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"Euer Geheimnis liegt auf dem Tisch des Herrn: ihr empfangt euer Geheimnis"
#1
von blasius (gelöscht)
"Euer Geheimnis liegt auf dem Tisch des Herrn: ihr empfangt euer Geheimnis"
in Zitate von Heiligen 30.05.2013 22:37von blasius (gelöscht)
Zum Verständnis
Konziser noch als im Sermo 227 legt der Bischof von Hippo in dieser Predigt die Grundthese seiner Eucharistielehre dar. Sie hat ebenfalls die schon erwähnten 4 Kernpunkte seiner Lehre über die Kirche als Leib Christi, über den Hl. Geist als Seele der Kirche, über die Eucharistie als Leib Christi, der auch die Kirche meint, und über den Zeichencharakter der Sakramente zur Voraussetzung. Speziell der zuletzt genannte 4. Punkt steht in dieser Predigt im Zentrum der theologischen Reflexion und im Dienst der eucharistischen Spiritualität. Das Verstehen der Sakramente setzt das Unterscheiden voraus. Etwas anderes ist das Zeichen, etwas anderes das Bezeichnete. Das erste 'andere' wird sinnlich wahrgenommen, das zweite 'andere' will mit Hilfe der Vernunft verstanden werden: "aliud uidetur, aliud intellegitur". Der Glaube kommt im Verstehen zum Ziel. Der Prediger insistiert auf dem intellektuellen Akt beim Empfang des Sakramentes. Daher die Intensität der Belehrung in diesem verhältnismäßig kurzen Sermo. Die analytische Beschreibung von Brot und Wein macht deren Zeichenhaftigkeit vom Bezeichneten her einsichtig. Denn auch dies gehört zum Kern der augustinischen Zeichenlehre: Nicht die Sache wird durch das Zeichen, sondern das Zeichen durch die Sache erkannt. Das Bezeichnete ist der aus Haupt und Gliedern bestehende Leib Christi. Folgerichtig formuliert der Bischof - für uns ungewohnt und darum ungemein kühn klingend: "Euer Geheimnis liegt auf dem Tisch des Herrn: ihr empfangt euer Geheimnis". Und einige Sätze weiter: "Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!"
Wohl in der völlig anderen Sicht der Eucharistie, die im Mittelalter durch die sogenannte Transsubstantiationslehre in der Kirche exklusiv zum Zuge kam und heimisch wurde, mag der Grund zu suchen und zu finden sein, weshalb jene des Bischofs von Hippo sowohl in der Theologie wie auch in der christlichen Spiritualität in die Vergessenheit geriet. Sie wieder zu verlebendigen und ins Bewußtsein der die Eucharistie Feiernden zu verankern, dies bedeutete zweifelsohne eine Vertiefung der eucharistischen Frömmigkeit.
Aus:
http://www.augustinus.de/bwo/dcms/sites/...n/sermo272.html
Konziser noch als im Sermo 227 legt der Bischof von Hippo in dieser Predigt die Grundthese seiner Eucharistielehre dar. Sie hat ebenfalls die schon erwähnten 4 Kernpunkte seiner Lehre über die Kirche als Leib Christi, über den Hl. Geist als Seele der Kirche, über die Eucharistie als Leib Christi, der auch die Kirche meint, und über den Zeichencharakter der Sakramente zur Voraussetzung. Speziell der zuletzt genannte 4. Punkt steht in dieser Predigt im Zentrum der theologischen Reflexion und im Dienst der eucharistischen Spiritualität. Das Verstehen der Sakramente setzt das Unterscheiden voraus. Etwas anderes ist das Zeichen, etwas anderes das Bezeichnete. Das erste 'andere' wird sinnlich wahrgenommen, das zweite 'andere' will mit Hilfe der Vernunft verstanden werden: "aliud uidetur, aliud intellegitur". Der Glaube kommt im Verstehen zum Ziel. Der Prediger insistiert auf dem intellektuellen Akt beim Empfang des Sakramentes. Daher die Intensität der Belehrung in diesem verhältnismäßig kurzen Sermo. Die analytische Beschreibung von Brot und Wein macht deren Zeichenhaftigkeit vom Bezeichneten her einsichtig. Denn auch dies gehört zum Kern der augustinischen Zeichenlehre: Nicht die Sache wird durch das Zeichen, sondern das Zeichen durch die Sache erkannt. Das Bezeichnete ist der aus Haupt und Gliedern bestehende Leib Christi. Folgerichtig formuliert der Bischof - für uns ungewohnt und darum ungemein kühn klingend: "Euer Geheimnis liegt auf dem Tisch des Herrn: ihr empfangt euer Geheimnis". Und einige Sätze weiter: "Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!"
Wohl in der völlig anderen Sicht der Eucharistie, die im Mittelalter durch die sogenannte Transsubstantiationslehre in der Kirche exklusiv zum Zuge kam und heimisch wurde, mag der Grund zu suchen und zu finden sein, weshalb jene des Bischofs von Hippo sowohl in der Theologie wie auch in der christlichen Spiritualität in die Vergessenheit geriet. Sie wieder zu verlebendigen und ins Bewußtsein der die Eucharistie Feiernden zu verankern, dies bedeutete zweifelsohne eine Vertiefung der eucharistischen Frömmigkeit.
Aus:
http://www.augustinus.de/bwo/dcms/sites/...n/sermo272.html
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#2
von blasius (gelöscht)
RE: "Euer Geheimnis liegt auf dem Tisch des Herrn: ihr empfangt euer Geheimnis"
in Zitate von Heiligen 30.05.2013 22:44von blasius (gelöscht)
Der Sermo 272, eine weitere Predigt für die Neugetauften über die Eucharistie an einem Ostermorgen
Hoc quod uidetis in altari dei, etiam transacta nocte uidistis: sed quid esset, quid sibi uellet, quam magnae rei sacramentum contineret, nondum audistis.
Das, was ihr auf dem Altar Gottes seht, habt ihr auch in der vergangenen Nacht gesehen. Aber, was es ist, was es damit auf sich hat, welch großes Geheimnis es enthält, habt ihr noch nicht gehört.
quod ergo uidetis, panis est et calix; quod uobis etiam oculi uestri renuntiant: quod autem fides uestra postulat instruenda, panis est corpus Christi, calix sanguis Christi.
Was ihr also seht, ist das Brot und der Kelch; das sagen euch auch eure Augen. Worüber aber euer Glaube belehrt werden will: Das Brot ist der Leib Christi, der Kelch das Blut Christi.
breuiter quidem hoc dictum est, quod fidei forte sufficiat: sed fides instructionem desiderat. dicit enim propheta: "nisi credideritis, non intelligetis". (Is 7,9). potestis enim modo dicere mihi: praecepisti ut credamus, expone ut intelligamus.
Das ist schnell gesagt, und zum Glauben genügt es vielleicht. Aber der Glaube verlangt nach Belehrung. Sagt doch der Prophet: "Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht verstehen" (Jes 7,9). Ihr könnt also ruhig sagen: Du hast befohlen, daß wir glauben; nun erkläre, damit wir verstehen.
potest enim in animo cuiusquam cogitatio talis suboriri: dominus noster Iesus Christus, nouimus unde acceperit carnem; de uirgine Maria. infans lactatus est, nutritus est, creuit, ad iuuenilem aetatem perductus est, a Iudaeis persecutionem passus est, ligno suspensus est, in ligno interfectus est, de ligno depositus est, sepultus est, tertia die resurrexit, quo die uoluit, in caelum ascendit; illuc leuauit corpus suum; inde est uenturus ut iudicet uiuos et mortuos; ibi est modo sedens ad dexteram patris: quomodo est panis corpus eius? et calix, uel quod habet calix, quomodo est sanguis eius?
Manch einer kann auf folgenden Gedanken kommen: Wir wissen, woher unser Herr Jesus Christus Fleisch annahm: aus der Jungfrau Maria. Als Kind wurde er gesäugt und genährt. Er wuchs heran, wurde ein junger Mann; er erlitt von den Juden Verfolgung, wurde gekreuzigt und starb am Kreuz. Man hat ihn vom Kreuz abgenommen und begraben. Am dritten Tag, dem Tag, an dem er wollte, erstand er von den Toten und fuhr zum Himmel auf. Dorthin erhob er seinen Leib; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Dort sitzt er jetzt zur Rechten des Vaters. Wieso ist das Brot sein Leib? Und der Kelch oder was in dem Kelch ist, wieso ist das sein Blut?
ista, fratres, ideo dicuntur sacramenta, quia in eis aliud uidetur, aliud intelligitur. quod uidetur, speciem habet corporalem, quod intelligitur, fructum habet spiritualem.
Diese Dinge (Brot und Wein), Brüder, heißen deshalb Sakramente, weil man an ihnen etwas anderes sieht, etwas anderes dagegen erkennt. Was man sieht, hat eine leibliche Gestalt, was man erkennt, hat einen geistigen Gehalt.
corpus ergo Christi si uis intelligere, apostolum audi dicentem fidelibus, "uos autem estis corpus Christi, et membra" (1 Cor 12,27). si ergo uos estis corpus Christi et membra, mysterium uestrum in mensa dominica positum est: mysterium uestrum accipitis.
Wenn du also den Leib Christi verstehen willst, höre den Apostel, der den Gläubigen sagt: "Ihr aber seid der Leib Christi und seine Glieder" (1 Kor 12,27). Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr.
Aus:
http://www.augustinus.de/bwo/dcms/sites/...n/sermo272.html
Hoc quod uidetis in altari dei, etiam transacta nocte uidistis: sed quid esset, quid sibi uellet, quam magnae rei sacramentum contineret, nondum audistis.
Das, was ihr auf dem Altar Gottes seht, habt ihr auch in der vergangenen Nacht gesehen. Aber, was es ist, was es damit auf sich hat, welch großes Geheimnis es enthält, habt ihr noch nicht gehört.
quod ergo uidetis, panis est et calix; quod uobis etiam oculi uestri renuntiant: quod autem fides uestra postulat instruenda, panis est corpus Christi, calix sanguis Christi.
Was ihr also seht, ist das Brot und der Kelch; das sagen euch auch eure Augen. Worüber aber euer Glaube belehrt werden will: Das Brot ist der Leib Christi, der Kelch das Blut Christi.
breuiter quidem hoc dictum est, quod fidei forte sufficiat: sed fides instructionem desiderat. dicit enim propheta: "nisi credideritis, non intelligetis". (Is 7,9). potestis enim modo dicere mihi: praecepisti ut credamus, expone ut intelligamus.
Das ist schnell gesagt, und zum Glauben genügt es vielleicht. Aber der Glaube verlangt nach Belehrung. Sagt doch der Prophet: "Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht verstehen" (Jes 7,9). Ihr könnt also ruhig sagen: Du hast befohlen, daß wir glauben; nun erkläre, damit wir verstehen.
potest enim in animo cuiusquam cogitatio talis suboriri: dominus noster Iesus Christus, nouimus unde acceperit carnem; de uirgine Maria. infans lactatus est, nutritus est, creuit, ad iuuenilem aetatem perductus est, a Iudaeis persecutionem passus est, ligno suspensus est, in ligno interfectus est, de ligno depositus est, sepultus est, tertia die resurrexit, quo die uoluit, in caelum ascendit; illuc leuauit corpus suum; inde est uenturus ut iudicet uiuos et mortuos; ibi est modo sedens ad dexteram patris: quomodo est panis corpus eius? et calix, uel quod habet calix, quomodo est sanguis eius?
Manch einer kann auf folgenden Gedanken kommen: Wir wissen, woher unser Herr Jesus Christus Fleisch annahm: aus der Jungfrau Maria. Als Kind wurde er gesäugt und genährt. Er wuchs heran, wurde ein junger Mann; er erlitt von den Juden Verfolgung, wurde gekreuzigt und starb am Kreuz. Man hat ihn vom Kreuz abgenommen und begraben. Am dritten Tag, dem Tag, an dem er wollte, erstand er von den Toten und fuhr zum Himmel auf. Dorthin erhob er seinen Leib; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Dort sitzt er jetzt zur Rechten des Vaters. Wieso ist das Brot sein Leib? Und der Kelch oder was in dem Kelch ist, wieso ist das sein Blut?
ista, fratres, ideo dicuntur sacramenta, quia in eis aliud uidetur, aliud intelligitur. quod uidetur, speciem habet corporalem, quod intelligitur, fructum habet spiritualem.
Diese Dinge (Brot und Wein), Brüder, heißen deshalb Sakramente, weil man an ihnen etwas anderes sieht, etwas anderes dagegen erkennt. Was man sieht, hat eine leibliche Gestalt, was man erkennt, hat einen geistigen Gehalt.
corpus ergo Christi si uis intelligere, apostolum audi dicentem fidelibus, "uos autem estis corpus Christi, et membra" (1 Cor 12,27). si ergo uos estis corpus Christi et membra, mysterium uestrum in mensa dominica positum est: mysterium uestrum accipitis.
Wenn du also den Leib Christi verstehen willst, höre den Apostel, der den Gläubigen sagt: "Ihr aber seid der Leib Christi und seine Glieder" (1 Kor 12,27). Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr.
Aus:
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