Ich möchte zu diesem Thema auch noch einen Leserbrief aus der heutigen Österr. Kleinen Zeitung einstellen, der mich sehr berührt hat.
Er bezieht sich auf einen Artikel des stellvertretenden Chefredakteurs Thomas Götz derselben Zeitung v. 23. 10. Der letzte Absatz dieses Artikels lautet: Die Berufung auf Gott im Wahlkampf ist neu im Nachkriegsösterreich. Die Eidesformel zu plakatieren ist ein Missbrauch der Religion, ein billiges und etwas peinliches Mittel, sich religiösen Wählerschichten anzudienen.
Dazu antwortet heute Prof. Mag. Heidelind K. aus Klagenfurt:
Nicht peinlich
Ich bin konfessionslos, ich bin alt, ich habe keine Kinder. "Offen gesagt" von Thomas Götz könnte mir egal sein, wenn ich nicht im christlich geprägten Kulturkreis leben würde und mich dem auch voll zugehörig fühle.
Zeit meines Lebens habe ich Menschen beneidet, die wirklich glauben können.
"So wahr mir Gott helfe" ist für mich die persönliche Bitte eines Menschen, die auszusprechen immer erlaubt sein muss - es ist kein "plakatierter Gott". Es ist auch keine Berufung auf Gott, wie es Thomas Götz im letzten Absatz behauptet. Und nur weil diese Bitte noch nie in einem Wahlkampf gesagt wurde, ist es nicht peinlich, in einem so langen Wahlkampf auch Gefühle zu zeigen, denn nicht nur für uns, sondern auch für beide Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten ist so ein langer Wahlkampf sicherlich eine Belastung.
Peinlich hingegen ist der letzte Absatz als Ganzes, weil er unterschwellig einem Menschen vorschreiben will, was er öffentlich sagen darf und was nicht.