"BETEN über den Glauben hinaus, gegen den Glauben,
gegen den Unglauben, gegen sich selbst; einen jeden Tag den
verstohlenen Gang des schlechten Gewissens zur Kirche -
wider sich selbst und wider eigenes Wissen -; solange dieses
Muß empfunden wird, ist Gnade da; es gibt einen Unglauben,
der in Gnadenordnung steht. Es ist der Eingang in Jesu Christi
kosmische und geschichtliche Verlassenheit, vielleicht sogar
ein Anteil an ihr; der Ort vor dem Unüberwindlichen in der un-
überwindlichen Nacht. Ist diese Erfahrung aus der Verzweiflung
an Kosmos und Geschichte, die Verzweiflung vor dem Kreuz,
das Christentum heute? Ich habe nur Fragen, eine Ahnung des
Leidens, des herrscherlichen, das alle Dimensionen übersteigt.
Und dieses Muß, dieses Dunkle, ohne Furcht vor dem Tod, eine
Art `'kleine Passion', könnte noch eine Verheißung sein."
(Reinhold Schneider)