Die heilige Pelagia, eine Büßerin, in Antiochia in Syrien geboren, hatte vom gütigen Schöpfer eine ungewöhnliche Leibesschönheit und einen reich ausgestatteten Geist zum Wiegengeschenk erhalten. Schmählich aber missbrauchte sie diese Gaben, frönte der Weltlust, verlor sich in Eitelkeit und Genusssucht und wurde Schauspielerin und ein dienstbares Werkzeug der Unzucht. Nun geschah es, dass im Jahr 426 der Patriarch Maximian zu Antiochia eine Synode von Bischöfen versammelte, unter denen sich auch der heilige Nonnus von Heliopolis befand. Er predigte eines Tages im Vorhof der Kirche St. Julian den Gläubigen, und während er sprach, ritt Pelagia von Gold und Edelsteinen funkelnd auf einem Maultier vorüber. Große Störung trat dadurch ein, und Nonnus musste sogar seine Rede eine Weile unterbrechen. Bei dieser Pause seufzte er im Innersten des Herzens, dass der Herr nach seiner unendlichen Güte auch an dieser Frau Barmherzigkeit üben möge. Am anderen Morgen fühlte Pelagia einen unwiderstehlichen Drang, in die Kirche zu gehen, deren Schwelle sie schon lange nicht mehr betreten hatte. Nonnus predigte abermals über das schreckliche Gericht, das Gott über die unbußfertigen Sünder halten wird. Pelagia fühlte sich tief erschüttert, und nach beendigten Gottesdienst setzte sie sich hin und schrieb einen Brief an den Heiligen, in dem sie ihn nachdrücklich um Unterricht in der Lehre des Heils und um die Zulassung zur Taufe bat. Bisher war sie nur unter den Katechumenen eingeschrieben. Nonnus wollte in dieser Sache nicht für sich allein entscheiden, sondern trug der Reumütigen auf, nächsten Tages in die Versammlung der Bischöfe zu kommen. Wirklich erschien sie, bekannte auf den Knien liegend öffentlich ihre Sünden und wiederholte dann die Bitte um Erteilung des Sakramentes der Wiedergeburt. Nonnus, hierdurch von der Wahrheit ihrer Zerknirschung überzeugt, unterwies und taufte sie, worauf er sie der Obsorge einer frommen Witwe übergab. Pelagia schnitt sich die Haare ab, warf allen Schmuck beiseite, teilte ihr Gut unter die Armen aus und züchtigte ihren Leib mit Fasten und Geißeln. Schließlich hüllte sie sich in einen Bußsack, wallte nach Jerusalem, bezog am Ölberg eine Höhle und lebte da, fortwährend über ihre Sünden weinend und das bittere Leiden Jesu betrachtend, viele Jahre, bis sie um 457 der Tod von ihren Reuequalen erlöste.
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