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Papst Pius IX.: Diese Religion bedarf keiner Reformation

in Schon gewusst ? 27.02.2020 09:24
von Blasius • 3.823 Beiträge




1 Papst Pius IX.: Diese Religion bedarf keiner Reformation

1.1 Die Stellung Pius IX. zu den beiden Parteien auf dem Vatikanischen Konzil
1.2 Päpste über die Unfehlbarkeit des Papstes
1.3 Pius IX. zur Behauptung, die Kirche habe ein 1789 notwendig
Die Stellung Pius IX. zu den beiden Parteien auf dem Vatikanischen Konzil
Pius IX. stand freilich ganz auf der Seite derjenigen, welche die Lehre der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem Konzil entschieden sehen wollten. Aber er mischte sich in den Streit der Väter nicht ein und ließ dem Konzil volle Freiheit, die Lehre zu definieren oder nicht.

Es machte die Erzählung die Runde, daß Kardinal Schwarzenberg bei einer Audienz versucht habe, den Papst von der Inopportunität und den Gefahren der Definition zu überzeugen. Da habe der Papst ihn unterbrochen und gesagt: ‘Ich Johann Maria Mastai, ich glaube an die Unfehlbarkeit des Papstes. Als Papst habe ich vom Konzil nichts zu verlangen. Der Heilige Geist wird es erleuchten…’ (Friedberg, Aktenstücke zum Vatikan. Konzil S. 108f). Wir können die Wahrheit dieser Erzählung nicht verbürgen. Aber sie bezeichnet sehr gut das Verhalten, das Pius IX. in der Frage der Unfehlbarkeit des Papstes beobachtet hat. Für seine Person glaubte er an die Unfehlbarkeit des Papstes, und er stand hinsichtlich der Definition derselben ganz auf der Seite der Majorität. Aber als Oberhaupt der Kirche übte er auf das Konzil keinen Druck aus und überließ es ganz der Leitung des Heiligen Geistes.

Päpste über die Unfehlbarkeit des Papstes

Der Papst hat die Pflicht, die Verteidigung der Glaubens-Wahrheiten zu fördern. Zu diesen gehören nicht nur die auf Konzilien definierten Wahrheiten, sondern auch diejenigen, welche er als zum Glaubensschatz gehörige Wahrheiten ansieht, also auch vor der Definition des Vatikanischen Konzils die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes. Diese Lehre war nicht nur in der Heiligen Schrift enthalten, sondern auch durch allgemeine Konzilien, wie das Glaubensbekenntnis der Griechen im zweiten Konzil von Lyon und das Unionsdekret des Konzils von Florenz, verbürgt, und wenn Pius IX. die Verteidiger der Unfehlbarkeits-Lehre belobte, so hat er hierin alle jene Päpste zu Vorgängern, die, wie wir oben sahen (S. 262), das Bekenntnis derselben von den Christen verlangt oder die entgegen gesetzte Lehre verworfen haben. Zu diesen gehört der Papst Hormisdas, der den orientalischen Bischöfen im Jahre 518 ein Glaubensbekenntnis zur Unterschrift vorlegte, das diese Lehre klar ausspricht; Papst Sixtus IV., der im Jahre 1479 den Satz des Petrus de Osma verurteilte: ‘Die Kirche der Stadt Rom kann irren’; jene Päpste, welche die gallikanische Deklaration von 1682 verworfen haben, wie Innozenz XI., Alexander VIII. und Pius VI., sowie Alexander VIII. auch durch Verurteilung von neununddreißig Sätzen, von denen der neunundzwanzigste lautet: ‘Die Behauptung von der Autorität des Papstes über das Konzil und von der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubenssachen ist eine nichtige und oft widerlegte Behauptung’. Das Recht und die Pflicht des Papstes, das Bekenntnis dieser Lehre zu fördern und der Leugnung derselben entgegen zu treten, bestand für Pius IX. gerade so, wie für seine Vorgänger, und wurde in keiner Weise durch das Vatikanische Konzil deshalb suspendiert, weil sich der Absicht der meisten Bischöfe, diese Lehre konziliarisch zu definieren, eine Minorität widersetzte, beabsichtigte ja auch diese nicht, jene Lehre zu verwerfen; sie hatten bloß nicht den Willen, sie zu definieren. Mochte nun geschehen, was die Majorität oder was die Minorität wünschte, so blieb Recht und Pflicht des Papstes bestehen, die Verteidigung der Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit zu fördern. Zur Zeit des Konzils war die Erfüllung dieser Pflicht um so notwendiger, weil die Lehre in Schriften und Tagesblättern aufs heftigste angegriffen wurde.

Pius IX. zur Behauptung, die Kirche habe ein 1789 notwendig
Am 17. Februar wurde eine Ausstellung für christliche Kunst eröffnet. Pius IX. erschien, und auf die Empfangsrede des Kardinals Berardi antwortete er mit der ihm eigenen Redegewandtheit (C.V. 1541 b sq.). Er sagte, daß er die Ausstellung veranlaßt habe, um zu zeigen, wie sehr die christliche Religion die Künste fördere. Nachdem er dann über den Einfluss der Religion auf die Kunst gesprochen, fügte er hinzu: ‘Nein, es ist nicht wahr, daß diese Religion einer Reformation bedarf, oder es notwendig hat, auf die Prinzipien von 1789 gestellt zu werden, wie der große italienische Demagoge gesagt hat.’ Durch diese Worte, meint Friedrich, habe der Papst die Minorität öffentlich brandmarken wollen. Aber der Papst hat von der Minorität kein Wort gesagt. Die Sache liegt sehr einfach. In jenen Tagen hatte die ‘Allgemeine Zeitung’ einen Brief veröffentlicht, den, wie sie sagte, der frühere französische Minister Graf Falloux an Gratry geschrieben habe, um ihm zu seinen Streitschriften gegen die Unfehlbarkeits-Lehre zu gratulieren (siehe den Beitrag: ) In diesem Brief war der kirchlich-revolutionäre Satz ausgesprochen: ‘Die Kirche hat noch nicht ihre Revolution von 1789 durchgemacht; sie hat dieselbe notwendig.’ Die Nachricht hiervon ging in die katholischen Zeitungen über. Als Pius IX. davon hörte, sagte er, er werde über denjenigen das Anathem verhängen, welcher es gewagt habe, zu schreiben, daß die katholische Kirche ein 1789 notwendig habe. Der Graf Falloux beeilte sich zu erklären, daß er niemals etwas Ähnliches gedacht, gesagt oder geschrieben habe, und er bat den neu ernannten Bischof seiner Diözese, Msgr. Freppel, Bischof von Angers, den Papst hiervon zu unterrichten (Cornut, Msgr. Freppel p. 172. Auf den folgenden Seiten ist auch der Briefwechsel zwischen Freppel und Falloux mitgeteilt.). –

aus: Theodor Granderath SJ, Geschichte des Vatikanischen Konzils Von seiner ersten Ankündigung bis zu seiner Vertagung, Bd. 2, 1903, S. 294 – S. 299

BILD: Pius IX. nach einem Porträt von George Peter Alexander Healy, 1871

Liebe Grüße, Blasius


zuletzt bearbeitet 27.02.2020 09:25 | nach oben springen


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