Die Klage des Propheten über sein Volk
1 Weh mir! Es geht mir wie nach der Obsternte, wie bei der Nachlese im Weinberg:
Keine Traube ist mehr da zum Essen, keine von den Frühfeigen, die mein Herz begehrt.
2 Verschwunden sind die Treuen im Land, kein Redlicher ist mehr unter den Menschen.
Alle lauern auf Blut, einer macht Jagd auf den andern.
3 Sie trachten nach bösem Gewinn und lassen sich's gut gehen:
Die hohen Beamten fordern Geschenke, die Richter sind für Geld zu haben und die Großen entscheiden nach ihrer Habgier - so verdrehen sie das Recht.
4 Noch der Beste unter ihnen ist wie eine Distel, der Redlichste ist schlimmer als Dornengestrüpp. Doch der Tag deiner Bestrafung kommt; dann werden alle bestürzt sein.
5 Traut eurem Nachbarn nicht, verlasst euch nicht auf den Freund!
Hüte deinen Mund vor der Frau in deinen Armen!
6 Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter stellt sich gegen die Mutter, die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter; jeder hat die eigenen Hausgenossen zum Feind.
7 Ich aber schaue aus nach dem Herrn, ich warte voll Vertrauen auf Gott, meinen Retter.
Mein Gott wird mich erhören.
Micha 7,6