwortungsbewusster Elternschaft verlangt von den Gatten, dass sie in Wahrung der rechten Güter - und Wertordnung ihre Pflichten gegenüber Gott, sich selbst, gegenüber ihrer Familie und der menschlichen Gesellschaft anerkennen.
Daraus folgt, dass sie bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab. Sie sind vielmehr verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den anderseits die beständige Lehre der Kirche kundtut."
(HV 10)
Wie von selbst bietet sich nun der Übergang zu jenem zweiten großen Sinngehalt geschlechtlicher Vereinigung an, nämlich die:
B Die Fortpflanzung
Wie die eheliche Liebe an sich fruchtbar ist, so ist es auch ganz folgerichtig, was die Kirche über den ehelichen Akt lehrt:
„Indem die Kirche die Menschen zur Beobachtung des von ihr in beständiger Lehre ausgelegten natürlichen Sittengesetzes anhält, lehrt sie nun, dass ‘jeder eheliche Akt von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet bleiben mu (Pius XI., Casti Connubii)’." (HV 11)
Alles, was wir oben schon gesagt haben, fasst die Enzyklika „Humanae Vitae " nun zusammen und kommt auf den eigentlichen Kern ihrer Aussage:
„Diese vom kirchlichen Lehramt oft dargelegte Lehre gründet in einer von Gott bestimmten
unlösbaren Verknüpfung der beiden Sinngehalte - liebende Vereinigung und Fortpflanzung -
, die beide dem ehelichen Akt innewohnen. Diese Verknüpfung darf der Mensch nicht
eigenmächtig auflösen.
Seiner innersten Struktur nach befähigt der eheliche Akt, indem er den Gatten und die Gattin aufs engste miteinander vereint, zugleich zur Zeugung neuen Lebens, entsprechend den Gesetzen, die in die Natur des Mannes und der Frau eingeschrieben sind. Wenn die beiden wesentlichen Gesichtspunkte der liebenden Vereinigung und der Fortpflanzung beachtet werden, behält der Verkehr in der Ehe voll und ganz den Sinngehalt gegenseitiger und wahrer Liebe und seine Hinordnung auf die erhabene Aufgabe der Elternschaft, zu der der Mensch berufen ist. Unserer Meinung nach sind die Menschen unserer Zeit durchaus imstande, die Vernunftgemäßheit dieser Lehre zu erfassen."
(HV 12)
Und auf der anderen Seite gilt ebenso:
„Ein Akt gegenseitiger Liebe widerspricht dem göttlichen Plan, nach dem die Ehe entworfen ist, und dem Willen des ersten Urhebers menschlichen Lebens, wenn er der vom Schöpfergott in ihn nach besonderen Gesetzen hineingelegten Eignung, zur Weckung neuen Lebens beizutragen, abträglich ist. Wenn jemand daher einerseits Gottes Gabe genießt und anderseits
- wenn auch nur teilweise - Sinn und Ziel dieser Gabe ausschließt, handelt er somit im Widerspruch zur Natur des Mannes und der Frau und deren inniger Verbundenheit; er stellt sich damit gegen Gottes Plan und heiligen Willen."
(HV 13)
Daraus formuliert die Enzyklika die folgende Lehre:
„Gemäß diesen fundamentalen Grundsätzen menschlicher und christlicher Eheauffassung müssen Wir noch einmal öffentlich erklären:
- Der direkte Abbruch einer begonnenen Zeugung, vor allem die direkte Abtreibung
- auch wenn zu Heilzwecken vorgenommen -, sind kein rechtmäßiger Weg, die Zahl der Kinder zu beschränken, und daher absolut zu verwerfen.
- Gleicherweise muss, wie das kirchliche Lehramt des Öfteren dargetan hat, die direkte, dauernde oder zeitlich begrenzte Sterilisierung des Mannes oder der Frau verurteilt werden.
- Ebenso ist jede Handlung verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel.
Man darf, um diese absichtlich unfruchtbar gemachten ehelichen Akte zu rechtfertigen, nicht als Argument geltend machen, man müsse das Übel wählen, das als das weniger schwere erscheine; (...) Wenn es auch zuweilen erlaubt ist, das kleinere sittliche Übel zu dulden, um ein größeres zu verhindern oder um etwas sittlich Höherwertiges zu fördern, so ist es dennoch niemals erlaubt -auch aus noch so ernsten Gründen nicht -, Böses zu tun um eines guten Zweckes willen. (...) Völlig irrig ist deshalb die Meinung, ein absichtlich unfruchtbar gemachter und damit in sich unsittlicher ehelicher Akt könne durch die fruchtbaren ehelichen Akte de
s gesamtehelichen Lebens seine Rechtfertigung erhalten."
(HV 14)
Es könnte sich nun jemand fragen, ob das, was die Kirche hier lehrt und was sich auf dem Papier auch schön liest, denn wirklich realisierbar sei. Verlangt die Kirche etwa gar Unmögliches? Lesen wir die Antwort des Papstes!
„Die Verwirklichung der Lehre über die rechte Geburtenregelung, die die Kirche als Gottes Gebot selbst verkündet, erscheint zweifellos vielen schwer, ja sogar ganz unmöglich. Aber wie jedes besonders hohe und wertvolle Gut verlangt dieses Gesetz vom einzelnen Menschen, von der Familie und von der menschlichen Gesellschaft feste Entschlüsse und viele Anstrengungen. Ja, seine Befolgung ist nicht möglich ohne die helfende Gnade Gottes, die den guten Willen des Menschen stützt und stärkt. Wer aber tiefer nachdenkt, wird erkennen,
dass diese Anstrengungen die Würde des Menschen erhöhen und beitragen zum Wohl der menschlichen Gesellschaft." (HV 20)
Die Erkenntnis der Wahrheit über den Menschen, des Evangeliums vom Leben und der Heiligkeit menschlichen Lebens, sowie all der Akte, wodurch das Leben weitergeben wird, ist ein erster und wichtiger Schritt. Es ist Gott selbst, der als guter Hirte in der Gestalt der Kirche an uns herantritt und durch ihre Stimme zu uns spricht. Etwas anderes aber ist die Sehnsucht und der Wille nach Erlangung eines hohen Ideales, etwas anderes die tatsächliche
Befähigung, das hohe Ideal zu erreichen und zu verwirklichen. Dem Menschen guten Willens wird Gott diese übernatürliche Befähigung, die der Papst im obigen Text „helfende Gnade" nennt, nicht vorenthalten:
„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben (...) " (Joh 1,12)
Freilich verschweigt die Kirche nicht, dass die Erlangung dieses hohen und wertvollen Gutes dem einzelnen Menschen feste Entschlüsse und viele Anstrengungen abverlangt. Aber wie gesagt, - wir mühen uns nicht aus eigener Kraft! Tun wir, was wir tun können, und
Gott wird uns das ergänzen, was wir aus uns nicht vermögen. Christliches Tugendstreben ist immer gebaut auf den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Jeder, der den Weg des Lebens zu beschreiten begonnen hat, wird bestätigen, wie hier allein wahre Freiheit, wahres Glück und wahrer Friede sind. Schön und trostreich an diesem Weg ist, dass es nie zu spät ist, ihn zu beschreiten. Das Evangelium vom Leben beginnt mit dem Ruf zu Umkehr und Bekehrung (vgl. Mk 1,15).
Solltest Du bisher nicht den Weg des Evangeliums vom Leben gegangen sein, so tust Du gut daran, noch heute umzukehren und die Gnade Gottes wieder zu suchen im Sakrament der hl. Beichte.
Mt 16,18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Erwachsenen Katechismus/Leben aus dem Glauben Band II
Enthaltsamkeit
Ehe und Ehelosigkeit
Viele Menschen leben ehelos: die einen, weil sie „um des Himmelreiches willen“ (Mt 1912), andere, weil sie im Einsatz für den Beruf oder in der Fürsorge für andere Menschen auf eine Ehe verzichten; wieder andere, weil sie keinen passenden Partner gefunden haben oder weil sie wegen körperlicher bzw. psychischer Behinderung keine Ehe eingehen können. Ehelosigkeit kann somit durch verschiedene Umstände und unterschliedliche Motive bedingt sein.
Das Motiv „um des Himmelreiches willen“ ist die Bereitschaft, alle Kräfte für die Sache Jesu einzusetzen, der selbst für seine Verkündigung des Evangeliums und seine Hingabe an die Menschen ein eheloses Leben führte. Wenn Menschen auf einen besonderen Ruf Gottes hin ehelos leben, um auf diese Weise die Nachfolge Jesu zu verwirklichen, nimmt Jesus sie in Schutz und ermutigt sie dazu: „Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, mache sind von Menschen dazu gemacht, und manche haben sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es“ (Mt 19,12). Die Berufung zur Ehelosigkeit „um des Himmreiches willen“ ist eine Gnade Gottes, der zu folgen nicht im Belieben des berufenen Menschen steht, aber ohne seinen freien Entschluss auch nicht verantwortbar wäre. Im Horizont der von Jesus verkündeten Gottesherrschaft hat ein solcher Entschluss einen zeichenhaften Sinn: Das ehelose Leben im Dienst Gottes und in der Eingabe an die Menschen verweist auf das künftige Gottesreich, in dem „sie nicht mehr heiraten“ werden (Mk 12,25).
Das Zölibat des Priesters und die Ehelosigkeit der Ordensleute sind, wenn sie in der Ganzhingabe an Gott und im Dasein für andere vorgelebt werden, auch ein Anruf an Eheleute, in ihrer Ehe auf ihre Weise Gottes Reich zu suchen. Auf beiden Wegen kann der Ruf Jesu, sich Gott und den Menschen zu schenken, verwirklicht werden. Wie der Weg der Ehelosigkeit um des Gottesreiches willen eine eigene Weise der Liebe ist, so ist auch der Weg der Ehe eine eigene Weise, die Berufung der Person zur Liebe zu verwirklichen. Jeder der beiden Wege ist somit in der ihm eigenen Weise eine konkrete Verwirklichung des Menschen als „Sein nach dem Bilde Gottes“. Beide Wege widersprechen einander nicht und lassen sich nicht gegenseitig ausspielen, denn „Ehe und Jungfräulichkeit sind die beiden Weisen, das eine Geheimnis des Bundes zwischen Gott und seinem Volk darzustellen und zu leben.“ (FC16; vgl. auch KEK 1,391.)
Heute begegnet man vielfach der Meinung, die Hochschätzung der Ehelosigkeit um des Gottesreiches willen durch die Kirche bedeute eine Abwertung von Sexualität und Ehe; außerdem könne sexuelle Verzichtleistung zu Verdrängung, Frustrationen und Neurosen führen. Dazu ist zu sagen: Wenn Sexualität und Ehe nicht als hoher Wert angesehen werden, ist auch der Verzicht auf die Ehe kein hoher Wert. „Wer die Ehe abwertet, schmäler auch den Glanz der Jungfräulichkeit, wer sie hingegegen preist, hebt deren Bewunderungswürdigkeit mehr hervor und macht sie leuchtender.“ (Johannes Chrysostomus; vgl. FC 16). Wer ganz von der Sache Gottes ergriffen ist und sich ganz von diesem Engangement der Liebe zu Gott tragen lässt, findet gerade in dieser Form der Liebe seine Identität, in der er im Verzicht auf leibliche Fruchtbarkeit geistlich fruchtbar sein kann: in der zeichenhaft gelebten Erwartung des Reiches Gottes, in der Ganzhingabe an Jesus Christus und für den Dienst in der Kirche (vgl. UHIII,3).
Für Menschen, die sich aus beruflichen oder aus Gründen der Nächstenliebe zur Ehelosigkeit entschieden haben, wird es immer wieder darauf ankommen, dass sie sich die Motive der früheren Entscheidung immer neu vor Augen stellen und die Werte, um derentwillen sie auf die Ehe verzichtet haben, weiterhin bejahen.
Schwerer und schmerzlicher ist das Alleinsein für Menschen, die keinen passenden Partner finden oder ihren Ehegatten verloren haben. Hier verbindet sich mit dem Fehlen des Ehepartners oft das Gefühl der Enttäuschung, des Versagthabens oder der Trauer. Es fällt ihnen nicht leicht, mit der ihnen auferlegten Lebensform zurechtzukommen. Häufig werden Alleinstehende von anderen ausgenutzt. „An die Ehelosen richten sich viele Erwartungen, man ist aber wenig bereit, ihre besonderen Probleme zu sehen, die vorwiegend in der Einsamkeit liegen“ (Die Deutschen Bischöfe, Zu Fragen der menschlichen Geschlechtlichkeit, 13). Alle sind aufgerufen, den Alleinstehenden besser gerecht zu werden. Abschätzige Einstellung zur Ehelosigkeit, Herabsetzung der Alleinstehenden und Zurücksetzung der Alleinerziehenden widersprechen dem christlichen Grundgebot. Christliche Gemeinden können den Alleinstehenden helfen, ihre Einsamkeit zu überwinden. Sie können freundschaftliche Kontakte schaffen und sie in ihre Familien einladen, denn Alleinstehende brauchen Beziehungen zu Bekannten und Freunden; sie müssen spüren, dass sie von ihrer Umgebung angenommen und geachtet werden.
In der Gesellschaft ist heute die Auffassung verbreitet, dasss auch Alleinstehende ein Recht auf volle geschlechtliche Beziehungen hätten, wenn das nur mit Zustimmung des Partners und ohne Schaden für andere geschehe. Diese Auffassung steht jedoch im Widerspruch zur sittlichen Ordnung. Wer geschlechtliche Beziehungen zu jemand aufnimmt, mit dem er die volle Lebensgemeinschaft der Ehe nicht haben will oder nicht haben kann, handelt unwahrhaftig. Hinzu kommt, dass hier fälschlicherweise das sittliche Urteil über die Erlaubtheit sexueller Beziehungen nur vom unmittelbaren und augenscheinlichen Schaden für den anderen oder für andere abhängig gemacht wird. Jede sündhafte Handlung richtet Schaden an.
Mt 16,18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
http://www.katholisches.info/2014/09/18/...arrers-von-ars/
Frage an Papst Benedikt:
Heiliger Vater, ich heiße Don Karol Miklosko und komme aus Europa, das heißt aus der Slowakei, und ich bin Missionar in Rußland. Wenn ich die heilige Messe feiere, finde ich mich selbst und verstehe, daß ich dort meine Identität finde und die Wurzel und Energie für meinen Dienst. Das Kreuzesopfer offenbart mir den Guten Hirten, der alles für seine Herde, für jedes einzelne Schaf hingibt. Und wenn ich sage: „Das ist mein Leib … das ist mein Blut“, das für euch hingegeben und vergossen worden ist, dann verstehe ich die Schönheit des Zölibats und des Gehorsams, die ich im Augenblick der Weihe aus freiem Willen versprochen habe. Auch mit den natürlichen Schwierigkeiten scheint mir der Zölibat einleuchtend zu sein, wenn ich auf Christus schaue, aber ich fühle mich ganz verwirrt, wenn ich die vielen weltlichen Kritiken an dieser Gabe lese. Ich bitte Sie demütig, Heiliger Vater, uns die Tiefe und den echten Sinn des Zölibats des Klerus zu erhellen.
Benedikt XVI.: Danke für die beiden Teile Ihrer Frage. Den ersten, wo Sie die beständige und vitale Grundlage unseres Zölibats aufzeigen; den zweiten, der alle Schwierigkeiten sichtbar werden läßt, in denen wir uns in unserer Zeit befinden. Wichtig ist der erste Teil, das heißt: das Zentrum unseres Lebens muß wirklich die tägliche Eucharistiefeier sein; und hier sind die Wandlungsworte zentral: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“, das heißt wir sprechen „in persona Christi“. Christus erlaubt es uns, sein „Ich“ zu benutzen, wir sprechen im „Ich“ Christi, Christus zieht uns in sich hinein und erlaubt uns die Vereinigung mit ihm, er vereint uns mit seinem „Ich“. Und so, durch sein Handeln, durch diese Tatsache, daß er uns in sich „hineinzieht“, so daß unser „Ich“ mit seinem „Ich“ vereint wird, verwirklicht er das Andauern, die Einzigartigkeit seines Priestertums; so ist er wahrhaft immer der einzige Priester, und dennoch sehr gegenwärtig in der Welt, weil er uns in sich hineinzieht und so seine priesterliche Sendung gegenwärtig macht. Das bedeutet, daß wir in den Gott Jesu Christi „hineingezogen“ werden: Es ist diese Einheit mit seinem „Ich“, die in den Worten der Wandlung Wirklichkeit wird. Auch im „Ich spreche dich los“ – denn keiner von uns könnte von Sünden lossprechen – ist es das „Ich“ Christi, Gottes, das allein die Lossprechung erteilen kann. Diese Vereinigung seines „Ichs“ mit dem unseren beinhaltet, daß wir auch in seine Wirklichkeit als Auferstandener „hineingezogen“ werden, daß wir vorangehen auf das volle Leben der Auferstehung zu, von dem Jesus im 22. Kapitel des Matthäusevangeliums zu den Sadduzäern spricht: es ist ein „neues“ Leben, in dem es keine Ehe mehr gibt (vgl. Mt 22,23–23).
Es ist wichtig, daß wir uns immer von neuem von dieser Identifikation des „Ichs“ Christi mit uns durchdringen lassen, von diesem „Hinausgezogen werden“ in die Welt der Auferstehung. In dieser Hinsicht ist der Zölibat eine Vorwegnahme. Wir übersteigen diese Zeit und gehen weiter, und so „ziehen“ wir uns selbst und unsere Zeit auf die Welt der Auferstehung hin, auf die Neuheit Christi, das neue und wahre Leben zu. Das heißt, der Zölibat ist eine Vorwegnahme, die möglich wird durch die Gnade des Herrn, der uns zu sich „zieht“, zur Welt der Auferstehung hin; er lädt uns immer von neuem ein, uns selbst zu übersteigen, diese Gegenwart, hin auf die wahre Gegenwart der Zukunft, die heute Gegenwart wird. Und hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ein großes Problem des Christentums der heutigen Welt ist, daß man nicht mehr an die Zukunft Gottes denkt: die bloße Gegenwart dieser Welt scheint ausreichend zu sein. Wir wollen nur diese Welt haben, nur in dieser Welt leben. So schließen wir die Tür für die wahre Größe unseres Lebens. Der Sinn des Zölibats als Vorwegnahme der Zukunft ist gerade das Öffnen dieser Türen, die Welt größer werden zu lassen, die Wirklichkeit der Zukunft zu zeigen, die von uns schon jetzt als Gegenwart gelebt werden muß. So leben wir im Zeugnis des Glaubens: Wir glauben wirklich, daß es Gott gibt, daß Gott in meinem Leben eine Rolle spielt, daß ich mein Leben auf Christus bauen kann, auf das zukünftige Leben.
Und jetzt erkennen wir die weltliche Kritik, von der Sie gesprochen haben. Es ist wahr, daß für die agnostische Welt, die Welt, in der Gott keine Rolle spielt, der Zölibat etwas ist, das großen Anstoß erregt, weil gerade er zeigt, daß Gott als Wirklichkeit betrachtet und erlebt wird. Mit dem eschatologischen Leben des Zölibats tritt die zukünftige Welt Gottes in die Wirklichkeiten unserer Zeit. Und das soll beseitigt werden! In gewisser Hinsicht mag diese beständige Kritik am Zölibat überraschen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu heiraten. Aber dieses Nicht-Heiraten ist etwas vollständig und grundlegend anderes als der Zölibat, denn das Nicht-Heiraten ist auf den Willen gegründet, nur für sich selbst zu leben, keine endgültige Bindung zu akzeptieren, das Leben zu jedem Zeitpunkt in vollkommener Autonomie zu leben, jeden Augenblick zu entscheiden, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein „Nein“ zur Bindung, ein „Nein“ zur Endgültigkeit, es bedeutet, das Leben nur für sich allein zu haben. Der Zölibat dagegen ist genau das Gegenteil: er ist ein endgültiges „Ja“, ein sich von den Händen Gottes Ergreifenlassen, ein sich in die Hände Gottes, in sein „Ich“ Hineinlegen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Vertrauens, ein Akt, der auch Voraussetzung ist für die Treue in der Ehe. Es ist genau das Gegenteil dieses „Nein“, dieser Autonomie, die sich nicht verpflichten will, die keine Bindung eingehen will. Es ist das endgültige „Ja“, das das endgültige „Ja“ der Ehe voraussetzt und bestätigt. Und diese Ehe ist die biblische Form, die natürliche Form des Mann- und Frau-Seins, die Grundlage der großen christlichen Kultur und großer Kulturen der Welt. Und wenn das verschwindet, wird die Wurzel unserer Kultur zerstört. Deshalb bestätigt der Zölibat das „Ja“ der Ehe mit seinem „Ja“ zur zukünftigen Welt, und so wollen wir weitergehen und diesen Anstoß eines Glaubens gegenwärtig machen, der sein ganzes Leben auf Gott setzt. Wir wissen, daß es neben diesem großen Ärgernis, das die Welt nicht sehen will, auch die zweitrangigen Skandale unserer Unzulänglichkeiten, unserer Sünden gibt, die das große Ärgernis verdunkeln und denken lassen: „Aber sie gründen ihr Leben nicht wirklich auf Gott!“ Aber es gibt sehr viel Treue! Der Zölibat, das zeigt gerade die Kritik, ist ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart Gottes in der Welt. Bitten wir den Herrn, daß er uns hilft, uns von den zweitrangigen Skandalen zu befreien, daß er das große „Ärgernis“ unseres Glaubens gegenwärtig macht: das Vertrauen, die Kraft unseres Lebens, das auf Gott und Jesus Christus gegründet ist!
1Joh 5,10 Wer an den Sohn Gottes glaubt, trägt das Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner, weil er nicht an das Zeugnis glaubt, das Gott für seinen Sohn abgelegt hat.
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