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11. April 2020 - Warum die Christen verzeihen sollen. - Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz – Vater verzeihe ihnen
11. April 2020 - Warum die Christen verzeihen sollen. - Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz – Vater verzeihe ihnen
in Schon gewusst ? 11.04.2020 07:09von Blasius • 3.920 Beiträge
Warum die Christen verzeihen sollen
1 Warum die Christen verzeihen sollen
1.1 Christus hat seinen Feinden verziehen
1.2 Gerechte Verteidigung und ungerechte Rache
1.3 Der Liebe ist nichts schwer
1.4 Eine sanfte Antwort stillt den Zorn
1.5 Man darf nicht das Böse tun, damit Gutes heraus komme
Christus hat seinen Feinden verziehen
Eine zweite und für alle jene, welche sie auf sich machen wollen, sehr heilsame Nutzanwendung wird die sein, wenn die Menschen erlittene Unbilden gerne verzeihen und dadurch aus Feinden sich Freunde zu machen lernen wollen.
Um aber zu dieser Überzeugung zu gelangen, sollte das Beispiel Christi und Gottes ein hinlänglicher Beweggrund sein. Denn wenn Christus seinen Kreuzigern verzieh und für sie bat, warum sollte dies nicht auch der Christ tun? Wenn Gott der Schöpfer, der als Herr und Richter sogleich an den Sündern Rache nehmen könnte, dennoch wartet, daß sich der Sünder bekehre, und zum Frieden und zur Versöhnung einladet, indem er jenen zu verzeihen bereit ist, die seine Majestät beleidigt haben, warum sollte dies nicht sein Geschöpf tun?
Da überdies der Verzeihung von Beleidigungen ein überschwänglicher Lohn sicher zu Teil wird. In den nachrichten über das Leben und den Tod des hl. Engelbert, Erzbischofs von Köln, liest man, es sei in Beziehung auf ihn, als er auf einer Reise von seinen Feinden ermordet wurde und er in seinem Herzen sprach: Vater verzeihe ihnen, geoffenbart worden, daß wegen dieser einzigen Gott ungemein angenehmen Handlung nicht nur seine Seele von den Engeln auf der Stelle in den Himmel getragen, sondern daß er sogar unter die Scharen der Märtyrer versetzt worden sei, daß er die Märtyrerkrone erhalten habe und nach seinem Tod durch viele Wunder verherrlicht worden sei.
Gerechte Verteidigung und ungerechte Rache
O wenn doch die Christen wüßten, wie leicht sie sich, wenn sie nur wollten, mit unvergleichlichen Schätzen bereichern, und welche erhabene Ehrennamen sie sich verdienen könnten, wenn sie die unordentlichen Regungen ihrer Seele beherrschen und die schnell vorüber gehenden und unbedeutenden Kränkungen mit erhabener Seele übertragen wollten, so würden sie sicher nicht so hartherzig und unerbittlich sein, um die Unbilden entweder zu verzeihen oder zu ertragen.
Allein sie sagen, es scheint überhaupt gegen das Naturrecht zu sein; daß jemand sich ungerechter Weise zermalmen und durch Worte oder taten kränken lasse; denn wir sehen ja die unvernünftigen Tiere, die durch den bloßen Naturtrieb geleitet werden, sich auf andere ihnen feindliche Tiere, sobald sie dieselben gewahren, mit Heftigkeit losstürzen und sie durch Beißen oder Schlagen zu Grunde richten. Wir machen auch an uns selbst die Erfahrung, daß, wenn wir zufällig auf einen Feind stoßen, auf der Stelle das reizbare Blut in Wallung gerate und das Verlangen nach Rache naturgemäß in uns aufsteige. Wer so schließt ist ganz und gar im Irrtum befangen, indem er die gerechte Verteidigung mit der ungerechten Rache verwechselt. Eine gerechte Verteidigung verdient keinen Tadel, und das ist es, was die Natur selbst lehrt: Gewalt mit Gewalt abzuwehren, nicht aber eine erlittene Unbild zu rächen. Eine Unbild von sich abzuwehren, verbietet niemand; allein eine erlittene Unbild zu rächen, verbietet das göttliche Gesetz, denn die Rache geht nicht Privatleute, sondern die Obrigkeit an; und weil Gott der König der Könige ist, so ruft er aus und spricht (Deut. 32, 55): Mir steht die Rache und die Vergeltung zu.
Daß aber die Tiere auf die ihnen feindlichen Tiere von Natur aus los stürzen, kommt daher, daß sie Tiere sind und nicht zwischen der Natur und der Verdorbenheit der Natur unterscheiden können. Die mit Vernunft begabten Menschen aber müssen die Natur oder die Person, welche von Gott gut geschaffen wurde, von der Verdorbenheit oder Sünde, die böse ist und nicht von Gott kam, unterscheiden. Es soll daher der Mensch, wenn er ein Unrecht erleidet, die Person lieben und das Unrecht hassen, und nicht sowohl über den Feind zürnen, als ihn bemitleiden, und die Ärzte nachahmen, welche die Kranken lieben und deswegen auf das fleißigste besorgen, die Krankheit aber hassen und um sie zu entfernen und ganz unschädlich zu machen, nach Kräften sich bemühen. Dieses lehrt der Lehrmeister und Seelenarzt Christus, da er spricht (Matth. 5, 44):
Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen und betet für eure Verfolger und Verleumder.
Auch glich unser Lehrmeister Christus nicht den Schriftgelehrten und Pharisäern, die auf dem Lehrstuhl Mosis saßen und lehrten, es aber nicht befolgten; sondern er saß auf dem Lehrstuhl des heiligen Kreuzes und befolgte, was er lehrte; denn er liebte seine Feinde und bat für sie, indem er sprach: Vater verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Daß aber auch in den Menschen das Blut in Wallung zu geraten anfängt, wenn sie jene gewahren, durch die sie ein Unrecht erlitten, davon liegt der Grund darin, daß sie sinnliche Menschen sind, und noch nicht die Regungen des untergeordneten Teiles in uns, den wir mit den Tieren gemein haben, durch die Vernunft zu bezähmen gelernt haben. Denn jene, welche geistig sind, und den Regungen des Körpers nicht untertan zu sein, sondern über sie zu gebieten wisen, zürnen nicht über ihre Feinde, sondern haben Mitleid mit ihnen und suchen sie durch Wohltaten zum Frieden und zur Eintracht zu gewinnen.
Der Liebe ist nichts schwer
Allein dies ist, wie sie sagen, allzu schwer und hart, zumal für Leute, die von edler Geburt sind und auf ihre Ehre halten müssen. Im Gegenteil, es ist sogar leicht, denn das Joch Christi, der seinen Anhängern dieses Gesetz aufgelegt hat ist angenehm, und seine Last nach dem Zeugnis der Evangelien leicht; und seine Gebote sind nach dem Ausspruch des hl. Johannes nicht lästig. Wenn sie uns nun schwer und lästig scheinen, so kommt dies daher, weil in uns nur eine geringe oder gar keine Liebe Gottes wohnt; denn der Liebe ist nichts schwer, indem der Apostel sagt (1. Kor. 13, 7): Die Liebe ist geduldig, gutmütig, sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, unterzieht sich allem. Jedoch nicht bloß Christus liebte seine Feinde, obgleich er hierin über alle erhaben ist; denn auch unter dem Gesetz der Natur liebte der hl. Patriarch Joseph (Gen. 45) seine Feinde, von denen er verkauft worden war, auf eine auffallende Weise. Und unter dem geschriebenen Gesetz ertrug David seinen Feind Saul mit aller Geduld, der ihn lange Zeit aufsuchen ließ, um ihn zu töten, während er selbst, obgleich er den Saul hätte töten können, sich dessen enthielt. Unter dem Gesetz der Gnade aber folgte dem Beispiel Christi der erste Märtyrer Stephanus, der, während er gesteinigt wurde, mit den Worten betete (Act. 7, 59): Herr rechne ihnen dieses nicht zur Sünde, so wie auch der hl. Apostel Jakob, welcher Bischof zu Jerusalem war und, als er von den Juden von einem erhabenen Ort hinab gestürzt worden war, mit dem Tod ringend ausrief: Herr verzeihe ihnen, weil sie nicht wissen, was sie tun. Auch der hl. Apostel Paulus sagt von sich und seinen Mitaposteln (1. Kor. 4, 12): Wir werden gelästert und segnen dafür, wir leiden Verfolgung und dulden es, wir werden geschmäht und beten inständig dafür. Endlich erfüllten die meisten Märtyrer und unzählige andere dem Beispiel Christi entsprechend mit Leichtigkeit dieses gebot. Allein es sagen dennoch einige, ich leugne nicht, daß man den Feinden verzeihen müsse, allein zu seiner Zeit, wenn nämlich das Andenken an das erlittene Unrecht gewichen und der geist sich von jener Verwirrung erholt hat. Allein wenn man unterdessen aus diesem Leben hinweg gerafft und ohne das Kleid der Liebe erfunden werden und man die Worte hören sollte (Matth. 22, 12): Wie bist du herein gekommen und hast kein hochzeitliches Kleid an? wird man dann nicht verstummen und den Ausspruch des Herrn vernehmen (Matth. 22, 13): Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die äußere Finsternis; da wird Heulen und Zähneknirschen sein. Achte man im Gegenteil sorgfältig auf das Beispiel seines Herrn und ahme es nach, der gerade in jenem Augenblick, wo er das Unrecht erlitt und ihm die Hände und Füße von frischem Blut träufelten, und sein ganzer Körper von den heftigsten Schmerzen gequält wurde, zu seinem Vater sprach: Vater, verzeihe ihnen. Dieses ist der wahre und einzige Lehrer, den alle hören müssen, die sich nicht in Irrtum führen lassen wollen, von dem Gott der Vater vom Himmel herab verkündete (Matth. 17, 5): Hört diesen (Kol. 2, 3), in ihm sind alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft Gottes. Wenn man Salomon zu Rate gezogen hätte, so würde man sicher seinen Rat oder sein Urteil befolgen, und dieser ist mehr als Salomon.
Eine sanfte Antwort stillt den Zorn
Ich höre aber den einen oder andern widersprechen und sagen: Wenn wir Gutes für Böses, Wohltaten für erlittenes Unrecht, Segnung für Beschimpfung vergelten wollen, so werden die Ruchlosen übermütig und die Wüteriche noch kecker werden; die Gerechten werden unterdrückt und die Tugend mit Füßen getreten werden. Die Sache verhält sich nicht so, denn nach dem Ausspruch des Weisen (Sprichw. 15, 1) stillt eine sanfte Antwort den Zorn; und nicht selten flößte die Geduld des Gerechten seinem Verfolger Bewunderung ein und machte ihn aus seinem Feind zu seinem aufrichtigsten Freund. Auch fehlt es ja auf Erde nicht an Obrigkeiten, Königen und Fürsten, denen es obliegt, nach der Strenge der Gesetze die Ruchlosen im Zaum zu halten und dafür zu sorgen, daß die Gerechten in Ruhe und Frieden leben können. Allein wenn auch manchmal an einem und dem andern Ort die menschliche Gerechtigkeit schlafen sollte, so wacht doch immer die göttliche Vorsehung, die nichts Böses ungestraft und nichts Gutes unbelohnt lassen wird; sie bewirkt auf eine bewunderungswürdige Art, daß die Ruchlosen die Gerechten, während sie dieselben zu unterdrücken glauben, erhöhen und ihnen einen größeren Glanz verschaffen. Der heilige Leo spricht folgendes (Rede über d. hl. Laurentius): Verfolger, du hat gegen den Märtyrer gewütet, du hast gewütet und seinen Siegespreis erhöht, indem du die Strafe vergrößerst. Denn was hat dein Geist nicht zum Ruhm des Siegers beigetragen, da sogar die Werkzeuge zur Todesstrafe zur Ehre des Sieges mitwirkten. – Dasselbe läßt sich von allen Märtyrern, so wie auch von den heiligen des alten Bundes sagen. Denn nichts hat den Patriarchen Joseph mehr berühmt gemacht und erhöht, als die Verfolgung seiner Brüder. Denn dadurch, daß sie ihn aus Neid an die Madianiten verkauften, gaben sie ihm Gelegenheit, daß er der Erste in ganz Ägypten und unter seinen Brüdern wurde.
Man darf nicht das Böse tun, damit Gutes heraus komme
Doch mit Übergehung dessen wollen wir überhaupt erwägen, wie viele und gewaltige Nachteile jene erleiden, welche um den Schatten der Schande bei den Menschen zu fliehen ganz hartnäckig das von ihren Feinden erlittene Unrecht rächen wollen. Ernstlich geben sie sich als Toren zu erkennen, indem sie durch ein größeres Übel ein kleineres beseitigen wollen; denn es ist ein allen bekannter und von dem Apostel bestätigter Grundsatz (Röm. 3, 8): Man darf das Böse nicht tun, damit Gutes heraus komme; eben so darf man größere Übel nicht tun, um kleinere zu beseitigen. Wer ein Unrecht erleidet, verfällt in das Herbe einer Strafe; wer aber Rache nimmt, verfällt in das Übel der Schuld. Allein ohne Vergleich ist das Übel der Schuld größer, als das der Strafe; da nämlich die Strafe den Menschen unglücklich, aber nicht böse, die Schuld aber unglücklich und böse macht; die Strafe beraubt den Menschen eines zeitlichen Gutes; die Schuld aber sowohl eines zeitlichen als ewigen Gutes. Wer daher, um das Übel der Strafe zu heilen, in jenes der Schuld verfällt, gleicht jenem, der, um sich einen zu kurzen Schuh zurecht zu machen, sich einen Teil des Fußes abschneidet, was offenbar eine Narrheit ist. Obgleich man nun in zeitlichen Dingen dergleichen Unsinn nicht findet, so gibt es doch ganz verblendete Menschen, die sich nicht scheuen, Gott auf das Schwerste zu beleidigen, um entweder den schatten der Schande vor den Menschen zu fliehen oder den Dunst der Ehre bei denselben zu bewahren. Denn jene verfallen in den Zorn und Hass Gottes; wenn sie nun nicht bei Zeiten zur Besinnung kommen und ernstliche Buße tun, so werden sie ewige Schande und Strafe erleiden und der ewigen Ehre verlustig werden. Ferner erweisen sie dem Teufel und seinen Engeln, welche ihre Feinde aus eben dem Grund, damit Streit und Feindschaften entstünden, zur Zufügung der Beleidigungen anreizten, den angenehmsten Dienst. Wie schändlich es aber sei, mehr dem erbittertsten Feind des menschlichen Geschlechtes, als Christus sich gefällig zu eigen, überlasse ich dem Urteil und der Erwägung aller Frommen…
So täuscht und hintergeht der Teufel jene, welche lieber die Sklaven einer falschen Ehre, als die Diener und Brüder Christi des besten Königs und die Miterben am größten und ewigen Reich sein wollen. Da nun ein so großer und schwerer Verlust auf jene törichten Menschen wartet, welche gegen Gottes Gebot sich mit ihren Feinden auszusöhnen weigern, so mögen alle, die klug sind, Christus den Lehrer aller, der im Evangelium lehrt und vom Kreuz herab durch Taten seine Lehre bestätigt, hören und ihm folgen. –
aus: Robert Bellarmin SJ, Die Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz., 1838, S. 13 – S. 19
https://katholischglauben.info/warum-die...rzeihen-sollen/
Liebe Grüße, Blasius
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