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26. Dezember: Fest des hl. Erzmärtyrers Stephanus.
#1

Stephanus

in Unsere Fürsprecher Heute 08:11
von Blasius • 4.200 Beiträge




Stephanus, der Gottesheld,

Ward vom Herren auserwählt,

Dass er zu großer Ehre

Der erste Martyrer wäre.

Dieweil nach Christi Himmelfahrt

So groß die Zahl der Christen ward,

Dass die Apostel ganz allein

Dem Predigtamt sich mussten weihn,

Ward er mit sechs anderen noch

Zum Diakon erwählt. Das Joch

Nahm er auf sich, in allen Wegen

Der armen Christen so zu pflegen,

Dass ihnen keine Notdurft fehle

Und dass sie keine Armut quäle.

Er war den Heidenchristen gleich

Wie Judenchristen liebereich.



Doch grad aus diesem Grund beluden

Mit ihrem größten Hass die Juden

Den treuen Pfleger der Gemeine.

Durch falsche Zeugen ward der Reine

Beschuldigt dass er wider Gott

Und wider des Moses Gebot

Geredet, dass er unglaublichen Spott

Mit ihre Gesetze und mit Gott

Verübt, dass er von Christus gehört,

Die Stadt und der Tempel würden zerstört

Und alles ausgetrieben;

So hätten auch die Propheten geschrieben.



Stephanus aber mit Wort und Tat

Verteidigte sich vor dem hohen Rat,

So wie der heilige Geist ihn lehrte.

Der Gute, Treubewährte

Begann die Rede fördersam

Vom Patriarchen Abraham,

Ging dann über zu Moses, dem guten,

Und den Propheten, den hochgemuten,

Und zeigte ihnen, wie alle Zeit

Ihre Väter lagen mit Gott im Streit,

Wie sie waren des Herzens unbeschnitten

Und von hartnäckig bösen Sitten,

Wie sie widerstanden dem heiligen Geiste,

Wie sie verschmähten, was er ihnen weiste,

Wie sie Weissager und Propheten

Martern ließen und auch töten;

Darum es wohl kein Wunder war,

Wenn sie zum Schlusse offenbar

Auch den Messias zum Tode brachten,

Ihn, dessen alle Propheten gedachten.



Als er die Reden ihnen vorwarf,

Da ward ihr Unmut also scharf,

Dass sie sich nicht wollten schämen,

Sondern begannen zu griesgrämen

Gleich bösen Hunden im Gemüte

Auf Stephanus, der voll der Güte

Wie ein Lämmlein vor ihnen stand

Und ganz entzückt zur rechten Hand

Des Vaters Jesus im Himmel sah.

Aus der Stadt stießen sie ihn da,

Ihn zu töten mit Steinen.

Die falschen Zeugen, die unreinen,

Sollten nach Gewohnheit

Ihm erbieten das erste Leid.

So taten sie ihre Kleider ab.

Der junge Saulus aber gab

Der Kleider acht und nahm sie in Hut,

Hievon er an des Heiligen Blut

Wahrlich auch sehr mitschuldig ward,

Weil er jenen auf solche Art

Eine gute Förderung war.

Doch das bereute er offenbar

Später, da ein heiliger Paul

Ward aus dem feindgesinnten Saul.



So warfen sie mit Steinen

Den Gotteshelden. Den reinen.

Der litt mit Geduld das Ungemach;

Zu Gott rief er und sprach:

"Empfang, Herr, meinen Geist allhie!"

Damit fiel er auf die Knie.

Ihn entbrannte der Minne Schwall,

Trotz der häufigen Steine Fall

Und des Volkes Tobsucht.

Seine hohe tugendliche Zucht

Zwang ihn zu Seufzern tief.

Unseren Herren er anrief

Gar gütlich mit dem Wort allein:

"O viel lieber Herre mein,

Sieh an die blinden Leute

Und vergib ihnen heute,

Was sie mir Leides hier getan,

Weil sie sich Besseres nicht versah`n!"



Also der Held sein Blut vergoss.

Die Juden, aller Ehren bloß

Und ohne züchtigliche Scham,

Ließen da den Leichnam

Liegen, den Hunden wegzuzerren.

Nun waren da zwei edle Herren,

Auch Fürsten in Israel:

Nikodemus und Gamaliel,

Also waren sie genannt.

Ihre Herzen waren gänzlich entbrannt

Von Jesu Christi guter Lehr`,

Doch verbargen sie das sehr

Aus Angst in diesen Jahren;

Aber beide waren

Im Rat der Juden allezeit

Den Christen zur Hilfe gern bereit.

Die waren es, die nun hinkamen,

Den Leichnam aufnahmen

Und ihn begruben auf dem Feld,

Das sich Gamaliel hatte bestellt.



Nach des guten Stephanus Tod

Erhub sich Angst und Not

Allda den Christenleuten.

Man begann sie auszubeuten,

Sie zu schlagen und zu jagen.

So herbe ward es in den Tagen

Nach Sankt Stephanus` Fall,

Dass die Christen überall

Aus Jerusalem entwichen

Und heimlich sich verstrichen.

Nur die zwölf Apostel gut,

Sie hatten also kühnen Mut,

Was man ihnen Schande erbot,

Dass sie bestanden in der Not.

Ihrer ward auch mancher erschlagen,

Wie die weiteren Mären sagen.



Stephanus` Leichnam ward gefunden

Erst wiederum in späteren Stunden,

Vierhundertundfünfzehn Jahr

Nach Christi Geburt fürwahr.

Einem Priester, Lucianus genannt,

Ward die Stätte im Traum bekannt.

Ihm erschien ein alter Mann

Im Schlafe, der also begann:

"Ich bin es, der in alten Tagen

Des Gesetzes Meisterschaft getragen;

Paulus, der große Bote,

War unter meinem Gebote,

Dieweil ich sein Schulmeister war.

Ich bin Gamaliel. Offenbar

Mach` ich dir dies: an sichrem Ort

Findest du vier Särge dort,

Die sollst du mit Ehren aufheben

Und davon Kunde geben

Dem Bischof von Jerusalem,

Johannes. Merke noch zu dem:

Im ersten Sarg ist Stephanus` Gebein,

Der zweite Sarg ist aber mein,

Der dritte des Nikodemus dann,

Der mit mir die Taufe gewann

Von Petrus und Johannes.

Die Leiche dieses frommen Mannes

Ließ ich zu Stephanus begraben.

Im vierten Sarge aber haben

Sie Abibas, meinen lieben Sohn,

Bestattet, der der Keuschheit Lohn

Mit zwanzig Jahren von Gott empfing."

Der Priester Lucianus ging

Erst dann zu jener Stätte hin,

Als ihm der Traum dreimal erschien.



Sankt Stephans Leichnam ward gebracht

Auf Sion mit großer Andacht,

Drauf nach Konstantinopel der Stadt

Und endlich, als Theodosius bat,

Den Kaiser, kam er hin nach Rom

In Sankt Laurentius` schönen Dom.

Dort liegen die beiden Diakone

Und tragen aller Ehren Krone.



So folgen wir dem Bilde,

Das uns der Holde, der Milde

In Nöten hat vorgetragen,

So dass wir unsre Feinde jagen

Nicht mit des Herzens Hasse,

Sondern, dass man sie fasse

Mit Gebet auf der Minne Spur.

Mit Liebe und Gebete nur

Jagen wir sie dem Teufel ab.

In solcher Liebesfehde gab

Doch stets die Flucht der Böse,

Von dem uns Gott erlöse!



Aus: "Goldene Legende der Heiligen

von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen"

neu erzählt, geordnet und gedichtet von

Richard von Kralik, 1902)

https://www.marianisches.de/heilige-des-tages/

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