Leiden und Sterben Christi: Christus hängt am Kreuz, halbnackt und mit der Dornenkrone gekrönt, seine Mutter Maria und der Lieblingsjünger Johannes sitzen unter dem Kreuz, während Magdalena das Kreuz umfaßt und weint
Acht Betrachtungen über das Leiden Jesu Christi
Erste Betrachtung: Das Leiden Christi ist unser Trost
1. In diesem Tränental gibt es für uns keinen größeren Trost, als unseren gekreuzigten Heiland. Nur der Gedanke, daß Jesus gestorben ist, um für unsere Schuld genugzutun, kann den Schmerz lindern, den uns die Gewissensbisse über unsere Sünden verursachen: Er hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben. (Gal. 1,4)
2. Werden wir verfolgt, verleumdet, verachtet, unseres Amtes, unserer Ehre beraubt, kommen die schrecklichsten Leiden über uns, so haben wir kein kräftigeres Mittel, um geduldig und ergeben leiden zu können, als den Anblick unseres verachteten, verleumdeten armen Heilandes, der nackt und von Allen verlassen am Kreuz stirbt.
3. In der Krankheit gibt es für uns keinen größeren Trost, als der gekreuzigte Jesus; wir müssen alsdann bedenken, daß, während unser weiches Krankenlager unsere Schmerzen lindert, die Leiden des kranken Jesus am Kreuz, auf dem Er starb, stets vermehrt wurden! Denn statt eines Bettes fand Er ein rauhes Holz, an das Ihn drei Nägel hefteten; statt eines Kopfkissens für sein müdes Haupt eine Dornenkrone, die seine Schmerzen unausgesetzt vermehrten, bis Er endlich den Geist aufgab. Sind wir krank, so umgeben uns mitleidige Freunde und Verwandte, die uns unsere Leiden zu erleichtern suchen; Jesus stirbt von Feinden umgeben, die wenige Augenblicke vor seinem Tod Ihn beleidigen, Ihn wie einen Missetäter und Verführer des Volkes behandeln. Nichts kann den Kranken, besonders wenn die Menschen ihn verlassen, mehr trösten als der Anblick des gekreuzigten Jesus; Nichts tröstet ihn mehr, als wenn er dann seine Leiden mit den Leiden Jesu vereinigen kann.
4. In der Todesangst, wenn die Hölle uns verfolgt, wenn unsere Sünden uns erschrecken, wenn der Gedanke an die Rechenschaft, die wir Gott ablegen müssen, uns beinahe zur Verzweiflung bringt, bleibt dem mit dem Tode Ringenden nichts übrig, als daß er sein Kreuz in die Hand nehme und ausrufe:
Du mein Jesus, mein Erlöser! Du bist meine Hoffnung!
Alle Gnade, alle Erkenntnis, alle heiligen Wünsche und frommen Anmutungen, der Schmerz über unsere Sünden, unsere guten Vorsätze, die Liebe, die wir zu Gott spüren, die Hoffnung, in den Himmel zu kommen, Alles, Alles sind Gaben, die wir dem Leiden Christi verdanken.
Anmutungen und Bitten.
Wenn Du, o mein Heiland! nicht für mich gestorben wärest, könnte ich da wohl hoffen, nachdem ich Dich so oft verlassen, nachdem ich so oft die Hölle verdient habe , – mit so vielen unschuldigen Jungfrauen, mit so vielen heiligen Märtyrern, mit den Aposteln und sogar mit den heiligen Engeln vereinigt, im himmlischen Vaterland dein göttliches Angesicht zu schauen? Ja, um deiner Leiden willen darf ich hoffen, ungeachtet meiner Sünden noch dereinst auf`s Innigste mit den Heiligen, mit deiner göttlichen Mutter verbunden zu werden; darf ich hoffen, die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel deine Barmherzigkeit zu verkündigen, Dir zu danken, Dich ewig zu lieben. Mein Jesus, ich hoffe es zuversichtlich: Die Barmherzigkeit Gottes werde ich in Ewigkeit lobpreisen. (Ps. 88,2) Heilige Mutter Gottes, bitte Jesum für mich. –
aus: Alphons Maria von Liguori, Das bittere Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu Christi, Ein Gebets- und Betrachtungsbuch für die heilige Fastenzeit, 1892, S. 529 – S. 531
https://katholischglauben.info/das-leide...st-unser-trost/
Liebe Grüße, Blasius