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Die Wahr­heit über die Auf­nahme Mari­ens

in Hochfeste der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria 14.08.2020 10:43
von Blasius • 4.039 Beiträge



Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Das Fest der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel ist am 15.August. Es ist die­ses die letzte von den vier Glau­bens­wahr­hei­ten, die uns von Maria geof­fen­bart sind. Maria ist ers­tens die Got­tes­mut­ter, Maria ist zwei­tens die immer­wäh­rende Jung­frau, Maria ist drit­tens die unbe­fleckt, also ohne Erb­sünde Emp­fan­gene und schließ­lich vier­tens: Maria ist die glor­reich, mit Leib und Seele in den Him­mel Auf­ge­nom­mene. Wir wol­len über den Inhalt die­ses Glau­bens­sat­zes, über seine Geschichte und über seine bib­li­sche Grund­lage nach­den­ken.

1. Der Inhalt. Das Dogma, wel­ches Papst Pius XII. am 1. Novem­ber 1950 ver­kün­dete, lau­tet in sei­nen ent­schei­den­den Wor­ten: „Gott hat Maria nach Voll­endung ihres irdi­schen Lebens­lau­fes mit Leib und Seele in die Herr­lich­keit des Him­mels auf­ge­nom­men.“ Da ist ein Unter­schied zu den Seli­gen, die wir sonst im Him­mel wis­sen, zu Maxi­mi­lian Kolbe oder zu Petrus oder zu Katha­rina. Alle die ande­ren Hei­li­gen des Him­mels haben die Herr­lich­keit erlangt; aber sie sind gleich­sam im War­te­stand, denn noch umfaßt ihre Herr­lich­keit allein ihre Seele. Erst bei der Auf­er­ste­hung am Jüngs­ten Tage wird auch ihr Leib ver­klärt wer­den. Anders bei Maria. Sie ist mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men. Sie hat ein beson­de­res Pri­vi­leg, einen beson­de­ren Vor­zug von Gott erlangt, und zwar wegen ihrer Stel­lung in der Heils­ge­schichte. Als Got­tes­mut­ter sollte sie ihrem himm­li­schen Sohne in einer ein­zig­ar­ti­gen Nähe gefolgt sein. Maria ist die Erster­löste, denn sie wurde von der Erb­sünde bewahrt, wäh­rend wir ande­ren von der Erb­sünde befreit wer­den. Sie ist die Vol­l­er­löste. Weil sie die Erster­löste und die Vol­l­er­löste ist, des­we­gen sollte sie auch die Voll­vollendete sein. Maria ist des­we­gen voll­kom­men voll­endet, weil sie voll erlöst war. Diese Aus­zeich­nung Mari­ens hat ihren Grund in ihrer heils­ge­schicht­li­chen Stel­lung. Sie war aufs engste mit ihrem gött­li­chen Sohne ver­bun­den, und so sollte sie auch in der Herr­lich­keit innigst mit ihm ver­eint sein.

Durch das Dogma von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel erhal­ten wir Kunde dar­über, daß die Herr­lich­keit des Him­mels nicht nur die Seele umgrei­fen soll, son­dern auch den Leib. Die Kir­che ist kein Feind der Mate­rie, son­dern sie hat die Über­zeu­gung, daß die ver­klärte, die ver­wan­delte Mate­rie ein­mal an der himm­li­schen Herr­lich­keit teil­neh­men soll. An einer von uns ist das bereits gesche­hen; es ist dies Maria. Sie ist die Voll­vollendete, mit Leib und Seele durch die Kraft Got­tes in den Him­mel Auf­ge­nom­mene. Das Dogma sagt nichts über den Tod Mari­ens. Es heißt nur: „Nach Voll­endung ihres irdi­schen Lebens­lau­fes.“ Die Frage wird also offen­ge­las­sen. Ist Maria nicht gestor­ben? Ich glaube, daß die bes­se­ren Gründe dafür spre­chen, daß auch Maria gestor­ben ist. Warum? Weil sie eben ganz am Schick­sal ihres Soh­nes teil­neh­men sollte. Ihr Sohn ist gestor­ben, also liegt es nahe, daß auch sie den Tod erlit­ten hat. Ihr Sohn war lei­dens­fä­hig, also mußte auch sie Lei­den auf sich neh­men, und der kon­na­tu­rale Abschluß der Lei­den ist eben der Tod. Des­we­gen bin ich per­sön­lich über­zeugt, daß wir die bes­se­ren Argu­mente dafür haben, daß auch Maria gestor­ben ist. Das Dogma spricht auch nicht von der Auf­er­ste­hung Mari­ens. Aber selbst­ver­ständ­lich müs­sen wir anneh­men, daß der Leib Mari­ens, wenn er gestor­ben war, von Gott erweckt wor­den ist. Auf­er­ste­hung aus eige­ner Kraft ist Chris­tus zuzu­schrei­ben; Auf­er­we­ckung aus der Kraft Got­tes ist Maria zuzu­bil­li­gen. Das also ist der Inhalt die­ses Glau­bens­sat­zes.

2. Wie ist es zu die­sem Glau­bens­satz gekom­men? Wir haben keine Augen­zeu­gen der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel. Die Bil­der, die uns die Apos­tel zei­gen, die beob­ach­ten, wie sie empor­ge­tra­gen wird, sind natür­lich Legen­den. Es gibt keine his­to­ri­sche Tra­di­tion von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel. Aber es gibt eine dog­ma­ti­sche Tra­di­tion, d. h. eine Über­lie­fe­rung, wel­che die Kir­che auf­grund des bib­li­schen Mari­en­bil­des aus­ge­bil­det hat. Sie setzt ein mit der Schrift „Tran­si­tus Mariae“. Diese Schrift aus dem 4./5. Jahr­hun­dert, deren Wur­zeln in das 2./3. Jahr­hun­dert zurück­ge­hen, berich­tet uns von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel. Aber auch unab­hän­gig von die­ser Schrift, die ja apo­kryph ist, also von der Kir­che nicht in das Ver­zeich­nis der amt­li­chen Schrif­ten auf­ge­nom­men wurde, haben Kir­chen­vä­ter die Über­zeu­gung vor­ge­tra­gen, daß Maria voll­vollendet ist, daß sie ganz, mit Leib und Seele an der himm­li­schen Herr­lich­keit teil­nimmt, und zwar Kir­chen­vä­ter von hohem Rang wie Andreas von Kreta, Johan­nes von Damas­kus, Modes­tus von Jeru­sa­lem, Ger­ma­nus von Kon­stan­ti­no­pel. Alle diese bedeu­ten­den, teil­weise hei­li­gen Kir­chen­vä­ter sind der Über­zeu­gung, daß Maria in den Him­mel auf­ge­nom­men wurde. Im 10. Jahr­hun­dert wird der Glaube all­ge­mein von den Theo­lo­gen gelehrt, und als Papst Pius XII. im Mai 1946 einen Brief an alle Bischöfe rich­tete, in dem er fragte, ob es mög­lich und ange­mes­sen sei, es als Dogma zu ver­kün­den, daß Maria mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men ist, da erhielt er ein über­wäl­ti­gen­des Echo. Er wollte durch diese Anfrage fest­stel­len, was das Volk Got­tes, was die Kir­che, was die Bischöfe als deren Spre­cher über das End­schick­sal Mari­ens den­ken. Es lie­fen fast 1200 Ant­wor­ten ein. Von 1181 Brie­fen waren nur 6 zwei­felnd, ob man es als Dogma ver­kün­den könne, daß Maria mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men ist. Also eine mora­li­sche Ein­mü­tig­keit des gesam­ten katho­li­schen Epis­ko­pa­tes, daß es mög­lich und ange­mes­sen sei, das Dogma zu ver­kün­den: Maria ist mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men. Das ordent­li­che Lehr­amt war also all­ge­mein der Ansicht, daß es eine Glau­bens­wahr­heit ist: Maria ist in den Him­mel auf­ge­nom­men. Es gibt eine Dog­ma­ti­sie­rung schon durch das ordent­li­che all­ge­meine Lehr­amt. Aber damit wollte sich der Papst nicht begnü­gen. Er wollte end­gül­tige und zwei­fels­freie Sicher­heit ver­schaf­fen. Darum hat er kraft sei­ner Unfehl­bar­keit am 1. Novem­ber 1950 das Dogma ver­kün­det: „Maria wurde nach Voll­endung ihres irdi­schen Lebens­lau­fes mit Leib und Seele in die Herr­lich­keit des Him­mels auf­ge­nom­men.“ Seit­dem ist es ein Glau­bens­satz, ein Glau­bens­ge­setz, daß Maria in wun­der­ba­rer Weise zur himm­li­schen Herr­lich­keit erhöht wor­den ist.

Es braucht uns nicht zu wun­dern, meine lie­ben Freunde, daß es eine Ent­wick­lung der Dog­men gibt. Der Hei­lige Geist führt eben die Kir­che in alle Wahr­heit ein; das hat uns ja der Herr ver­hei­ßen. Es ist nicht alles von Anfang an aus­for­mu­liert da, son­dern es braucht seine Zeit, bis die Ent­wick­lung reif ist, um ein sol­ches Dogma zu for­mu­lie­ren. Das ist in der pro­fa­nen Wis­sen­schaft genauso. Wir ken­nen die Gesetze der Schwer­kraft erst, seit­dem New­ton und Gali­lei und Kep­ler ihre For­schun­gen gemacht hat­ten. Und wir ken­nen die Gesetze der Elek­tri­zi­tät erst, seit­dem Fara­day, Joule und Hertz dar­über geforscht haben. Ähn­lich-unähn­lich ist es auch im Bereich der Reli­gion. Auch da gibt es eine legi­time Ent­wick­lung, die vom Wild­wuchs wohl zu unter­schei­den ist. Es hat gewiß auch Wild­wuchs gege­ben; aber die Kir­che hat kraft des Glau­bens­sin­nes, in dem der Hei­lige Geist wirk­sam ist, den Wild­wuchs vom ech­ten Gewächs unter­schie­den. Der hei­lige Tho­mas war z. B. der Ansicht, daß auch der hei­lige Johan­nes mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men sei. Die Kir­che hat diese Mei­nung abge­wie­sen. Wir kön­nen also bezüg­lich der Ent­wick­lung des Glau­bens auf den Hei­li­gen Geist ver­trauen und uns gewiß machen las­sen, daß diese Ent­wick­lung geist­ge­lei­tet war.

Die Lehre von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel hat schließ­lich drit­tens auch ihre bib­li­schen Grund­la­gen. Die Enzy­klika und Bulle Pius‘ XII. „Muni­fi­cen­tis­si­mus Deus“ ver­weist auf das Pro­te­van­ge­lium, das erste Evan­ge­lium, das im Buche Gene­sis ent­hal­ten ist. Da heißt es: „Feind­schaft will ich set­zen zwi­schen dir und der Frau, zwi­schen dei­nem Sproß und ihrem Sproß. Er wird dir den Kopf zer­tre­ten, und du wirst sei­ner Ferse nach­stel­len.“ So spricht Gott zur Schlange. Und die Kir­che sieht in der Frau, von der hier die Rede ist, über die erste Eva hin­aus die zweite Eva ange­zielt. Maria ist die zweite Eva, die zu dem zwei­ten Adam paßt und die mit dem zwei­ten Adam zusam­men den Kampf gegen den Satan geführt hat. Es gibt aber auch andere bib­li­sche Grund­la­gen, so wenn in der Hei­li­gen Schrift immer der Zusam­men­hang zwi­schen Erwäh­lung, Begna­dung und Ver­herr­li­chung her­vor­ge­ho­ben wird. Etwa im Römer­brief, wo es heißt: „Die er aber vor­her­be­stimmt hat, die hat er auch beru­fen, und die er beru­fen hat, die hat er auch gerecht­fer­tigt. Die er aber gerecht­fer­tigt hat, die hat er auch ver­herr­licht.“ Die­ser Zusam­men­hang zwi­schen Erwäh­lung, Begna­dung und Ver­herr­li­chung ist eine der bib­li­schen Grund­la­gen für das End­schick­sal Mari­ens. Sie wurde erwählt, sie wurde begna­det, und sie wurde auch ver­herr­licht. An einer ande­ren Stelle spricht der Apos­tel Pau­lus ähn­lich, wenn er sagt: „Preis­wür­dig ist der Gott und Vater unse­res Herrn Jesus Chris­tus, der in Chris­tus geseg­net hat mit allem gött­li­chen Segen vom Him­mel aus. In ihm hat er uns ja aus­er­wählt vor Grund­le­gung der Welt, daß wir hei­lig und unta­del­haft vor ihm seien. In Liebe hat er uns vor­her­be­stimmt, daß wir in ein Kin­des­ver­hält­nis zu ihm tre­ten soll­ten durch Jesus Chris­tus nach sei­nem gnä­di­gen Wil­lens­ent­schluß zum Preis sei­ner herr­li­chen Gnade, mit der er uns begna­det hat in dem Gelieb­ten. In ihm haben wir die Erlö­sung.“ Eine wei­tere bib­li­sche Grund­lage für das Dogma ist die Zusam­men­ge­hö­rig­keit mit Chris­tus, die jetzt schon eine (noch ver­bor­gene) Gleich­ge­stal­tung mit ihm in Tod, Auf­er­ste­hung und herr­li­cher Him­mel­fahrt stif­tet. So heißt es im Ephe­ser­brief: „Gott aber, der reich ist an Erbar­men, hat uns in sei­ner über­gro­ßen Liebe, mit der er uns geliebt, uns, da wir in den Sün­den tot waren, leben­dig gemacht mit Chris­tus. Aus Gnade also seid ihr geret­tet. Er hat uns mit­au­f­er­weckt und mit­ver­setzt in den Him­mel in Chris­tus Jesus.“ Was an uns ver­bor­ge­ner­ma­ßen gesche­hen ist, das ist in Maria her­aus­ge­kom­men, das ist in Maria offen­bar gewor­den, näm­lich daß wir nicht nur erlöst, son­dern auch in den Him­mel ver­setzt sind. Sie hat diese Gnade erlangt, weil sie mit dem Schick­sal Jesu in ein­zig­ar­ti­ger Weise ver­bun­den ist. Sie hat sein gan­zes Leben geteilt, sie, die ihn im Schoße getra­gen, sie, die ihn gebo­ren hat, sie, die sein öffent­li­ches Auf­tre­ten beglei­tet hat, sie, die mit ihm unter dem Kreuze gelit­ten hat, sie, die ihn wohl auch als den Auf­er­stan­de­nen erlebt hat. Sie sollte auch in der himm­li­schen Herr­lich­keit mit ihm ver­eint sein. Also die Schick­sals­ge­mein­schaft mit Chris­tus hat Maria den Him­mel ver­dient. Weil sie mit ihm eins war im Kampfe, durfte sie mit ihm eins sein im Sieg. Sie hat den Sieg errun­gen, weil sie im Kampfe mit Chris­tus an einer Seite gekämpft hat.

Das also, meine lie­ben Chris­ten, ist der Inhalt des heu­ti­gen Fes­tes, ist die Ent­ste­hung die­ses Glau­bens, ist auch die bib­li­sche Grund­le­gung. Maria wird von uns ver­ehrt als die Köni­gin, als die Köni­gin des Him­mels, die Köni­gin der Patri­ar­chen, der Pro­phe­ten, der Apos­tel, der Mar­ty­rer, der Jung­frauen, der Beken­ner, aller Hei­li­gen, weil sie an der Spitze von allen steht. Gott selbst ist ein Mari­en­ver­eh­rer. Er hat sie aus­ge­zeich­net und gekrönt. Wie könn­ten wir dann hin­ter sei­ner Ver­eh­rung zurück­blei­ben? Wir ver­eh­ren sie, indem wir sie lie­ben. Wir ver­eh­ren sie, indem wir ihr dan­ken. Wir ver­eh­ren sie, indem wir sie bit­ten. Wir rufen sie an als die Mut­ter von der immer­wäh­ren­den Hilfe, als die Mut­ter vom guten Rat, als die Pforte des Him­mels. Wahr­haf­tig, ein Mari­en­ver­eh­rer, ein wirk­li­cher, ein ech­ter Mari­en­ver­eh­rer wird nicht ver­lo­ren gehen. „Ich glaube nicht“, schreibt ein­mal der hei­lige Alfons von Liguori, „daß die Hölle sich rüh­men kann, einen ein­zi­gen zu haben, der eine rechte Ver­eh­rung zur Mut­ter­got­tes gehabt hat.“

Amen.

Predigt von Professor May


zuletzt bearbeitet 14.08.2020 10:44 | nach oben springen

#2

RE: Die Wahr­heit über die Auf­nahme Mari­ens

in Hochfeste der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria 15.08.2025 10:23
von Blasius • 4.039 Beiträge




Tod und Himmelfahrt Mariä

(Zum 15. August)

Die selige Katharina von Emmerich erzählt: Es war große Trauer und Sorge im Haus der allerseligsten Jungfrau. Sie aber ruhte still und wie todesnah in ihrer Zelle. Der Schleier über ihrem Haupt war in Querfalten auf der Stirn geschürzt; mit Männern sprechend, zog sie ihn über das Antlitz nieder. Selbst ihre Hände waren nur, wenn sie allein war, unbedeckt. Sie nahm in der letzten Zeit nichts, als dann und wann etwas Traubensaft. Als sie erkannte, dass ihr Ende nahe, wollte sie nach dem Willen Jesu die anwesenden Jünger und Frauen segnen und von ihnen Abschied nehmen. Ihre Schlafzelle war geöffnet. Sie saß schimmernd weiß, wie durchleuchtet, aufgerichtet auf ihrem Lager. Sie betete und segnete einen jeden mit kreuzweis gelegten Händen, indem sie seine Stirn berührte und redete dann noch zu allen. Zu Johannes sagte sie, wie es mit ihrem Leib sollte gehalten werden, und wie er ihre Kleider an ihre Magd und eine andere arme Frau aus der Gegend verteilen solle.

Die Männer begaben sich hierauf wieder in den vorderen Raum des Hauses und bereiteten sich zum Gottesdienst, indes die anwesenden Frauen dem Lager der heiligen Jungfrau nahten, niederknieten und ihren Segen empfingen.

Der heilige Petrus brachte bald darauf der Sterbenden das Allerheiligste, von den Aposteln begleitet. Im Betwinkel, neben dem Lager der heiligen Jungfrau, war vor einem Kreuz ein kleiner Altar errichtet worden. Der Tisch desselben war rot und weiß bedeckt und Lichter brannten darauf.

Die allerseligste Jungfrau ruhte still und bleich auf dem Rücken: sie schaute unverwandten Blickes aufwärts, redete mit niemanden, sie war in steter Entzückung und schimmerte von Sehnsucht. Petrus nahte ihr und gab ihr zunächst die heilige letzte Ölung. Er salbte die Gottesmutter aus Büchsen, die der heilige Johannes hielt; und zwar im Angesicht, an Händen und Füßen. Dabei wurde von den Aposteln chorweise gebetet. Dann reichte ihr Petrus das allerheiligste Sakrament. Ohne sich zu stützen, richtete sie sich auf, um es zu empfangen und sank dann wieder zurück, aber wie entzückt und sprach nicht mehr. Mit den heiligen Gefäßen gingen die Apostel indes wieder zum Altar im Vorhaus zurück. Ein paar Frauen waren bei der heiligen Jungfrau geblieben. Später erschienen die Apostel und Jünger wieder am Sterbelager Mariens und beteten stehend.

Das Antlitz der allerseligsten Jungfrau aber war blühend und lächelnd, wie in ihrer Jugend. Sie hatte die Augen mit heiliger Freude gegen den Himmel gerichtet.

Vom Himmel senkte es sich wie zwei Lichtwolken herab, aus denen dem Auge der Erleuchteten viele Angesichte von Engeln erschienen. Zwischen diesen Wolken ergoss sich eine Lichtbahn zu Maria nieder. Sie streckte ihre Arme mit unendlicher Sehnsucht hinauf. Ihre Seele schied als reine Lichtgestalt aus dem Leib und schwebte auf jener Lichtbahn himmelwärts, indes der entseelte heilige Leib, die Arbe über der Brust kreuzend, aus seiner etwas schwebenden Lage zurücksank und sich die Engelchen in den Wolken, unter der heiligen Seele emporschwebend, schlossen.

Die heiligen Frauen gingen wehmütig an die Leichenbereitung. Als alles beendet war, traten die Apostel, Jünger und Anwesenden herein, um das liebe Antlitz noch einmal zu sehen. Unter vielen Tränen knieten sie still um die heilige Jungfrau herum, nahmen dann Abschied, indem sie ihre bedeckten Hände berührten. Der Leib wurde nun verhüllt und der Sargdeckel geschlossen. Es dämmerte schon, als die Beerdigung stattfand. Die heiligen Apostel trugen den Sarg. Sie setzten ihn in einer Grabhöhle nieder. Die Anwesenden gingen noch einzeln hinein, legten Gewürze und Blumen umher, knieten nieder und opferten Tränen und Gebet. Es waren viele. Schmerz und Liebe machte sie verweilen und Nacht war es mittlerweile geworden, als die Apostel den Grabeingang verschlossen. Zerstreut kehrten sie zurück und verweilten noch hie und da betend; einzelne blieben unter Gebet die Nacht über am Grab.

Die Heimgekehrten sahen aus der Ferne ein wunderbares Leuchten über dem Grab Mariens. Sie waren davon sehr gerührt, ohne zu wissen, was es eigentlich sei. Es war, als senke sich vom Himmel eine Lichtbahn gegen das Grab, und eine feine Gestalt in ihr, gleich der Seele der heiligen Jungfrau, begleitet von der Gestalt unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Aus dem Grab aber erhob sich nach Kurzem der Leib Mariens, leuchtend, weil mit der leuchtenden Seele vereinigt, und zog mit der Erscheinung Jesu zum Himmel empor. Eine Glorie von drei Kreisen, von Engeln und seligen Geistern umgaben sie. Dann sank der Glanz wieder ein, und der stille Sternenhimmel bedeckte die Gegend.

Ob die vor dem Grab betenden Apostel und heiligen Frauen alles dies sahen, ist unbekannt; aber anbetend und staunend schauten sie empor. Einige warfen sich erschüttert mit dem Angesicht zur Erde nieder.

Thomas kam einen Tag nach der Beerdigung der Gottesmutter an und war sehr betrübt darüber. Er verlangte, nach dem Grab geführt zu werden. Es geschah. Da es bereits Nacht war, zogen sie mit Leuchten hin. Beim Grabfelsen angelangt, warfen sie sich alle umher auf die Knie nieder. Thomas trat zuerst ein, Johannes folgte, nahte sich dem leichten Korksarg, der in einem steinernen Totenlager ruhte, hob den Deckel und stellte ihn beiseite; nun leuchteten sie in den Sarg und sahen mit tiefer Erschütterung die Grabtücher des heiligen Leibes in der ganzen Form der Enthüllung vor sich liegen. Über der Brust und dem Angesicht waren sie auseinander geschlagen; die Umwindungen der Arme lagen leicht aufgelöst, doch noch in gewickelter Form, wie sie gelegen, aber der verklärte Leib Mariens war nicht mehr auf der Erde. Sie blickten mit aufgehobenen Armen empor, als sei ihnen der heilige Leib erst jetzt entschwunden, und Johannes rief zur Höhle hinaus: „Kommt und staunt! Sie ist nicht mehr hier.“ Da traten sie alle paarweise in die enge Höhle und sahen mit Staunen die leeren Grabtücher vor sich liegen. Hinausgetreten, knieten alle zur Erde; sahen, die Arme gegen den Himmel erhebend, empor; weinten und beteten und priesen den Herrn und seine in Liebe verklärte Mutter, wie treue, gute Kinder mit mancherlei süßen Liebesworten, so wie der Geist sie ihnen auf die Lippen legte.“

Maria, sel`ge frohe,
Du mildes Mutterherz!
Sieh auf uns her, du Hohe,
Wir sehen himmelwärts.

O zieh uns näher, näher
Durch Freude und durch Harm,
Und heb uns höher, höher
Mit treuem Mutterarm.

O nimm uns zum Geschenke,
So unwert wir auch sind,
Maria! und dann lenke
Auch uns zum Himmel hin!

https://www.marianisches.de/marienfeste/...ml;-himmelfahrt

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