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#1

Die drei Gebetsformen: Gebet - Betrachtung - Kontemplation

in Ausdauer im Gebet 08.01.2014 13:24
von Aquila • 7.196 Beiträge

Hw Pater Deneke von der Petrus-Bruderschaft FSSP
über die drei Gebetsformen:

-

Das Gebet ist das große Thema unseres geistlichen Lebens.
Das Gebet ist das große Thema unseres geistlichen Lebens.
Davon, wie wir beten, hängen unser Fortschritt und Rückschritt,
letztendlich sogar unser ewiges Heil oder Unheil ab.
Wer sich über seinen religiösen Zustand prüfen will,
der muß sich fragen, wie es um sein Gebet steht.




1. Gebet

Der Begriff „Gebet“ umfaßt eine Vielzahl von Arten, Formen und Akten.
Ihnen allen ist gemeinsam, daß der Mensch durch sie in Kontakt mit Gott tritt.
Man kann so definieren:

Es betet, wer seine Seele zu Gott erhebt, um mit Ihm zu sprechen.

Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen:
persönlich oder gemeinschaftlich, liturgisch
(d.h. im offiziellen Gottesdienst der Kirche) oder außerliturgisch,
mit oder ohne Worte.
Hauptsächliche Akte des Gebetes sind Anbetung, Lob, Dank und Bitte.

Man unterteilt das Gebet vor allem in mündliches und innerliches Gebet.
Gleichsam dazwischen liegen Mischformen wie das Rosenkranzgebet,
bei dem das jeweilige Geheimnis betrachtet werden soll,
und die Litaneien, deren Anrufungen ausformulierten Betrachtungen gleichen.

Das innere Gebet wird nochmals unterschieden in
betrachtendes und das beschauliches (kontemplatives) Gebet.



2. Betrachtendes Gebet

Das betrachtende Gebet ist vielen Gläubigen durch Exerzitien
(vor allem die des hl. Ignatius von Loyola)
und durch die Lektüre der Meister des geistlichen Lebens bekannt.
Auch hier gibt es wieder verschiedenartige Formen,
die sich in den bekannten Methoden ausgeprägt finden.
Doch darf man die Betrachtung nicht auf diese Weisen beschränken.
Viele gläubige Menschen pflegen sie spontan
und ohne jemals etwas von Methoden gehört zu haben.
Gemeinsam ist den diversen Formen
der Betrachtung das betende Nachsinnen, die Denktätigkeit im Gebet.

Man kann definieren:

Es betrachtet, wer sich vor Gott in die Geheimnisse des Glaubens vertieft.

Beim betrachtenden Gebet kommen für gewöhnlich
die verschiedenen Kräfte der Seele zum Einsatz,
so das Gedächtnis, das den Inhalt der Betrachtung in Erinnerung ruft,
die Vorstellungskraft (Phantasie), die sich ein Bild davon macht,
der Verstand, der sich um tiefere Erkenntnis bemüht,
das Herz (Gemüt), das durch die Einsichten bewegt wird,
und der Wille, der dazu Stellung nimmt (z.B. durch Vorsätze).


Betrachten ist demnach wirklich ein „ganzheitliches“,
den menschlichen Geist in seiner Gesamtheit umfassendes Tun.



3. Beschauliches Gebet (Kontemplation)

Im Unterschied zur Betrachtung werden die vielen Kräfte und Bewegungen
der menschlichen Seele
in der Beschauung in einem einfachen Schauen auf Gott geeint.
Auch ist die Beschauung nicht
– wie die Betrachtung –
auf einen Zweck und Nutzen ausgerichtet, sondern genügt sich selbst.
Man kann definieren:

Es beschaut, wer einfach und still im Blick auf Gott verweilt.

Die Kontemplation ist nicht eigentlich erlernbar.
Eine Fähigkeit dazu findet sich in jedem Menschen grundgelegt,
die sich z.B. im Zustand des hingerissenen Staunens über die Schöpfung zeigt oder darin,
daß ein liebender Mensch sich am Geliebten einfach nicht satt sehen kann.
Die Beschauung stellt sich in dem Maße ein,
als die liebende Erkenntnis Gottes wächst.

Oft – aber nicht immer – ergibt sie sich als Frucht der Betrachtung (sog. erworbene Beschauung).
In ihren höheren, von Gott geschenkten Formen ist sie Hinweis
auf mystische Gnaden (sog. eingegossene Beschauung)
.


Kontemplation ist die Vollendung unserer Berufung
und eine Vorwegnahme der himmlischen Herrlichkeit,
in der wir im Anschauen Gottes verbleiben und daran Genüge haben werden.

-


zuletzt bearbeitet 08.01.2014 13:26 | nach oben springen

#2

RE: Die drei Gebetsformen: Gebet - Betrachtung - Kontemplation

in Ausdauer im Gebet 08.03.2014 21:51
von Aquila • 7.196 Beiträge

Im Eingangsbeitrag haben wir Näheres über die drei Gebetsformen :
Gebet - Betrachtung - Kontemplation
erfahren.

Zur tieferen Unterscheidung der letzten beiden...
Betrachtung und Kontemplation / Beschauung
der hl. Petrus von Alcántara:
-

Über Betrachtung und Beschauung

Man bemerke wohl den Unterschied der beiden Dinge:
Das Geschäft der
Betrachtung ist es,
die göttlichen und himmlischen Dinge fleißig zu überdenken,
um im Herzen fromme Anmutungen zu erwecken,
wie wenn einer mit dem Stahle Feuer aus dem Stein zu schlagen sucht.
Die Beschauung aber,
die auf die Betrachtung folgt,
erfreut sich an dem schon brennenden Feuer,
mit andern Worten,
sie genießt in der Stille die erlangte göttliche Heimsuchung
und heilige Liebe,

nicht mit vielen Begriffen, Urteilen und Verstandesschlüssen,
[sondern
in einer reinen und einfältigen Anschauung der Wahrheit.
Darum sagt ein heiliger Lehrer:
„Die Betrachtunggeht mit viel Mühe voran und mit geringerer Frucht,
die Beschauung aber gewährt ohne alle Mühe den reichlichsten Nutzen.“
Jene sucht, diese hat gefunden.
Jene bereitet Speisen, diese verkostet sie.
Jene denkt nach und überlegt, diese schaut und genießt.
Kurz, jene ist das Mittel, diese der Zweck;
jene der Weg und die Bewegung,
diese das Ziel und die Ruhe
.

-

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#3

RE: Die drei Gebetsformen: Gebet - Betrachtung - Kontemplation

in Ausdauer im Gebet 25.04.2014 01:11
von Aquila • 7.196 Beiträge

Der Kartäusermönch Guigo II. ( gest. 1193) )
erwähnt in seinem Werk "scala claustrarium"
vier geistige Stufen bis hin zur Kontemplation....
dem Verweilen in der Gegenwart der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Gottes
und der Vereinigung mit Ihm; die Beschauung.

Diese sind
Lectio ( Lesung der Heiligen Schrift ),
meditatio ( Betrachtung ),
oratio ( Gebet )
und contemplatio ( Beschauung ).

Sehr schön erklärt er die Wirkung der einzelnen Stufen:

-

"Die Lesung sucht die Seligkeit des ewigen Lebens,
die Meditation findet sie,
das Gebet erfleht sie,
die Kontemplation verkostet sie.

die Lesung bietet das Fundament darbietet,
die Meditation gräbt den verborgenen Schatz aus
und führt weiter zum Gebet;
dieses wendet sich mit allen Kräften Gott zu
und erbittet den begehrenswerten Schatz:

die Freude der Kontemplation."

-


zuletzt bearbeitet 25.04.2014 01:42 | nach oben springen


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