I. Gebete aus dem 4. Jahrhundert
1. Tag: Gebet des Hl. Ephräm des Syrers (306-373)
Herr und Gebieter meines Lebens:
Den Geist des Müßigganges, des Kleinmuts,
der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit gib mir nicht.
Den Geist der Lauterkeit, Demut, Geduld und Liebe aber verleihe mir,
Deinem Diener.
Ja, Herr und König, laß mich meine eigenen Sünden erkennen und nicht meinen Bruder verurteilen - denn gepriesen bist Du in alle Ewigkeit.
Amen.
In den Stundengebeten der Fastenzeit; Textfassung: Archimandrit Irenäus Totzke aus dem Benediktinerkloster Niederaltaich
Der Hl. Ephräm stellt zwei Geister gegenüber:
Den Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts, der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit - und den Geist der Lauterkeit, Demut, Geduld und Liebe.
Er knüpft damit an die Psalmtradition der "beiden Wege" (Psalm 1), zwischen denen wir uns zu entscheiden haben, wobei nach Jesus die Entscheidung zwischen dem schmalen richtigen und dem breiten falschen Weg verläuft.
Das Gebet erinnert auch an den Satz Jesu vom Splitter und Balken in den Augen.
Fragen zur Besinnung:
Müßiggang, Kleinmut, Herrschsucht und Geschwätzigkeit sind heute wie damals die großen Laster des Menschen.
Sie abzulehnen, bedeutet aber noch lange nicht, sich für den anderen Weg zu entscheiden.
An der Kreuzung stehen zu bleiben, gilt nicht:
Was bedeuten uns also: Lauterkeit - Demut - Geduld - Liebe und was tun wir, um diese Tugenden einzuüben.
Kehre ich nicht doch immer wieder vor fremden Haustüren anstatt vor der eigenen?
Hervorhebung durch blasius