Der hl. Papst Pius X. hat
im Jahre 1907
in seiner Enzyklika
"Pascendi dominici gregis"
über den Modernismus deutliche Worte gefunden.
Ein gerade aufgrund heutiger Tendenzen besonders zutreffender Auszug:
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"Der modernistische Glaube: Einzelerfahrung und Überzeugung
Soviel, ehrwürdige Brüder, über die modernistische Philosophie.
Gehen Wir nun zum modernistischen Glauben über, und möchte man den Unterschied zwischen beiden wissen,
so muss man beachten, dass der Philosoph zwar die Realität des Göttlichen als Glaubensgegenstand zulässt,
dennoch aber diese Realität nur im Gemüte des Gläubigen finden lässt,
sofern sie Gegenstand des Gefühls und der inneren Bejahung ist
und deshalb über den Kreis der Phänomena nicht hinausgeht;
ob sie außerhalb des Gefühls und solcher rein inneren Bejahung an sich existiert,
das kümmert den Philosophen nicht.
Umgekehrt steht es dem Modernisten als Gläubigen fest,
dass die Realität des Göttlichen an sich existiert und nicht allein vom Gläubigen abhänge.
Fordert man den Stützpunkt dieser Gewissheit des Gläubigen,
so verweisen sie auf die persönliche Erfahrung des Einzelnen.
Wenn sie dabei auch von den Rationalisten abweichen,
so verfallen sie doch in den Wahn der Protestanten und Pseudo-Mystiker.
Denn sie erklären den Vorgang so
In dem religiösen Gefühl muss man eine Art unmittelbare Ergriffenheit des Herzens anerkennen;
durch sie kommt der Mensch unmittelbar zur Realität Gottes
und schöpft daraus eine so feste Überzeugung von der Existenz
und inner- wie außermenschlichen Wirksamkeit Gottes,
dass sie alle wissenschaftliche Überzeugung weit übertrifft.
Sie setzen also die innere Erfahrung als Wahrheit und wertvoller denn jede Vernunfterfahrung;
wer sie, wie die Rationalisten, leugnet, zeigt
damit, dass er sich den sittlichen Bedingungen,
die zur Gewinnung der Erfahrung erforderlich sind, nicht fügen will.
Diese Erfahrung macht also ihren Besitzer zum wirklichen und wahrhaftigen Gläubigen.
Wie weit sind wir hier von katholischen Anschauungen entfernt!
Dass das [1.]vatikanische Konzil solche Erdichtungen verwirft,
sahen wir schon.
Wir werden unten zeigen, wie bei dieser Annahme in Verbindung mit den übrigen,
schon erwähnten Irrtümern der Weg zum Atheismus offen steht.
Hier möchten wir nur sogleich bemerken,
dass nach dieser Erfahrungslehre in Verbindung mit der andern über den Symbolismus jede Religion,
auch eine heidnische, für wahr angesehen werden muss.
Denn begegnen nicht in jeder Religion Erfahrungen dieser Art?
Mehr als Einer behauptet es.
Mit welchem Recht aber wollen die Modernisten
die vom Türken behauptete Wahrheit der Erfahrung seiner Religion leugnen?
Und wie wollen sie wahre Erfahrungen allein für die Katholiken in Anspruch nehmen?!
Tatsächlich leugnen die Modernisten das auch nicht,
vielmehr, teils heimlich, teils öffentlich, erklären sie alle Religionen für wahr.
Offenbar können sie ja auch gar nicht anders denken.
Denn wie könnte nach ihren Prinzipien irgend einer Religion Irrtum zugeschrieben werden?
Doch höchstens auf Grund einer Täuschung über das religiöse Gefühl
oder eines Truges in der vom Intellekt gegebenen Formel.
Aber das religiöse Gefühl ist allenthalben dasselbe, wenn auch mitunter weniger vollkommen;
für die Wahrheit der Formel des Intellekts aber genügt, dass sie dem religiösen Gefühl
und dem gläubigen Menschen entspreche, wie es auch um seine geistige Höhenlage stehen mag.
Einzig und höchstens könnten vielleicht in dem Widerstreit der verschiedenen Religionen die Modernisten behaupten,
die katholische Religion als die lebendigere enthalte mehr Wahrheit,
desgleichen sei sie des christlichen Mannes würdiger,
weil sie den Anfängen des Christentums mehr entspreche. –
Dass diese Folgerungen alle aus den gegebenen Voraussetzungen hervorgehen,
wird jeder bestätigen.
Darüber muss man am meisten staunen,
dass katholische Männer und Priester sich dazu hergeben,
zwar, wie Wir lieber vermuten möchten, sich vor diesen Gräueln zu entsetzen,
aber doch so zu handeln, als wenn sie sie vollkommen billigten.
Loben und ehren sie doch die Lehrer solcher Irrtümer öffentlich so,
dass jeder überzeugt sein muss, sie ehren nicht die Menschen,
die vielleicht nicht einer gewissen Bedeutung entbehren,
sondern vielmehr die Irrtümer,
die diese offen vertreten und mit allen Mitteln
unter die Menge zu werfen sich bemühen"
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Die Enzyklika im Wortlaut:
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http://www.kathpedia.com/index.php?title...regis_(Wortlaut)
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