8. Mai - Erscheinung
des Hl. Erzengels Michael
Am 8. Mai des Jahres 495 erschien der Erzengel Michael auf dem Monte Gargano in Süditalien. Er ordnete an, dort eine Kirche unter seinem Patronat zu errrichten. An diesem Orte ereigneten sich danach so zahlreiche Wunder, daß die Verehrung des Erzengels Michael aufblühte.
Der bekannte Wallfahrtsort Mont-Saint-Michel auf einem Felsen an der Atlantikküste, der bei Flut ganz vom Wasser umgeben ist, wurde im 8. Jahrhundert auf Grund einer Vision errichtet und ist der Kirche vom Monte Gargano nachgebildet.
Die ersten etwa vierzig Normannen, die von den süditalienischen Langobarden als Söldner angeworben wurden, kamen 1016 als Pilger zum Michaels-Heiligtum des Monte Gargano. Immer mehr Normannen ließen sich danach in den langobardischen Herzogtümern des Südens für den Kampf gegen die benachbarten byzantinischen Besitzungen anwerben. 1030 wurde einer ihrer Führer namens Rainulf zum Grafen von Aversa ernannt. 1041 schlugen die Normannen ein byzantinisches Heer in der Schlacht am Monte Maggiore. 1053 besiegten sie das zahlenmäßig weit überlegene, päpstliche Heer bei Civitate. Nach dem Bruch des byzantinischen Reiches mit der katholischen Kirche im darauf folgenden Jahr (s. 23.2.) belehnte Papst Papst Nikolaus II. (1059 - 1061) im Jahre 1059 den normannischen Grafen Robert Guiskard (1059 - 1085) mit dem von diesem bereits 1053 weitgehend eroberten Apulien und Kalabrien sowie mit Sizilien.
Apulien und Kalabrien gehörten teilweise noch zu Byzanz, Sizilien war von Sarazenen besetzt (s. 20.2.). 1071 fiel Bari an die Normannen. Damit endete nach etwa fünfhundert Jahren die byzantinische Herrschaft in Italien (vgl. 12.3., 20.6.). Bis 1075 besetzten die Normannen auch die langobardischen Herzogtümer Süditaliens. 1061 bis 1091 eroberten Robert Guiskard und sein jüngerer Bruder Roger I. (1085 - 1101) Sizilien. So entstand das süditalienische Königreich Sizilien mit der Hauptstadt Neapel (vgl. 9.1.).
Die Erscheinung des hl. Erzengels Michael am Monte Gargano geschah unter dem Pontifikat des heiligen Papstes Gelasius (492 - 496); dieser war der Nachfolger St. Felix II. (483 - 492). In bedrängter Zeit war Gelasius Papst. Im Osten des römischen Reiches schien die monophysitische Irrlehre zu triumphieren, im Westen herrschten germanische Arianer (vgl. 2.5.) über die katholische Bevölkerung: In Italien die Ostgoten, in Südgallien und Spanien die Westgoten und in Nordafrika die Vandalen.
Gelasius, der wohl aus Nordafrika stammte, war ein theologisch hochgebildeter Papst, der in dieser Hinsicht selbst den gelehrten Leo I. (11.4.) übertroffen haben soll. Er ist der Begründer der Zwei-Schwerter-Lehre, die sich auf die Herrschaft von weltlicher und kirchlicher Obrigkeit bezieht. Gelasius’ Pontifikat war bedeutend, auch wenn es nur vier Jahre lang währte.
Das Fest der Erscheinung des hl. Erzengels Michael zur Zeit des heiligen Papstes Gelasius wurde bis 1960 begangen. Unter dem seligen Papst Johannes XXIII. (1958 - 1963) wurde es aus dem Festkalender gestrichen.
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