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Die Wahr­heit über die Auf­nahme Mari­ens

in Hochfeste der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria 14.08.2020 10:43
von Blasius • 3.822 Beiträge



Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Das Fest der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel ist am 15.August. Es ist die­ses die letzte von den vier Glau­bens­wahr­hei­ten, die uns von Maria geof­fen­bart sind. Maria ist ers­tens die Got­tes­mut­ter, Maria ist zwei­tens die immer­wäh­rende Jung­frau, Maria ist drit­tens die unbe­fleckt, also ohne Erb­sünde Emp­fan­gene und schließ­lich vier­tens: Maria ist die glor­reich, mit Leib und Seele in den Him­mel Auf­ge­nom­mene. Wir wol­len über den Inhalt die­ses Glau­bens­sat­zes, über seine Geschichte und über seine bib­li­sche Grund­lage nach­den­ken.

1. Der Inhalt. Das Dogma, wel­ches Papst Pius XII. am 1. Novem­ber 1950 ver­kün­dete, lau­tet in sei­nen ent­schei­den­den Wor­ten: „Gott hat Maria nach Voll­endung ihres irdi­schen Lebens­lau­fes mit Leib und Seele in die Herr­lich­keit des Him­mels auf­ge­nom­men.“ Da ist ein Unter­schied zu den Seli­gen, die wir sonst im Him­mel wis­sen, zu Maxi­mi­lian Kolbe oder zu Petrus oder zu Katha­rina. Alle die ande­ren Hei­li­gen des Him­mels haben die Herr­lich­keit erlangt; aber sie sind gleich­sam im War­te­stand, denn noch umfaßt ihre Herr­lich­keit allein ihre Seele. Erst bei der Auf­er­ste­hung am Jüngs­ten Tage wird auch ihr Leib ver­klärt wer­den. Anders bei Maria. Sie ist mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men. Sie hat ein beson­de­res Pri­vi­leg, einen beson­de­ren Vor­zug von Gott erlangt, und zwar wegen ihrer Stel­lung in der Heils­ge­schichte. Als Got­tes­mut­ter sollte sie ihrem himm­li­schen Sohne in einer ein­zig­ar­ti­gen Nähe gefolgt sein. Maria ist die Erster­löste, denn sie wurde von der Erb­sünde bewahrt, wäh­rend wir ande­ren von der Erb­sünde befreit wer­den. Sie ist die Vol­l­er­löste. Weil sie die Erster­löste und die Vol­l­er­löste ist, des­we­gen sollte sie auch die Voll­vollendete sein. Maria ist des­we­gen voll­kom­men voll­endet, weil sie voll erlöst war. Diese Aus­zeich­nung Mari­ens hat ihren Grund in ihrer heils­ge­schicht­li­chen Stel­lung. Sie war aufs engste mit ihrem gött­li­chen Sohne ver­bun­den, und so sollte sie auch in der Herr­lich­keit innigst mit ihm ver­eint sein.

Durch das Dogma von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel erhal­ten wir Kunde dar­über, daß die Herr­lich­keit des Him­mels nicht nur die Seele umgrei­fen soll, son­dern auch den Leib. Die Kir­che ist kein Feind der Mate­rie, son­dern sie hat die Über­zeu­gung, daß die ver­klärte, die ver­wan­delte Mate­rie ein­mal an der himm­li­schen Herr­lich­keit teil­neh­men soll. An einer von uns ist das bereits gesche­hen; es ist dies Maria. Sie ist die Voll­vollendete, mit Leib und Seele durch die Kraft Got­tes in den Him­mel Auf­ge­nom­mene. Das Dogma sagt nichts über den Tod Mari­ens. Es heißt nur: „Nach Voll­endung ihres irdi­schen Lebens­lau­fes.“ Die Frage wird also offen­ge­las­sen. Ist Maria nicht gestor­ben? Ich glaube, daß die bes­se­ren Gründe dafür spre­chen, daß auch Maria gestor­ben ist. Warum? Weil sie eben ganz am Schick­sal ihres Soh­nes teil­neh­men sollte. Ihr Sohn ist gestor­ben, also liegt es nahe, daß auch sie den Tod erlit­ten hat. Ihr Sohn war lei­dens­fä­hig, also mußte auch sie Lei­den auf sich neh­men, und der kon­na­tu­rale Abschluß der Lei­den ist eben der Tod. Des­we­gen bin ich per­sön­lich über­zeugt, daß wir die bes­se­ren Argu­mente dafür haben, daß auch Maria gestor­ben ist. Das Dogma spricht auch nicht von der Auf­er­ste­hung Mari­ens. Aber selbst­ver­ständ­lich müs­sen wir anneh­men, daß der Leib Mari­ens, wenn er gestor­ben war, von Gott erweckt wor­den ist. Auf­er­ste­hung aus eige­ner Kraft ist Chris­tus zuzu­schrei­ben; Auf­er­we­ckung aus der Kraft Got­tes ist Maria zuzu­bil­li­gen. Das also ist der Inhalt die­ses Glau­bens­sat­zes.

2. Wie ist es zu die­sem Glau­bens­satz gekom­men? Wir haben keine Augen­zeu­gen der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel. Die Bil­der, die uns die Apos­tel zei­gen, die beob­ach­ten, wie sie empor­ge­tra­gen wird, sind natür­lich Legen­den. Es gibt keine his­to­ri­sche Tra­di­tion von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel. Aber es gibt eine dog­ma­ti­sche Tra­di­tion, d. h. eine Über­lie­fe­rung, wel­che die Kir­che auf­grund des bib­li­schen Mari­en­bil­des aus­ge­bil­det hat. Sie setzt ein mit der Schrift „Tran­si­tus Mariae“. Diese Schrift aus dem 4./5. Jahr­hun­dert, deren Wur­zeln in das 2./3. Jahr­hun­dert zurück­ge­hen, berich­tet uns von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel. Aber auch unab­hän­gig von die­ser Schrift, die ja apo­kryph ist, also von der Kir­che nicht in das Ver­zeich­nis der amt­li­chen Schrif­ten auf­ge­nom­men wurde, haben Kir­chen­vä­ter die Über­zeu­gung vor­ge­tra­gen, daß Maria voll­vollendet ist, daß sie ganz, mit Leib und Seele an der himm­li­schen Herr­lich­keit teil­nimmt, und zwar Kir­chen­vä­ter von hohem Rang wie Andreas von Kreta, Johan­nes von Damas­kus, Modes­tus von Jeru­sa­lem, Ger­ma­nus von Kon­stan­ti­no­pel. Alle diese bedeu­ten­den, teil­weise hei­li­gen Kir­chen­vä­ter sind der Über­zeu­gung, daß Maria in den Him­mel auf­ge­nom­men wurde. Im 10. Jahr­hun­dert wird der Glaube all­ge­mein von den Theo­lo­gen gelehrt, und als Papst Pius XII. im Mai 1946 einen Brief an alle Bischöfe rich­tete, in dem er fragte, ob es mög­lich und ange­mes­sen sei, es als Dogma zu ver­kün­den, daß Maria mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men ist, da erhielt er ein über­wäl­ti­gen­des Echo. Er wollte durch diese Anfrage fest­stel­len, was das Volk Got­tes, was die Kir­che, was die Bischöfe als deren Spre­cher über das End­schick­sal Mari­ens den­ken. Es lie­fen fast 1200 Ant­wor­ten ein. Von 1181 Brie­fen waren nur 6 zwei­felnd, ob man es als Dogma ver­kün­den könne, daß Maria mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men ist. Also eine mora­li­sche Ein­mü­tig­keit des gesam­ten katho­li­schen Epis­ko­pa­tes, daß es mög­lich und ange­mes­sen sei, das Dogma zu ver­kün­den: Maria ist mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men. Das ordent­li­che Lehr­amt war also all­ge­mein der Ansicht, daß es eine Glau­bens­wahr­heit ist: Maria ist in den Him­mel auf­ge­nom­men. Es gibt eine Dog­ma­ti­sie­rung schon durch das ordent­li­che all­ge­meine Lehr­amt. Aber damit wollte sich der Papst nicht begnü­gen. Er wollte end­gül­tige und zwei­fels­freie Sicher­heit ver­schaf­fen. Darum hat er kraft sei­ner Unfehl­bar­keit am 1. Novem­ber 1950 das Dogma ver­kün­det: „Maria wurde nach Voll­endung ihres irdi­schen Lebens­lau­fes mit Leib und Seele in die Herr­lich­keit des Him­mels auf­ge­nom­men.“ Seit­dem ist es ein Glau­bens­satz, ein Glau­bens­ge­setz, daß Maria in wun­der­ba­rer Weise zur himm­li­schen Herr­lich­keit erhöht wor­den ist.

Es braucht uns nicht zu wun­dern, meine lie­ben Freunde, daß es eine Ent­wick­lung der Dog­men gibt. Der Hei­lige Geist führt eben die Kir­che in alle Wahr­heit ein; das hat uns ja der Herr ver­hei­ßen. Es ist nicht alles von Anfang an aus­for­mu­liert da, son­dern es braucht seine Zeit, bis die Ent­wick­lung reif ist, um ein sol­ches Dogma zu for­mu­lie­ren. Das ist in der pro­fa­nen Wis­sen­schaft genauso. Wir ken­nen die Gesetze der Schwer­kraft erst, seit­dem New­ton und Gali­lei und Kep­ler ihre For­schun­gen gemacht hat­ten. Und wir ken­nen die Gesetze der Elek­tri­zi­tät erst, seit­dem Fara­day, Joule und Hertz dar­über geforscht haben. Ähn­lich-unähn­lich ist es auch im Bereich der Reli­gion. Auch da gibt es eine legi­time Ent­wick­lung, die vom Wild­wuchs wohl zu unter­schei­den ist. Es hat gewiß auch Wild­wuchs gege­ben; aber die Kir­che hat kraft des Glau­bens­sin­nes, in dem der Hei­lige Geist wirk­sam ist, den Wild­wuchs vom ech­ten Gewächs unter­schie­den. Der hei­lige Tho­mas war z. B. der Ansicht, daß auch der hei­lige Johan­nes mit Leib und Seele in den Him­mel auf­ge­nom­men sei. Die Kir­che hat diese Mei­nung abge­wie­sen. Wir kön­nen also bezüg­lich der Ent­wick­lung des Glau­bens auf den Hei­li­gen Geist ver­trauen und uns gewiß machen las­sen, daß diese Ent­wick­lung geist­ge­lei­tet war.

Die Lehre von der Auf­nahme Mari­ens in den Him­mel hat schließ­lich drit­tens auch ihre bib­li­schen Grund­la­gen. Die Enzy­klika und Bulle Pius‘ XII. „Muni­fi­cen­tis­si­mus Deus“ ver­weist auf das Pro­te­van­ge­lium, das erste Evan­ge­lium, das im Buche Gene­sis ent­hal­ten ist. Da heißt es: „Feind­schaft will ich set­zen zwi­schen dir und der Frau, zwi­schen dei­nem Sproß und ihrem Sproß. Er wird dir den Kopf zer­tre­ten, und du wirst sei­ner Ferse nach­stel­len.“ So spricht Gott zur Schlange. Und die Kir­che sieht in der Frau, von der hier die Rede ist, über die erste Eva hin­aus die zweite Eva ange­zielt. Maria ist die zweite Eva, die zu dem zwei­ten Adam paßt und die mit dem zwei­ten Adam zusam­men den Kampf gegen den Satan geführt hat. Es gibt aber auch andere bib­li­sche Grund­la­gen, so wenn in der Hei­li­gen Schrift immer der Zusam­men­hang zwi­schen Erwäh­lung, Begna­dung und Ver­herr­li­chung her­vor­ge­ho­ben wird. Etwa im Römer­brief, wo es heißt: „Die er aber vor­her­be­stimmt hat, die hat er auch beru­fen, und die er beru­fen hat, die hat er auch gerecht­fer­tigt. Die er aber gerecht­fer­tigt hat, die hat er auch ver­herr­licht.“ Die­ser Zusam­men­hang zwi­schen Erwäh­lung, Begna­dung und Ver­herr­li­chung ist eine der bib­li­schen Grund­la­gen für das End­schick­sal Mari­ens. Sie wurde erwählt, sie wurde begna­det, und sie wurde auch ver­herr­licht. An einer ande­ren Stelle spricht der Apos­tel Pau­lus ähn­lich, wenn er sagt: „Preis­wür­dig ist der Gott und Vater unse­res Herrn Jesus Chris­tus, der in Chris­tus geseg­net hat mit allem gött­li­chen Segen vom Him­mel aus. In ihm hat er uns ja aus­er­wählt vor Grund­le­gung der Welt, daß wir hei­lig und unta­del­haft vor ihm seien. In Liebe hat er uns vor­her­be­stimmt, daß wir in ein Kin­des­ver­hält­nis zu ihm tre­ten soll­ten durch Jesus Chris­tus nach sei­nem gnä­di­gen Wil­lens­ent­schluß zum Preis sei­ner herr­li­chen Gnade, mit der er uns begna­det hat in dem Gelieb­ten. In ihm haben wir die Erlö­sung.“ Eine wei­tere bib­li­sche Grund­lage für das Dogma ist die Zusam­men­ge­hö­rig­keit mit Chris­tus, die jetzt schon eine (noch ver­bor­gene) Gleich­ge­stal­tung mit ihm in Tod, Auf­er­ste­hung und herr­li­cher Him­mel­fahrt stif­tet. So heißt es im Ephe­ser­brief: „Gott aber, der reich ist an Erbar­men, hat uns in sei­ner über­gro­ßen Liebe, mit der er uns geliebt, uns, da wir in den Sün­den tot waren, leben­dig gemacht mit Chris­tus. Aus Gnade also seid ihr geret­tet. Er hat uns mit­au­f­er­weckt und mit­ver­setzt in den Him­mel in Chris­tus Jesus.“ Was an uns ver­bor­ge­ner­ma­ßen gesche­hen ist, das ist in Maria her­aus­ge­kom­men, das ist in Maria offen­bar gewor­den, näm­lich daß wir nicht nur erlöst, son­dern auch in den Him­mel ver­setzt sind. Sie hat diese Gnade erlangt, weil sie mit dem Schick­sal Jesu in ein­zig­ar­ti­ger Weise ver­bun­den ist. Sie hat sein gan­zes Leben geteilt, sie, die ihn im Schoße getra­gen, sie, die ihn gebo­ren hat, sie, die sein öffent­li­ches Auf­tre­ten beglei­tet hat, sie, die mit ihm unter dem Kreuze gelit­ten hat, sie, die ihn wohl auch als den Auf­er­stan­de­nen erlebt hat. Sie sollte auch in der himm­li­schen Herr­lich­keit mit ihm ver­eint sein. Also die Schick­sals­ge­mein­schaft mit Chris­tus hat Maria den Him­mel ver­dient. Weil sie mit ihm eins war im Kampfe, durfte sie mit ihm eins sein im Sieg. Sie hat den Sieg errun­gen, weil sie im Kampfe mit Chris­tus an einer Seite gekämpft hat.

Das also, meine lie­ben Chris­ten, ist der Inhalt des heu­ti­gen Fes­tes, ist die Ent­ste­hung die­ses Glau­bens, ist auch die bib­li­sche Grund­le­gung. Maria wird von uns ver­ehrt als die Köni­gin, als die Köni­gin des Him­mels, die Köni­gin der Patri­ar­chen, der Pro­phe­ten, der Apos­tel, der Mar­ty­rer, der Jung­frauen, der Beken­ner, aller Hei­li­gen, weil sie an der Spitze von allen steht. Gott selbst ist ein Mari­en­ver­eh­rer. Er hat sie aus­ge­zeich­net und gekrönt. Wie könn­ten wir dann hin­ter sei­ner Ver­eh­rung zurück­blei­ben? Wir ver­eh­ren sie, indem wir sie lie­ben. Wir ver­eh­ren sie, indem wir ihr dan­ken. Wir ver­eh­ren sie, indem wir sie bit­ten. Wir rufen sie an als die Mut­ter von der immer­wäh­ren­den Hilfe, als die Mut­ter vom guten Rat, als die Pforte des Him­mels. Wahr­haf­tig, ein Mari­en­ver­eh­rer, ein wirk­li­cher, ein ech­ter Mari­en­ver­eh­rer wird nicht ver­lo­ren gehen. „Ich glaube nicht“, schreibt ein­mal der hei­lige Alfons von Liguori, „daß die Hölle sich rüh­men kann, einen ein­zi­gen zu haben, der eine rechte Ver­eh­rung zur Mut­ter­got­tes gehabt hat.“

Amen.

Predigt von Professor May


zuletzt bearbeitet 14.08.2020 10:44 | nach oben springen


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