Der Vater dieses Heiligen stammte aus Phrygien und wurde wegen seines Heldenmutes, den er im Krieg bewies, beim kaiserlichen Heer in Konstantinopel als Oberst angestellt, wo er in seiner Ehe mit einer frommen und christlichen Gemahlin einen Sohn erzeugte, der in der Taufe den Namen Anton erhielt. Mit diesem Kind wirkte auf eine besondere Weise die Gnade Gottes; denn als ein Junge von zwölf Jahren unterließ er schon alle kindlichen Spiele, liebte die Einsamkeit und unterhielt sich da mit Beten und Singen heiliger Psalmen, die er, da er nicht lesen konnte und keinen Lehrmeister hatte, nur auf Eingebung des Heiligen Geistes gelernt haben konnte, weshalb ihn auch seine Mutter nur das Gnadenkind nannte. In seinem zwölften Jahr hatte er schon mit männlicher Entschlossenheit über seine künftige Standeswahl entschieden und er verließ das väterliche Haus und begab sich in ein Kloster in Konstantinopel, in dem ein heiliger Abt lebte, der die künftige Größe des heilsbegierigen Jungen mit prophetischem Geist erkannte und ihn unter seine Jünger mit väterlicher Liebe aufnahm. Mit unendlicher Sehnsucht nach höherer Vollkommenheit widmete sich Antonius dem Gebet, der Lesung der eiligen Schriften und den Betrachtungen himmlischer Wahrheiten und überzeugte sich zuletzt, dass nicht das abgetötete Leben in der Einsamkeit jene Vollkommenheit sei, die Jesus fordert, sondern dass sie in einer tätigen Liebe gegenüber Gott und den Menschen besteht und dass in dieser Liebe der Grund aller Tugenden zu suchen sei. Von dieser Zeit an weihte er sich dem Dienst der bedrängten Menschheit; er besuchte täglich die Krankenhäuser und sprach den Leidenden Trost zu, indem er ihnen den unvergänglichen Lohn eines künftigen Lebens zeigte; er sammelte Almosen in den Häusern der Reichen und erquickte damit die Armen und Hungrigen; er suchte in allen Winkeln die verlassenen Witwen und Waisen auf und trocknete ihre Tränen des Jammers und Elends. Seine Barmherzigkeit beschränkte sich aber nicht bloß auf seine Vaterstadt allein, sondern verbreitete sich auch auf die anderen Provinzen. Er sendete den armen Einsiedlern in der Wüste reichliche Geschenke, er unterstützte die Scythen und Thracier bei einer Hungersnot mit Getreide und kaufte unzählige Gefangene los. Der Ruhm seiner Heiligkeit und tätigen Liebe wurde nun so groß, dass ihn die Bischöfe und Priester zu ihrem Patriarchen erwählten. Diese Wahl bestätigte Kaiser Leo VI. mit größter Freude.
Antonius änderte in dieser Würde seine bisherige Lebensweise nicht im geringsten; im Gegenteil wurde er noch demütiger gegenüber anderen und strenger gegen sich selbst. Er genoss als Patriarch keine andere Nahrung, als Brot in Öl getaucht und Wasser und alle seine großen Einkünfte flossen in die Hände der Armen. „Während seiner Regierung“, sagt ein alter Geschichtsschreiber, „herrschte allenthalben Friede, Ruhe und Eintracht; denn er wusste durch seine Beredsamkeit alle Menschen zu versöhnen. Damals klagte kein Armer über Not, weinte kein Waise, schluchzte keine Witwe, denn der Heilige war allen Vater, Helfer und Tröster.“ Ein hitziges Fieber beendete schnell sein tatenvolles Leben am 12. Februar im Jahr 895 und als die Glocken der Kaiserstadt seinen Tod verkündeten, ertönte in Konstantinopel ein allgemeines Jammern und Wehklagen.
Liebe Grüße, Blasius