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Der heilige Claudius de la Colombiere SJ
in Unsere Fürsprecher 15.02.2020 07:58von Blasius • 3.923 Beiträge
Ein Porträt des heiligen Claudius de la Colombiere aus der Gesellschaft Jesu;
seitlich oben sieht man das heiligste Herz Jesu
Der heilige Claudius de la Colombiere SJ
Claudius de la Colombiere war in Frankreich von hochadeligen Eltern zu St. Symphorian, zwei Meilen von Lyon, im Jahre 1641 geboren. Nachdem er seine ersten Jugendjahre in der Reinheit der Sitten und in Erlernung der schönen Wissenschaften zurück gelegt hatte, trat er im Jahre 1659 im Alter von achtzehn Jahren in den Orden der Gesellschaft Jesu. Hier zeichnete er sich sowohl durch die Bildung seines Geistes als durch die schönsten Tugenden seines Herzens aus. Nach Vollendung seiner Studien wurde er im Jahre 1671 zum Priester geweiht und dann von seinen Obern zum Predigtamt bestimmt. Im Jahre 1673 machte er den Vorschriften des Ordens gemäß das dritte Probejahr, und während desselben die 30-tägigen geistlichen Übungen des heiligen Ignatius. Gott gab ihm während dieser Tage reiches Gnadenlicht; er schrieb sich das Wichtigste davon für sein weiteres Leben auf. Diese Schrift besitzen wir noch, und finden darin, daß er schon damals mit der Andacht zum göttlichen Herzen sehr vertraut war. Wir wollen daraus nur Einiges anführen.
Bei der Betrachtung über die Sünde kam ihm zwar eine tiefe Selbstbeschämung über die Fehler seines Lebens, aber dabei spürte er den süßen Trost im Gedanken, wie da Gott gerade schöne Gelegenheit habe, seine Barmherzigkeit an ihm zu erzeigen und so sich selbst zu verherrlichen: „Bei diesem Gedanken, so schreibt er nun weiter, erfaßte mich ein starkes Vertrauen, Gott werde mir alle meine Unordnungen vergeben, um sich dadurch zu verherrlichen. Dieses Vertrauen steht durch Gottes Gnade so fest in meinem Herzen, daß ich meine, man könnte mir ehe das Leben, als dieses Vertrauen nehmen. – Darauf habe ich mich in die Arme der heiligen Jungfrau geworfen; mir kam vor, sie nehme mich mit wunderbarer Herablassung und Freundlichkeit auf und stelle mich ihrem Sohn vor. Dieser richtete um ihretwillen seine Augen auf mich und öffnete mir sein Herz, als wäre ich der unschuldigste Mensch der Welt gewesen.“ Die Bescheidenheit des P. Claudius sagt uns nicht, ob dies eine übernatürliche Erscheinung gewesen, oder nur ein frommer, von Gott verliehener, tröstlicher Gedanke.
Seelenführer der hl. Margaretha Alacoque
Schon diese wenigen Stellen aus dem Tagebuch des Ehrwürdigen zeigen uns, daß er mit dem Geist des Herzens Jesu und mit der Andacht gegen dasselbe wohl vertraut geworden und zwar im selben Jahr und fast zu gleicher Zeit, wo die selige Margaretha Alacoque die erste Offenbarung über dieselbe erhalten hatte.
Nachdem P. Claudius das dritte Probejahr vollendet hatte, schickten ihn seine Obern nach Paray le Monial, um dem dortigen Hause der Jesuiten vorzustehen, und das Amt eines außergewöhnlichen Beichtvaters bei den Salesianerinnen zu versehen. Es geschah dies anfangs des Jahres 1675. Hier hatte er nun vermöge seines Amtes Gelegenheit, die selige Margaretha Alacoque kennen zu lernen, ihren Geist zu prüfen, und ihr in schwerster Zeit zum Tröster zu werden. Die ungewöhnlichen Gnaden-Bezeugungen, welche sie vom Herrn empfangen hatte, brachten ihr viel Ungemach. …
Inzwischen war im selben Jahr 1675 das hohe Fronleichnamsfest gekommen. Am Sonntag darauf, am 16. Juni, bekam nun Margaretha jene berühmte Offenbarung, in welcher ihr der Auftrag wurde, dafür zu sorgen, daß das Fest des heiligsten Herzens eingeführt werde…
Der ehrwürdige Diener Gottes fühlte in seinem Herzen eine ungemeine Freude bei dem Gedanken, daß der göttliche Heiland auch ihn als Mitarbeiter zu einem so heiligen Werk zu gebrauchen würdige. Er zögerte nicht, dem Wunsch des Herrn Folge zu leisten und sich ganz dem göttlichen Herzen Jesu und der Ausbreitung der Verehrung desselben zu weihen. Diese Weihe vollzog er an dem Tage, welchen der Herr zum Fest seines heiligsten Herzens bestimmt hatte, am Freitag nach der Fronleichnams-Oktav, welcher in jenem Jahr auf den 21.Juni fiel. Er hatte sich diesen Weiheakt aufgeschrieben und demselben die Beweggründe der Weihe voraus gestellt. Sie enthalten eine kurze aber sehr klare und schöne Darlegung der Andacht zum göttlichen Herzen. Er schreibt:
„Die Aufopferung an das heiligste Herz Jesu geschieht zu Ehren dieses göttlichen Herzens, welches da ist:
1. der Sitz aller Tugenden; 2. die Quelle aller Segnungen; 3. der Zufluchtsort aller heiligen Seelen. – Die vorzüglichsten Tugenden, die in ihm geehrt werden sollen, sind erstens: die brennende Liebe zu seinem göttlichen Vater, verbunden mit einer tiefen Ehrfurcht und einer großen Demut. Zweitens: eine unendliche Geduld in allen Leiden, eine herzliche Zerknirschung und inniger Schmerz über die Sünden, mit denen es sich beladen hatte; das zarte Vertrauen eines Kindes zugleich mit der Beschämung eines großen Sünders. Drittens: das herzlichste Mitleid mit dem Elend der Menschen, und trotz dieses Elendes eine unermeßliche Liebe zu uns, und trotz dieser vielen heftigen Gemüts-Bewegungen eine unveränderliche Gleichmütigkeit, die sich auf die vollkommenste Ergebung in Gottes heiligsten Willen stützt, die sich durch kein Ereignis erschüttern ließ, so sehr es auch seinem Seeleneifer, oder seiner Demut, oder seiner Liebe, oder anderen Seelen-Stimmungen, in denen er war, widersprach.“
Dem Martertod entgangen
Nur anderthalb Jahre hatte Pater Claudius in Paray zugebracht, als er von seinen Obern abberufen und nach England geschickt wurde, um dort das Amt eines Beichtvaters der Königin Beatrix Eleonora und Hofpredigers zu übernehmen. Er kam am 13. Oktober 1676 in London an. Er wohnte hier zwar im königlichen Palast, aber gänzlich zurück gezogen vom Tumult und der Pracht des Hoflebens, einzig darauf bedacht, sich selbst zu heiligen und am Heil seiner Mitmenschen zu arbeiten. Er benützte sorgfältig die Gelegenheit, die ihm so teure Andacht zum Herzen Jesu zu verbreiten. Schon nach Ablauf eines Jahres konnte er in sein geistliches Tagebuch die Worte schreiben: „Ich habe erkannt, daß Gott sich meiner zur Ausführung seiner Wünsche bezüglich seiner Andacht bedienen wolle, die er einer Person (der sel. Margaretha Alacque) mitgeteilt, mit welcher er sehr vertraulich zu verkehren pflegt und durch die er sich meiner Schwäche zu bedienen gewürdigt. Ich habe in England schon Viele zu dieser Andacht bewogen und habe darüber an einen Freund nach Frankreich geschrieben und ihn gebeten, dieselbe in seiner Umgebung bekannt zu machen…“
Der Eifer, mit welchem P. Claudius seiner seelsorglichen Verrichtungen oblag, schwächte seine ohnehin nicht starke Gesundheit, daß er wiederholt aussetzen musste. Er erwartete auch schon seine Abberufung nach Frankreich von seinem Vorgesetzten, als Gott plötzlich die Feuerprobe des Leidens über ihn kommen ließ.
In einer Nacht, bei vorgerückter Stunde, ohne Rücksicht auf königliche Gastfreundschaft, die ihn gegen jede Gewalt schützen sollte, wurde Pater de la Colombiere verhaftet, aus seiner Wohnung geführt und in den Kerker geschleppt; Verschwörung wurde ihm zur Last gelegt, die Todesstrafe stand in Aussicht. Es versteht sich von selbst, daß man bei ihm keinen Anhaltspunkt finden konnte, um ihn der Teilnahme an einer Verschwörung zu überweisen, die übrigens bloß in den Köpfen der Ankläger war, der die Geschichte längst schon Gerechtigkeit hat widerfahren lassen, und die Protestanten selbst als eine plumpe und feige Verleumdung offen eingestanden haben.
Daß Pater de la Colombiere der Hinrichtung entgangen ist, hatte er nur seinem Titel als Hofprediger Ihrer königlichen Hoheit der Gräfin von York und dem Schutz Ludwigs XIV., Königs von Frankreich, dessen Untertan er war, zu verdanken; neun seiner Ordensbrüder und mit ihnen der erlauchte Markgraf von Stafford, Wilhelm Hovard, sind dieser eingebildeten Verschwörung zum Opfer gefallen und hingerichtet worden. Den Pater Colombiere verurteilten die hohen Herren Richter zur Verbannung. Dem unerschrockenen Glaubenshelden war es nicht gegönnt, den Kelch des Martertums zu trinken, nach dem es ihn so sehr verlangt hatte. Mißgestimmten Herzens verließ er England; musste er ja seine Brüder zurück lassen, die im Kerker schmachteten und mit einem Fuß so zu sagen schon auf dem Blutgerüst standen; er musste von den Kindern seines Apostolates Abschied nehmen und sie der Verwaisung und der Trauer überlassen. Übrigens war er bereit, zu jeder Stunde auf einen Wink seiner Vorgesetzten zurück zu kehren, zu dulden und zu sterben „im Lande des Kreuzes“, wie er England zu nennen pflegte.
Auf dem Weg in die ewige Heimat
Nach Frankreich zurück gekommen, war es ihm nicht mehr vergönnt, wieder nach England zu gelangen; noch zwei Jahre sollte er in der Verbannung dieses Erdenlebens zubringen, um dann ins Land der ewigen Freuden, ins wahre Vaterland abzureisen. Seine Gesundheit war wirklich lebensgefährlich angegriffen. Die Leiden des Kerkers, die peinliche Aufregung bei der Abreise von England, die Trennung von seinen geistlichen Kindern, die Meeresfahrt zur rauhen Jahreszeit, ganz besonders wohl der tief gehende Schmerz seines apostolischen Herzens angesichts der kirchlichen Bedrängnisse Englands, der Schmerz, es preis geben zu müssen, – das Alles hat die ohnehin schwache Brust des Paters ruiniert und sein Blutbrechen verdoppelt. Opfermutig ohne Rückhalt bot er sich seinen Vorgesetzten an, was immer für ein Amt zu versehen, das man ihm noch auftragen wolle, glücklich auf dem Feld der Ehre, mitten in Berufsarbeiten, sterben zu können. Man schickte ihn also nach Lyon, und gab ihm ein Amt, das sich mit seinen erschöpften Kräften vertragen konnte. Auf der Reise dahin hatte er den Trost, einige Tage in Paray le Monial verweilen zu können, die Demut und den Gehorsam der Schwester Margaretha zu bewundern und eine große Anzahl Leute, die herbei geeilt waren, ihren einstigen Seelenführer zu sehen und zu sprechen, mit neuem Eifer der Gottseligkeit zu erfüllen.
In Lyon hatte Pater de la Colombiere die geistliche Leitung der Ordensbrüder zu besorgen. Seine seltene Unterscheidungsgabe in geistlichen Dingen und seine ganz himmlische Salbung hatten sich bald bemerkbar gemacht. Der hoch berühmte Pater Joseph de Gallifet, dessen Schriften später die Herz-Jesu-Andacht in Frankreich und in Rom auf unumstößliche Grundlagen gestellt hatten, ist einer dieser jungen Ordensmänner gewesen, die da unsern Pater de la Colombiere zum geistlichen Führer hatten.
Die göttliche Vorsehung führte ihn noch einmal von Lyon nach Paray. Da wurde er von der seligen Margaretha aufmerksam gemacht, „daß der göttliche Heiland an diesem Ort von ihm das Opfer seines Lebens wollte“, nachdem er sich da einige Jahre früher dem Apostolat des göttlichen Herzens Jesus geweiht hatte. Diesen prophetischen Wink wohl erfassend, kam er bei seinen Vorgesetzten um Verlängerung seines Aufenthaltes in Paray ein; er hatte so nur auf das Geheiß der Ärzte zu einem Verwandten auf sein Landgut reisen sollen, um Heimatluft atmen zu können. Der Gottesmann verweilte nun länger in der gesegneten Nähe des Heiligtums, wo ihn der göttliche Heiland zum Apostel seines Herzens durch die selige Margaretha gemacht hatte. Es stellten sich jetzt aber bei ihm auf die Erschöpfung sehr empfindliche Schmerzen ein, er verlangte mit den heiligen Tröstungen der Kirche versehen zu werden, empfing die heiligen Sakramente mit englischer Andacht und – entschlief im Frieden des Herrn. – In seinen letzten Augenblicken hat er an sich die Wahrheit der Worte erfahren, welche er ins Buch seiner geistlichen Zurückgezogenheit hinein geschrieben hatte: „Nur Jene dürfen einen sanften Tod erwarten, welche sich Gott ohne Vorbehalt hingeben.“ Pater de la Colombiere starb in seinem einundvierzigsten Lebensjahr, und brachte über zwanzig Jahre in der Gesellschaft Jesu zu. Er starb am 15. Februar 1682. –
aus: Franz Hattler SJ, Großes Herz-Jesu-Buch für die christliche Familie, 1897, S. 631 – S. 638
Liebe Grüße, Blasius
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